NI Traktor Kontrol S2 Testbericht
DJ-Controller für mehr als die Basics?
Was ist es?
Der NI Traktor Kontrol S2 ist ein DJ Controller für zwei Decks. Vier Potis und ebenso viele Druckknöpfe für die Effektsteuerung, vier Buttons für Cue-Punkte und Samples sowie eine Loop-Sektion sind integriert. Zwar ist ein Audio Interface integriert, doch abgesehen von den Ausgängen und dem Mikrofon-Input ist der S2 ein reiner Controller.
Die Vollversion der DJ- Software Traktor Pro wird mit ausgeliefert. Damit erhältst Du im Gegensatz zu den normalerweise mit Light-Versionen bestückten Angeboten ein umfassend ausgestattetes Programm als Bonus zur Hardware dazu.
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NI Traktor Kontrol S2 Testbericht
Erster Eindruck
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In der Packung finden sich neben dem NI Traktor Kontrol S2 und einem Netzteil (inkl. vier Adapter für verschiedene Länder) eine große auf Kartonpapier gedruckte Schnellanleitung mit Kurzbeschreibungen der Bedienelemente in englischer Sprache, ein Kärtchen mit den Software- und Hardware-Seriennummern und ein Faltblatt mit den Tastaturbefehlen für Traktor. Ach ja, und ein Set mit Stickern des Herstellers.
Klar und aufgeräumt erscheint die Bedienoberfläche des NI Traktor Kontrol S2. Wie bei kaum einem anderen DJ-Controller ist hier Platz zwischen den einzelnen Kontrollbereichen. Auch die Materialwahl weiß zu gefallen: Das gebürstete, schwarz getünchte Aluminium zu beiden Seiten macht einen hervorragenden Eindruck und sollte zur Gesamtrobustheit beitragen, während der Mixer-Bereich in der Mitte mit spiegelndem Kunststoff für fesche Glanzeffekte sorgt; normalerweise bin ich kein Fan von reflektierenden Oberflächen, doch durch die Begrenzung auf ein knappes Drittel der Oberfläche kann ich das als ästhetischen Touch goutieren. Auf die Verarbeitung der einzelnen Bedienelemente komme ich in den entsprechenden Abschnitten dieses Testberichts noch ausführlich zu sprechen.
Die Registrierung erfolgte per Benutzerkonto bei Native Instruments und der unten auf dem Gerät aufgedruckten sowie der zusammen mit dem Code für Traktor Pro auf dem erwähnten Kärtchen verzeichneten Seriennummer. Die erstgenannte wird online eingetragen, die Traktor-Pro-Seriennummer hingegen im Native Instruments Service Center, der bei jeglicher Software des Hauses mitinstalliert wird. All das funktionierte schnell und problemlos.
Die Klangqualität des integrierten Audio Interface ist als gut zu bezeichnen, Du kannst auch bei hochwertigen Anlagen einen durchaus feinen Sound erwarten.
Bedienelemente
Die Potis für die drei Bänder des Equalizers und die vier Effektkontrollen sitzen fest genug, zudem sind sie mit Gummi überzogen und geriffelt, folglich recht griffig. Der Widerstand ist relativ hoch, das Drehgefühl butterweich.
Eine besondere Erwähnung sind die Gain-Potis wert. Sie unterscheiden sich in ihrer Form deutlich von den EQ-Reglern, auch im Handling weisen sie klare Unterschiede auf, da sie gerasterte Einstellpositionen haben. Jeder Schritt der Rasterung bewirkt eine durchschnittliche Pegeländerung von 0,15 dB, was eine feine Dosierung ermöglicht. Wenn Du die Gain-Potis drückst, wird die Verstärkung respektive Abschwächung wieder auf ±0 gesetzt.
Die konstruktionstechnisch gleich gearteten Drehregler für den Browser und die Loop-Steuerung bieten wie die Gain-Regler eine Rasterung und lassen sich klicken. Das Bediengefühl geht in Ordnung.
Die Kanal-Fader sind schön schwergängig, der Crossfader leichtgängig genug für flinkes Scratchen und augenblickliche Cuts. Letzterer lässt sich leider nicht austauschen, was für mich angesichts des Preises inakzeptabel ist. Von einem zum anderen Ende des Crossfaders sind es nur vier Zentimeter – gut für Cuts und Scratches, schlecht für sanfte, langsame Übergänge. Der Pitch-Fader setzt einen properen Widerstand entgegen und ermöglicht ein sehr genaues Justieren in Traktor – mit etwas Fingerspitzengefühl sind Schritte von 0,02 BPM möglich. Der Laufweg liegt mit sechs Zentimetern im guten Durchschnitt.
Die Haptik der Knöpfe gefällt mir gut – Sie sind weich, haben aber einen festen, deutlich spürbaren Druckpunkt und quittieren die ausgelöste Funktion mit einem filigranen, hochfrequenten Klick. Weniger begeistert bin ich von der sehr schwachen Hintergrundbeleuchtung bei Stromversorgung per USB. Hier leisten alle anderen Controller des knappen Dutzends, das mir unter die Finger gekommen ist, mehr.
Anschluss externer Geräte
Ein Eingang im Format einer großen Klinkenbuchse steht zum Anschluss eines Mikrofons zur Verfügung. Der dazugehörige Lautstärkenregler ragt nur etwa drei Millimeter über das Profil des Gehäuses hinaus und ist sehr schwergängig. So ist es kaum möglich, ihn versehentlich zu verstellen. An der Vorderkante ist schließlich der Knopf zum Aktivieren der Mikrofoneinspeisung. Mein Mikro konnte ich extrem laut aufdrehen; Du dürfest keine Probleme haben, jedes Mikrofon, das nicht völlig taub ist, betreiben zu können.
Ausgangsseitig haben wir einmal Klinke und einmal Cinch, für Master und Booth. Diese für einen DJ-Controller ungewöhnliche Artenvielfalt ist zu begrüßen. Interessant ist auch die auf Wunsch separate Lautstärkeregelung für Master und Booth dank des hinten eingelassenen Drehreglers. Bei Bedarf können die beiden Ausgänge auch gekoppelt über den Master-Poti in der zentralen Mixer-Sektion geschehen.
Die Kopfhörerbuchse vorne – das sehe ich immer gerne – ist über eine Manschette fest mit dem Gehäuse verschraubt. Fesch: Die Regler für Kopfhörermischung und –lautstärke können im Gehäuse versenkt werden. Allerdings gefällt mir nicht, dass diese Regler an der Vorderkante untergebracht worden sind. Dort sind sie für meinen Geschmack so unbequem zu erreichen.
Native Instruments hat einen eher minimalistischen Ansatz gewählt, als es darum ging, zu bestimmen, welche Zuspieler genutzt werden können. So gibt es hier keine Möglichkeit, Plattenspieler, CD-Player, MP3-Player und dergleichen anzuschließen. Das finde ich angesichts des gepfefferten Preises schon sehr forsch. Vielleicht hätte man es ja lieber, wenn noch ein hauseigenes Audio Interface dazugekauft wird, um externe Zuspieler anzuschließen. Nun denn.
Jog-Wheels unter der Lupe im NI Traktor Kontrol S2 Testbericht
Mit zwölf Zentimetern entspricht der Durchmesser der Jog-Wheels ziemlich genau dem Durchschnitt. Dementsprechend ordentlich, aber nicht überragend fällt die potentielle Eignung zum Scratchen aus. Die Rillen auf der Oberfläche, die angenehm an jene auf echten Schallplatten erinnern, erhöhen die Griffigkeit. Der Drehwiderstand erscheint mir leicht überdurchschnittlich, zudem wird er noch leicht erhöht, je schneller Du drehst. Das fühlt sich meist sehr gut an, jedoch sind saftige Backspins nur mit einem außerordentlich starken Wischen möglich.
Anders als bei den meisten modernen DJ-Controllern gibt es hier keine berührungsempfindliche Oberfläche, sondern einfach eine eingelassene Platte, die die DJ-Software bei Druck in den Modus zum Scratchen/Spulen versetzt. Das funktioniert recht ordentlich. Allerdings kommt das Ganze etwas klapperig daher und schmälert den ansonsten meist hochwertigen Eindruck der Hardware.
Die Umsetzung der Jog-Wheel-Bewegungen in Steuersignale für deine virtuellen Plattenteller geschieht sehr akkurat und der Treiber ermöglicht ein störungsfreies Audiosignal bei niedrigen Latenzen.
Effekte, Loops & Cue-Punkte
In diesem Kapitel kann ich ausschließlich Lob aussprechen. Vier Drehregler und vier Knöpfe treffen auf vier Effektparameter und vier Effektschalter in Traktor – passt wie Deckel auf Topf und da die sich Potis wie oben beschrieben prima anfühlen, wird die Effektkontrolle in der DJ-Software des Berliner Unternehmens zum Vergnügen.
Bis zu vier Cue-Punkte kannst Du setzen. Dabei sind die entsprechenden Buttons größer als bei den meisten anderen DJ-Controllern. Auch die Loops wirst Du gut im Griff haben: Hier stehen zwei klickbare Potis mit Rasterung bereit. Der eine sorgt für das Beat Jumping, also das Vor- oder Zurückversetzen des Loop-Bereichs im Track, während der andere für die Justierung der Loop-Länge geeignet ist. Zudem kannst Du mit einem Klick auf einen beliebigen der beiden den Loop-Modus an- und ausschalten. Das ist schnell erlernt, geht gut von der Hand und macht Laune.
Ebenfalls schon eingangs erwähnt habe ich das grozügige, klare Layout der Bedienoberfläche, wodurch sämtliche Effekt-, Loop- und Cue-Spielereien stets sehr gut gelingen.
Integration in Traktor
Es sollte keine Überraschung sein, wenn ich eröffne, dass sich das Zusammenwirken von Traktor Kontrol S2 und Traktor (Pro) rasch etabliert. Das in die Software integrierte Standard-Mapping deckt die essentiellen Funktionen von Traktor ab, mehr ist bei der übersichtlichen Menge von Bedienelementen nicht drin. Es sollte in diesem Fall als selbstverständlich durchgehen, dennoch sei erwähnt, dass sämtliche Drehregler, Schalter und Fader sind von Anfang an einwandfrei zugewiesen sind.
Einen dicken Bonus des Pakets, das Du beim Kauf des NI Traktor Kontrol S2 erhältst, stellt die Beigabe eines Lizenz-Codes für Traktor Pro dar. Über die Qualitäten des Programms muss ich an dieser Stelle wohl nicht viel sagen, nur so viel: Die Übersichtlichkeit der graphischen Benutzeroberfläche, die Stabilität, die vielen guten Effekte und nicht zuletzt die Unmengen von im Umlauf befindlichen Mappings für wohl mittlerweile jeden DJ-Controller sind Trümpfe des Programms.
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Fazit zum NI Traktor Kontrol S2 Test
Der NI Traktor Kontrol S2 könnte mit einigem Recht den Titel des besten »No-Nonsense-Controller« davontragen. Hier finden sich Bedienelemente zur Steuerung der wichtigsten Funktionen von Traktor in einem in großen Teilen fein verarbeiteten und nüchtern-edlem Gehäuse. Mit den gut gelungenen Drehreglern, Fadern und Knöpfen lässt sich das gut an. Schön, dass das Berliner Unternehmen in puncto Material- und Konstruktionsqualität nicht gespart hat.
Gerade auch durch das luftige Layout, das wie bei kaum einem anderen DJ Controller übersichtlich und klar daherkommt, ist es ein Klacks, alle Effekte sowie die Loops und Cue-Punkte zu kontrollieren. Durch die mitgelieferte Lizenz steht dir von Anfang an ein mächtiges Tool für DJing in seiner modernen Form zur Verfügung, auf das dieser DJ-Controller perfekt abgestimmt ist. Es versteht sich von selbst, dass die Einrichtung der Hardware kaum einfacher sein könnte und alle Zuweisungen von Hard- zu Software sofort einwandfrei funktionieren.
Warum gibt es dann »nur« vier von fünf Punkten im NI Traktor Kontrol S2 Testbericht auf delamar? Nun, zum Straßenpreis von beinahe 500 Euro empfinde ich es bereits als dreist, dass Funktionen wie ein austauschbarer Crossfader oder jegliche Möglichkeiten zum Anschluss von Zuspielern fehlen. Manch einer mag auch eine verstellbare Crossfader-Kurve oder XLR-Anschlüsse vermissen – das sind alles Dinge, die sich die meisten anderen DJ-Controller in dieser Preisregion auf die Fahnen schreiben können.
Unter dem Strich bleibt eben der Eindruck eines vorbildlich klar strukturierten und gut bedienbaren Controllers, der die Basics mühelos beherrscht. Nicht mehr und nicht weniger.
NI Traktor Kontrol S2 Features
- DJ-Controller
- 2 Decks
- Kontrollen für Effekte, Loops & Cue
- Eingang: 1x Mikrofon
- Separat regelbare Ausgänge: Main (Klinke), Booth (Cinch) und Kopfhörer
- DJ-Software Traktor Pro mitgeliefert