SSL THE BUS+ Test
Ein Kompressor, unzählige Möglichkeiten

SSL THE BUS+ Test

Das ansprechende Design des SSL THE BUS+ fügt sich perfekt in das SSL-Portfolio ein.

Was ist es?

Der SSL THE BUS+ ist ein Zwei-Kanal-Kompressor. Insgesamt vier Modi erlauben es, ihn als Stereo-, Dual-Mono- und M/S-Gerät zu betreiben. Eine umfangreiche Side-Chain-Funktion lädt dabei zum Experimentieren und Kreativsein ein.

Im Gegensatz zum Original kommt der SSL THE BUS+ mit einer erweiterten Skala bei einigen Parametern. Außerdem ist ein dynamischer Zwei-Band-EQ verbaut. Ein eindeutiges optisches Feedback rundet die Bedienbarkeit des Geräts ab.

SSL THE BUS+ Features

  • THD+N (1 kHz @ 0 dBu; Kompressor ein): –88 dB/0,004 %
  • Rauschen: –90 dBu (Kompressor ein) & –89 dBu (4K-Modus)
  • Dynamikumfang (Kompressor ein): 117,5 dB
  • Anschlüsse: 2 XLR-Inputs, 2 XLR-Outputs, 2 XLR-External-Inputs & 2 XLR-External-Outputs
  • Abmessungen (HxBxT): 88,9 x 480 x 328 mm, 2 HE

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SSL THE BUS+ Testbericht

Über den „Bus Compressor“

Seit den späten 1970ern ist der Bus-Kompressor aus der „Master Section“ von SSL-Konsolen nicht mehr wegzudenken. Und das zurecht, denn das Dynamiktool auf der Stereosumme hat unzähligen Produktionen beim Mixdown das i-Tüpfelchen verpasst.


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Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass unzählige Hard- und Softwarefirmen versucht haben, das gute Stück nachzubilden. Sogar SSL selbst hat mit dem Native Bus Compressor (2) den legendären Ersetzungseffekt auf die virtuelle Ebene gehievt.

Umso erstaunlicher scheint es, wenn der Hersteller selbst noch einmal in physischer Form nachlegt. Nicht aber etwa mit einer schlichten Neuauflage des Originals – wie es bereit mit dem 500er-Modul geschehen ist –, sondern mit einigen völlig neuen Features.

So viel soll an dieser Stelle schon mal verraten werden: THE BUS+ vereint modernste Technik mit einem ausgeklügelten Signalflussdesign und analogem Sound. Doch wagen wir einen Rundumblick.

Erster Eindruck zum SSL THE BUS+

Der bewanderte Tonkutscher stellt einige Erwartungen an ein Gerät aus dem Hause Solid State Logic. Das aus gutem Grund, denn in der über 50 Jahre währenden Unternehmensgeschichte haben sich die Briten einen unverkennbaren Ruf erarbeitet.

Die Verarbeitung beim SSL THE BUS+ ist top. Alle Bedienelemente sowie Anschlüsse sitzen fest im beziehungsweise am Gehäuse. Die Potis sind gerastert und auch die für SSL typischen hellgrauen Potiknöpfe mit farbigem Häubchen fehlen nicht.

Solide wirkt ebenso das Gehäuse mit seiner anschaulichen, dunkelgrauen Aluminiumfront. Die Rackohren der Blende sind zusätzlich durch das Blech des hinteren Gehäuseteils verstärkt. Seitliche Öffnungen sorgen für die nötige Kühlung der Elektronik.

Einen Netzschalter besitzt der SSL THE BUS+ an seiner Rückseite. Daneben sind die Anschlüsse in XLR-Form zu finden. Zusätzlich zu den Ins und Outs gibt es für jeden Kanal einen Side-Chain-Eingang sowie einen Send – hierzu später mehr.

SSL THE BUS+ – das Beste aus zwei Welten

Der Signalfluss beziehungsweise die Signalbearbeitung des SSL THE BUS+ ist komplett analog. Nichtsdestotrotz ist ein Mikrocontroller verbaut, der die Positionen und Werte aller Potentiometer erfasst.

Dies erlaubt Präzisionsarbeit, da so die Toleranzwerte der Potentiometer ausgeglichen werden. Gerade im Stereobetrieb ist dies wichtig, um beide Kanäle wirklich absolut synchron bearbeiten zu können. Nicht nur der akkurat arbeitende Mastering-Engineer weiß dies zu schätzen.

Für eine Klangfärbung im Signal sorgen beim SSL THE BUS+ drei Taster. „LOW THD“ bietet ein sauberes Low-End, bei „F/B“ arbeitet der Kompressor etwas relaxter und „4K MODE“ fügt dem ganzen Charakter und Harmonieanteile in verschiedenen Intensitätsstufen hinzu.

Die Funktionen lassen sich entweder einzeln oder in beliebiger Kombination nutzen. Dass dafür nicht das Entweder-oder-Prinzip gewählt wurde, macht den SSL THE BUS+ umso flexibler.

SSL THE BUS+ Test

Selbst ein flüchtiger Blick reicht, um sich ein Bild über die aktivierten Funktionen des SSL THE BUS+ zu machen.

Die Betriebsmodi des SSL THE BUS+

Ganze vier Betriebsmodi können am SSL THE BUS+ genutzt werden. Hierfür steht der Taster „MODE“ zur Verfügung. Über die entsprechenden LED darunter lässt sich ablesen, in welchem Modus sich das Gerät befindet.

In „Classis Stereo“ arbeitet der Kompressor wie in den SSL-Pulten gewöhnt. Gleiches gilt für „∑ S/C Stereo“, nur dass die Side-Chain-Signale der Inputs summiert werden. In beiden Modi ist nur die linke Seite des SSL THE BUS+ aktiv.

Beide Kanäle können in den Modi „Dual Mono“ und „Mid Side“ separat geregelt werden. Angezeigt wird dies zusätzlich dadurch, dass die LEDs sowie das VU-Meter ebenso auf der rechten Seite leuchten. Apropos: Auch der Bybass-Zustand lässt sich schnell dadurch erkennen, ob beziehungsweise wie hell die LEDs leuchten.

Eine praktische Idee sind die Send-Outs. Dort wird das unbearbeitete Eingangssignal parallel ausgegeben. Ein Goodie im Mid-Side-Modus ist, dass das Stereosignal M/S-kodiert über die Sends abgegriffen werden kann.

Kompression des SSL THE BUS+

Auf den ersten Blick sind die klassischen Kompressorparameter „Threshold“, „Attack“, „Ratio“, „Release“, „Make-Up“ und „Mix“ unspektakulär. Aber nur auf den ersten Blick. Selbst im Gegensatz zum von SSL emulierten Bus Compressor 2 weiß die Hardware mehr Optionen zu bieten.

So haben fast alle Potenziometer mindestens eine zusätzliche Rasterstufe. „Ratio“ wurde sogar um drei Verhältnisse im Minusbereich ergänzt, sodass der SSL THE BUS+ als Expander arbeiten kann.

Das Ergebnis selbst klingt sehr mächtig. Selbst bei geringer Kompression merkt man dem Signal den viel gerühmten „Kit-Effekt“ deutlich an – egal, ob auf der Stereosumme oder beispielsweise im Summenkanal der Drums.

Gerade dann, wenn die Dynamik nicht allzu stark eingeschränkt werden soll, empfiehlt sich der Schalter „F/B“. Doch Achtung: das Ausgangssignal ist bei aktiver Funktion deutlich pegelreicher. Neben sanft kann der SSL THE BUS+ jedoch genauso für ordentlichen Druck sorgen!

Dynamischer Equalizer

Eine komplett neue Funktion für den Bus-Kompressor und eine ziemliche Seltenheit in Hardwareform ist der dynamische EQ. Verglichen mit einem statischen EQ schreitet die dynamische Variante nur ab einer gewissen Kompression ein. Dadurch lassen sich bei reduzierter Dynamik zu dumpf klingenden Signalen gezielt wieder „Leben“ einhauchen.

Der sogenannte D-EQ kommt mit zwei Bändern. Diese fungieren als Shelf erster Ordnung (6 dB/Oktave). Das LF-Band besitzt standardmäßig eine Grenzfrequenz von 60 Hz, das HF-Band eine von 6 kHz.

Um gezielter hohe Frequenzen gegebenenfalls in den Griff zu bekommen, kann das HF-Band in einen Glockenfilter umgeschaltet werden. Nicht nur das, eine ausgeklügelte Anzeige über das VU-Meter zeigt sogar die Frequenz an.

Weitere Features sind schnellere Attack- und Release-Zeiten für die jeweiligen Bänder sowie die Möglichkeit, den D-EQ signalflusstechnisch vor oder nach dem Kompressor schalten zu können. Mit der G-Series-Funktion lassen sich die Bänder außerdem zu Filtern zweiter Ordnung (12 dB/Oktave) machen.

SSL THE BUS+ Test

Mit den externen Ins und Sends am SSL THE BUS+ lässt sich beispielsweise eine Insert-Send-Return-Funktion bauen.

Der SSL THE BUS+ und sein S/C

Nicht ohne ist die Side-Chain-Funktion des SSL THE BUS+. Wo der Highpass im 500er-Modul und im Plug-In von SSL bis maximal 185 Hz tieffrequente Signalanteile wegfiltert, sind es hier bis zu 300 Hz. Die Flankensteilheit beträgt 12 dB pro Oktave.

Side-Chain-Signale können gezielt nur an den Kompressor beziehungsweise den D-EQ oder an beide Tools gleichermaßen weitergeleitet werden. Mehr noch, denn externe Signale lassen sich entweder an beide D-EQ-Bänder oder nur eines davon senden.

Eine kreative Herangehensweise mit dem Side-Chain zu arbeiten, ergibt sich über die Sends. Daran kann beispielsweise ein externer Equalizer angeschlossen und das Signal über die S/C-Ins wieder ins Gerät geholt werden.

Immer alles im Blick

Was am SSL THE BUS+ besonders gefällt, ist das visuelle Feedback. Und interessanterweise hat man sich am Prinzip von Plug-Ins orientiert: LEDs von Bedienelementen leuchten einfach nicht, wenn sie im entsprechenden Bearbeitungsmodus ohne Funktion sind. Eine gute Idee, denn, klar, Hardware lässt sich nicht wie Software einfach ausblenden.

Noch besser wissen aber die zusätzlich Anzeigemöglichkeiten zu überzeugen. Dazu gehört neben der bereits beschriebenen EQ-Frequenzanzeige der Verzerrungsgrad des „4K MODE“: Von Weiß über Gelb bis hin zu intensivem Rot wird die Intensität der Distortion angezeigt.

Außerdem sieht man direkt, ob eine Funktion aktiv oder inaktiv ist. So wird zum Beispiel über den schwach-weiß leuchtenden Taster „HF > Fast“ deutlich, dass schnellere Attack- und Release-Zeiten aktiviert werden können. Erst durch ein helles Leuchten wird jedoch ersichtlich, dass die Funktion eingeschaltet ist.

Um den SSL THE BUS+ bei Nichtgebraucht stromsparend zu parken, muss man nicht hinters Rack krabbeln oder die komplette Stromleiste abschalten. Werden die drei Taster oben in der Mitte gleichzeitig drei Sekunden lang gedrückt, wechselt der Kompressor in den Ruhemodus. Dann leuchtet nur noch der Taster „MODE“.

Wie klingt denn nun der SSL THE BUS+?

Wer schon einmal mit einem SSL-Bus-Kompressor gearbeitet hat, weiß, was man erwarten kann: Von ein bisschen Fensterkit, um die Instrumente in der Summe mehr zu einer Einheit verschmelzen zu lassen, bis hin zu krassen (gewollten) Pumpeffekten für elektronische Musik oder auf dem Schlagzeug-Bus bietet der SSL THE BUS+ alles.

Was der Kompressor aber wirklich wunderbar kann, ist das Signal richtig fett zu machen. Wie fett es tatsächlich klingen soll, lässt sich dank diverser Parameter ideal regeln. Gerade mit dem D-EQ kann man einiges herausholen.

Mit dem dynamischen Equalizer geht aber noch mehr. Neben seinem Wirken als Fettmacher ist der SSL THE BUS+ in erster Linie ein Präzisionswerkzeug. Nicht zuletzt dank seines Mikrocontrollers kommt selbst der akkurateste Tontechniker voll auf seine Kosten.

SSL THE BUS+ Test

Über verschiedene LED-Farben zeigt der SSL THE BUS+ den Verzerrungsgrad des „4K Mode“ an.

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Fazit zum SSL THE BUS+ Test

Der SSL THE BUS+ ermöglicht einen flexiblen, kreativen Workflow. Zu verdanken ist das vor allem seinen vielen zusätzlichen Funktionen, die weit über das Dasein des klassischen „Bus Compressor“ hinausreichen.

Hier wird gefühlt zum ersten Mal der umgekehrte Weg gegangen: Normalerweise kommen neue Funktionen erst beim Emulieren von Hardware dazu – und eben nicht andersherum.

Staunen lässt einen allen voran der D-EQ. Die zwei Bänder können nicht nur separat inklusive Grenzfrequenz geregelt werden, sondern auch Pre- oder Post-Kompressor geschaltet werden. Abgesehen davon: Wie oft sieht man schon einen physischen dynamischen Equalizer?

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Side-Chain-Funktion des SSL THE BUS+. Neben flexiblen Routingmöglichkeiten ist der „Ext Send“ sehr nützlich, um – im M/S-Modus – ein kodiertes Signal auszusenden oder externe Geräte quasi als ISR in den Signalfluss einzubinden.

Geboten wird einiges. Eigentlich sogar weit mehr als es der Rahmen eines Testberichts hergibt. Erwähnenswert sind etwa noch die beiden Auto-Release-Zeiten, separate Gain-Regler für die D-EQ-Bänder, Mid- sowie Side-Solo-Schaltungen und und und …

Der SSL THE BUS+ ist angesichts seiner breiten Palette an Funktionen jeden Cent wert. Die hochwertige Verarbeitung, das ansprechende Design und das optisches Feedback runden sein Konzept gekonnt ab. Obendrauf gibt es einen Gerätenamen, der sich in sich selbst reimt.

Absolute Kaufempfehlung imm SSL THE BUS+ Test.

SSL THE BUS+ Features

  • Eingangsimpedanz: 10kΩ
  • Ausgangsimpedanz: 60 Ω
  • THD+N (1 kHz @ 0 dBu; Kompressor ein): –88 dB/0,004 %
  • Rauschen: –90 dBu (Kompressor ein) & –89 dBu (4K-Modus)
  • Dynamikumfang (Kompressor ein): 117,5 dB
  • Anschlüsse: 2 XLR-Inputs, 2 XLR-Outputs, 2 XLR-External-Inputs & 2 XLR-External-Outputs
  • Leistungsaufnahme: 38 W (Betrieb), < 1 W (Sleep), 10 W (Auto-Sleep)
  • Abmessungen (HxBxT): 88,9 x 480 x 328 mm, 2 HE
  • Gewicht: 5,92 kg
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