Universal Audio Apollo x8p Test
Ein Audio Interface greift nach den Sternen
Was ist es?
Das Universal Audio Apollo x8p ist ein Audio Interface für die Thunderbolt-3-Schnittstelle an Windows-Computern oder Macs. Bei Letzteren ist mittels Adapter auch der Anschluss an Thunderbolt 2 und 1 möglich.
An Bord sind acht Kombi-Eingänge (XLR/6,3 mm) für Mikrofon- und Line-Signale, zwei davon auch für E-Gitarre/E-Bass. Über ein separat zu erwerbendes Multicore-Kabel (DB-25) gelangen acht weitere Line-Signale hinein. Hinaus geht es über zwei symmetrische Klinken für das Haupt-Monitorsignal, zwei separat regelbare Kopfhörerbuchsen und acht Klinken an einem Multicore-Kabel. Dazu kommen je zwei Ein- und Ausgänge für ADAT oder S/PDIF.
Sechs der hauseigenen DSP-Chips ermöglichen den Einsatz zahlreicher UAD-Plugins gleichzeitig, oft quasi latenzfrei und wahlweise schon beim Recording. Die Mikrofonvorverstärker weisen die Unison-Technologie auf, können also via Plugin diverse legendäre Preamps nachbilden.
Familie Apollo x
Das Universal Audio Apollo x8p ist das zweitgrößte Modell der neuesten Apollo-Generation. Zu haben sind weiterhin das x6 und x8 mit weniger In- und Outputs direkt am Gerät, während das x16 ganz auf die Integration in eine Recording-Konsole mittels DB-25-Schnittstellen setzt.
Passend dazu
- Arturia MiniFuse 1 Test: Das ultimative portable Audio Interface?
- Universal Audio UAD-2 Satellite Thunderbolt OCTO Testbericht: Donnerwetter!
- Zoom TAC-2 Testbericht: Minimalistisches Thunderbolt Audio Interface
- Universal Audio Apollo Twin Test: Thunderbolt Audio Interface
- Line 6 UX1 Testbericht: Kleines Audio Interface für Gitarristen
Maximal vier beliebige Exemplare der Serie (plus die älteren TB-Apollos und UAD-Satelliten) lassen sich kaskadieren. Dabei verschmelzen sie in der DAW und in der Mixersoftware praktisch zu einem großen Interface.
Die wichtigsten Features – Universal Audio Apollo x8p
- Thunderbolt 3 Audio Interface für Windows & Mac OS
- 18 Eingänge, 22 Ausgänge (je 8 x Line In/Out via Multicore-Kabel)
- Wandlung mit max. 24 Bit & 192 KHz
- 6 UAD-Prozessoren
- Alle wichtigen Bedienelemente für Inputs & Monitoring
- Coming soon: Nutzung als Surround-Monitor-Controller
- Bis zu 4 Thunderbolt-Apollos bzw. 6 UAD-Geräte kaskadierbar
- Plugin-Paket »Realtime Analog Classics Plus« inklusive
Video vom Hersteller
anzeige
Universal Audio Apollo x8p Testbericht
Erster Eindruck
Wie erwartet, überzeugt die Verarbeitung auf ganzer Linie. Haptisch gefallen die Potis mit ihrer klaren Rastung und gutem Grip. Dass die Kappen nicht zu 100% festsitzen, fällt in der Praxis nicht auf. Insgesamt weiß das klare Layout der Bedienelemente zu gefallen.
Dem Studioalltag angemessen sind die Inputs für elektrische Saiteninstrumente und die Kopfhörerausgänge vorne zu finden, also stets leicht zugänglich.
Trotz der stattlichen Bautiefe von gut 30 cm ist das Netzteil nicht intern verbaut, schade. Ein USB-C-Kabel für Thunderbolt 3 würde ich auch gerne schon im Lieferumfang sehen.
Inbetriebnahme
Zunächst ist die Installation der Software mitsamt Treiber, Mixeroberfläche und den hauseigenen Plugins nötig. Sie belegt über 3 Gigagbyte.
Nach der Inbetriebnahme des Universal Audio Apollo x8p wirst Du gleich benachrichtigt, wenn ein Firmware-Upgrade zur Verfügung steht. In meinem Fall war dieses in anderthalb Minuten erledigt, inklusive Neustart.
Dann öffnet sich automatisch die UA-Website in deinem Standard-Browser, wo zur Registrierung des Geräts angeregt wird. Schließlich folgen konzise Informationen zur Autorisierung der hauseigenen Plugins über die Kontrollsoftware. Insgesamt ein smoother Einstieg – so wünsche ich mir das von einem hochwertigen und entsprechend bepreisten Audio Interface.
Konfiguration der Inputs
Die Bedienelemente links vorne ermöglichen eine umfassende Input-Kontrolle. Ich vermisse nichts:
- Eingang wählen – Druck auf den »Preamp«-Poti
- Mic vs. Line vs. Hi-Z wählen – »Input«-Knopf
- Verstärken – Drehen am Preamp-Poti mit 1-dB-Rastung
- Buttons für …
- Phantomspeisung (+48 V, alle Inputs separat)
- Pad (-20 dB)
- Polaritätsumkehr
- Hochpassfilter @75 Hz, 12 dB/Okt.
- Stereo-Verlinkung benachbarter Inputs
Kontrolle des Monitorsignals
Das Universal Audio Apollo x8p ist ein Audio Interface mit einem guten Schuss Monitor Controller. Dabei wurde auch an ein kleines Talkback-Mikrofon gedacht, das seinen Job ordentlich erledigt. Die Monitoring-Möglichkeiten im Einzelnen:
- Monitorausgänge regeln – Drehen am »Monitor«-Poti
- Stummschalten – Druck auf den Monitor-Poti
- Hauptausgänge vs. Line-Outs 1&2 für Monitoring nutzen – »Alt-«Knopf
- Kopfhörerausgänge regeln mit dedizierten Potis
- »FCN«-Knopf für eine von 4 Funktionen (in Software wählbar):
- »ALT2« – Line-Outputs 3&4 für Monitoring nutzen
- »MONO« – klar
- »DIM« – Lautstärkereduzierung (dB in Software wählbar)
- »TALKBACK« – Integriertes Talkback-Mikrofon & DIM aktivieren
Mehr muss ein ausgewiesenes Audio Interface nicht leisten und alles funktioniert wie gewünscht.
Metering mit dem Universal Audio Apollo x8p
Dank den überschaubaren Bedienelementen und den hinten angebrachten Mic-Inputs bleibt viel Platz für Pegelanzeigen. So bietet das Universal Audio Apollo x8p LED-Ketten aus je zehn Segmenten für alle analogen Eingänge und das aktuell gewählte Monitor-Ausgangspaar.
Einem 3.000-Euro-Gerät hätten hochauflösende (OLED-)Displays wie bei den Topmodellen von Apogee oder RME gut zu Gesicht gestanden. Sei’s drum, die Pegelüberwachung findet zumindest bei mir traditionell in der DAW oder Mixersoftware statt. Zudem dient das x8p nicht als eigenständiger Mehrkanal-Preamp.
Console – Die Mixersoftware
Als Steuerzentrale dient die Mixersoftware »Console«. Ich empfinde sie als ansehnlich (wenn auch teils mit sehr kleiner Beschriftung), gut strukturiert und funktional tadellos. Zwar gibt es keine volle Flexibilität mit Routing-Matrix, freien Submixen etc. wie bei den AVB-Interfaces von MOTU oder den Geräten von RME, aber doch genug Freiheit für alle gängigen Studioszenarien.
Wichtiger sind den meisten vielbeschäftigten und/oder experimentierfreudigen Nutzern wohl eher Features wie die Möglichkeit der Speicherung kompletter Mixerkonfigurationen (hier »Sessions« genannt). Oder die zahlreichen I/O-Presets zum Einrichten der Ein- und Ausgangsbelegung.
Effekte
Die Implementierung der hauseigenen Plugins ist herausragend – kein anderer Hersteller bietet bei seinen Interfaces die Einbindung derart vielfältiger, qualitativ erhabener Effekte. Grundsätzlich kannst Du …
- 4 Insert-Effekt-Slots pro Kanal mit beliebigen UAD-Plugins füllen
- 1 »Unison«-Preamp-Emulation pro Kanal nutzen
Die einzigartigen Apollo Unison Preamps bilden legendäre Vorverstärker nach und führen im Verbund mit dem passenden Mic schon zu einer sehr richtungsweisenden Klangfärbung. Weiterhin eröffnen die vier Insert-Slots ein immenses künstlerisches Betätigungsfeld und lassen dir diese Wahl:
Effekte beim Recording vs. Mixing Effekte
beim Befüllen eines leeren Slots werden die verfügbaren Effekte sauber kategorisiert aufgelistet. Belegte Slots lassen sich mit einem Klick (de-)aktivieren.
Nahtloses Mixing & Recording bei Kaskadierung
Noch ein Trumpf, den längst nicht alle Interface-Hersteller aus dem Ärmel schütteln können: Via Thunderbolt lassen sich bis zu vier Apollos oder insgesamt sechs UAD-Geräte kaskadieren. So würden sie förmlich verschmelzen, denn …
- in deiner DAW sind die In-/Outputs aller Geräte zugänglich und
- in der Mixersoftware »Console« tauchen alle Kanäle hintereinanderweg auf.
In Ermangelung eines hochaktuellen Macs (oder eines zweiten TB3-zu-2-Adapters) konnte ich das nicht testen, aber ein befreundeter Kollege der Redaktion bestätigte, dass das z.B. mit dem kleinen Arrow tadellos funktioniere. Zudem verlief die Kaskadierung schon in den Vorjahren gänzlich reibungslos (z.B. beim Verbinden von Apollo Twin und Satellite OCTO).
Vernachlässigbare Latenz
Zum Prüfen der Latenz in der Praxis habe ich ein MacBook Pro (Retina 15″, Mitte 2014) mit macOS Mojave genutzt.
Bei der herkömmlichen UAD-Plugin-Einbindung in Form von VST-Plugins in mein DAW-Projekt teilt die Kontrollsoftware des Universal Audio Apollo x8p Folgendes mit: Durch meine große Handvoll UAD-Plugins (die 6 DSP-Kerne des x8p waren zu 87% ausgelastet) kommen bei 44,1 kHz genau 2,9 Millisekunden zur Latenz hinzu.
Das ist nicht der Rede wert – selbst mit dem »hohen« Puffer von 64 Samples (nötig für ein äußerst rechenintensives Projekt) entstand in der Summe keine spürbare Verzögerung zwischen Performance und DAW-Monitorsignal. Mit 96 kHz verringert sich die Latenz naturgemäß noch weiter.
… Spätestens mit Console
Klasse: Manche UAD-Plugins verursachen zumindest bei hohen Sample-Raten überhaupt keine zusätzliche Latenz, wenn Du sie nicht in der DAW, sondern in den Insert-Slots der Console nutzt. Baut ein UAD-Plugin auf »Upsampling« (interne Berechnung mit höherer Sample-Rate), entsteht dann doch ein bisschen, aber das ist meist verschwindend wenig. Wer es genau wissen will, findet die Werte im »UAD Plug-Ins Manual« als PDF-Datei.
Sound zum Genießen beim Universal Audio Apollo x8p
Der Klang ist großartig. Sauber und gleichzeitig beseelt zeigen sich die Vorverstärker. Ebenso beeindruckend sind die Wandler, die das Beste aus meinen Referenzstücken herauszukitzeln wussten.
Die vom Hersteller angegebenen Dynamikumfänge schwanken zwischen 122 dB(A) bei den Mikrofoneingängen und irrwitzigen 129 dB(A) bei den Haupt-Monitorausgängen. Die gesamte harmonische Verzerrung + Rauschen (1 kHz @ -1 dBFS) pendelt zwischen -102 dB (Kopfhörerausgänge) und -119 dB (Monitorausgänge). Starkes Stück.
Rein subjektiv begeistert das Universal Audio Apollo x8p mit einer mir so noch nicht bekannten Kombination aus Transparenz und Musikalität. Gute Aufnahmen akustischer Instrumente klingen unheimlich authentisch.
In Sachen Impulstreue – wie akzentuiert Transienten oder wie »trocken« Kick-Drums sind – habe ich ebenbürtige oder knapp bessere Audio Interfaces erleben dürfen. Aber wie gesagt: knapp. Und eins ist so sicher wie der Amen Break im Sample-Weltkulturerbe: Die übrigen Qualitäten machen das mehr als wett.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
Fazit zum Universal Audio Apollo x8p Test
Mit dem Universal Audio Apollo x8p hat sich der Hersteller selbst übertroffen: Die bereits sehr guten Preamps und Wandler der bisherigen Apollos wurden mit der x-Serie noch verfeinert. So erwartet den anspruchsvollen Produzenten und Engineer eine beeindruckende Kombination aus klanglicher Transparenz, Tiefe und Musikalität.
Nach wie vor punkten die Modelle von UA mit einer einzigartigen Effekteinbindung. Ob beim Recording (schon »eingebrannt« in die Spur bzw. beim Monitoring, auch via Unison) oder beim Mixing. Qualität und Vielfalt der hauseigenen Emulationen im stetig wachsenden UAD-Plugin-Portfolio sind über jeden Zweifel erhaben. Noch dazu gelingt die Effekteinbindung qua »Console« ganz ohne oder mit verschwindend geringer Latenz. Aber auch bei herkömmlicher Implementierung in der DAW wird sie fast nie spürbar.
Ein weiterer Trumpf ist die nahtlose Kaskadierung von bis zu vier Thunderbolt-Apollos, zu denen sich noch einmal zwei Satellites für mehr DSP-Power gesellen können. Klasse: Alle Kanäle der verquickten Geräte tauchen in der DAW hintereinanderweg auf und in Console werden sie aneinandergereiht, so dass der Verbund zu einem einzigen großen System verschmilzt.
Verarbeitung und Haptik sind gut gelungen. Die anliegenden Signale sowie jene des gewählten Monitor-Kanalpaars können über Pegel-LEDs gut überwacht werden. Für ein ausgewiesenes Audio Interface sind die integrierten Monitor-Controller-Funktionen stattlich, auch ein kleines Talkback-Mikrofon ist an Bord. Schon bei den ersten Schritten nach der Inbetriebnahme fühlt man sich gut aufgehoben, so erscheint die Nachricht über ein (schnell heruntergeladenes und installiertes) Firmware-Update automatisch, zudem ist die Dokumentation vorbildlich.
Ich hätte gerne ein internes Netzteil gesehen, auch deutsche PDF-Handbücher (zumindest für die Hardware und die Mixersoftware) wären in dieser Preisklasse angebracht.
Doch das sind nur Randerscheinungen neben den geschilderten Qualitäten in Klangqualität, Workflow, Effekteinbindung, Kaskadierung und Monitoring. Professionelle Ansprüche werden bedient und der Preis geht in Ordnung. Ich beschließe meinen Universal Audio Apollo x8p Test auf delamar mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten.
Universal Audio Apollo x8p Features
- Audio Interface für Windows & Mac OS
- Schnittstellen: 2 x Thunderbolt 3
- Am Mac abwärtskompatibel mit Thunderbolt 2 & 1 via Adapter (separat erhältlich)
- 18 Eingänge
- 2 x Mic/Line/Hi-Z (XLR/6,3 mm)
- 6 x Mic/Line (XLR/6,3 mm)
- 8 x Line (6,3 mm) via D-Sub (DB-25) + separat erhältliches Multicore-Kabel
- 2 x ADAT oder S/PDIF (TOSLINK)
- Aufnahme von 8 Kanälen gleichzeitig
- Phantomspeisung (+48 V) auf allen Inputs separat schaltbar
- Pad, Polaritätsumkehr und Hochpassfilter schaltbar
- Unison-fähige Mikrofonvorverstärker (Nachbildungen klassischer Preamps)
- Wandlung mit maximal 24 Bit & 192 KHz
- DSP-Beschleunigung durch 6 Prozessorkerne (»UAD HEXA Core Processing«)
- WordClock I/O (BNC)
- 22 Ausgänge
- 2 x Line (6,3 mm) zum Stereo-Monitoring
- 8 x Line (6,3 mm) via D-Sub (DB-25) + separate erhältliches Multicore-Kabel
- 2 x Stereo-Line (6,3 mm) für Kopfhörer, separat regelbar
- Wiedergabe aller Kanäle gleichzeitig
- Bedienelemente und Visualisierung an der Vorderseite
- Inputs: Gain, Pad, Phantomspeisung, Hochpassfilter, Stereoverlinkung
- Monitoring: Talkback-Mikrofon, Dim, Mono, alternative Monitor-Outs
- LED-Ketten (je 10 Segmente) für Inputs und gewählte Monitor-Outs
- +24 dBu wählbar für einfache Kompatibilität mit Konsolen & Bandmaschinen
- Nach Software-Update in Kürze auch als Surround-Monitor-Controller nutzbar
- Gehäuse im Format für 19″-Racks (1 HE), Schrauben inklusive
- Maße: 483 x 45 x 308 mm
- Gewicht: 4,08 kg
- Externes Netzteil
- Bis zu 4 Thunderbolt-Apollos bzw. 6 UAD-Geräte kaskadierbar
- Plugin-Paket »Realtime Analog Classics Plus« inklusive