Universal Audio Moog Multimode Filter XL Test
Frankenstein-Filter deluxe
Was ist es?
Das Universal Audio Moog Multimode Filter XL ist ein Audio-Plugin für Windows und Mac OS, das diverse Filtertechnologien von Moog Music nachbildet und sie in einem virtuellen Effekt vereint. Es handelt sich um ein Plugin für die UAD-2-Plattform des Herstellers. Du benötigst also entsprechende Hardware wie beispielsweise das Audio Interface Universal Audio Apollo Twin USB MkII [Test].
Der Filter wurde in enger Kooperation mit Cyril Lance, dem Chief Engineer von Moog entwickelt. In diesem resonanten Filter sind die Modi Tief-, Band- und Hochpass sowie Kerbfilter integriert.
Zur Modulation dienen ein Hüllkurvenfolger (»envelope follower«) und ein dualer LFO. Außerdem ist ein 16-Step-Sequenzer an Bord, mit dem sich auf vier Spuren beliebige Parameter modulieren lassen.
Die Software ist derzeit nur über die Website des Herstellers erhältlich.
Video Review
🎬 Universal Audio Moog Multimode Filter XL
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Universal Audio Moog Multimode Filter XL Testbericht
Die unterschiedlichen Filter
Der Name Universal Audio Moog Multimode Filter XL gibt schon preis, dass hier mehr als der übliche Tiefpass à la Moog-Kaskadenfilter (»ladder filter«) an Bord ist:
- Tiefpass
- Bandpass
- Hochpass
- Kerbilfter
Alles rund um die Filter Typen »
Neben dem obligatorischen Regler für Cutoff und Resonanz kannst Du die Steilheit der Filterflanke regulieren. Das sorgt bei Bedarf für einen natürlicher wirkenden Filterklang.
Per »Spacing« verschiebst Du die Phase des linken Kanals relativ zum rechten. Durch die mehr oder minder hohen Laufzeitunterschiede entsteht ein Stereoeffekt – interessant zum Abschmecken des Sounds in Kombination mit dem Width-Regler des dualen LFOs (siehe unten).
Input mit Sättigung
Per Drive-Regler kannst Du den Pegel des eingehenden Signals zunächst abschwächen oder verstärken. Je lauter, desto stärker wird das Signal »gefärbt« – dich erwartet mehr Sättigung durch hinzugefügte bzw. verstärkte Obertöne. Das kann viel zum warm kolorierten Vintage-Charakter dieses Effekts beitragen.
Die mitgelieferte Version »Moog Multimode Filter SE« kommt übrigens ohne diesen Drive-Regler aus und benötigt deutlich weniger DSP-Leistung auch durch weitere Vereinfachungen.
Output mit Mix-Regler
Im Output-Modul lässt sich der Ausgangspegel um ±30 dB regulieren. Stark gefilterte Sounds mit niedriger Resonanz können somit lauter gemacht werden. Eine Abschwächung ist hingegen gerade bei Sounds mit hoher Resonanz praktisch, um Übersteuerungen (Clipping) zu verhindern.
Hier gibt es noch Extras: einen Mix-Regler zum stufenlosen Überblenden des »trockenen« Originalsignals und des gefilterten Sounds. Ebenso finden sich ein Mono-Knopf und ein Panning-Regler. Ich weiß nicht, was man hier noch vermissen könnte, prima.
Envelope – Der Hüllkurvenfolger (»envelope follower«)
Das Envelope-Modul (envelope = Hüllkurve) bewirkt, dass die Frequenz vom Eingangspegel moduliert wird. Je stärker das Signal, desto höher die Frequenz – zumindest prinzipiell. Denn wie stark die Beeinflussung tatsächlich ist, hängt vom stufenlos einstellbaren Amount-Regler ab.
Außerdem regelst Du mit »Sensitivity«, ab welchem Pegel-Schwellenwert die Modulation überhaupt wirken soll, ähnlich wie beim Threshold-Regler von Kompressoren, Gates und Ähnlichem. Eng damit verknüpft sind die Timing-Parameter.
Attack bestimmt, wie schnell oder langsam die Modulation nach dem Überschreiten dieses Schwellenwerts »hochfährt« (einschwingt). Release bestimmt, wie schnell/langsam sie nach dem Unterschreiten abklingt (ausschwingt).
Alternativ lassen sich übrigens auch andere Parameter als die Frequenz modulieren – insgesamt stehen diese vier Ziele (destinations) zur Verfügung:
- Frequenz
- Resonanz
- LFO-Rate
- LFO-Intensität
Alles in allem ist der Hüllkurvenfolger des Universal Audio Moog Multimode Filter XL ein feines Kreativwerkzeug. Es eignet sich sehr gut zur starken Verfremdung von Instrumentenklängen, vor allem von Drums.
Modulation – dualer LFO
Zwei Modulatoren vom Typ LFO (»low-frequency oscillator«) stehen zur Verfügung. Sie lassen sich separat voneinander regeln: Wähle je eine von sieben Wellenformen, regle die Geschwindigkeit (auch mit dem BPM-Wert deiner DAW synchronisierbar) und die Intensität der Modulation.
Da geht noch mehr, denn Du kannst die beiden LFOs überblenden – »morphe« so die zwei finalen LFO-Signale zu einem. Und zwar stufenlos, so dass je nach Gusto das eine oder das andere LFO dominiert. In dieser oder annähernd ausgeklügelter Form habe ich das sehr selten gesehen, zumindest bei Filtern.
Bei hoher LFO-Rate (»Audioratenmodulation«) klingen die Signale »dreckig« und flirrend. Außerdem interessant: Beim Erhöhen des Width-Reglers wirkt LFO A mehr und mehr auf dem linken Kanal des Stereo-Ausgangssignals und LFO B zunehmend auf dem rechten. Oder umgekehrt bei negativem Parameterwert. Damit kannst Du Mono-Eingangssignalen sehr leicht einen Stereoeffekt verpassen.
Step-Sequenzer des Universal Audio Moog Multimode Filter XL
Wie bei jedem guten Sequenzer kannst Du hier den Step-Takt, also die Geschwindigkeit relativ zum Projekttempo regulieren. Schön, dass auch ein Swing-Regler an Bord ist, um die Sequenz mehr oder minder synkopisch grooven zu lassen.
Ferner kannst Du die Laufrichtung und »Reflexion« bestimmen oder per Zufallsgenerator eine Prise Chaos einfließen lassen:
- Vorwärts
- Rückwärts
- Ping Pong
- Ping Pong (alternativ)
- Zufallsgenerator
- Zufallsgenerator (alternativ)
Dich erwarten vier separate Bereiche zur getrennten Sequenzierung von vier Parametern deiner Wahl. Nicht nur Cutoff und Resonanz, sondern auch die Eingangsverstärkung, die Wellenform von LFO A oder B und noch viel mehr lassen sich hier in Bewegung versetzen. Stark.
Für alle vier Bereiche gibt es eigene Glide- und Amount-Regler. Mit Ersterem wählst Du stufenlos, wie »hart« oder »weich« die Übergänge zwischen den einzelnen Steps klingen. Das ist beispielsweise zur Nachbildung eines Wah-Wahs nützlich. Amount bestimmt die maximale Modulationsintensität. Schließlich lässt sich die Dauer dieser Sequenzen separat von 1-16 Steps regulieren.
Du kannst den Step-Sequenzer jederzeit (auch aus der normalen Filteransicht heraus) starten/stoppen oder in einen Bypass-Modus versetzen. Alles in allem ein fabelhaftes Tool, das kaum kreative Grenzen setzt.
Selbstoszillation
Bei stark aufgedrehtem Resonanzregler erzeugt das Filter von sich aus einen Ton, auch wenn kein Signal eingespeist wird. Hinter diesem charakteristischen Pfeifen und Piepen steckt die sogenannte Selbstoszillation.
Wenn Du jetzt die Resonanz modulierst, lassen sich coole Sci-Fi-Effekte kreieren.
Universal Audio Moog Multimode Filter XL – Sounds
Bass | ungefiltert
Bass | Tiefpass sequenziert
Drums | ungefiltert
Drums | Kerbfilter mit Hüllkurvenfolger
Drums | Tiefpass zu 100%
Drums | Tiefpass parallel
Drums | Tiefpass parallel + Kerbfilter mit Hüllkurvenfolger
E-Piano | ungefiltert
E-Piano | Tiefpass sequenziert (Sägezahnwelle)
Funk-Gitarre | ungefiltert
Funk-Gitarre | Bandpass à la Wah Wah sequenziert
Lead Sound | ungefiltert
Lead Sound | Tiefpass mit Hüllkurvenfolger (langes Attack)
R2D2 | Bandpass mit Selbstoszillation
Rhodes | ungefiltert
Rhodes | Chorus mit hohem Drive
Rauschen | ungefiltert
Rauschen | Bandpass mit mittlerer Resonanz
Rauschen | Hochpass mit mittlerer bis hoher Resonanz
Rauschen | Hochpass mit mittlerer Resonanz
Rauschen | Tiefpass mit mittlerer Resonanz
Rauschen | Bandpass mit niedriger Resonanz
Rauschen | Moog-Filter (Default)
Rauschen | Kerbfilter mit mittlerer bis hoher Resonanz
Selbstoszillation
Selbstoszillation mit Frequenz-Smoothing
Sweep mit Selbstoszillation
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Fazit zum Universal Audio Moog Multimode Filter XL Test
Das Universal Audio Multimode Filter XL ist ein sehr vielfältig bestücktes Effekt-Plugin mit Vintage-Charakter. Es verleitet zu kreativen Eskapaden aller Art, von subtil-musikalischen bis hin zu total abgefahrenen Effekten. So macht es auf Drums, Bass, Gitarre oder Synthesizern eine gute Figur.
Natürlich geht das auch mit den Filter-Plugins anderer Hersteller, wobei insbesondere »The Drop« von Cytomic zu nennen ist. Dieses geht eigene Wege, ist noch komplexer und klangqualitativ wie charakterlich ebenbürtig.
Aber bei Universal Audio Multimode Filter XL ging es ja um die getreue Emulation und Kombination diverser Filter aus dem Hause von Moog Music. Das ist wie so oft bei Universal Audio bestens gelungen. Im Detail zählt dazu auch die authentisch klingende Saturation qua Eingangsverstärkung, die dem Filtersound die charakteristische Wärme gibt.
Durch die vielschichtigen Modulationsoptionen per Hüllkurven-Folger und dualem LFO, spätestens aber durch den famosen Sequenzer ist der Preis gerechtfertigt, sofern Du auf den Moog-Sound baust. Ist dir der Emulationsaspekt nicht so wichtig, gibt es Alternativen mit dem Plugin von Cytomic oder dem FabFilter Timeless 2.
Das Universal Audio Multimode Filter XL erscheint im gediegenen Vintage-Gewand (sowohl klanglich als auch optisch) und bietet mehr als genug Möglichkeiten zum kreativen Austoben. Da es zudem gut bedienbar ist und keine großen Schwächen auszumachen sind, beschließe ich den Universal Audio Multimode Filter XL Test mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten.
Universal Audio Moog Multimode Filter XL Features
- Virtuelles Multimode-Filter
- Plugin für Windows & Mac OS
- Hardware vom Typ UAD-2 benötigt
- Klassische und moderne Moog-Filter nachgebildet und vereint
- Modi: Tiefpass, Hochpass, Bandpass, Kerbfilter
- Selbstoszillation und Saturation durch Eingangsverstärkung
- Hüllkurvenfolger mit Reglern für Timing, Schwellenwert und mehr
- Dualer LFO mit je 7 Wellenformen, Überblendung und mehr
- 16-Step-Sequenzer mit 4 Spuren für beliebige Parameter