Yamaha HPH-MT8 Test
Geschlossener Kopfhörer als Tausendsassa
Was ist es?
Der Yamaha HPH-MT8 ist ein Kopfhörer mit elektrodynamischen Wandlern, wie sie im Studio- und Livebetrieb üblich sind – siehe auch unser Ratgeber über Kopfhörer-Treiber. Er umhüllt deine Ohren vollständig, man spricht auch von »ohrumschließend« oder »Over-Ear«. Die Ohrmuscheln sind geschlossen, um eine hohe Schallisolierung zu gewährleisten.
Durch Letzteres dürfte er sich gut für Playback beim Recording von Vocals oder womöglich gar Drums sowie zum Live-Monitoring eignen – das werden wir im Review prüfen. Ausgehend vom Preis könnte sich die Klangqualität bereits in der gediegenen Mittelklasse ansiedeln, was wir ebenfalls ausführlich betrachten werden.
Das Design ist recht kompakt und die Konstruktion ist dank den klappbaren Gabeln und Ohrmuscheln sehr flexibel. Im Verbund mit dem abnehmbaren Kabel (ein glattes und ein Spiralkabel liegen bei) könnten auch DJs auf dieses Modell aufmerksam werden. All das folgt jetzt gleich im Erfahrungsbericht zum Yamaha HPH-MT8 …
Yamaha HPH-MT 7
- Extravaganteres Design, aber nicht so flexibel und mit festem Kabel
- Klang mit weniger Mitten und räumlich nicht so differenziert
- Straßenpreis Juli 2017: 131,- €
Yamaha HPH-MT5
- Konstruktion fast identisch
- Klang mit weniger Mitten und räumlich nicht so differenziert
- Straßenpreis Juli 2017: 99,- €
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Yamaha HPH-MT8 Testbericht
Erster Eindruck
Die Formensprache ist schlicht und elegant geschwungen. Lediglich das weiße Herstellerlogo ziert die Außenseite der planen schwarzen Ohrmuscheln und oben auf dem Bügel findet sich ein nur dezent vom Kunstleder abgehobener Yamaha-Schriftzug. Ansonsten gibt es keine Extravaganzen.
Dieses Design gefällt mir – ich hätte keinerlei Bedenken, damit in der Stadt unterwegs zu sein.
Verarbeitung des Yamaha HPH-MT8
Die Ohrmuscheln und Teile des Bügels bestehen aus dem robusten Kunststoff ABS. Noch feiner sind die Gabeln – sie sind sehr taff, da aus druckgegossenem Aluminium gefertigt. Auch sonst ist der Eindruck rundherum positiv, nichts knirscht oder klappert beim Verwinden der Konstruktion. Und schließlich sorgt das schweißabweisende Kunstleder der Bügelinnenseite nicht nur für längere Haltbarkeit, denn es ist auch förderlich für den …
Tragekomfort
Als Polstermaterial wurde »Proteinleder« gewählt. Das ist eine Form von Kunstleder, deren Oberfläche besonders weich und fein strukturiert ist. Noch dazu ist hier das Futter sehr weich und setzt wenig Widerstand entgegen. Innerhalb der Muscheln ist für mittelgroße Ohren wie meine locker genug Platz.
So stellt sich vom Erstkontakt an ein angenehmes Tragegefühl ein. Das Gewicht ist mit 350 g (ohne Kabel) relativ hoch, doch das dürfte sich nur bei Marathon-Sessions mit zierlicher Nackenmuskulatur bemerkbar machen.
Die Passform auf deinem Kopf und den grundsätzlich moderaten Anpressdruck kannst Du variieren, indem Du die Gabeln mehr oder minder weit aus dem Kopfbügel ziehst. Bis zu 4 cm reicht die Spanne – flexibel genug für jedes Haupt. À propos …
Flexibilität
Ein gesondertes Kapitel über die Beweglichkeit der Konstruktion schreibe ich sonst nur, wenn es um DJ-Kopfhörer geht. Dass es im Bericht von meiner Erfahrung mit dem Yamaha HPH-MT8 auftaucht, hat triftige Gründe: Die Gabeln lassen sich nach innen klappen – in dieser kompakten Form ist der Kopfhörer deutlich einfacher zu transportieren.
Ferner können beide Ohrmuscheln um fast 180° nach außen geschwenkt werden, was DJs das einseitige Abhören erleichtert. Ungewöhnlich für ein Modell, das ausschließlich für den Einsatz im FOH-Monitoring- und Studiobereich beworben wird. Ich schiebe zu diesem Zweck das Polster lieber weg vom Ohr in Richtung Hinterkopf – auch das klappt hier tadellos.
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Verkabelung
Jedem fortgeschrittenen Kopfhörer steht eine modulare Verkabelung gut zu Gesicht. Der Yamaha HPH-MT8 ist entsprechend konstruiert – so lässt sich das Kabel bei einem Defekt schnell austauschen, es muss also nicht das ganze Gerät zur Reparatur eingesendet oder gar selbst Hand angelegt werden. Gleich zwei Kabel und ein Adapter liegen bei:
- Spiralförmiges Kabel (1,2 Meter, ausziehbar auf ~3 Meter)
- Glattes Kabel (~3 Meter)
- Schraubbarer Adapter: 3,5 mm (»Miniklinke«) ► 6,3 mm (»[große] Klinke«)
Gerade das Spiralkabel dürfte DJs hellhörig machen, denn in der Booth ist viel Bewegung angesagt – vom einen Deck zum anderen (gerade bei Setups mit mehr als zwei Plattenspielern/Mediaplayern), zwischendurch zur Plattenkiste und dergleichen.
Die Zuführung ist einseitig, wie üblich an die linke Ohrmuschel. Fein: Mit einem kurzen Dreh lassen sich die Stecker verriegeln. Sie liegen übrigens im 2,5-mm-Klinkenformat vor. Das ist nicht unbedingt exotisch, aber doch eher selten anzutreffen und um Verbund mit dem ziemlich schlanken Steckergehäuse dürfte es schwer werden, ein passendes Dritthersteller-Kabel zu finden.
Doch das ist nun wirklich Kritik auf höchstem Niveau – wichtiger sind die an sich sehr gut gelöste modulare Verkabelung und das beiliegende Kabelsortiment für verschiedenste Szenarien. So gibt’s in diesem Kapitel im Yamaha HPH-MT8 Review die volle Punktzahl.
Yamaha HPH-MT8 – Klang im Fokus
Zuerst fällt die enorme hohe Empfindlichkeit dieses Kopfhörers auf. Die daraus resultierende, im Kopfhörer-Quervergleich als sehr hoch einzustufende Ausgangslautstärke ist das letzte Puzzleteil, um DJs glücklich zu machen. Zudem sind dadurch sämtliche mobilen Geräte laute genug. Oder: Die Vorverstärkung an kräftigeren Ausgabegeräten muss nicht so stark aufgedreht werden, was klangqualitative Vorteile birgt (allem voran niedrigeres Rauschen).
Schallisolierung
Hier wirst Du vor lästigen Geräuschen aus der Welt um dich herum gut abgeschirmt. Für einen geschlossenen Kopfhörer, der nicht speziell für Drummer entwickelt wurde, ist die Isolierung leicht überdurchschnittlich. Das könnte selbst den angesprochenen Schlagzeugern reichen, zumindest bei relativ gemächlichem Spielstil.
Frequenzgang
Sehr gut gefällt mir der weit unten beginnende Übertragungsbereich. Will heißen: Erstaunlich tiefe Bässe sind zu hören. Mindestens ebenso förderlich für sämtliche Zwecke, vor allem aber für Mixing & Mastering ist die Tatsache, dass über den gesamten Bassbereich hinweg nirgends nennenswerte Überbetonungen an einer bestimmten Stelle auftreten.
Prima: Diese Linearität zieht sich im Großen und Ganzen über den gesamten Übertragungsbereich hinweg. Das ist ein klarer Unterschied zu den 5er- und 7er-Modellen der Serie, bei denen die Mitten in Relation zu den Bässen und Höhen spürbar gedämpft erscheinen.
Im Übergang zwischen den hohen Mitten und den Höhen, wo sich die Sibilanten (Zischlaute in Sprachaufnahmen) tummeln, zeigt sich eine leichte Schärfe. Wenn Du sehr viel (energisch vorgetragene) Vocals abhörst, wird dein Gehör nach einiger Zeit ermüden. Das ist für mich einer der rar gesäten Kritikpunkte am Yamaha HPH-MT8.
Auch in den Höhen gibt es ein paar Unregelmäßigkeiten, aber die sind ähnlich wie jene in den hohen Mitten nicht dramatisch.
Alles in allem ergibt sich ein hinreichend ausgewogenes Klangbild für einen Kopfhörer dieser Preisklasse, der als Abhörwerkzeug dienen möchte.
Stereopanorama
Die Beurteilung der Stereobreite und der Trennschärfe zwischen einzelnen Klängen im Mix ist nur in Relation zur Bauweise möglich. Die Frage lautet also: Wie schlägt sich der Yamaha HPH-MT8 als geschlossen konstruierter Kopfhörer in puncto Räumlichkeit?
So hier: Die virtuelle Bühne ist recht weitläufig, wobei einzelne Instrumente gut zu lokalisieren und beim Abmischen ebenso gut platzierbar sind. Klänge in der Phantommitte – z.B. Monosignale wie ein E-Bass in einem Stereomix – sind klar als solche präsent.
Natürlich geht da noch mehr, doch wer beim Yamaha HPH-MT8 Klang wie bei einem halboffenen oder offenen Kopfhörer erwartet, legt falsche Maßstäbe an. Für ein geschlossenes Modell in dieser Preisklasse wird eine sehr gute Leistung geboten – erwartungsgemäß besser als bei den Schwestermodellen.
Impulsverhalten
Originär kurze, knackige Anschläge einer Kick-Drum und andere Sounds mit hervorstechenden Transienten werden klar konturiert wiedergegeben. Hier gibt es kein übergebührliches »Verschwimmen«, die Mikrodynamik des ursprünglichen Signals wird weitestgehend gewahrt.
Gewiss, die letzte Präzision fehlt dann doch im Vergleich zu höherklassigen Modellen. Aber das ist der springende Punkt: Solche technisch besseren Modelle sind weitaus teurer. Und der Unterschied ist dann auch nicht gerade gewaltig.
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Fazit zum Yamaha HPH-MT8 Test
Mit dem Yamaha HPH-MT8 bekommst Du ein richtig rundes Gesamtpaket. Zuerst ist der hinreichend neutrale Sound für Monitoring und Mixing zu nennen – die Klangphilosophie der hauseigenen Studiomonitore aus der HS-Serie wird damit wie angekündigt fortgesetzt. Wie immer gibt es gewisse Welligkeiten im Frequenzgang, aber die fallen moderat aus und führen nicht zu einer nennenswerten Verfälschung des Klangbilds. Ebenso lobenswert ist der sehr tief hinabreichende Bass. Nicht vergessen werden dürfen die recht starke Schallisolierung und die enorme Ausgangsleistung.
In den feinstofflichen Aspekten des Klangs punktet das Modell mit einer für geschlossene Kopfhörer überzeugenden Räumlichkeit. Auch die Mikrodynamik macht was her – das Gerät tönt so impulstreu, dass Transienten gut beurteilt und ggf. beim Abmischen bearbeitet werden können. Für nennenswert bessere Performance in dieser Beziehung müsstest Du meiner Erfahrung nach knapp hundert Euro drauflegen.
Designtechnisch überzeugt der Yamaha HPH-MT8, sofern Du schlichte Eleganz ohne Spielereien magst. Noch wichtiger: Die Verarbeitung ist ohne Fehl und Tadel. Zudem sorgt die Flexibilität von Gabeln, Ohrmuscheln und Bügel für kompakten Transport und DJ-Tauglichkeit. Last, but not least: Du bekommst einen Kopfhörer mit abnehmbarem Kabel, zwei Klangleiter (glatt und spiralförmig) liegen bei.
Nur vereinzelt lassen sich kleine Schwachstellen ausmachen. Hier sind die teils etwas überbetonten Sibilanten (Zischlaute in Vocals) zu nennen, vielleicht noch das leicht überdurchschnittliche Gewicht.
Alles in allem ist der Kandidat im Yamaha HPH-MT8 ein stimmiger geschlossener Kopfhörer geworden, ob für Recording, Mixing, Mastering, DJing oder das ungezwungene Musikhören unterwegs. Gegenüber dem minimal günstigeren Klassiker beyerdynamic DT 770 PRO [Test] hat er für mich die Nase leicht vorn, da er nicht so basslastig ist und ein abnehmbares Kabel hat – dafür ist der Preis vollends angemessen. Bemerkenswert für die erste Kopfhörerserie dieser Art vom japanischen Traditionsunternehmen und reif für unsere Bestenliste:
Yamaha HPH-MT8 Features
- Kopfhörer für den Studio- und Live-Einsatz, DJing und unterwegs
- Bauweise: geschlossen, ohrumschließend (»Over-Ear«)
- Wandlerprinzip: elektrodynamisch
- Treiber: 45 mm
- Nennimpedanz: 37 Ω
- Empfindlichkeit: 102 dB/mW
- Maximale Eingangsleistung: 1.600 mW @ 1.000 Hz
- Übertragungsbereich: 15–28.000 Hz
- Abnehmbares Kabel (mitgelieferte Kabel s.u.)
- Maße: 161 x 214 x 89 mm (ohne Kabel)
- Gewicht: 350 g (ohne Kabel)
- Lieferumfang
- Kopfhörer: Yamaha HPH-MT8
- Kabel I: ~1,2 - ~3 m – spiralförmig | Stecker: 3,5 mm
- Kabel II: ~3 m – glatt | Stecker: 3,5 mm
- Schraubbarer Adapter: 3,5 mm > 6,35 mm
- Gepolsterter Beutel
zu 'Yamaha HPH-MT8 Test: Geschlossener Kopfhörer als Tausendsassa'
Tibor 28. Okt 2017 16:08 Uhr
Hi Felix! Vielen Dank für diesen tollen, umfangreichen Testbericht. Er kommt mir äußerst gelegen, weil ich gerade vor der Anschaffung eines Kopfhörers stehe. Wie ich sehe hast du ebenfalls einen Bericht zum Beyerdynamic DT 990 Pro verfasst. Da ich diesen momentan favorisiere würde mich interessieren, wie du den im im Vergleich zum HPH-MT8 findest.
Konkret möchte ich vor allem gerne die Region zwischen ca 40 und 200 hz deutlich hören können um bei nicht all zu hoher Lautstärke zu checken, ob meine Produktionen hier Probleme haben. Idealerweise möchte ich nicht all zu krasse (sprich: schmerzhafte) Höhen, aber hier scheinen sowohl der Yamaha als auch der Beyerdynamic etwas mehr zu bieten als mier lieb ist. Laut Graphen, welche ich online gesehen habe scheinen beide deutlich agressiver um die 10khz zu sein als mein AKG.
Felix Baarß (delamar) 14. Nov 2017 09:17 Uhr
Hallo Tibor,
bitte entschuldige die späte Rückmeldung. Wäre eine Auskunft von mir für dich jetzt noch relevant?
Gruß,
Felix
Philipp 12. Mrz 2019 22:44 Uhr
Ich habe ihn jetzt seit zwei Wochen im Einsatz und es ist in jedem Fall so, dass er eine deutliche Verbesserung zu meinem Technics DJ kopfhörer ist. Die Schärfe in den Höhen irritiert und ist bei bestimmten Frequenzen unangenehm - aber dank dieses Berichtes war ich darauf vorbereitet.
Ein größeres Problem habe ich weiterhin mit den Bässen. Eine tief gestimmte 808 schwingt selbst mit extrem kurzem Decay noch deutlich nach. Das scheint ein Mangel an besagter Impulstreue zu sein. Vielleicht erwarte ich auch zu viel.
Philipp 13. Mrz 2019 13:13 Uhr
Nachtrag:
Der Fairness halber muss ich nachtragen: Das Problem lag an meinen EQ Einstellungen und - nicht- am Kopfhörer. Asche auf mein Haupt. Kein Problem in der Basswiedergabe.
LG Philipp