Royer R-10 Test
Ein Bändchenmikrofon mischt seine Preisklasse auf

Royer R-10 Test

Wie klingt das Royer R-10? Höre doch mal rein in die Soundbeispiele hier im Testbericht...

Was ist es?

Das Royer R-10 ist ein Bändchenmikrofon den für Studio- und Live-Gebrauch. Es arbeitet passiv, benötigt also keine Phantomspeisung. Die Richtcharakteristik der Wahl ist die Acht.

Abgesehen von der bändchentypischen »Wärme« (kräftiger Bass, abgemilderte Höhen) will es mit neutralem Klang punkten. Dank eines hohen Grenzschalldrucks – angegeben werden 160 dB bei 1 kHz – eigne es sich zur Abnahme von sehr lauten Schallquellen wie Blasinstrumenten und Gitarren-/Bassverstärkern. Bei Aufnahmen über die Vorderseite mit dem Royer-Logo wird ein höherer Grenzschalldruckpegel erzielt als über die Rückseite. Bei Letzterer ist der Sound etwas heller.

Das Royer R-10 ist sehr kompakt gebaut im Vergleich zu den Bändchenmikrofonen anderer Unternehmen. Mitgeliefert werden eine schwenkbare Stativhalterung und ein samtener Schutzüberzug.

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Die wichtigsten Features: Royer R-10

  • Bändchenmikrofon
  • Richtcharakteristik: Acht
  • Übertragungsbereich: 30–15.000 Hz (±3 dB)
  • Grenzschalldruckpegel: 160 dB @ 1.000 Hz / 135 dB @ 50 Hz
  • Maße: 149 x 35 mm
  • Schwenkbare Mikrofonhalterung, Schutzüberzug aus Samt & Koffer mitgeliefert
  • Auch als Matched Pair erhältlich

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Royer R-10 Testbericht

Erster Eindruck

Das Royer R-10 wird in einem adretten kleinen Koffer geliefert. Gut gepolstert liegen darin das Mikro inklusive eines samtenen Überzugs und die Schwenkhalterung.

Das robuste, achtfach verschraubte Metallgehäuse ist perfekt zugeschnitten und der Mikrofonkorb gibt auch bei starkem Druck nicht nach. Dazu gibt’s allerfeinstes Vintage-Design mit einem leicht aufgerauten, mausgrauen Gehäuse einem urigen mattgrünen Royer-Logo.

Verblüffend klein ist das Royer R-10 – man könnte es für ein zu dick geratenes Kleinmembran-Kondensatormikrofon halten! Zudem hält sich das Gewicht mit 368 g in Grenzen. So gibt es nie Probleme beim Platzieren des Mics, gerade auch bei der Mehrfachmikrofonierung vor einem Gitarren- oder Bass-Amp.

Royer R-10
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Die Ausstattung und was sie für dich bedeutet

Das Royer R-10 punktet mit vielen technischen Schmankerln. Erfahre auf den folgenden Zeilen, welche das sind und welche Vorteile in puncto Klangqualität und Mikrofonierungspraxis daraus erwachsen.

Richtcharakteristik: Acht

Royer R-10 Testbericht - Richtcharakterisik

Die Richtcharakteristik des Royer R-10

Durch die Achtercharakteristik sind Vokal- oder Instrumentalduette wie geschaffen für das Royer R-10. Der Clou: Die Vorderseite ist besonders gut für extremen Schalldruck geeignet, während rückseitig Eingefangenes etwas heller klingt. Gewiefte Recording-Engineers können das bewusst einsetzen und erhalten zwei Mikrofone in einem.

Potentiell ist durch die Achtercharakteristik ein deutlich größerer Raumanteil in den Aufnahmen zu hören. Zudem könnten Instrumente vernehmbar sein, die eigentlich nicht miteingefangen werden sollen … oder eben doch (Übersprechen aka »Bleeding« lässt sich gezielt herbeiführen, prima zur Schlagzeugabnahme).

Hohe Empfindlichkeit für ein Bändchen, aber …

Die aus seltenen Erden gefertigten Neodym-Magnete führen zu einer vergleichsweise hohen Empfindlichkeit – so ist etwas weniger Vorverstärkung nötig als bei alten Bändchenmikrofonen oder einigen anderen passiven Exemplaren von heute. Was wiederum zu geringerem Rauschen führt und sonstige unerwünschte Auswirkungen auf das Signal reduziert.

In Relation zu Kondensatormikrofonen ist das Royer R-10 aber immer noch deutlich stärker auf kräftige Preamps angewiesen. Mindestens +60 dB Gain sollte dein Vorverstärker, Audio Interface oder Recorder bieten, wenn nicht nur krachend laute Schallquellen wie Amps aufgenommen werden sollen. Alternativ verschafft ein kleines Helferlein wie ein Cloudlifter zusätzliche 25 dB.

Bändchenschutz & ausgewogenerer Sound

Der Nahbesprechungseffekt kommt nicht so heftig zum Tragen, wie man bei der Achtercharakteristik vermuten könnte. Dafür sorgt der mehrlagige Windschutz, der auch die Plosivlaute von Stimmen gut abschwächt. Außerdem wird das fragile Bändchen geschont. Alte und günstige Bändchenmikros geben ihren Geist auf, wo das R-10 nur mit der Schulter zuckt.

Der Einsatz eines externen Popschutzes ist dennoch zu empfehlen, wenn Vocals per Close Miking oder Instrumente mit heftigen Luftausstößen aufgezeichnet werden sollen. Zudem würde ich das R-10 zur Sicherheit nicht direkt vor das Fellloch einer Basstrommel stellen.

Nahbesprechungseffekt

Besprechung Vorderseite

Besprechung Rückseite

Die Segen der Kapselaufhängung und -verdrahtung

Mit der integrierten elastischen Aufhängung wird das Bändchen von Stößen und Vibrationen entkoppelt – Körperschall wird zuverlässig abgeschwächt und die Lebenserwartung steigt.

Schließlich ist erwähnenswert, dass die Verdrahtung rings um das Bändchen Störgeräusche durch elektromagnetische Felder verhindert. Ein weiterer Grund für die starke Performance direkt vor dem Amp – die starken Magnetfelder einiger Gitarrenverstärker können dem R-10 nichts anhaben.

Royer R-10 Test - Halterung

Das Royer R-10 ist leicht, kompakt und bietet einen warmen Sound.

Klang des Royer R-10

Frequenzgang

Die für Bändchen typische Wärme ist natürlich auch dem Royer R-10 zu eigen. Der im Vergleich zu Kondensatormikrofonen eher matte Sound hat seinen ganz eigenen Reiz. Bei Schallquellen, die ohnehin nicht in höchste Höhen reichen – z.B. Gitarrenverstärker – gibt es keinerlei Einbußen.

Royer R-10 Testbericht - Frequenzgang

Der Frequenzgang des Royer R-10

Gleichzeitig fällt auf, was ich von anderen modernen Bändchenmikrofonen kenne und schätze: Die Höhendämpfung ist längst nicht mehr so stark wie bei den verstaubten Klassikern. Dazu kommt der oben im Kapitel zur Richtcharakteristik beschriebene Kniff des Royer R-10, dass Aufnahmen über Rückseite noch einen Tick höhenreicher sind als über die Vorderseite. Damit ist für mich eine sehr gute Balance erreicht.

Wenn Du noch etwas mehr Brillanz und Luftigkeit willst, reagiert das R-10 hervorragend auf Equalizer. Booste die Höhen auch mal etwas kräftiger – das sauberer und natürlicher klingen als derartige Verstärkungen bei Kondensatormikrofonen.

Transienten und Detailreichtum

Die Impulstreue des Royer R-10 liegt auf dem Niveau, das ich von einem fortgeschrittenen Bändchenmikrofon erwarte – Transienten sind klar akzentuiert, was feine Nuancen bei den Anschlagsgeräuschen von Gitarrensaiten und andere klangliche Details sehr schön ans Licht bringt. Ohne sie künstlich überzubetonen.

Im Verbund mit dem warmen Sound schlägst Du zwei Fliegen mit einer Klappe. Anstatt ein Tauchspulenmikrofon (ein normales dynamisches Mic) für den »Körper« und ein Kondensatormikro für die crispen Transienten der Gitarre vor den Amp zu stellen, könnte ein R-10 allein sehr wohl genügen. Phasenauslöschungen durch den Mix zweier Mikrofonsignale gibt’s dann auch nicht mehr.

Den direkten Vergleich konnte ich nicht anstellen, aber nachdem ich noch einmal die Klangbeispiele aus dem Royer R-122 MKII Test angehört haben, klingt dieses teurere Modell schon noch ein wenig definierter in den Tiefen und einen Tick offener. So groß, wie der Preisunterschied vermuten lässt, gestaltet es sich in der Praxis eher selten. Sehr schön!

Rauscharmut

Royer R-10 punktet weiterhin mit geringem Rauschen. Gut so, denn durch die oft nötige hohe Verstärkung wird schon genug Rauschen durch den Preamp verursacht.

Fairerweise muss gesagt werden, dass eine derartige Rauscharmut heute keine Alleinstellungsmerkmal mehr ist. So geht es etwa auch beim Rode NTR [Test] angenehm still am unteren Ende des Dynamikbereichs zu.

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Fazit zum Royer R-10 Test

Das Royer R-10 ist ein sehr gelungenes Bändchenmikrofon, das die noch dünn besiedelte 500-Euro-Preisregion bereichert. Eine gute Wahl, wenn Du für gediegenen, warmen Sound gleich ein bisschen mehr ausgeben möchtest.

Die bändchentypische Wärme bedeutet hier nicht, dass die Höhen zu schwach sind. Spätestens wenn Du die Rückseite besprichst, bekommst Du eine gewisse Luftigkeit, die für diesen Mikrofontyp nicht selbstverständlich ist. Weitere Trümpfe: ein moderater Nahbesprechungseffekt, ausgewogene Mitten, schön gezeichnete Transienten und Rauscharmut.

Das Royer R-10 zeichnet sich darüber hinaus durch seine Kompaktheit aus, was die Positionierung vor Instrumenten und Amps sowie den Transport erleichtert. Wie bei einem feinen deutschen Klassiker (siehe beyerdynamic M 160 Test) sind Maße und Gewicht geradezu zierlich im Vergleich mit dem Gros der Bändchenmikros.

Der Sound des Royer R-10 gefällt mir besser als der des Rode NTR – für mich hat das R-10 einfach etwas mehr Charakter, was gerade bei Bändchenmikros wichtig ist. Zudem ist das Bändchen besser geschützt durch den mehrlagigen Windschutz, der darüber hinaus Plosive besser abschwächt und den starken Nahbesprechungseffekt der Acht lindert. Last, but not least: Unser Kandidat verkraftet einen deutlich höheren Schalldruck und ist daher auch für berstend laute Amps und Blasinstrumente perfekt.

Alles in allem reicht es daher für einen Vorsprung in der Wertung – ich beschließe meinen Royer R-10 Test auf delamar mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten.

Royer R-10 Features

  • Bändchenmikrofon mit 2,5 μm dünnem Aluminiumbändchen
  • Wandlerprinzip: Elektrodynamischer Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Acht
  • Ausgangsimpedanz: 100 Ω
  • Empfindlichkeit: -54 dBV re. 1 V/Pa
  • Übertragungsbereich: 30–15.000 Hz (±3 dB)
  • Grenzschalldruckpegel: 160 dB @ 1.000 Hz / 135 dB @ 50 Hz
  • XLR-Anschluss (3-polig, männlich)
  • Maße: 149 x 35 mm
  • Gewicht: 368 g
  • Lieferumfang
    • Bändchenmikrofon Royer R-10
    • Schwenkbare Stativhalterung
    • Schutzüberzug aus Samt
    • Koffer
  • 5 Jahre Garantie + ein Bändchenaustausch im ersten Jahr
  • Auch als Matched Pair erhältlich
Hersteller: Royer Labs
Produkt:

Royer R-10 Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Royer R-10 Test: Ein Bändchenmikrofon mischt seine Preisklasse auf'

  • -akl-   21. Feb 2021   18:32 UhrAntworten

    Der Clou: Die Vorderseite ist besonders gut für extremen Schalldruck geeignet, während rückseitig Eingefangenes etwas heller klingt.
    ----- das sieht man ja schon in derRichtcharakterisitik.

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