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Brachialer Bass, der richtig drückt – So geht’s

Brachialer Bass

Brachialer Bass, der richtig drückt – Bass in der Musikproduktion: Wie er erstellt und bearbeitet wird erfährst Du hier im Tutorial.

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Brachialer Bass, der richtig drückt? Lies in diesem Tutorial wie!

Es scheint, als hätte der Bass in der Musikproduktion einen ganz besonderen Platz. Etwas Mysteriöses, Legendenhaftes an sich, dessen Lösung mit schwarzer Magie zu tun hat. Wie schaffst Du also, dass dein Bass einerseits absolut sauber klingt, andererseits aber so richtig brachial druckvoll klingt? Wie wird der Bass also übermenschlich groß und geradezu monströs einnehmend?

In diesem Artikel erhältst Du einige Tipps, die dir dabei helfen werden, deinen Bass so richtig übergroß zu gestalten.

Beispiel: Prominenter Bass in der Praxis

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1. Nutze Synthesizer für einen fetten Bass

Es muss einfach mal gesagt werden. Viele der fetten Bässe moderner Produktionen (und ja, auch aus dem Bereich Rock und ähnliche) kommen nicht mehr zwingend aus einem E-Bass heraus. Oftmals wird ein Synthesizer zum Layering verwendet oder der E-Bass einfach ganz weggelassen.

Sinus-Wellenformen mit wenigen Obertönen eignen sich bestens für diesen Zweck. Du kannst den Grundton und eine Oktave höher von diesem Synth spielen lassen. Und wenn es doch nach handgemacht klingen soll, dann einfach einen E-Bass drüberspielen und dessen tiefen Frequenzen wegfiltern.

Lies auch: Einfache Bass Lieder

2. Damit der Bass groß wirkt, …

…muss die Kick Drum verhältnismäßig dezent bleiben. Für einen überlebensgroßen Bass und eine ebensogroße Kick Drum ist einfach kein Platz. Etwas verständlicher wird das vielleicht durch dieses Beispiel: Stell dir mal ein großes Glas vor. Wenn Du jetzt ein gleich großes Glas daneben stellst, wirkt es plötzlich nicht mehr so riesig. Stellst Du ein kleineres Glas daneben, wird das große Glas wesentlich größer wirken.

Es geht hierbei um den Kontrast. Und genau das kannst Du auch in deinem Mix berücksichtigen. Wenn Du deine Kick kleiner machst und nur mit einem Kick im Bereich der 100 Hz ausstattest, so kann der Bass mehr Platz im Bereich 50-60 Hz einnehmen. Und wenn Du das geschickt umsetzt, dann “füllt” der Bass die Kick Drum auf.

Mehr Infos dazu: Bass abmischen »

3. Und noch mehr Platz für den Bass im Mix…

Was für die Kick Drum gilt, solltest Du auch bei allen anderen Instrumenten beachten. Diese haben (wenn der Bass überlebensgroß werden soll) im tieffrequenten Mix nichts zu suchen. Du kannst dies erreichen, indem Du einfach einen HighPass-Filter ab beispielweise 80-100 Hz auf alle anderen Spuren legst.

Tipp: FAQ zu allen Filtertypen »

4. Bass noch nicht fett genug?

Manchmal reicht das noch immer nicht, um den fetten Bass-Sound zu zaubern. Insbesondere dann, wenn Du einen fast reinen Sinusbass genommen hast, der aufgrund der fehlenden Obertöne nicht klar genug zu orten ist. In diesem Fall kannst Du die Bassline einfach mit einem E-Bass oder einem anderen Klang mit mehr Obertönen doppeln.

Das Ziel bei dieser Technik ist es, den runden Sinusbass für die “Grösse” herzunehmen, während die anderen Spuren und Instrumente für das menschliche Ohr bestimmt sind. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass diese Art Bässe sich exzellent auch auf kleinen Küchenradios noch durchsetzen kann.

Diese Technik nennt sich Layering und im verlinkten Artikel bzw. dem dazugehörigen Podcast kannst Du mehr darüber erfahren.

5. Starke Kompression für den Bass

Um den Effekt noch weiter zu verstärken, bietet sich eine starke Kompression an. Mit dieser kannst Du den Bass noch präsenter machen. Spätestens beim Mastering des Songs kannst Du einen Multiband-Kompressor hernehmen und noch mehr Brachialität (auf Kosten der Dynamik) aus dem Song herausziehen.

Wenn Du einen Limiter auf eine Subgruppe mit Bass und Kick Drum anwendest, kannst Du auch eine Art von Pumpen erreichen, die ebenfalls zu einem gefühlt fetteren Bass beiträgt. Auf jeden Fall kannst Du hier die beiden Spuren Kick und Bass dazu bringen, noch mehr ineinander zu greifen.

6. Lautstärke beim Abmischen

Mit dem in Punkt 2 erklärten Effekt durch Kontrast kannst Du auch noch weiter arbeiten. Beispielsweise könntest Du beim Abmischen des Songs den Bass und die Kick Drum etwas lauter ansetzen als gewohnt. Dadurch bekommen beide Instrumente mehr Fokus, wodurch sich der Bass weiter gefühlt vergrössert.

Es wäre auch denkbar, die Sektionen des Songs, in denen der Bass nicht spielt, geringfügig leiser abzumischen. Das heisst, dass Du eine Automation in der Summe dafür hernimmst, um die Parts ohne Bass um beispielsweise 0,5 dB zu verringern.

Zusammengenommen führen diese Tipps dazu, dass der Mix beim Einsatz des Basses deutlich lauter wird und der Hörer damit “überrascht” wird.

Und dann…

…wurde der Bass tatsächlich überlebensgroß und alle waren glücklich bis in alle Ewigkeiten. Mit diesen Tipps kannst Du deinen Bass schon deutlich fetter gestalten, aber – bevor Du gleich zum Ausprobieren übergehst – brauchst Du das für deine Musik überhaupt? Nicht jede Musik benötigt diese Techniken und der Bassklang entfernt sich dadurch auch merkbar von einem natürlichen Klang.

Andererseits kann das Ausprobieren ja auch nicht schaden. Aber bitte beklage dich nicht bei mir, wenn deine Nachbarn dich wegen Ruhestörung angehen – es hat einen wirklich heftigen Einfluss auf die Musik :)

Hast Du weitere Tipps oder Erfahrungen? Dann schreib uns doch einen Kommentar und lass alle delamari daran teilhaben!

Lesermeinungen (19)

zu 'Tutorial: Brachialer Bass, der richtig drückt – So geht’s'

  • dreadmaul   24. Okt 2010   20:44 UhrAntworten

    wenn ich an heftige basslines denke, denke ich an noisia. wie kreieren die so eine kranke bassline, die sich auch noch extrem gut abgemischt und eingepasst anhört?

    googlet mal nach noisia ;) is eine holländische drum and bass kombo. sehr guter stuff :D

  • Phunkateer   24. Okt 2010   21:45 UhrAntworten

    Und wenn nun DOCH Bassline UND Kick fett sein sollen, das gute alte side-chain ducking nicht vergessen.

  • Frank   25. Okt 2010   16:33 UhrAntworten

    "so kann der Bass mehr Platz im Bereich 50-60 Hz einnehmen"

    "dass diese Art Bässe sich exzellent auch auf kleinen Küchenradios noch durchsetzen kann."

    Also ich hör hier auf meiner Stereoanlage irgendwelche Sinusbässe im Bereich 50-60 Hz kaum, denke mal das wird bei Küchenradios auch nicht viel anders sein.

    Auch macht das cutten der Kick z.B. keinen Sinn, wenn der Basslauf nicht offbeat ist und sich öfter auch mal die Noten ändern (wenn z.B. Note A gespielt wird und genau auf 100Hz der Kick trifft). Klar kann man das mit Sidechaining wegmachen, aber dann kann man auch gleich den Kick-Cut weglassen.

    • Carlos (delamar)   25. Okt 2010   17:42 UhrAntworten

      Dass der Bass auf einem Küchenradio sich durchsetzt kommt vom Layering und nicht davon, dass Du die Kick Drum wegschneidest.
      Und je besser der Bass auf einem Küchenradio hörbar werden soll, desto mehr Obertöne benötigt er - d.h. Layering mit einem echten E-Bass oder einem Sägezahn o.ä.

      Wenn der Basslauf offbeat ist, dann brauchst Du die Kick nicht cutten, denn die betont ja meistens die Eins. Bei einem 4 to the Floor ist es sogar so, dass ein Offbeat-Bass und die Kick sich gar nicht im Wege stehen.

  • Juan   25. Okt 2010   16:50 UhrAntworten

    Layering mag in der elektronischen Welt gut funktionieren. Da muss man nicht so zwingend auf Natürlichkeit achten. Aber bei dem Beispiel eines E- oder akustischen Basses ziehe ich einen Subharmonic Generator vor, wie z.B. dem LoAir von der Firma mit dem W.
    Dieser generiert aus dem Quellmaterial ein tiefergestimmtes Signal, das meines Erachtens natürlicher klingt, als manche Subharmonic Synthesizer, die letztendlich "nur" einen Sinus druntermischen...

  • Juan   25. Okt 2010   17:31 UhrAntworten

    @Frank

    Das ist doch das, was Carlos meinte:
    "...Sinusbass genommen hast, der aufgrund der fehlenden Obertöne ...einfach mit einem E-Bass oder einem anderen Klang mit mehr Obertönen doppeln."
    Damit füllst Du das Basspektrum noch jenseits der 250 Hz (u. evtl. höher) gut aus. Hier ist nicht von einem Küchenradio die Rede, das mit "bassboost" ausgestattet ist...

    Wie ist das eigentlich mit Sidechaining? Ich denke, dass man da mit einem Multibandkompressor, das SC-funktionalität bietet sicherlich noch eine Dimension weiter kommt...

  • Frank   25. Okt 2010   18:26 UhrAntworten

    Ich versteht mich falsch. Unterhalb von 100 Hz hört man auf einem Küchenradio so gut wie NICHTS.

    Da bringt der reine Sinus natürlich nichts. 1 Oktave oberhalb lässt man sowie nen "MidBass" laufen. Den hört man dann auch auf dem Küchenradio, aber ansonsten setzt sich da "bassmäßig" nichts durch. Man könnte genauso gut den "LowBass" gleich weglassen :)

    • Zunny   23. Dez 2010   19:31 UhrAntworten

      Du hast nicht verstanden worum es geht...

  • Juan   25. Okt 2010   21:32 UhrAntworten

    Richtig. Ab Morgen mischen wir alles für Küchenradios. Frequenzen unter 100 Hz? Wofür? Raubt doch eh nur die meiste Energie. Achja, wenn wir einmal dabei sind, schneiden für den Telefon-Downmix gleich noch die Frequenzen unter etwa 500 und über 2000 Hz großzügig ab...

    Nein Spaß beiseite. Auf großen PA oder Konsumenten-Verstärkern kommt dieser fundamentale Bass doch richtig zum Tragen.
    Daher ging es hier doch nur um die sogenannte "Psycho-Akustik"

  • Johannes   26. Okt 2010   15:20 UhrAntworten

    @ Frank:

    Der Tip mit dem Sinuston war allgemein für gute Anlagen gedacht, die auch nen Sinuston wiedergeben.

    Der Tip mit dem zusätzlichen, obertonreicheren Bass war zum einen auch allgemein, aber speziell auch für Geräte (wie eben Küchenradios) die keine niedrigen Frequenzen wiedergeben zu können so dass man auf denen eben auch die Bassline hören kann...

  • sascha   27. Okt 2010   23:26 UhrAntworten

    Technisch gesehen alles richtig, doch akustisch das ganze Harmonieren zu lassen ist wiede eine andere Geschichte.
    Jeder Bäcker, backt seine Brötchen eben anders.
    Im Drum and Bass z.B. ist das ganze noch viel komplexer, da Kick und Bass die Hauptelemente der Musik sind.
    Hab hier irgendwo was von Noisia gelesen...
    Die Jungs bringen es sogar fertig, aus nem Furz was zu zaubern :-)
    Spass beiseite, auch Noisia layern überwiegend ihre Bässe und trennen ohne Ende die Frequenzen, die gebounct als Wave wieder in nem Sampler landen und nochmals zertrennt werden und nochmal gebounct werden, bis das gewünschte Resultat vorhanden ist.
    Macht aber auch alles einen logischen Sinn was hier erklärt wird. Gib dem oberen Bass Bereich (oder den unteren Mitten) mehr Hochton im Layering, schon klingt er lauter in nem Küchenradio.

  • Wirgefuehl   02. Nov 2010   19:43 UhrAntworten

    Alles in allem eine sehr brauchbare Zusammenfassung von super Tipps für einen besseren Sound hier auf delamar. :-)

    Danke!

    Es ist, was man draus macht...

  • Marius K.   23. Dez 2010   01:44 UhrAntworten

    Zitat von sascha :

    ''...die gebounct als Wave wieder in nem Sampler landen und nochmals zertrennt werden und nochmal gebounct werden....''

    Wi habe ich das zu verstehen ? kann mir das jemand erklären ? Vorallem ; Was bedeutet bouncen ?

    Danke für eine Antwort :)

    MfG

    • Thomas “thommytulpe” Nimmesgern   06. Jun 2011   18:03 UhrAntworten

      Hallo!

      ich nehme an, es heißt, dass die betreffenden Spuren als WAVE-Datei aufgenommen werden; diese WAVE-Dateien wiederum bearbeitet, und das Ergebnis wird wiederum als WAVE-Datei aufgenommen.

  • dub_addicted   09. Jul 2011   00:27 UhrAntworten

    er meinte, die sounds werden als midi aufgenommen, bearbeitet, zu wav konvertiert und über sampler neu eingespielt

  • John Boe   20. Okt 2011   22:22 UhrAntworten

    Hallo Liebes Delamar Team,

    wenn ich einen 4 Band EQ einsetze muss ich alle 4 auf frequenz um die hundert halten oder wenn ich bei band 1+2 einen low shelf benutzt habe auf die hundert frequenz gegangen bin mit Gain auf -18, somit einen Hi-pass filter benutz habe und die tiefen frequenzen abgecuttet habe, kann ich dann bei 3 und 4 in die mittleren und höheren frequenzen gehen oder auch auf hundert halten mit 0 Gain und Q auf Standartgemäß 7 bleiben??

    Kurz gesagt: Will meine Kick dozent halten um nicht zusehr den bass zu belasten!

  • Kristopher R. Andreev   27. Jul 2015   15:13 UhrAntworten

    Die Leute die mit unter diese Kunst beherrschen sind (welche mir ausm Stegreif einfallen):
    - Eestbound
    - Wondagurl
    - Hit-Boy
    - Ekali
    - Jahlil Beats inzwischen auch
    - die Boi-1da-Gruppe aus Kanada (mit Wondagurl)

    Und und und.. ich versuche seit nem halben Jahr an dieses Niveau ranzukommen, nur mit einer HiFi-Anlage ist das Monitoring etwas madig.. von meinen Kopfhörern ganz zu schweigen. Hinsichtlich des "klaren" Sounds ohne Audio-Interface sollte ich auch schweigen xD hätte niemals gedacht das die komplette Flotte an Gerätschaften sich als äußerst notwendig herausstellen.

    Ekali hat mir letztens noch etwas geholfen die Technik etwas zu verbessern, was jedoch mir persönlich noch nicht reicht, weil ich qualitativ immer noch weit entfernt bin.. wobei ich meine Werke schwer objektiv bewerten kann, da ich diese in- und auswendig kenne. :/

    • Kristopher R. Andreev   27. Jul 2015   15:15 UhrAntworten

      desweiteren was ich noch hinzufügen wollte war, das es mir vorkommt, dass der Bass viel zu viel "Kraft" wegnimmt für meine Höhen. Aus physikalischer Sicht logisch, nur ich kann mir nicht vorstellen das andere Produzenten ihren größeren Fokus auf die LowMids haben.. das ist echt schwer begreiflich.

  • oboe   13. Feb 2017   14:15 UhrAntworten

    Chris Jones: No Sanctory oder Long After You're Gone ist genial: ein wahnsinnig gewichtiger Bass, ohne jedoch das Gefühl zu haben, dass die Balance nicht stimmt, auch wenn es schon fast too much ist.

Sag uns deine Meinung!

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