Shure KSM44A Testbericht
Großmembran-Kondensatormikrofon der Oberklasse

Shure KSM44A

Das Shure KSM44A gehört zur Oberklasse der Mikrofone. Besonders für Fortgeschrittene wartet hier ein echtes Goldstück.

Was ist es?

Das Shure KSM44A ist ein für Aufnahmen im Tonstudio konzipiertes Kondensatormikrofon mit Großmembran. Der Hersteller beschreibt es als geeignet für das Recording von Vocals und praktisch alle Arten von akustischen Musikinstrumenten.

Du hast die Wahl zwischen mehreren Richtcharakteristika, was zahlreiche Recording-Verfahren, z.B. eine Blumlein- oder Mitte/Seite-Mikrofonierung möglich macht. Zudem gibt es gleich zwei Modi für das Low-Cut-Filter zum Beschneiden tiefer Frequenzen (Körperschall, basslastiger Sound durch Nahbesprechung etc.).

Eine Mikrofonspinne zur Montage an einem Mikrofonstativ liegt bei. Sie dient zur Dämpfung von kleineren Erschütterungen, die über das Stativ übertragen werden, z.B. von Schwingungen vom Fußboden.

Im deutschen Fachhandel erhältst Du das Mikrofon zum Straßenpreis von 959,- Euro (inkl. MwSt.).


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Shure KSM44A Testbericht

Erster Eindruck und Lieferumfang

Statt einer hölzernen Schatulle wie bei vielen anderen Oberklassenmikrofonen entdeckst Du einen kleinen Aluminiumkoffer. Der ist schlicht gehalten, aber robust genug und mit kleinen Stellfüße sowie Kantenschoner aus Kunststoff versehen. Inwendig findet sich eine großzügige Schaumstoffpolsterung und in den Aussparungen das Mikrofon, die Spinne, einen Samtbeutel und die Bedienungsanleitung + Anhang (Infokarte zur Produktregistrierung etc.).

Auch dem Shure KSM44A sieht man mit seinem unaufgeregten Design nicht an, dass es für hohe Aufgaben geschaffen wurde. Nur beim Finish gibt man sich etwas edler, denn hier entdeckt man eine Mischung aus Silber und Champagner.

Verarbeitung

Preis- und güteklassengerecht ist die Verarbeitung des Shure KSM44A auf einem sehr hohen Niveau. Der Mikrofonkorb besteht aus zwei übereinandergeschichteten Drahtgittern und darunter lugt eine weitere Schicht hervor – diese Sandwich-Bauweise könnte einen Popschutz überflüssig machen. Ob das in der Praxis klappt, erfährst Du weiter unten im Klangkapitel.

Der Zuschnitt und die Zusammensetzung der Komponenten erscheinen absolut tadellos. Der XLR-Anschluss macht den Eindruck, als würde er sehr vielen Steckzyklen unbeeindruckt standhalten – ich denke, dass man von einer hohen Lebenserwartung sprechen kann.

Mikrofonspinne

Shure KSM44A Testbericht

Der Shure KSM44A Testbericht bringt dir auch den Klang des Studiomikrofons näher.

Die Mikrofonspinne ist eine der besten, die ich bis jetzt im Lieferumfang eines Mikrofons vorgefunden habe. Sie ist akkurat gefertigt, sehr robust und verrichtet ihren Dienst ganz ausgezeichnet. Es findet sich sogar eine kleine Ersatz-Gummischnur für den Fall, dass einer der Stricke reißt oder verlorengeht.

Ausstattung

Das Shure KSM44A ist mit allem bestückt, was beim Einsatz eines Großmembran-Kondensatormikrofons im Studio nützlich werden könnte: Neben den Schaltern zur Abschwächung des Eingangspegels (»Pad«, hier um immerhin 15 dB) und Aktivierung eines Low-Cut-Filters findet sich ein 3-Wege-Schalter für die Richtcharakteristika Niere, Kugel oder Acht.

Richtcharakteristika

Zunächst zur Nierencharakteristik, die insbesondere für Vocals und generell zur Abnahme von einzelnen Schallquellen geeignet ist. Mit ihr werden Geräusche von hinten und teils von den Seiten zuverlässig ausgeblendet. Bei einer leicht seitlichen Besprechung ändert sich das Timbre nicht wesentlich.

Zusätzlich zur Niere gibt es noch zwei weitere Richtcharakteristika – mit Kugel und Acht eröffnet sich dir ein größerer Spielraum im Spektrum der denkbaren Recording-Anwendungen. Diese Charakteristika schnappen mehr Raumhall auf, erleichtern Aufnahmen mehrerer Instrumente gleichzeitig und ermöglichen im Verbund mit einem zusätzlichen Nierenmikrofon die M/S-Stereofonie.

Filter am Shure KSM44A

Das Filter ist sehr bemerkenswert, denn hier gibt es neben der linearen Einstellung (Filter deaktiviert für einen unbeschnittenen Bassbereich) gleich zwei Optionen:

  • Steilflankig (Absenkung von 18 dB/Oktave) ab 80 Hz abwärts
  • Flach (Absenkung von 6 dB/Oktave) ab 115 Hz abwärts

Letztere dient »nur« zum Kontern von zu dumpfen, bassbetonten Instrumentenklängen und zur Verringerung des Nahbesprechungseffekts, während Erstere auch Trittschall und niederfrequente Hintergrundgeräusche entfernt. Einem auf das Shure KSM44A abgestimmten Filter vertraue ich meine Klänge gerne an und die sehr selten anzutreffende Vielseitigkeit der zwei Modi ist sehr lobenswert.

Eigenrauschen

Die hochwertige Technik führt unter anderem dazu, dass das Eigenrauschen extrem niedrig ausfällt. So ist auch bei leisen Passagen bzw. Stille nie ein störendes Rauschen in den Aufnahmen zu hören – das macht sich nicht zuletzt bei hohem Gain am Mischpult/ Interface/Recorder und beim Overdubbing bezahlt.

Soweit die Erkenntnisse aus meinen Hörtests, die von den Herstellerangaben bestätigt werden: Beim typischen äquivalenten Schalldruckpegel stehen sagenhaft niedrige 4 dB(A) (Niere), 6 dB(A) (Kugel) bzw. 7,5 dB(A) (Acht) zu Buche.

Maximaler Schalldruck

Schauen wir ans obere Ende der Pegelskala. Dort liegen die Spitzenwerte des maximalen Schalldruckpegels (1% Klirrfaktor) bei ~150 dB, mit leichten Schwankungen je nach eingestellter Charakteristik und Eingangsimpedanz des Mikrofonvorverstärkers.

Das ermöglicht Aufnahmen von Drums, Gitarrenverstärkern und Blechblasinstrumenten, ohne dass sich zu viele Obertöne einschleichen und somit der Klang verzerrt wird.

Integrierter Popschutz

Unser Kandidat ist vergleichsweise wenig anfällig für Plosive und Wind bzw. starken Atem. Der mehrschichtige Mikrofongrill macht’s möglich. Allerdings möchte ich nicht auf einen zusätzlichen Popschutz verzichten, denn ab und zu schleichen sich doch noch ein paar fiese Pegelspitzen (womöglich auch Übersteuerungen) ein und es kommt zu einem leichten Wummern.

Macht nichts, denn ein Popschutz ist spottbillig zu erstehen und schnell am Schwanenhals am Stativ befestigt oder anderweitig angebracht.

Shure KSM44A Review

Integrierter Popschutz, Spinne, Koffer und Staubbeutel gehören zum Shure KSM44A dazu.

Bleibt zu loben, dass die Kombination aus internem und externem Popschutz hier für mehr Sicherheit sorgt als bei so manchem Mikro, dessen Membran nur durch ein oder zwei Drahtgewebeschichten behütet wird.

Klang des Shure KSM44A

Kurz: Der Klang ausgesprochen hoch aufgelöst, sehr direkt und verständlich mit einer gewissen Wärme durch gut präsente Bässe und tiefe Mitten. Die Reaktionsschnelligkeit bei der Abnahme der Transienten und damit die Detailtreue bei perkussivem Klangmaterial weiß zu überzeugen. Gehen wir etwas weiter ins Detail …

Frequenzgang

Ich bin sehr angetan von den Bässen, die dieses Mikrofon einfängt. Sie sind ohne Abstriche präsent und bilden ein sehr ausgewogen verlaufendes Fundament – meine Stimme (siehe Klangbeispiele unten) ist zu hoch, um das optimal zu demonstrieren, aber die Tendenz schimmert sicher durch.

Die tiefen Mitten sind wie genauso gut ausbalanciert und es gibt keinerlei gegenseitige Maskierungen im Grenzbereich zwischen Bässen und Mitten. Das sorgt für einen formidablen »Torso« des Klangkörpers mit beispielhafter Neutralität.

Bei 6 kHz ist hingegen eine gewisse Betonung festzustellen, so dass gerade Stimmen noch präsenter werden. Auch Gitarren rücken dadurch etwas mehr in den Vordergrund. Ich würde diese Akzentuierung noch nicht als aufdringlich, sondern als legitimes Charaktermerkmal des KSM44A bezeichnen. Dennoch ist mir eine »weiße Leinwand« im Allgemeinen lieber.

Im Nierenmodus habe ich die feinen, »offenen« Höhen zu schätzen gelernt – für die typische Radiostimme ist das ziemlich passend. Bei all dem werden Sibilanten (Zischlaute in Vocals) aber nicht überbetont.

Einfluss der Richtcharakteristik auf den Frequenzgang

In der Kugelcharakteristik geht mir die Betonung der Höhen eine Spur zu weit. Der Sound wird zu »hell« und die Bässe/Mitten rücken etwas in den Hintergrund. Bei der Achtercharakteristik liegt die Betonung wiederum tiefer als bei Niere und Kugel.

In beiden Fällen bietet es sich an, ein wenig mit den Abständen zum Mikrofon zu spielen – Stichwort Nahbesprechung (je näher, desto basslastiger). Der Nahbesprechungseffekt ist bei diesem Mikrofon durchschnittlich ausgeprägt. Das heißt, dass er sich bewusst einsetzen lässt, um das Timbre zu variieren, ohne dass sich allzu drastische Klangänderungen einstellen.

Ich halte das Shure KSM44A für tiefen Stimmen eine erstklassige Wahl. Durch die insgesamt hohe Qualität des Mikrofons kann es aber auch für höhere Stimmen viele Punkte holen.

Auflösung und Impulstreue

Das schnörkellose Shure KSM44a punktet mit einer sehr hohen Auflösung: Der Sound ist bestechend transparent, alle Details sind zum Greifen nah und werden vor mir ausgebreitet, ohne dass ein Element das andere verdeckt. Das ist schwer in Worte zu fassen, aber hoffentlich wird das an den Klangbeispielen deutlich.

Das Impulsverhalten ist gut bis sehr gut, Transienten klingen also auch nach der Aufnahme und Wiedergabe über (gute) Lautsprecher/Kopfhörer fast genauso zackig und mit kontrastreicher Dynamik wie beim echten Schallereignis.

Klangbeispiele: Shure KSM44A

Männliche Sprache, Niere

Männliche Sprache, Kugel

Männliche Sprache, Acht

Nahbesprechungseffekt

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Fazit zum Shure KSM44A Test

Das Shure KSM44A ist ein sehr, sehr gutes Kondensatormikrofon mit Doppelmembran und übertragerloser Class-A-Schaltung. Es spielt mit seiner Präsenzbetonung um die 6 kHz herum insbesondere bei Vocals ganz groß auf, doch auch Akustikgitarren und andere Instrumente können damit toll eingefangen werden. Weiterhin lassen sich durch die hohe Schalldruckresistenz Gitarrenboxen und Bläser abnehmen, ohne dass Verzerrungen auf dem Plan stehen.

Die hohe Auflösung, das akkurate Impulsverhalten und das außerordentlich niedrige Eigenrauschen runden das klangliche Aufgebot ab. Doch es gibt noch weitere Attraktionen: Drei Richtcharakteristika für so ziemlich alle denkbaren Situationen beim Recording und zwei Low-Cut-Filtermodi lassen das 44er endgültig zu einem Vielseitigkeits-Champion werden.

Bei der Verarbeitung und der mitgelieferten Mikrofonspinne (sie liegt fast auf Neumann-Niveau) wurde ganze Arbeit geleistet.

Die Präsenzanhebung (in allen drei Charakteristika etwas unterschiedlich ausgeprägt) ist fein für Vocals, wird aber nicht jeden glücklich machen. Der Sound wird eben ab Werk in eine gewisse Richtung gelenkt. Der etwas rudimentär anmutende Alukoffer ist nicht wirklich einen Contra-Punkt wert.

Nach den Eindrücken aus dem Shure KSM44A Testbericht ist dieses Mikrofon fast schon uneingeschränkt zu empfehlen – die Klangqualität in allen Belangen sowie die Vielseitigkeit sind sehr beachtlich. Der Preis ist angemessen. So bleibt mir nur noch, mit fünf von fünf Punkten unsere Maximalwertung zu vergeben.

Shure KSM44A Features

  • Kondensatortechnik mit doppelter Großmembran
  • Umschaltbare Richtcharakteristik: Kugel, Niere oder Acht wählbar
  • Vordämpfung (-15 dB) schaltbar
  • Low-Cut-Filter mit 2 Modi (steilflankig oder flach) schaltbar
  • Übertragungsbereich: 20 - 20.000 Hz
  • Max. Schalldruck: 150 dB SPL (Niere, 1% THD @ 1 kHz, 2.500 Ω Last)
  • Empfindlichkeit: -31 dBV/Pa (Niere)
  • Äquivalentrauschen: 4 dB(A) (Niere)
  • Maße: 56 x 187 mm
  • Gewicht: 492 g
  • Mikrofonspinne, Samtbeutel und Aluminiumkoffer mitgeliefert
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Shure KSM44A Test

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