Vestax VCM-600 Testbericht
USB MIDI-Controller für Ableton Live
Was ist es?
Der Vestax VCM-600 ist ein MIDI-Controller, der von seinem Layout speziell für Ableton Live entwickelt wurde. Dies wird bei genauerem Hinschauen auch schnell durch die Tastenaufteilung deutlich, zumal auf dem Karton explizit damit geworben wird. Außerdem liegt die abgespeckte DAW Ableton Live Lite 7 bei.
Trotz seiner Spezialisierung soll dieser Controller sowohl für den Einsatz von DJs, Liveacts als auch Produzenten geeignet sein. Schauen wir mal.
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Vestax VCM-600 Testbericht
Lieferumfang
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- Vestax VCM-600 MIDI-Controller
- USB-Kabel
- Anleitung (nur auf Englisch und Japanisch)
- Ableton Live Lite 7
Anschlüsse
Zunächst sollte eines deutlich gemacht werden: Der Vestax VCM-600 ist ein reiner MIDI-Controller, er besitzt also keinerlei Audiokomponenten. Er dient als reine »Datenschaukel«, weswegen so mancher auf der Rückseite vergeblich nach Audiobuchsen suchen mag. Der DJ-Controller besitzt einen USB-Anschluss, einen Anschluss für ein optional erhältliches Netzteil, einen dazugehörigen Schalter zur Auswahl der Stromversorgungs-Modi, einen Schalter zur Auswahl von »Pickup« bzw. »Jump To«-Modus (Erläuterung folgt später), einen Anschluss für Fußschalter und eine Erdungsschraube.
Für einen MIDI-Controller eine Standard-Ausstattung, nichts Auffälliges. Die Schalter lassen sich ohne Probleme umstellen, der USB-Stecker sitzt fest in der Buchse und »fällt« auch bei stärkerem Ziehen nicht hinaus.
Haptik
Der Vestax wird in einem schmalen Karton geliefert, der jedoch bei weitem schwerer ist, als er es zunächst vermuten lässt. In einem Pappschieber, verstärkt mit Schaumstoffpolstern, blitzt einem nach Öffnen des Kartons ein silbernes Stück Metall entgegen. Damit hätten wir also schon einmal die Frage des Gewichts geklärt.
Der Controller ist komplett aus Metall gefertigt, wodurch er sich gleich um Einiges hochwertiger anfühlt, als es oft bei Kunststoffkomponenten der Fall ist. An den beiden Seitenteilen sind zwei weiße Lichtleisten angebracht, so dass der Controller im Dunkeln seitlich beleuchtet wird. Sieht ganz nett aus, tut aber keinen wirklichen Dienst.
Die Potis sind mit Ausnahme der Fader-Caps und Frequenz-Potis (plus dem »Tempo-Finetune«- und »Scene«-Poti) schwarz gummiert, mit einer kleinen orangenen Markierung zur Positionsbestimmung auf der Oberseite. Die Frequenz-Potis haben wie die Standard-Potis einen sehr starken Widerstand, was zwei Umstände mit sich bringt: Auf der einen Seite wackelt hier nix, auf der anderen Seite sind gerade sensiblere Werte wie EQ-Einstellungen oder Ähnliches etwas schwerer zu steuern. Das liegt daran, dass man mit einem gewissen Kraftaufwand schnell zu viel dreht und somit genaues bzw. feines Einstellen von Parametern zur Herausforderung wird.
Die Kunststofftasten sind allesamt farbig beleuchtet und besitzen einen ordentlichen Druckpunkt – nicht zu leicht, aber eben auch nicht zu fest. Sie sitzen gut in den Aussparungen, lediglich die kleineren quadratischen Taster haben etwas mehr Spielraum, was die Nutzung aber absolut nicht beeinflusst.
Die Linefader fühlen sich sehr nach den Fadern der DJ-Mixer Vestax PMC-280 und PMC-580 an. Sie haben einen angenehmen Widerstand, lassen sich also nicht »wegpusten«. Das ist Geschmackssache, mir gefällt das sehr gut. Dadurch lassen sie sich sehr »smooth« bewegen, was gerade zum Aufzeichnen von Automationen eine große Unterstützung ist. Sie hakeln nicht, sondern laufen sauber und gerade nach oben/unten, ohne Spiel zu den Seiten zu haben, was ich bei Linefadern auch sehr schätze.
Zuletzt noch der Crossfader: Dieser hat im Gegensatz zu den Linefadern quasi gar keinen Widerstand – so wie es sich gehört. Dazu muss ich jedoch sagen, dass ich auch bei DJ-Aktivitäten den Crossfader nicht nutze, über dessen Qualität also kein professionelles Urteil fällen kann.
Zusätzlich gibt es an der Frontseite noch zwei kleine Potis, mit denen die Faderkurven sowohl für die Line- als auch den Crossfader eingestellt werden können; eine sehr schöne Sache, so kann sich jeder Nutzer die Fader nach eigenen Vorlieben einstellen.
Softwareintegration
Mein Testsystem bestand aus einem Apple iMac 27“ mit Mac OS 10.6.8 und aktivem USB-Hub.
Wie am Anfang erwähnt, wird die DAW-Software Ableton Live Lite 7 mitgeliefert. Diese lässt sich nach kurzer Registrierung sofort auf die aktuellste Version (zum Zeitpunkt des Tests Version 8.2.6) updaten. Genauere Versionsunterschiede und spezielle Upgrade-Preise auf die höheren Live Versionen sind auf der Ableton-Homepage zu finden.
Das Anschließen des Vestax ist denkbar einfach. Da der VCM-600 »bus-powered« ist, soll heißen ihm reicht das mitgelieferte USB-Kabel als Stromquelle, brauchst Du kein externes Netzteil oder Ähnliches (wer bei Live-Auftritten doch sichergehen möchte, kann bei Vestax ein optionales Netzteil erwerben). Kabel anschließen, Live öffnen, den VCM-600 in den MIDI-Einstellungen auswählen und schon läuft alles.
Nach dem Öffnen der Vestax-Version von Live Lite bekommt man ein Preset-Layout angezeigt. Hier werden direkt sechs Audiospuren erzeugt, die jeweils einen 3-Band-EQ besitzen. Dieses Template lässt sich aber in den Optionen entfernen bzw. kann durch ein auf die persönlichen Bedürfnisse angepasstes ersetzt werden.
Live Lite ist auf sechs Ableton-Effekte beschränkt, mehr können leider nicht gleichzeitig genutzt werden. Bei sechs Audiospuren mit je einem EQ sind die Effekt-Slots also komplett belegt!
Am Anfang des Testberichts habe ich den »Jump To« bzw. »Pickup«-Schalter erwähnt. Live bietet, wie viele andere Audioprogramme heute auch, sogenanntes Software-Takeover an. Der Schalter am VCM-600 ist noch zusätzlich für Programme gedacht, die diese Fähigkeit nicht besitzen.
Hier eine kleine Erläuterung zum Software-Takeover: Mit dem Controller wird z.B. der High-EQ-Wert auf -1,2 dB geändert, dann steht der Poti des Controllers an Position »x«. Nun arbeitet man weiter und ändert, ohne darauf zu achten, mit der Maus den Wert nochmals. Jetzt steht der Wert in der Software beispielsweise auf -2,0 dB. Der Poti am Controller steht aber immer noch an der Position »x«, die eigentlich auf den Wert -1,2 dB zeigte. Das sogenannte Software-Takeover sorgt nun dafür, dass der reale Wert der Software bei Nutzung des Controllers erst dann geändert wird, wenn man mit dem Poti/Fader etc. über die aktuelle Position »fährt«. Der High-EQ-Poti muss also erst auf -2,0 dB gedreht werden, um danach wieder Bearbeitungen durchführen zu können. Dies ist in vielen Fällen sehr hilfreich, um eine unbeabsichtigte Änderung zu vermeiden, gerade wenn Makros (mehrfache Belegung eines Potis/Fader etc.) genutzt werden.
Der Vorteil des MIDI-Protokolls ist, dass der Controller dadurch von jeder anderen Software genutzt werden kann, die in der Lage ist, MIDI-Daten zu verarbeiten. Ich habe mir zum weiteren Testen des VCM-600 noch eine Konfiguration für Native Instruments Traktor Pro 2 erstellt, was auch ohne Probleme lief. Gerade für Traktor bietet der Vestax VCM-600 sehr gute Einsatzmöglichkeiten.
Aber wie alles andere hat auch MIDI eine nicht so schöne Seite. Da das Protokoll nicht mehr das jüngste ist, ist dessen Leistungsfähigkeit inzwischen auch nicht mehr auf dem neusten Stand. Für die meisten Anwendungen ist diese immer noch absolut ausreichend.
Oft fällt dies nicht so auf, doch hier sind es leider wieder die kleineren Potis, die den Spaß nicht so richtig aufkommen lassen wollen. Die Auflösung ist leider nicht so passend, dass man sauber damit arbeiten kann, zumindest für meinen Geschmack ist diese zu grob. In Verbindung mit der Schwerfälligkeit der Potis ist dies leider keine Sache, an der man lange Freude findet.
Wenn ein MIDI-Wert von einem Controller gesendet wird, kann dieser 128 Werte annehmen. Das heißt, dass z.B. der Weg des Linefaders in 128 Abschnitte geteilt wird. Dies ist die sogenannte Auflösung.
Das Anschließen sowie die Inbetriebnahme sind sehr einfach und verliefen ohne Probleme. Der Controller lässt sich – ein geeignetes Template vorausgesetzt – mit anderer Software nutzen und ist dadurch sehr vielseitig. Leider bremsen die Potis den Spaß am »Schrauben«, zumal die genaue Funktionsbelegung bei den FX-Potis nicht ganz erkenntlich ist. Hier gilt: viel ausprobieren!
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Fazit zum Vestax VCM-600 Test
Schwierig. Zum einen besticht der Vestax VCM-600 durch die allgemein sehr gute Verarbeitung, die Übersichtlichkeit und die Möglichkeit, ihn in jeder Lage (bzw. besser Software) einzusetzen. Auf der anderen Seite stehen eben die zu festen Potis, die einem den Spaß am »Schrauben« nehmen. Das können auch die guten Fader nicht wettmachen, zumal der Preis von rund 600,- Euro nicht unbedingt zum »mal eben Ausprobieren« einlädt.
Mein Fazit zum Gehäuse und zur Haptik fällt überwiegend positiv aus. Hier wackelt (fast) nix! Zum einen gefällt mir das sehr gut, da wackelnde Komponenten für mich oftmals einen Qualitätsmangel darstellen. Zum anderen hat es Vestax hier mit den kleineren Potis etwas zu gut gemeint, da der Widerstand bei meinem Testexemplar schon fast Nutzungseinschränkungen zur Folge hatte. Es kann sein, dass sich das bei längerfristigem Nutzen legt, bei diesem kurzen Test war dies jedoch nicht der Fall. Die Lichtleiste ist zwar ganz nett, hat aber keinen eigentlichen Nutzwert.
Interessenten sollten sich den durchaus guten Controller vorher anschauen und wenn möglich testen. Für mich wäre er im Endeffekt vor allem als Traktor-Controller interessant, jedoch nicht unbedingt für den Einsatz mit Live oder einer anderen DAW-Software.
Vestax VCM-600 Features
- MIDI-Controller speziell für Ableton Live
- Für den DJ-, Live- und Studioeinsatz