Gitarre
Wie dein Gitarrensound so richtig Heavy wird

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Gitarre: Wie dein Gitarrensound so richtig Heavy wird

Ja, was dann? Dabei liegt es auf der Hand. Der eine Faktor, der so wichtig in jeder Aufnahme ist (unabhängig des Instruments, das Du aufnimmst) ist die Performance der Musiker. Wenn der Sänger lustlos singt, dann kann das kein Auto-Tune Effekt der Welt verschleiern. Und genau so ist es auch mit der Gitarre.

Die Wahrnehmung der Härte wird von der Musik selbst und deren Performance beeinflusst. So kommt es auch, dass manch Song als überaus hart empfunden wird, obwohl die Einzelsounds für sich genommen sehr normal klingen. Eines der vielleicht eindruckvollsten Beispiele hierfür ist die Musik von Black Sabbath, deren Riffs von Tony Iommi sehr hart gespielt werden.

Der Schlüssel ist, dass hartklingende Aufnahmen meistens wesentlich sauberer und definierter aufgenommen wurden als man so denken mag. Das muss nicht unbedingt für alle Musikrichtungen gelten, denn beispielsweise im Black Metal sind die Gitarren ein einziger verzerrter Brei. Bei den anderen kommt die Härte durch die sauberen Anschläge, den Punch und die relativ brilliant klingenden Gitarren.

 

Teste es selbst aus!

Wenn Du Musik von Bands wie Slayer, Sepultura oder System of a Down hörst, kannst Du das ziemlich gut hören. Aber Du kannst auch einfach mal selbst den Unterschied bei dir zuhause testen. Du brauchst hierzu einen Amp mit zwei Kanälen oder eine Stomp-Box zur Verzerrung.

Den einen Kanal stellst Du so ein, dass er maximal verzerrt ist, der andere darf clean bleiben. Wichtig ist, dass beide Kanäle exakt gleich laut sind. Das wird benötigt, damit wir den Vergleich auf einer sinnvollen Basis ziehen. Wenn Du jetzt deine Gitarre spielst und zwischen beiden Kanälen hin- und herschaltest, wirst Du schnell feststellen, dass der unverzerrte Klang deutlich hervorsticht.

Im Vergleich dürfte der unverzerrte Kanal sogar geradezu aus dem Amp herausspringen wollen. Oder, um es anders zu formulieren: Der verzerrte Klang kommt weniger definiert und mit weniger Punch. Der Grund ist, dass verzerrte Gitarren mit sehr vielen Obertönen ausgestattet sind und aufgrund der Verzerrung extrem komprimiert werden.


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Nicht nur, dass die Dynamik sehr eingeschränkt wird, die Transienten werden teils glattgebügelt und dadurch verliert die Gitarre an Definition. Die Anschlagsgeräusche verlieren ebenfalls viele Details und ihre Klarheit. Ein befreundeter Gitarrist schwört übrigens auf seinen teuren Gitarrenverstärker, der mit Röhren ausgestattet mehr Verzerrung vertragen kann, ohne gleich die Definition zu verlieren.

Aber auch bei diesen teuren Boutique-Gitarrenverstärkern gilt, dass zu viel Verzerrung die Gitarren wie eine undefinierte Masse daherkommen lässt. Das macht sich dann später beim Abmischen des Songs bemerkbar. Denn hier können sich saubere Gitarren wesentlich besser durchsetzen. Und das gilt beim Layering von Gitarren umso mehr. Es ist sogar so, dass Mixe mit extrem verzerrten Gitarren klein klingen können und das insbesondere wenn Du eine Menge Gitarrenspuren übereinander mit Layering legst.

Das könnte auch interessant sein: Gitarre zünfig anzerren – das Overdrive Pedal»

Und wenn ich auf High-Gain nicht verzichten möchte?

Auf der anderen Seite kommen Bands, die sehr perkussiv spielen und dazu das so genannte Palm Muting verwenden, durchaus auch mit extrem verzerrten Gitarren durch. Das liegt daran, dass die Technik des Palm Muting für mehr Platz im Mix sorgt und für klare Strukturen in Sachen Rhythmus sorgt.

Mit einer Menge Verzerrung kannst Du auch gut durchkommen, wenn die Gitarre nicht die tragende Rolle im Mix spielen soll. In diesem Fall können dann die Drums die Rhythmik bestimmen und die für den Mix so notwendige Definition und den Punch bringen.

Bleiben wir noch ein bisschen beim Thema Punch. Einen ganz ähnlichen Effekt auf die Definition der Gitarre haben auch der Raumanteil deiner Aufnahme oder das Reverb, das Du beim Abmischen hinzugibst. Kein Wunder, dass moderne CDs aus dem Bereich so gerne ganz trockene Rhythmusgitarren verwenden. Andererseits kann ein Raumanteil dazu verhelfen, die Aufnahme lebendiger wirken zu lassen. Für den harten Gitarrenklang ist der Raumanteil aber leider kontraproduktiv.

Für heute soll es das von mir gewesen sein. Morgen wird es in einem weiteren Artikel zum Thema Heavy Metal Gitarrensound noch einige handfeste Tipps von mir geben, die Du direkt bei deinen Aufnahmen anwenden kannst.

Im Übrigen hatte Carlos in dem Artikel “Wie viel Verzerrung verträgt eine Gitarre?” das Thema bereits angeschnitten, was zu einer extensiven Diskussion geführt hat. Unbedingt auch mal lesen und ich freue mich auf deinen Kommentar!

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Lesermeinungen (4)

zu 'Gitarre: Wie dein Gitarrensound so richtig Heavy wird'

  • Czebo   17. Jun 2010   19:43 UhrAntworten

    Nochmal nen Tipp an alle Gitarristen - der Verzerrer ist dann stark genug, wenn man mit dem Volume Poti an der Gitarre bei vollem Volume einen Zerrsound hinbekommt, aber bei leichtem gezupfe und herabgedrehtem Volume Poti es mit dem selben Kanal noch schafft einen brillianten Clean hinzubekommen!

    Den meisten Gitarristen wird der Sound so viel zu laff sein und eher wie ein nett gemeinter Overdrive vorkommen - fürs Recording ist er so aber optimal! DIe Gitarre einfach nur kräftig und präzise spielen - das ganze nochmal doppeln und man hat den Killer Sound!

    MfG, Czebo

    • Sevenduster   04. Feb 2013   21:37 UhrAntworten

      Vollkommen korrekt. Komme gerade von nem Tremonti Konzert in Hamburg und habe seit langem seinen Sound studiert: So macht er es auch und: Sogar live fliegt dir da das Blech weg obwohl er tatsächlich noch offene Akkorde spielen kann: unglaublich! Und ermöglicht unendlich neue Möglichkeiten!! (Ok, ein Bogner und ne Mesa Box waren auch noch im Spiel :-) )

  • Manuel   18. Jun 2010   11:03 UhrAntworten

    Guter Artikel. Bin gespannt auf die weiteren handfesten Tipps!

  • Ramon Smith   18. Jun 2010   11:40 UhrAntworten

    harte, dicke saiten + harte plektren und hartes, präzises spiel. ganz wichtig!
    vor allem für alle runterstimmer. labbrige saiten, die keinen ton halten klingen nicht.
    ich freu mich auf den nächsten artikel!

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