Gesang bearbeiten
Die besten Tipps für natürliche Vocals

Gesang bearbeiten

Tricks, die einfach funktionieren: Gesang bearbeiten und die Natürlichkeit der Stimme wahren

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Die Tricks beim Gesang bearbeiten

Genau wie erwähnten Artikel geht es auch hier darum, bei der Bearbeitung von Gesang und Rap-Vocals den natürlichen Klang der Worte und Stimme zu bewahren. Bei keinem anderen »Instrument« fallen uns Abweichungen von der Norm so sehr auf wie bei den Vocals – so sehr sind wir darauf getrimmt, menschliche Stimmen zu hören und in einen Kontext zu setzen.

Also gut, deine Aufnahme ist im Kasten und nun willst Du die Stimme von Sängerin oder Sänger X so gut wie möglich in deinen Mix integrieren. Bevor Du jedoch irgendwelche Effekte zur Hand nimmst (z.B. beim Vocals bearbeiten per EQ & Co.), solltest Du zunächst die aus deiner Gesangsaufnahme entstandenen Audioclips unter die Lupe nehmen und editieren. Steigen wir ein …

Atemgeräusche entfernen beim Vocal Editing

Fangen wir mit dem Atem an. Wenn es um die Atemgeräusche zwischen den musikalischen Phrasen geht, teilen sich die Meinungen unter (semi-)professionellen Produzenten. Die einen bestehen auf einen zu 100% natürlichen Klang und belassen das Atmen (größtenteils) in der Gesangsaufnahme. Die anderen halten es genau umgekehrt und entfernen die Atemgeräusche lieber gleich komplett.

Was richtig oder falsch ist, musst Du für dich und deinen Song oder dein Musikgenre selbst herausfinden. Einerseits kann eine Aufnahme, die gar keine Atemgeräusche hat, unnatürlich sauber und geradezu klinisch klingen. Andererseits können die Atmer beim späteren Komprimieren von Gesang extrem laut (und störend) wirken.

Tipp: Lass das Atmen am Anfang einer Strophe, eines Chorus’ oder einer Bridge einfach stehen. Sie läuten gewissermaßen den jeweiligen Part ein – auf natürliche Art und Weise. Lediglich durch das Entfernen der restlichen Atemgeräusche im jeweiligen Part »bereinigst« Du die Gesangsaufnahme. Ein guter Kompromiss in meinen Ohren.

Konsonanten erhalten bei der Bearbeitung von Vocals

Der große Vorteil beim manuellen Bearbeiten auf der Eben des Audioevents (des Clips): Du kannst sehr detailliert zu Werke gehen. Gerade wenn es um Konsonanten am Ende eines Wortes geht, verschluckt ein unsauber eingestelltes Noise Gate diese und führt damit zu einer schlechteren Verständlichkeit des betreffenden Worts. Beim manuellen Bearbeiten kannst Du hingegen sehr gezielt die Spreu vom Weizen trennen.

Zum Beispiel in diesem Fall:

Gesang bearbeiten - Konsonanten erhalten

Wer Gesang bearbeiten will, muss beispielsweise die »verschleppten« Mitlaute aufspüren und nicht blindlings wegschneiden.

Hier kannst Du das Ende eines Wortes sehen, das mit einem deutlich ausgesprochenen »T« endet. Direkt danach befindet sich ein Störgeräusch, das sich fast wie ein Klick anhört und wahrscheinlich vom Kopfhörer oder einem Kleidungsstück kommt. DAS kannst Du entfernen, wohingegen das »T« bewahrt werden muss.

Bei manueller Bearbeitung können wir das »T« vom Klick trennen, obwohl beide ähnlich laut sind und damit wirklich nur den wichtigen Teil des Vocals behalten. Das Ergebnis meiner Bearbeitung sieht dann folgendermaßen aus:

Gesang bearbeiten - Störgeräusche entfernen

Nach der Bearbeitung ist das »T« noch da, das störende Klicken aber verschwunden

 

Timing verbessern beim Vocals bearbeiten

Manchmal sind Sänger und MCs nicht so richtig »tight« und »auf dem Beat«. An manchen Stellen scheinen sie vor dem Takt zu sein, während sie an anderer Stelle etwas zu spät dran sind. Hier hilft genaues Hinhören, um die Problemzonen zu identifizieren. Danach geht es an das Korrigieren des Timings – natürlich manuell.

Im besten Fall liegt der Sänger konstant vor oder nach dem Takt und eine Bearbeitung kann dann mit einem einfachen Verschieben des betroffenen Parts erfolgen.

Lausche im Zusammenhang der Spuren!

Ganz wichtig ist das Hören im Kontext, um festzustellen, ob der Groove erhalten bleibt, besser wird oder gar schlechter. Dazu empfehle ich dir nicht nur das kleine Stück anzuhören, das Du gerade verschoben hast, sondern am besten die ganze Strophe – zumindest aber einen größeren Teil, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Wenn Du also das Timing der Vocals bearbeiten willst, kannst Du zunächst mit einem Raster (englisch: »Grid«) von 64stel-Noten anfangen. Wenn das immer noch zu große Schritte sind, kannst Du das Raster einfach deaktivieren.

Tempoänderungen in den Griff bekommen

Manchmal ändert sich das Tempo eines Sängers oder MCs beim Recording. Diese Bearbeitung gestaltet sich etwas schwieriger, aber lange nicht unlösbar. Viele DAWs bieten heutzutage Funktionen wie zum Beispiel »Audio Warp« bei Cubase 9 [Testbericht] – damit kannst Du das Timing von Audioclips flexibel und in der Regel unhörbar bzw. ohne spürbaren Qualitätsverlust ändern.

Natürlich gibt es auch einige Programme (und Plugins), die das Timing einer Gesangsaufnahme (oder einer beliebigen anderen Aufnahme) automatisch anpassen können. Die Ergebnisse liegen hierbei aber im Normalfall hinter den manuellen zurück, weswegen ich weiterhin die Bearbeitung von Hand empfehle.

Vocals bearbeiten - Audio Warp & Co.

Das Timing von Rap oder Gesang Vocals bearbeiten – mit Audio Warp & Co. ist das recht bequem möglich

Mit dem Audio Warp kannst Du die einzelnen Silben verlängern, verkürzen und verschieben, so dass spätes Timing nach vorne und frühes nach hinten korrigiert werden kann.

Manchmal liegen zwei ungenaue Timings so unglücklich nebeneinander, dass die Bearbeitung der Vocals zu einer Überlappung führen müsste. In dieser Situation bietet es sich an, den Audioclip zu zerteilen und mit einer zusätzlichen Verschiebung zu arbeiten.

 

Schlussgedanken zum Thema »Gesang bearbeiten«

Die Möglichkeiten der Bearbeitung in modernen DAWs und Musikprogrammen scheinen schier unendlich – vielleicht weil sie es sind. Gerne lässt man sich vom Perfektionismus verleiten, zu viele Edits zu machen, zu sauber und damit zu steril zu arbeiten. Schneller als Du vielleicht denkst, klingt eine Audiospur dann plötzlich leblos und hat nichts mehr vom Zauber der ursprünglichen Gesangsaufnahme.

Deswegen immer im Hinterkopf behalten: Vom Standpunkt eines Grooves aus ist mathematische Perfektion alles andere als musikalisch.

Jetzt bist Du gefragt!

»Den Gesang bearbeiten – mit Sinn und Verstand« … welche Tricks würdest Du unter diese Überschrift packen? Wie hast Du schon Stimme X bearbeiten können, ohne das Natürlichkeit, Verständlichkeit und stimmiges Timing auf dieser Audiospur leiden?

Wir sind sehr gespannt auf dein Feedback und freuen uns, wenn dir dieser Artikel ein paar Anregungen geliefert oder bereits zu einem bessern Ergebnis verholfen hat. :)

Lesermeinungen (12)

zu 'Gesang bearbeiten: Die besten Tipps für natürliche Vocals'

  • David Martini   09. Okt 2009   14:47 UhrAntworten

    Na das ist ja der hammer hier. :) 1000 Dank Carlos, das du uns von deinem Erfahrungsschatz bereicherst.

  • Creative   09. Okt 2009   14:52 UhrAntworten

    Guter Artikel ;-)

    Mal ne ganz Blöde Frage...gibt auf dieser exellenten Seite eigendlich auch ein forum mit Threads und etc. wo sich die zahlreichen Besucher untereinander austauschen könne?
    Also entweder gibts des nicht oder ich bin Blind....;)
    Wäre auf jedenfall die absolute Krönung der Site ;-)
    Greetingz

  • Martin Burkard   09. Okt 2009   16:51 UhrAntworten

    "Vom Standpunkt eines Grooves aus, ist mathematische Perfektion alles andere als musikalisch."

    Made my day, danke schön.

  • Adrian   09. Okt 2009   21:47 UhrAntworten

    wahrscheinlich eher "unendlich" als "unmöglich" : )

  • Justus M.   10. Okt 2009   11:56 UhrAntworten

    Finde es persönlich schwachsinnig die Parts von Rappern hin und her zu schieben. Entweder sie treffen den Takt und es ist gut so oder sie müssen das eben nochmal einrappen. Allerhöchstens kann durch Latenz der Part ein wenig zu spät liegen. Dann wird natürlich nach vorne geschoben.

    Übrigens gibt es von Waves ein VST-Plugin namens DeBreath. Es erkennt sehr zuverlässig Atmer in Parts und kann diese entweder abdämpfen oder ganz rausnehmen.

  • S. Power   10. Okt 2009   21:29 UhrAntworten

    Es ist ja wieder mal jedem selbst überlassen, welcher Ästhetik man folgt. Was den Artikel betrifft, würde ich sagen, es ist gut, wenn man weiß, wie man's machen kann, aber das A und O im Text ist wahrscheinlich der Hinweis darauf, dass man hören muss - das muss man sowieso immer.
    Ich wollte eigentlich nur mal meinen Senf wie folgt dazu abgeben: Ich finde es schade, dass so viele Vocal-Tracks richtig ordentlich durch den Wolf gedreht werden, ob jetzt Timing, Tuning, Kompression, etc. So als generelle Tendenz würd ich mir manchmal echt wünschen, dass die Leute ein bisschen mehr Mut haben und auch irgendwie zur Natürlichkeit der Stimme stehen. Klingt vielleicht blöd, aber als Konsument will ich doch irgendwie hören (sprichwörtlich!), dass da jemand vor'm Mikro steht und auch, dass derjenige atmet, dass der mal lauter, mal leiser singt, dass man beim EQing/Mixing auch mal eher darauf hören kann, die Charakteristik der Stimme hervorzuheben und sie nicht so dermaßen zu manipulieren. Das kann man natürlich immer leicht sagen, wenn der Sänger oder MC schon mal was von einem Takt gehört hat oder einen Ton trifft.
    Ach so, das wollte ich auch noch sagen: Wenn es schon um die Bearbeitung von Vocals geht, fehlt mir noch ein bisschen das zusammenschneiden von mehreren Takes und wie man das richtig macht. Nur so als Anregung, das könnte ein paar Leuten hier wahrscheinlich ziemlich weiter helfen. Und noch was: Ich finde, das Faden ist ein ziemlich wichtiges Werkzeug bei der Bearbeitung von Stimmen. Das kam noch nicht so ganz raus, fand ich, obwohl's ja erwähnt wurde.
    Ach na ja, ich weiß auch nicht.

    Viel Spaß noch.

  • dreadmaul   11. Okt 2009   18:06 UhrAntworten

    um an meinen vorredner anzuschliessen: mich würde auch interessieren, wie man gut und richtig doppelt.

  • Indoken   03. Aug 2012   11:45 UhrAntworten

    @S.Power
    Also ich gebe dir vollkommen recht!Das schlimmste ist das viele Künstler in Real nicht mal annähernd so klingen wie auf ihren cd´s,und manchmal darf man das auch enttäuschend live feststellen wobei die doch sogar live von tontechnikern unterstützt werden mit allem was live heute auch umsetztbar ist,wundert es mich!
    Ich finde es großartig jemanden singen oder rappen zu hören,bis zur extahse und man darbei merkt wie die stimme arbeitet und die Atemtechnik einen seinem raubt ;)
    Und sooo muss das sein wie ich finde.
    lg Indo

  • Patrick   18. Mrz 2017   15:58 UhrAntworten

    Wie haltet ihr's eigentlich mit Pitch-Shifting, also wenn ein Sänger wirklich mal bei einem Ton um eine Nuance danebengehauen hat. Nutzt ihr von Haus aus ein Plugin wie Melodyne oder putzt ihr das von Hand? =) Also in Samplitude nehme ich gerne den Pitch shifter im Objekteditor bei kleineren gesanglichen Tonproblemen. Damit hab ich schon einiges gerade gebügelt.

  • Mokka   22. Mrz 2017   13:46 UhrAntworten

    Gesangsaufnahmen sind von mir unmissverständlich und strikt definiert:
    Entweder jemand kann singen, hat Timing, Intonation und ein gewisses Gespür für die Arbeit vor einem Mikrofon usw. oder jemand kann absolut gar nicht singen (Trällerpfeife) und sollte es dann auch besser sein lassen !

    Ich habe nämlich keine Lust und Zeit, etliche Puzzlestücke aus verschiedenen Parts zu einem Ganzen zusammenfügen zu sollen, weil der Sänger/in definitiv nicht singen kann und das einzige was er/sie trifft, ist mit der Spucke die Mikrofonkapsel..

    Es ist etwas anderes, wenn ein guter Sänger mal etwas daneben gelegen hat und sich ein kleiner Fehler mit 2 Handgriffen in der Nachbearbeitung unproblematisch schnell beheben lässt, aber wenn jemand etliche Anläufe braucht und es noch immer nicht gebacken bekommt, der wird es nie schaffen und raubt mir nur Zeit und Nerv !

    Bei guten und talentierten Sängern wird man auch relativ wenig nachbearbeiten müssen und da liegt die Qual in der Wahl verborgen, welche der guten Parts man schließlich nimmt. (Indiz für gute Sänger).
    Bei untalentierten Sängern ist es nur noch die Wahl der Qual und dann nimmt das ganze Gefrickel mit zerstückeln, hin und herschieben, exzessiver Nachbearbeitung erst seinen Lauf und das technisch qualitative Ergebnis zwar optimiert werden kann, aber das musikalische Gesamtergebnis bleibt summa summarum das gleiche Schlechte. (Indiz für unbegabte Sänger).

    Ich plädiere immer dazu, wenn ein Part missglückt ist, diesen bitte noch einmal neu aufzunehmen. Ob nun Stimme oder alles andere.
    Von halbherzigen Aussagen wie "das kann man später in der Nachbearbeitung noch ALLES korrigieren" halte ich absolut nichts !
    Warum soll ich mir denn auch mehr Arbeit machen (und das würde es ausnahmslos werden), weil die Stimme vor dem Mikro ihre Arbeit nicht richtig macht, bzw. nicht kann oder auch nie können wird ?
    Ohne mich. Dafür ist mir meine Zeit einfach zu kostbar !

    • Castano   04. Mai 2021   23:28 UhrAntworten

      Das finde ich allerdings auch. Technik sollte unterstützen, jedoch nicht die Arbeit abnehmen, die noch irre viel Zeit in Anspruch nimmt. Um so mehr Technik zum Einsatz kommt, um so größer ist die Gefahr, das die ganze Intention verschwindet. Das was gesagt/ gesungen werden will und entsprechend die gewünschten Emotionen hervorruft soll, wird genommen. Aber wahrscheinlich ist das wiederum von dem abhängig, was man mit den Material anstellen möchte. Für die liebe Oma zum Geburtstag oder professionell sein Unterhalt verdienen.

  • Crazy Ax   02. Okt 2019   14:21 UhrAntworten

    Cooler kurzer Artikel zum Thema ! Finde auch die Endbewertung Cool !

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