Waldorf Pulse 2 Testbericht
Analoger Synthesizer für den Desktop

Waldorf Pulse 2 Testbericht

Das Waldorf Pulse 2 unter der Lupe: In unserem Test erfährst Du was es zu bieten hat!

Was ist es?

Der Waldorf Pulse 2 ist ein analoger Synthesizer in Form eines Expanders bzw. eines Soundmoduls im Desktopgehäuse aus pulverbeschichtetem Metall. Drei digital gesteuerte analoge Oszillatoren können genutzt werden, dazu kommt ein Generator für Rauschen. Unisono und Paraphonie (wahlweise mit je 4 bzw. 8 Stimmen) stehen zur Verfügung; Letzteres ist eine leicht eingeschränkte Form der Polyphonie, bei der die bis zu acht beteiligten PWM-Oszillatoren in den monophonen Signalweg des Filters und Verstärkers münden. Das Filter bietet Modi für Tief-, Band- und Hochpass.

Waldorf Pulse 2 Testbericht

Aufgeräumt und gut verarbeitet: Der Waldorf Pulse 2 weiß zu überzeugen – auch klanglich!

Zwei Overdrive-Schaltungen (Tube & Fuzz) lassen sich nutzen. Eine Modulationsmatrix steht bereit und ein Arpeggiator komplettiert die Performance-Möglichkeiten. 500 Sounds lassen sich speichern, 406 Presets wurden im uns zur Verfügung stehenden Exemplar bzw. mit der für den Test vorliegenden Firmware 1.13 ab Werk bereitgestellt.

Über einen analogen Eingang kannst Du externe Signale in die Klangformung einbeziehen, etwa zur Filtermodulation. Alternativ kannst du damit das Filter des Pulse 2 füttern. Der Output geschieht bei Bedarf in Stereo (2 x 6,3 Klinke für L/R), auch gibt es einen Kopfhörerausgang (6,3 mm).

Dazu kommen ein Gate- und ein CV-Ausgang, ebenfalls in großer Klinke. Für MIDI stehen eine USB-Schnittstelle (Typ B) und klassische fünfpolige MIDI-Anschlüsse (In & Out) zur Verfügung.


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Der Waldorf Pulse 2 ist zum Straßenpreis von 499,- Euro (inkl. MwSt.) bei allen einschlägigen deutschen Musikalienhändlern erhältlich.


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Waldorf Pulse 2 Testbericht

Erster Eindruck, Verarbeitung und Einrichtung

Das Erscheinungsbild des Waldorf Pulse 2 ist schlicht und edel, die Verarbeitung auf hohem Niveau. Für meinen Geschmack hätten die Klinkenbuchsen auch fest mit dem Gehäuse verschraubt werden dürfen, aber sei’s drum – das gute Stück wird in den meisten Produktionsumgebungen einen festen Platz im Studio finden, Kabel werden da nicht ständig an- und abgesteckt. Das Netzteil ist angenehm kompakt und dürfte auch auf stark bevölkerten Steckdosenleisten Platz finden.

Die acht Edelstahlpotis sitzen fest genug und bieten etwas Widerstand; zusammen mit der angewinkelten Oberfläche und ausreichend Platz zwischen den Potis ergibt sich eine gute Ergonomie.

Das hintergrundbeleuchtete Display am Waldorf Pulse 2 ist groß genug für die gleichzeitige Darstellung zahlreicher Parameter, allerdings ist die Auflösung nicht gerade die höchste. Dennoch sind die Informationen in den meisten Situationen ausreichend gut lesbar, bis auf die Situationen, in denen kleine Schriftzeichen bzw. Symbole entziffert werden müssen.

Die Einrichtung als MIDI-Verbundgerät erfolgte dank Klassenkonformität augenblicklich nach dem Anstecken an meinen Rechner, hier werden wie üblich Windows & Mac OS X unterstützt. Neben den Preset-Export-Optionen lässt sich auch das Firmware-Update via USB realisieren. Waldorf stellt die Firmware in Form einer MIDI-Datei zur Verfügung – einfach in eine DAW-Spur laden, abspielen und fertig ist das Update. Im Testzeitraum machte ich das zweimal, was stets rasch über die Bühne ging.

Eine gedruckte Schnellstartanleitung in deutscher und englischer Sprache wird mitgeliefert, während auf der Produktwebseite deutlich sichtbar verlinkt ein ausführliches PDF-Handbuch zu haben ist. Beide sind gut gelungen und einfach verständlich – auch für Einsteiger.

Waldorf Pulse 2 Testbericht

Das Waldorf Pulse 2 unter der Lupe: In unserem Test erfährst Du was es zu bieten hat!

Bedienung

Die Bedienung erfolgt nach dem Prinzip einer Matrix. Will heißen, dass die sechs kleineren Potis auf dem Hauptbedienfeld ja nach eingestelltem Modus verschiedene Funktionen steuern – abhängig von der Zeile, die über die sechs ovalen Knöpfe am linken Rand der Matrix aktiviert wird.

Spätestens nach ein, zwei Stunden konzentrierten Sounddesigns mit dem neuen Schätzchen dürftest Du dich daran gewöhnt haben. Angesichts eines so kompakten Gerätes und entsprechend fehlendem Platz für dedizierte Bedienelemente ist das Ganze stimmig gelöst. Lediglich die Filterhüllkurvensteuerung hätte mir als zweiter Modus der letzten Zeile, die die Kontrollen für Cutoff, Resonanz etc. beherbergt, mehr behagt.

 

Oszillatoren am Waldorf Pulse 2

Bis zu drei Oszillatoren sind am Waldorf Pulse 2 zugänglich. Die gewöhnlichen Wellenformen Puls (mit stufenlos variabler Pulsweite plus Modulationsmöglichkeit), Sägezahn und Dreieck sind an Bord. Die übrigen Basics, separat für alle Oszillatoren regelbar: Detuning in Halbtonschritten (gewaltige ±48) und 1/128steln (±64) sowie Keytrack (bzw. Sync. bei Oszillator 3) und natürlich die Lautstärke.

Eine Eigenheit von Waldorf: APW. Bei dieser Wellenform kommt eine alternierende Pulswelle zum Einsatz, die anders als deren klassische Variante eine konstante Lautheit gewährleistet – »im Ergebnis klingts fetter, breiter, und tiefer« heißt es auf der Produktwebseite des Herstellers. Das ist in der Tat der Fall, da jede zweite Periode mit spiegelverkehrter Pulsweite abgespielt und sich dadurch die Grundfrequenz um eine Oktave verringert. Prächtig, gerade für Monsterbässe und derbe Leads.

Neben dem Unisono, wobei MIDI-Akkorde von Oszillator 1 bis zu achtfach polyphon vertont werden, gibt es zwei Modi für die sogenannte Paraphonie. Dabei handelt es sich eine Art der wahlweise vier- oder achtfachen Polyphonie, wobei sich die beteiligten PWM-Oszillatoren letztlich den monophonen Signalweg über das Filter, den Verstärker und deren Hüllkurven teilen. Ich kann damit sehr gut leben – diese Art der Quasipolyphonie ist ein großer Gewinn, gerade wenn ich Pads spielen will.

Oszillator 2 bietet statt den Unisono- und Paraphonie-Betriebsarten Modi zur Cross-Modulation mit den Pulsweiten von Oszillator 1 oder 3. Bei Oszillator 3 stehen Modi zur Einspeisung eines externen Audiosignals und für Rückkopplungen mit dem Overdrive-Signal (siehe unten) bereit. Ferner hast Du die Möglichkeit, den Output 1.) normal in den Mix einzuspeisen, 2.) zur Amplitudenkontrolle von Oszillator 2 zu nutzen, 3.) zur Frequenzmodulation des Filters zu verwenden oder 4.) zur Modulation der Overdrive-Verzerrungsstärke einzusetzen. All das erweitert die Möglichkeiten für Sounddesigner enorm.


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Filter am Waldorf Pulse 2

Für meinen Geschmack bietet das Filter genügend Modi und Parameter, um flexibel schalten und walten zu können. Tief-, Band- und Hochpass, Ersterer mit 12 oder 24 dB/Oktave, Letztere ausschließlich mit 12. Für die stufenlos einstellbaren Parameter Keytrack (graduelle Öffnung/Schließung des Filters bei aufsteigenden MIDI-Tonhöhen), Velocity (Grad der Beeinflussung des Cutoff durch die Anschlaghärte) und Filterhüllkurvenintensität sind auch negative Werte wählbar – das hat sich bei meinen Experimenten als sehr nützlich erwiesen, ob bei der Programmierung »from scratch« oder bei Abwandlungen bestehender Sounds.

 

Modulation mit dem Waldorf Pulse 2

Zur Modulation finden sich zunächst zwei auf Wunsch BPM-synchrone LFOs. Das sind gewiss nicht übermäßig viele, aber das stellte sich eher selten als limitierender Faktor heraus. Deren Flexibilität geht in Ordnung, doch auch hier werden keine Bäume ausgerissen: Zwar gibt es für beide LFOs eine Geschwindigkeitsregelung, aber nur für den ersten stehen mehrere Wellenformen zur Verfügung (prima: auch Sample & Hold). Beim zweiten gibt es dafür immerhin eine Verzögerungsfunktion. Passt schon.

Zwei ADSR-Hüllkurvengeneratoren sind an Bord. Dieses sind grundsätzlich fest der Amplitude und dem Filter-Cutoff zugeordnet, aber via Matrix (siehe unten) lassen sie sich auch zweckentfremden. Die Spannweite reicht von zackig perkussiven Kurven bis hin zu Sounds mit sehr langen An- und Abschwellungen. Gut, dass ein Looping (damit wird eine Hüllkurve quasi zum LFO) und diverse Trigger-Einstellungen geboten werden.

Die Modulationsmatrix stellt das Prunkstück dar. Auf acht Slots kannst Du nach dem üblichen System Quelle → Faktor (± 64 Schritte) → Ziel vorgehen. Die Auswahl an Modulationsquellen und -destinationen ist äußerst reichhaltig, wobei mich besonders ein Aspekt entzückt hat: Als Quellen sind auch Multiplikationen wie LFO x Modulations-bzw. Pitch-Rad möglich.

Nicht zu unterschätzen: Für Cutoff und Lautstärke lassen sich die Grade der Beeinflussung durch die eingespeiste Velocity regulieren. Alles in allem also ein wirklich gutes Aufgebot an Modulationsmöglichkeiten.

Waldorf Pulse 2 Testbericht

 

Arpeggiator

Ein weiteres Schmuckstück des Pulse 2 ist der Arpeggiator. Dessen Einstellungen werden im Preset abgespeichert, es handelt sich also nicht um ein schnödes Zusatzmodul, das auf die Klangerzeugung aufgepfropft wird. Für die maximal 16 Steps separat einstellbar sind Länge, Glide und Event-Typ (weich, hart, eine Oktave höher etc.). Unter anderem stehen auch Swing und eine zufallsgenerierte Oktavabfolge zur Verfügung. Ausgezeichnet.

Praktischerweise kannst Du per Drehregler geschwind die Arpeggiator-Einstellungen aus einem anderen Preset laden. Gut so, denn das gezielte Editieren gerät doch etwas fummelig und man verliert sich hier gerne im Kleinteiligen.

Leider ist die niedrige Auflösung des Displays hier besonders spürbar, die Symbole für die Event-Typen der Steps verkommen zu seltsamen Pixelhäufchen.

 

Overdrive

Mit den zwei Overdrive-Schaltungen kannst Du den Sound noch roher gestalten. Hier stehen eine simulierte Röhrenverzerrung und ein Fuzz zur Verfügung, Letzterer beißt selbst bei niedrig eingestellter Effektstärke so richtig ins Mark, während der Tube-Modus auch zum Abschmirgeln und Anwärmen des Signals taugt. Beide klingen klasse, eine echte Bereicherung. Obendrein lässt sich deren Intensität durch beliebige Parameter modulieren, entweder über die Modulationsmatrix oder mit einem dedizierten Betriebsmodus von Oszillator 3.

 

Presets am Waldorf Pulse 2

Die 406 mitgelieferten Presets sind meines Erachtens überwiegend hervorragend, viele davon stellen auch die Fähigkeiten des Arpeggiators zur Schau. Klasse: Preset Numero 500 fungiert als Zufallsgenerator. Jedes Mal, wenn Du dieses Preset anwählst, erschallt ein neuer Klang, naturgemäß oft furchterregend disharmonisch und/oder böse verzerrt, doch ab und an findet sich eine echte Perle.

Im Utility-Menü gibt es unter anderem Befehle zum Zurücksetzen eines Sounds auf seinen zuletzt abgespeicherten Zustand und zum schnellen Vergleich zwischen Editiertem und Originalzustand. Ferner kannst Du einen einzelnen oder alle Presets als SysEx-Datenpaket via MIDI exportieren.

 

Klangbeispiele für den Waldorf Pulse 2 Testbericht

Hier handelt es sich durchweg um Sequenzen mit 128 BPM, wobei ich den Fokus auf Bässe und Leads bzw. Sequenzen aus relativ perkussive Keys-Sounds gelegt habe. Genug gesabbelt – so klingt das gute Stück:

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Fazit zum Waldorf Pulse 2 Test

Der Waldorf Pulse 2 glänzt mit seinem reich ausgestatteten Oszillatorentrio. Neben den üblichen Verdächtigen in Sachen Wellenformen gibt es mit APW eine Art »gepimpte« Pulswelle, die so richtig schiebt. Vor allem dank dieser starken Grundlagen werden mit diesem analogen Schätzchen praktisch alle Arten von Sounds in höchst überzeugender, charakterstarker Manier möglich.

Dabei sehe ich sehr gerne, dass hier eine bis zu achtfache Polyphonie spielbar ist – nun, eher »Quasipolyphonie«, aber eine, bei der sich die vielstimmigen Oszillatoren lediglich einen gemeinsamen Signalweg über Filter, Verstärker und die beiden entsprechenden Hüllkurven teilen. Damit kann ich sehr gut leben.

Der Sound, den der kompakte Desktopsynthie ausspuckt, ist auch rein technisch gesehen hochklassig. Und laut! Zudem ist es nicht selbstverständlich, dass hier Stereo ausgegeben werden kann. Die schon oben bzw. rechts im Infokasten beschriebenen Anschlussoptionen sind ansehnlich, auch wenn dem einen oder anderen ein CV-Input fehlen wird.

Die Verarbeitung fällt größtenteils sehr gut aus. Gehäuse, Display-Abdeckung und Potis machen einen tadellosen Eindruck, Letztere lassen sich angenehm schrauben. Lediglich die Klinkenbuchsen hätten noch mit dem Gehäuse verschraubt werden können. Schließlich sei noch das praktische MIDI via USB und die clevere Firmware-Aktualisierung per MIDI-File erwähnt, die bei meinem Test zweimal reibungslos und schnell funktioniert hat.

Das Einzige, was mir persönlich nicht so schmeckt, ist die niedrige Auflösung des Displays. Die Informationen sind nicht immer mühelos und sofort zu entziffern, gerade in so komplexen Ansichten wie der des Arpeggiators.

Da die Kiste ansonsten einfach grandios klingt, sehr vielseitig ist, sich gut bedienen lässt und ihren Preis von knapp 500 Euro mehr als wert ist, gebe ich gerne knappe fünf von fünf Punkten im Waldorf Pulse 2 Testbericht auf delamar. Ein Fest!

Waldorf Pulse 2 Features

  • Analoger Synthesizer
  • 3 Oszillatoren
  • Multimode-Filter
  • Zwei Overdrive-Effekte
  • 2 LOFs & 2 Hüllkurven
  • Modulationsmatrix
  • Arpeggiator
  • Ausgänge: 2 x 6,3 mm (Stereo L/R)
  • Kopfhörerausgang: 6,3 mm
  • Gate Out, VC Out, Ext In
  • 5-Pol-MIDI I/O
  • USB (auch für MIDI)
  • 500 Speicherplätze
  • Maße: 304 x 132 x 54 mm
  • Gewicht: 1,5 kg
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Waldorf Pulse 2 Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Waldorf Pulse 2 Testbericht: Analoger Synthesizer für den Desktop'

  • Jay   22. Nov 2013   14:43 UhrAntworten

    Scheint ein tolles Teil zu sein, sowohl was man von den Klängen hört (recht druckvoll, auch im Bassbereich) als auch von der Oberfläche her so sieht. Den werd ich mir definitiv mal näher ansehen.

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