SSL Pure Drive Quad Test
Analoger Preamp mit digitaler Vielfalt

SSL Pure Drive Quad Test

Der SSL Pure Drive Quad im Test kommt im für Solid State Logic typischen Look.

Was ist es?

Der SSL Pure Drive Quad ist ein Mikrofonvorverstärker mit vier Eingängen. Pro Kanal bietet er neben obligatorischen Funktionen auch einen regelbaren HPF, einen färbenden Drive-Modus und wählbare Eingangsimpedanzen für Mikrofonsignale. Im 19-Zoll-Rack nimmt er dabei zwei HE ein.

Zusätzlich zu seiner Vielzahl an analogen Anschlüssen besitzt der SSL Pure Drive Quad eine erlesene Auswahl an digitalen Schnittstellen.

Lies auch: Mikrofonvorverstärker

Eine kleine, aufgeräumte Mastersektion mit Einstellungsmöglichkeiten zur A/D-Wandlung sowie einem übersichtlichen Metering runden das Gerät ab.


Passend dazu


SSL Pure Drive Quad Features

  • Mikrofonvorverstärker: 4 x PureDrive
  • Gain-Bereich: 5 dB bis 65 dB (Mic), 0 dB bis 30 dB (Line-In), 11 bis 41 dB (Hi-Z)
  • A/D-Wandler: bis zu 192 kHz und 32 Bit
  • Abmessungen (B x H x T): 482,6 x 88,1 x 338,4 mm
  • Gewicht: 5,9 kg


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SSL Pure Drive Quad Testbericht

Erster Eindruck

SSL-Geräte mit ihren bunten Poti-Kappen waren schon immer ein Hingucker und haben für Vorzeigefotos unzähliger Tonstudios Modell gestanden. Für ein umso eleganteres Erscheinungsbild sorgt seit einigen Jahren die anthrazitfarben gestaltete Oberfläche.

Auch der neue Vierfach-Mikrofonvorverstärker SSL Pure Drive Quad besitzt diese charakteristischen Merkmale. Unter der Haube der aufgeräumten, zwei HE hohen Front hält das 19-Zoll-Gerät dabei einiges bereit, das man ihm nicht sofort ansieht. Doch dazu gleich mehr.

In einer doppelten Kartonverpackung und gut in ausreichend Schaumstoffelemente eingepackt, wird der SSL Pure Drive Quad ausgeliefert. So kann ihm beim Transport nichts passieren. Neben dem Mic-Pre liegen noch ein Kaltgerätekabel und eine Schnellstartanleitung bei. Das war’s. Mehr braucht es auch nicht.

Der SSL Pure Drive Quad selbst ist sehr solide – und mit seinen knapp 6 kg nicht gerade ein Leichtgewicht. Die Verarbeitung verdient dabei die Bestnote und unterstreicht die Wertigkeit. Schon auf den ersten Blick vermittelt das Gerät einen hervorragenden Eindruck.

Mit seiner Tiefe von etwa 34 cm wirkt der SSL Pure Drive Quad zunächst ein wenig ausladend. Über die seitlichen, großzügigen Lüftungsschlitze lässt sich der Grund dafür schnell erahnen: Die Elektronik nimmt sehr viel Fläche ein, ist aber ausschließlich auf dem Boden des Geräts verschraubt.

Dadurch befindet sich über den Platinen genügend Luftvolumen für die Kühlung der Komponenten. So dürfte der SSL Pure Drive Quad nur schwer in Verlegenheit kommen, zu überhitzen.

Die Preamps im SSL Pure Drive Quad Test

Mit vier sogenannten SuperAnalogue PureDrive-Vorverstärkern ist der SSL Pure Drive Quad bestückt. Diese Preamps wurden bereits mit der Mischpultserie Origin des Herstellers vorgestellt, für die Pure Drive-Serie jedoch überarbeitet.

Neu an den Vorverstärkern ist der Drive-Mode. Hier gibt es drei Modi:

  • Clean: eine lineare, rauscharme Vorverstärkung
  • Classic Drive: dominierende ungerade harmonische Verzerrungen á la Origin
  • Asymmetric Drive: Betriebsart, bei der die geraden harmonischen Verzerrungen die ungeraden überwiegen

Zusätzlich zum Drive-Mode sorgt die veränderbare Eingangsimpedanz für Färbung. Für jeden Kanal kann man über den Z Ω-Regler zwischen den Eingangsimpedanzen 12 kΩ, 1,2 kΩ, 600 Ω und 400 Ω wählen. Standardmäßig werden 1,2 kΩ bedient.

Wo bei Kondensatormikrofonen kaum Unterschiede zu hören sind, lässt sich vor allem für dynamische Mikrofone und Bändchenmikrofone am Charakter schrauben.

Bei einem Test mit einem dynamischen Mikrofon sind bei höherer Impedanz weniger Höhen und mehr Tiefen im Signal wahrzunehmen. Andersherum nehmen die Höhen zu und die Tiefen ab, je niedriger die Impedanz ist.

Fast wie bei einem Tilt-EQ. Abhängig von der Schallquelle kann dieses Tone-Shaping sehr hilfreich dafür sein, den passenden klanglichen Charakter zu finden.

Bei geänderter Eingangsimpedanz leuchten die dazugehörigen Taster in bestimmten Farben. An der Front ist mittig abgedruckt, welche Farbe was bedeutet. So musst Du nicht ständig ins Manual schauen.

SSL Pure Drive Quad Test

Jeder der vier Eingangskanäle des SSL Pure Drive Quad lässt sich über die aufgeräumte Front steuern.

Die Eingangskanäle

Pro Eingang stehen ein Gain-Regler und ein Trim-Regler bereit. Ersterer boostet das Signal in 6 dB-Schritten, letzterer ist für ein Feintuning von ± 15 dB in 1 dB-Schritten zuständig. So kann etwa über den Gain-Regler das Signal ins Clipping gefahren und über den Trim-Regler in einen brauchbaren Ausgangspegel heruntergeregelt werden.

Clipping wird beim SSL Pure Drive Quad durch ein rotes Leuchten der Drive-Taster dargestellt. Das ist durchaus sinnvoll, denn über das Meter wird der Pegel lediglich am Ende der Signalkette nach der A/D-Wandlung dargestellt. Diese ist auch immer aktiv.

Wichtig hierbei zu wissen ist, dass +24 dB auf dem Meter 0 dBFS entspricht. Wer also in der DAW bei –12 dB einpegeln will, muss das Signal am SSL Pure Drive Quad auf „12“ bringen. Mit insgesamt 14 Segmenten ist dafür ein recht genaues Arbeiten sichergestellt.

Die beiden Regler besitzen jeweils noch eine weitere Funktion: Durch das Drücken des Gain-Reglers wird der Insert-Send-Return in den Signalpfad geschaltet. Über den Trim-Regler kann hingegen die Phase invertiert werden. LEDs rechts über den Potis zeigen durch grünes Leuchten an, was aktiviert ist.

Mittig unterhalb der beiden Drehgeber sitzt noch ein weiterer: der Hochpassfilter. Dieser senkt tiefe Frequenzen in einer Flankensteilheil von 18 dB pro Oktave ab. In 31 10-Hz-Schritten geschieht dies zwischen keiner Tiefenabsenkung und einem Lowcut bei 300 Hz.

Zu guter Letzt kann in jedem Eingang des SSL Pure Drive Quad noch eine Phantomspeisung von 48 Volt aktiviert und über den Eingangswahlschalter zwischen „Mic“ und „Line“ gewählt werden. Im Line-Betrieb wird übrigens der Taster für die Eingangsimpedanz deaktiviert. Die Impedanz an TRS-Buchse und D-Sub-Anschluss beträgt dann 22 kΩ.

SSL Pure Drive Quad Test

An der Rückseite des SSL Pure Drive Quad zeigt sich seine Anschlussvielfalt – sowohl analog als auch digital.

Die analogen Anschlüsse im SSL Pure Drive Quad Test

Eingangsseitig ist der SSL Pure Drive Quad mit Combo-Buchsen ausgestattet. Hierüber werden sowohl Mic- als auch Line-Signale in das Gerät gespeist.

Links an der Front besitzt der Mic-Pre noch Instrumenten-/Hi-Z-Eingänge. Diese haben eine automatische Erkennung. Sprich, sobald ein Kabel angeschlossen ist, werden Mic- und Line-In-Signale gecuttet.

Ähnlich wie beim Umschalten von „Mic“ auf „Line“ stehen Phantomspeisung und Eingangsimpedanz-Einstellungen bei angeschlossenem Instrument nicht zur Verfügung. Genauso ist der Line-Taster deaktiviert. Die Impedanz beträgt dann unveränderbar 1 MΩ.

Über einen D-Sub-Anschluss gibt es parallel geschaltete Line-Inputs. Für eine Festverkabelung im Rack ergibt es also Sinn, die Line-Signale über den D-Sub-Schalter und Mic-Signale über die Combo-Buchse anzuschließen.

Über die D-Sub-Buchse werden allerdings nicht nur die Line-Ins bedient. Auch Insert-Return-Signale finden hierüber ihren Weg zurück ins Gerät. Send-seitig stehen die Out-/Send-Buchsen im XLR-Format zur Verfügung.

Berechtigterweise kommt nun die Frage auf, warum der Ausgang des Geräts gleichzeitig der Send ist. Erzeugt man so nicht eine Feedbackschleife? Nein, denn die bereits vorgestellte Insert-Funktion greift an einer anderen Stelle als erwartet.

Durch Aktivieren des Insert-Send-Returns wird das Signal in Richtung des A/D-Wandlers verändert. Anstatt das Signal vor dem XLR-Ausgang abzugreifen, wird es nach den Insert-Returns digitalgewandelt.

Die digitale Ebene des SSL Pure Drive Quad

Apropos digital: Der SSL Pure Drive Quad kommt mit einer starken Digitalebene. Die vier Kanäle des Mikrofonvorverstärkers können über AES/EBU, ADAT und USB 3.0 weiterverarbeitet werden. Für eine externe Taktung steht zusätzlich ein Wordclock-Anschluss bereit. Hier lohnt sich ein genauerer Blick!

Über den USB-C-Anschluss spart man sich nicht nur den Umweg über ein Interface in die DAW (etwa über ADAT), sondern betreibt das SSL Pure Drive Quad quasi selbst als Interface. Gewandelt wird dabei mit bis zu 192 kHz bei 32 Bit.

Im Interface-Modus kann der SSL Pure Drive Quad bei einer Auflösung von 44,1/48 kHz ganze 12 Eingänge und 12 Ausgänge händeln. Eingangsseitig werden die vier Eingangskanäle plus acht ADAT-Kanäle (etwa von einem weiteren Mikrofonvorverstärker) an den Computer gesendet. An Ausgangskanälen liegen dann acht via ADAT an und vier via AES/EBU.

Bei höherer Samplingrate reduzieren sich die verfügbaren ADAT-Kanäle entsprechend. So sind es bei 88,2/96 kHz nur noch vier, bei 176,4/192 kHz nur noch zwei ADAT-Kanäle.

Über den ADAT Link-In-Anschluss können etwa zwei SSL Pure Drive-Geräte miteinander kaskadiert werden. Übrigens: Den Preamp gibt es auch als achtkanaliges Modell.

Allerdings kommt SSL Pure Drive Octo mit den Einschränkungen, dass es „nur“ einen Lowcut bei 75 Hz gibt, lediglich für die ersten vier Kanäle Hi-Z-Inputs zur Verfügung stehen und das 6-Segment-Meter für die einzelnen Kanäle weniger fein auflöst.

Ich hätte mir am SSL Pure Drive Quad noch gewünscht, die Kanäle von der DAW auch über die analogen Ausgänge ausgeben zu können. Dies ist nämlich nur über AES/EBU und ADAT möglich. Hierfür hätte es allerdings noch D/A-Wandler benötigt, die das Gerät nicht besitzt.

Der Sound des SSL Pure Drive Quad im SSL Pure Drive Quad Test

Kommen wir aber endlich zum wesentlichen Punkt: Wie klingt nun der SSL Pure Drive Quad? Zum Vergleich standen ein SPL Channel One und der Preamp eines MOTU 828ES zur Verfügung.

Der reguläre Betriebsmodus „Clean“ des SSL Pure Drive Quad wird seinem Namen gerecht: Das Signal klingt im Vergleich zum Channel One – und auch zum 828ES – ziemlich neutral. Wo der Channel One ein wenig Hifi-artig mit einer leichten Mittenabsenkung tönt, kommt der 828Es dem Pure Drive Quad schon näher.

Allerdings klingt der SSL Pure Drive Quad nicht so steril wie die Preamps von MOTU. SSL besitzt hier einen musikalischeren Charakter. Außerdem kommen transientenreiche Signale beim Testkandidaten noch eine Spur besser zur Geltung.

Vergleicht man die einzelnen Drive-Modi, lassen sich leichte, aber doch gut wahrnehmbare Unterschiede feststellen. Beim Hin- und Herschalten wirkt der Clean-Modus tatsächlich doch etwas arg steril.

Der Modus „Classic Drive“ ist mein Favorit. Man merkt, wie das Signal um einiges wärmer, fetter und gefälliger klingt. Im Gegensatz zu „Asymmetric Drive“ bleiben Transienten besser erhalten und das Signal wirkt auch im Mix durchsetzungsfähiger.

Viele Hersteller geben einem kaum die Möglichkeit, richtig Gas zu geben. Anders SSL, denn die Vorverstärker des SSL Pure Drive Quad lassen sich so richtig ins Clipping fahren. Ab einem gewissen Grad klingt das definitiv nicht mehr gut und brauchbar, nichtsdestotrotz vermisse ich das bei manchen anderen Geräten sehr.

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Fazit zum SSL Pure Drive Quad Test

Mit dem Pure Drive Quad hat SSL einen äußerst interessanten Mikrofonvorverstärker auf den Markt losgelassen. Und zwar mit einigen Alleinstellungsmerkmalen, die es in sich haben.

Als herausragende Stärke dieses Mikrofonvorverstärkers ist vor allem die digitale Ebene zu nennen. Die vielfältigen Anschlüsse und die Interface-Funktion lassen dieses Gerät zu einem spannenden Hybrid werden. Aufgrund der fehlenden Möglichkeit einer analogen Signalausgabe ist der SSL Pure Drive Quad jedoch nicht ganz zum Interface gereift.

Die vier Vorverstärker sind absolut flexibel. Selbst wenn hier auf Equalizer, Kompressor und dergleichen mehr verzichtet wurde, kann mit der Drive-Funktion und der wählbaren Eingangsimpedanz (hier zumindest für dynamische Mikrofone und solche mit Bändchenmembran) der Sound durchaus geformt werden.

Im Rahmen des Testberichts war es leider nicht möglich, auf alle Aspekte des SSL Pure Drive Quad einzugehen. Darum lohnt es sich umso mehr, sich mit dem Gerät näher auseinanderzusetzen. Es gäbe noch ein paar interessante Details zu entdecken.

Wer nach einem super akkuraten Preamp sucht, der auch authentisch analog klingt und der alle relevanten Schnittstellen mit an Bord hat, ist beim SSL Pure Drive Quad goldrichtig. Klare Kaufempfehlung und eine sehr gute Wertung im SSL Pure Drive Quad Test.

SSL Pure Drive Quad Features

  • Mikrofonvorverstärker: 4 x PureDrive
  • Gain-Bereich: 5 dB bis 65 dB (Mic), 0 dB bis 30 dB (Line-In), 11 bis 41 dB (Hi-Z)
  • Eingangsimpedanz: 12 kΩ (Grün)/1,3 kΩ (Weiß)/600 Ω (Orange)/400 Ω (Rot) (Mic), 22 kΩ (Line-In), 1 MΩ (Hi-Z)
  • Grundrauschen (ungewichtet): < –97,3 dBu (Mic), < 89,7 dBu (Line-In), < 86 dBu (Hi-Z)
  • Äquivalentes Eingangsrauschen: –130 dBu (typtisch), –129 dBu (nominal)
  • THD+N: < 92 dB/0,0025 % (Mic), < 89,6 dB/0,0033 % (Line-In)
  • A/D-Wandler: bis zu 192 kHz und 32 Bit
  • Anschlüsse:
  • 4 x Combo-In
  • 4 x XLR-Out/-Insert-Sends
  • 4 x Line-In
  • 25-Pin-D-Sub (Insert Returns & Line-In)
  • 2 x AES/EBU-Out
  • Wordclock-In
  • Wordclock-Out
  • USB-C
  • ADAT-Out
  • ADAT-Link-In
  • Netzanschluss
  • Stromverbrauch: < 4,8 W (Standby), < 27 W (Betrieb)
  • Abmessungen (B x H x T): 482,6 x 88,1 x 338,4 mm
  • Gewicht: 5,9 kg
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