VOX MV50 Clean Test
Winzling mit Power und VOX-Sound
Was ist es?
Beim VOX MV50 Clean handelt es sich um einen einkanaligen Gitarrenverstärker. Er wurde für cleane, unverzerrte Sounds konzipiert und in Sachen Leistung stehen maximal 50 Watt zu Buche. Er passt problemlos in eine Manteltasche und wiegt gerade mal gut ein halbes Kilo – exakte Angaben siehe Infokasten.
In der Vorstufe kommt eine neue Technologie namens »Nutube« zum Einsatz. Hierbei wird ein Keramikbaustein eingesetzt, der den Klang und das Verhalten einer Röhre (12AX7, ECC83 etc.) simulieren soll.
Die Höhen (»Treble«), die Bässe (»Bass«) und die Lautstärke (»Volume«) sind mit drei Potentiometern an der Vorderseite. Hinten finden sich unter anderem ein Line- und Kopfhörerausgang mit einer Cabinet-Simulation, ein 2-Wege-EQ-Schalter zur Klaganpassung an kleinere oder größere Gitarrenboxen und ein Attenuator zur Regelung der Ausgangslautstärke in drei Stufen.
Die Geschwister des Vox MV50 Clean + eine passende Box
Unser Testkandidat hat noch zwei Geschwister, die ein etwas anderes Klangbild generieren. Der »AC« soll den Sound des bekannten Klassikers AC30 glaubhaft nachbilden. Der »Rock« besitzt deutlich mehr Gain und ist für den rockorientierten Gitarristen konzipiert.
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Der Hersteller bietet auch eine optisch und klanglich passende Lautsprecherbox für die kleinen Topteile an.
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VOX MV50 Clean Testbericht
Verarbeitung & Design
Die Verarbeitung ist tadellos. Das sauber lackierte Metallgehäuse weist keinerlei scharfe Kanten auf und die Potentiometer laufen sauber mit leichtem Widerstand. Ein stabiler Tragegriff ist an Bord. Die Buchsen und Schiebeschalter auf der Rückseite sitzen fest und sicher an ihrem Platz.
Das Design des VOX MV50 Clean orientiert sich weitestgehend an den seit Jahrzehnten bekannten Modellen AC30, AC15 etc. Vorne finden wir das bekannte Firmenlogo. Die sonst übliche VOX-typische Frontbespannung wurde hier aus Platzgründen gegen ein Stück Kunststoff mit entsprechender Optik ausgetauscht.
Die drei Potis besitzen jeweils kleine, schwarze Chickenhead-Kappen. Ein kleines beleuchtetes VU-Meter für die Ausgangslautstärke sieht nett aus und erzeugt eine gewisse Vintage-Optik.
Stromversorgung
An der Rückseite finden wir eine kleine Buchse für die Stromversorgung. Die Stromzufuhr erfolgt über das mitgelieferte Netzteil, das sekundär eine Spannung von 19 Volt DC generiert. Der Pluspol ist innen. Dadurch würde es schwierig, ein Netzteil eines Drittanbieters zu verwenden, falls das Originalnetzteil einmal schlappmachen sollte.
Der kleine Stecker der Stromversorgung rastet beim Einstecken leicht ein und sitzt somit sehr sicher. Einem versehentlichen Rausrutschen des Kabels wird somit effektiv vorgebeugt.
Ausgänge und Ausgangsleistung
An den Lautsprecherausgang (6,3 mm Klinke) lassen sich Lautsprecherboxen mit einer Impedanz von 4, 8 oder 16 Ohm anschließen. Dementsprechend reduziert sich leider auch die Ausgangsleistung der Class-D-Endstufe. 50 Watt werden lediglich an einem 4-Ohm-Lautsprecher erreicht. Möchte man eine für 16 Ohm ausgelegte Gitarrenbox anschließen, reduziert sich die Ausgangsleistung auf schlappe 12,5 Watt. Ich fände es besser, wenn dies in der Produktbeschreibung etwas prominenter gekennzeichnet würde.
Die Ausgangsleistung kann mittels eines kleinen Schiebeschalters auf 1/10 bzw. 1/100 reduziert werden. Beim Üben zuhause kann das natürlich von Vorteil sein. Möchtest Du vollständig lautlos spielen, nutzt Du die Phones-Buchse zum Anschluss eines Kopfhörers. Sie fungiert gleichermaßen als Line-Ausgang und verlangt nach einem 6,3-mm-Klinkenstecker.
Schalter an der Rückseite
Aktivierst Du den Stromsparmodus (»ECO«), schaltet sich der Vox MV50 Clean nach 15 Minuten der Nichtbenutzung automatisch aus. Schön, dass so ein zeitgemäßes Feature implementiert wurde.
Außerdem gibt es einen »Standby«-Schalter, wie er sonst nur bei Röhrengeräten zu finden ist. Der Name ist irreführend – es ist einfach der Ein- und Ausschalter, hat also nichts mit einer bei Röhrenverstärkern üblichen Standby-Funktion (Abschalten der Anodenspannung zur Schonung der Röhren) zu tun.
Schließlich steht noch ein Schalter für zwei EQ-Presets zur Verfügung. Hier lässt sich zwischen »Flat« und »Deep« wählen. Wie sich das klanglich auswirkt, erfährst Du jetzt im Kapitel über den …
Sound des Vox MV50 Clean
Paula | Hals-Pickup
Paula | Steg-Pickup
Strat
Tele | mittlerer Pickup
Der VOX MV50 Clean biete keine große Bandbreite an Sounds. Er wurde ja für einen guten klaren Klang konzipiert. Beiden Klangregler auf 12 Uhr sind ein guter Ausgangspunkt. Man muss auch nicht groß von dieser Einstellung abweichen, sofern Du nicht gerade schneidende Höhen oder wummernde Bässe magst. Die Klangregelung ist erfreulich effektiv und lässt sich leicht an den/die angeschlossenen Lautsprecher anpassen.
Der VOX MV50 Clean liefert den erhofften typischen VOX-Sound. Die legendären »perlenden« Höhen (»jangly«) und das VOX-typische Mittenloch bei 800 Hz sind eindeutig auszumachen. Der Verstärker klingt sehr sauber aber keinesfalls steril. Auch bei voll aufgedrehten Volumenregler produziert er keinerlei Verzerrung, bleibt somit clean.
Die Röhrenpuristen werden das Ganze sicherlich mit einer gewissen Skepsis beobachten. Wie sollte ein Keramikbaustein eine richtige Röhre glaubwürdig ersetzen? Die Antwort: Gar nicht, da es unmöglich ist. Die Dynamik eines Röhrenverstärkers wird aufgrund der nicht vorhandenen Röhrenendstufe (Vorstufe) selbstverständlich nicht erreicht. Selbst wenn man nur eine Röhre durch einen Keramikbaustein ersetzt, ist das ganze ja noch lange kein Röhrenverstärker, da dieser auch deutlich mehr Röhren, entsprechend dimensionierte Trafos etc. besitzt.
Der EQ-Schiebeschalter gestattet es, die Klangcharakteristik nochmals anzupassen. Auf »Deep« ist der Bass kräftiger. So kannst Du deinem Wunschsound näherkommen – je nach der von dir verwendeten Box, der Gitarre, der Musik und persönlichen Vorlieben.
Leistung
Und wie laut sind nun 50 Watt mit »Nutube«-Technologie in Verbindung mit einer Class-D Endstufe? Wie üblich hängt die Lautstärke erheblich von der Impedanz des angeschlossenen Lautsprechers ab. Bei einem 4-Ohm-Lautsprecher reicht die erzeugte Lautstärke locker aus, um beim Proben mit einem moderat agierenden Schlagzeuger mitzuhalten.
Aktivieren wir den Attenuator, lässt sich die Lautstärke in zwei Einstellungen (1/10 bzw. 1/100) bis auf Zimmerlautstärke reduzieren. Zum Über sehr praktisch. Sollte man die Mitbewohner oder Nachbarn nerven, kann man über die entsprechende Klinkenbuchse am Gerät einen Kopfhörer nutzen. Diesem Ausgang wurde eine Speaker-Simulation spendiert – sie klingt absolut brauchbar, wie ich finde.
VOX BC108 – Die Lautsprecherbox
Die Hörbeispiele dieses Tests wurden mit der dazu passenden Lautsprecherbox VOX BC108 erstellt. Sie ist gut verarbeitet und gestattet einen maximalen Input von 25 Watt. Zwei Anschlussbuchsen ermöglichen den parallelen Betrieb einer zweiten BC108 (natürlich kann auch jede andere Box angeschlossen werden). Ein etwas größerer Lautsprecher mit einer höheren Belastbarkeit kann auch nicht schaden und sorgt für eine bessere Basswiedergabe.
Auf der Rückseite besitzt die BC108 einen kleinen ovalen Ausschnitt, um dem kleinen 8-Zoll-Lautsprecher die nötigen Mitten und Höhen zu entlocken. Die Box produziert im Verhältnis zu ihren Ausmaßen gerade noch genug Bass, um verhältnismäßig ausgewogen zu klingen. Die tiefsten Töne sind nicht immer perfekt sauber, was dem kleinen Lautsprecher und den relativ kleinen Ausmaßen der Box geschuldet ist.
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Fazit zum VOX MV50 Clean Test
Der VOX MV50 Clean macht klanglich einen soliden, durchaus VOX-typischen Eindruck. Die Klangfülle eines der röhrenbestückten großen Brüder AC15 bzw. AC30 erreicht er natürlich nicht, aber das soll und muss er auch gar nicht. Gemessen an seiner Größe und seinem Gewicht leistet er sehr gute Arbeit.
Die effektive 2-Band-Klangregelung und die Möglichkeiten der Klangformung auf der Rückseite machen ihn zu einem flexiblen Partner für zu Hause, im Proberaum und bei Gigs in kleinen Locations. Er verträgt sich gut mit Zerrpedalen.
Ein Einschleifweg und/oder Halleffekt wären schön gewesen, aber natürlich kein Muss bei diesem minimalistischen Konzept und der Maßgabe, einen möglichst kleinen Amp zu fertigen. Wenn Du also lediglich einen klaren Klang mit VOX-Charakteristik und keine wirklich hohe Leistung brauchst, solltest Du den Zwerg einmal ausprobieren.
Die passende Lautsprecherbox VOX BC108 harmoniert gut mit dem Topteil, bietet aber in der Basswiedergabe leichte Schwächen. Das hat natürlich mit der Größe des Lautsprechers zu tun. Beim Parallelschalten zweier BC108 ergibt sich eine Impedanz von 4 Ohm, was die Endstufenleistung des MV50 optimal ausnutzt.
Für meine Begriffe könnte der Hersteller klarer kennzeichnen, dass die 50 Watt nur an 4-Ohm-Boxen erzielt werden. Immerhin: Mit den üblichen 8-Ohm-Cabinets sind es durchaus starke 25 Watt, was für kleine Gigs in der Regel ausreicht.
Alles in allem beschließe ich meinen Vox MV50 Clean Test auf delamar mit guten vier von fünf Punkten. Der Sound stimmt, Attenuator plus Kopfhörerausgang sind zeitgemäße Features für zuhause und die extreme Mobilität des Amps ist ein Segen für Gitarristen, die nicht permanent im Studio zugange sind.
VOX MV50 Clean Features
- Gitarrenverstärker-Topteil mit einem Kanal (Clean)
- Vorverstärker mit neuartiger Technologie »Nutube« als Röhrenemulation
- Leistung: 50 Watt @ 4 Ohm / 25 W @ 8 Ohm / 12,5 W @ 16 Ohm
- VU-Meter
- Attenuator für volle Lautstärke, 1/10 oder 1/100
- EQ-Schalter zur Abstimmung auf kleine oder große Boxen
- Line- und Kopfhörerausgang (6,3 mm) mit Cabinet-Simulation
- Maße: 135 x 75 x 100 mm
- Gewicht: ~0,5 kg
- Externes Netzteil liegt bei
zu 'VOX MV50 Clean Test: Winzling mit Power und VOX-Sound'
Fya 11. Dez 2017 00:38 Uhr
Hallo, geht‘s noch? Keramikbaustein? Bitte mal erkundigen, was hinter der nuTube Technologie steckt. Gleiches Prinzip wie bei Trioden Röhren, nur weniger Verstärkung. Ich fass es nicht!