Yamaha Reface CS Testbericht
Kompaktes Klangwunder
Was ist es?
Der Yamaha Reface CS ist ein virtuell-analoger Synthesizer mit 37 Tasten. Der Fokus liegt auf Mobilität. Er ist sehr kompakt (Maße siehe Infokasten) – so passt er locker in einen Rucksack und wiegt nur 2 Kilogramm. Zudem lässt er sich neben dem normalen Betrieb an der Steckdose (Netzteil liegt bei) per Batterie speisen.
Dank achtfacher Polyphonie können acht Stimmen gleichzeitig erklingen. Ansonsten ist das Instrument einfach gehalten: Du findest einen Oszillator mit fünf Wellenformen, ein resonantes Tiefpassfilter, eine Hüllkurve, einen LFO und vier Effekte.
Dieser Synthesizer ist zum Straßenpreis von 399,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel für Musikalien zu haben.
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Yamaha Reface CS Testbericht
Verarbeitung und Haptik
Das Kunststoffgehäuse macht einen guten Eindruck und die Regler haben einen angenehm hohen Widerstand. Das gilt auch für den kleinen Pitch-Bend-Joystick. Die Tasten klappern nur sehr leise vor sich hin.
Die Gummifüße an der Unterseite sorgen für einen außerordentlich rutschfesten Stand auf deinem Tisch und anderen glatten Oberflächen. Dazu trägt auch das Gewicht bei – mit 1,9 kg ist es für den Transport erfreulich gering, aber gerade hoch genug, um den Yamaha Reface CS felsenfest an seiner Position verharren zu lassen.
Mobilität dank Batteriebetrieb
Mit sechs AA-Batterien sollst Du etwa fünf Stunden lang spielen können. In vollen Umfang konnte ich das noch nicht ausreizen, aber ich wäre auch mit vier Stunden vollkommen zufrieden. Im Zusammenspiel mit den kompakten Maßen und dem geringen Gewicht ist für höchste Mobilität gesorgt. Kleiner und leichter bei ähnlichen Möglichkeiten beim Sounddesign geht es nur mit einem Korg Volca, aber diese Serie hat eben keine Tastatur.
Tastatur des Yamaha Reface CS
Das Auffälligste: Die Tasten sind etwa 1,5 cm breit. Klar, bei einem so kompakten Synthesizer, mit dem sich 37 Töne spielen lassen sollen, ist das nicht anders möglich. Zum Einspielen von Akkorden und einfachen Melodien ist das genug. Virtuose Performances sind mit dieser kleinen Klangmaschine vermutlich nicht drin.
Ich bin zwiegespalten – wären zwei Oktaven mit breiteren, zielsicherer zu treffenden Tasten genug gewesen? Die Novation Bass Station 2 ist hier ein schönes Beispiel, wie ich finde. Andererseits ist es schon fein, ein Spektrum von 37 Halbtönen abdecken zu können, ohne zwischendurch umständlich den Oktavwahlschalter zu drücken. Dieser operiert übrigens in einem Umfang von fünf Oktaven – insgesamt stehen dir also die vollen 88 Tasten einer großen Pianotastatur zur Verfügung.
Die Tasten reagieren nicht anschlagsdynamisch. Ergo: Es lassen sich keine leisen Töne spielen, wenn die Tasten nur sacht angeschlagen werden – stets erklingen sie in voller Lautstärke. MIDI-Velocity wird hingegen zumindest in einem gewissen Rahmen in unterschiedliche Lautstärke umgesetzt.
Oszillator – Wellenformen, Textur & Modulation
Für den Oszillator stehen fünf Wellenformen zur Verfügung. Interessant ist vor allem, dass die Sägezähne von vornherein spezialisiert sind:
- Sägezahn 1
- Sägezahn 2 (obertonreicher)
- Sägezahn 3 (fett, Unisono-artig)
- Puls
- Sinus
Spannend wird es spätestens, wenn Du den »Texture«- und/oder den »Mod«-Regler nach oben schiebst. Diese legen je nach Wellenform ganz unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag – von der Modulation der Pulsbreite über das Anfetten durch einen Suboszillator zwölf Halbtöne darunter bis hin zu spacigen, Ringmodulator- und FM-artigen Klängen.
Anstelle den »Mod«-Regler zu verschieben, lässt sich der jeweils dahintersteckende Effekt durch den LFO-Modus »OSC« auch in eine Schwingung versetzen.
Filter
Das Filter liefert, was man von einem subtraktiven Konzept erwartet – einen Low-Cut mit verstellbarer Resonanzspitze. Letztere klingt in hohen Einstellungen schön glockig und beinahe so satt wie bei einem echten analogen Filter. Die Cutoff-Modulation ist per LFO oder ADSR-Hüllkurve möglich.
Mehr gibt es nicht zu berichten – es funktioniert wie gewünscht und klingt prima. Durch die vielen obertonreichen Klänge, die sich dem Oszillator entlocken lassen, ist ein Low-Cut als einziger Filtermodus auch ausreichend.
LFO
Die Modulationsziele des LFO:
- OSC – kontextabhängiger »Mod«-Parameter der Oszillatorwelle
- PITCH – Tonhöhe
- FILTER – Cutoff-Frequenz des Low-Cut-Filters
- AMP – Lautstärke
- OFF – deaktiviert
Da es nur einen LFO gibt, musst Du mit der Exklusivität leben, dass nur einer der vier Parameter moduliert werden kann. Als fortgeschrittener Sounddesigner wünsche ich mir grundsätzlich mehr als einen LFO für einen lebendigen Sound, doch es ist wie so oft beim Yamaha Reface CS: Die Einfachheit ist Trumpf und mehr kann man bei einem so kleinen Instrument nicht verlangen.
Allerdings wäre zumindest die Option einer zweiten LFO-Wellenform schön gewesen, etwa Rechteck für Stakkato-artige, zackige, technoide Modulationen.
Hüllkurve
Die Hüllkurve ist nach klassischer ADSR-Art gestaltet worden. Das ist seit Jahrzehnten bewährt und mehr werde ich auch nie brauchen. Das Interessante dabei: Mit einem Schieberegler bestimmst Du stufenlos, in welchen Anteilen die Hüllkurve auf a) das Filter-Cutoff und/oder b) die Lautstärke wirken soll. Das kenne ich so noch nicht.
Abermals ist den Entwicklern des Yamaha Reface CS mehr als ein Kompromiss gelungen – wunderbar, wie sich dadurch die verschiedensten Klangschattierungen zutage fördern lassen.
Ratgeber: Was ist eine Hüllkurve?
Effekte
Diese Effekte sind an Bord:
- Distortion
- Chorus/Flanger
- Phaser
- Delay
Sie klingen mehr als brauchbar und bieten viel klanglichen Gestaltungsspielraum dank Reglern für Modulationstiefe und-rate. Gerade die endlosen Delays, die an ein Bandecho erinnern, gefallen mir gut. Wer bei den Basics etwas vermisst hat, wird durch die Effekte vielleicht die fehlende Zutat für seinen Sound finden.
Looper
Ein sehr einfach zu bedienender Looper zum Aufnehmen der reinen Notendaten ist an Bord. So lässt sich nachträglich der Sound komplett umgestalten. Währenddessen ertönt ein Clicktrack, also ein rhythmischer Piepton im eingestellten Tempo als Metronom. Prima: Per Overdub kannst Du deine aufgezeichneten Phrasen nachträglich um weitere Töne erweitern. Und beim Abspielen kannst Du natürlich parallel dazu klimpern.
Anschlüsse am Yamaha Reface CS
Audiosignale gelangen über eine Miniklinke (3,5 mm Stereo) hinein, so dass Du zu Playback jammen kannst. Hinaus geht’s via Kopfhörerbuchse (6,3 mm Stereo) und an ein großes Klinkenpaar (2 x 6,3 mm, L/R Mono) für Lautsprecher, Mischpulte, Audio Interfaces & Co. Der Kopfhörerausgang lässt sich nicht separat regeln.
MIDI In & Out realisierst Du über USB (die Installation als MIDI-Gerät erfolgte unter Windows automatisch und flott) oder 5-polige DIN-Buchsen. Diese befinden allerdings an einer kurzen Kabelpeitsche, denn am Yamaha Reface CS selbst ist lediglich eine miniaturisierte DIN-Buchse untergebracht – ein guter Kompromiss.
Ferner steht eine Klinkenbuchse zum Anschluss eines Expression-Pedals (z.B. Yamaha FC7) zur Verfügung.
Funktionen über USB
Schade, dass über die USB-Buchse weder Strom bezogen werden kann, noch eine Audioausgabe an die DAW oder andere Musikprogramme möglich ist. Einige andere erschwingliche Kompaktklangerzeuger können zumindest eins von beiden.
Was den benötigten Strom angeht, kann ich nicht sagen, ob die hier verwendete USB-2.0-Verbindung ausreicht. Der direkte digitale Audio-Output hätte sich aber angeboten, schließlich haben wir es hier es beim Yamaha Reface CS mit einem virtuell-analogen Synthesizer zu tun.
Sounds & Klangqualität
Die Qualität der Klänge ist über jeden Zweifel erhaben, den man bei einem virtuell-analogen Modell hegen könnte. Beim Schieben an den Reglern hörte ich nie einen wirklich nennenswerten Unterschied zu echten Analogsynthies in puncto warmer, satter Sound. Die Übergänge sind fließend, Interpolationen zwischen Parameterwerten sind unhörbar.
Leads und Bässe sind die Spezialität, aber auch Pads sind möglich, etwa beim Einsatz der Unisono-Oszillatoren oder dem Chorus. Anders als bei dem Sounddesign im Detail habe ich bei der Palette der erzeugbaren Klänge im Großen und Ganzen keine Limitierungen gespürt.
Der Output ist technisch tadellos. So habe ich kein Rauschen bei hoher Ausgangslautstärke, Klirren oder sonstige Ungereimtheiten vernommen.
Erstaunlich gut.
Klangbeispiele vom Yamaha Reface CS
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Fazit zum Yamaha Reface CS Test
Der Yamaha Reface CS ist klein und leicht genug für den Transport, während die Batteriespeisung für gänzlich ungebundene Klangerzeugung sorgt. Dank 37 Tasten ist er endgültig einer der besten Synthesizer zum Jammen auf Wald und Wiesen, bei Freunden in der kleinen Hütte und mehr.
Sowohl die technische, als auch die klanggestalterische Kompetenz des Yamaha Reface CS hat mich kalt erwischt. Natürlich ist die Technik heute weiter als noch vor zehn, fünfzehn Jahren, aber so druckvoll, sauber und vielfältig hätte ich den kleinen Klangerzeuger nicht erwartet. Wow!
Dazu kommen schöne Extras wie der erfrischend einfach zu bedienenden MIDI-Looper mit Overdubbing und Clicktrack sowie die mehr als ordentlichen Effekte.
Die Tasten sind klein geraten – kein Wunder bei 37 Stück. Zum Einspielen von einfachen Melodien und Akkorden ist das sicher kein Problem. Etwas schwerer wiegt für mich, dass sie nicht anschlagdynamisch reagieren, so dass keine leisen, subtilen Töne möglich sind.
Weiterhin finde ich es schade, dass der Yamaha Reface CS – zumal als digitaler Synthesizer – keine Speicherung von Klängen im Gerät selbst erlaubt. Wer Klänge speichern möchte, kann das mithilfe einer App und der herstellereigenen Webseite Soundmondo tun. Am Rande sei noch bemerkt, dass eine digitale Ausgabe des Sounds via USB nicht möglich ist.
Summa summarum: Es handelt sich sehr wohl um einen ernstzunehmenden, weil klangstarken und sehr vielfältig tönenden Synthesizer. Seine Limitierungen werden durch die Textur- und Modulationsregler des Oszillators, die Effekte und die ADSR-Hüllkurve (stufenlos mischbar zwischen Filter und Lautstärke) wettgemacht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis geht aufgrund der klanglichen Kompetenzen in Ordnung, so dass ich im Yamaha Reface CS Testbericht gute vier von fünf Punkten vergebe.
Yamaha Reface CS Features
- Virtuell-analoger Synthesizer mit 37 Tasten
- Polyphonie: 8 Stimmen
- Portamento stufenlos zwischen mono- & polyphon regelbar
- 1 Oszillator mit 5 Wellenformen
- Resonantes Tiefpassfilter
- 1 LFO, wahlweise für Oszillatorwellenform, Tonhöhe, Filter-Cutoff oder Lautstärke
- 1 ADSR-Hüllkurve für Filter-Cutoff und/oder Lautstärke stufenlos (überblendbar)
- Effekte: Distortion, Chorus/Flanger, Phaser, Delay
- Pitch-Bend-Joystick
- Lautsprecher integriert
- Batteriebetrieb (~5 Stunden) möglich
- Maße: 530 x 60 x 175 mm
- Gewicht: 1,9 kg