Roland UA-55 Quad-Capture Testbericht
Kompaktes Audio Interface mit einigen Extras
Von Felix Baarß
Roland UA-55 Quad-Capture Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Audio Interface mit Extras.
Dieses kompakte Desktop Interface überzeugt mit Vielseitigkeit und guter Klangqualität.
PRO
- Gute Wandler und Preamps
- Sample-Rate bis zu 192 kHz
- Sehr niedrige Latenz gangbar
- Robustes, leichtes Aluminiumgehäuse
- Nette Software mit Vorverstärker- und Kompressorsektion
- Goodies wie Monitormix-Regler, Loopback und Ground Lift
CONTRA
- Klinkenbuchsen nicht mit dem Gehäuse verschraubt
- Kleine, nicht sehr griffige Drehregler
- Schalter für Hi-Z & Phantomspeisung hinten
Für wen?
Bis zu fortgeschrittene Musiker und Produzenten.
Was ist es?
Das Roland UA-55 Quad-Capture ist ein USB Audio Interface für den Desktop. Es besitzt zwei kombinierte XLR-/Klinkeneingänge, über die Du entweder Mikrofonsignale, Geräte mit Line-Pegel anschließen kannst, während einer der beiden wahlweise auch für E-Gitarren und E-Bässe geeignet ist. Zur Nutzung von Kondensatormikrofonen dient die zuschaltbare Phantomspannung, wobei diese gleichzeitig für beide Buchsen gilt.
Weiterhin stehen je ein koaxialer S/PDIF-Ein- und Ausgang zur Verfügung. Die zwei Hauptausgänge im großen Klinkenformat liegen in symmetrischer Ausfertigung vor. Dazu kommt je ein fünfpoliger MIDI-Ein- und Ausgang.
Das Gerät benötigt lediglich die USB-Verbindung, um mit Strom versorgt zu werden. Features wie der Schalter zum Entfernen von Brummschleifen, eine automatische Einpegelung des Eingangssignals und ein stufenloser Monitormix-Regler zieren das Gerät. Mit einer Sample-Frequenz von 192 kHz kannst Du je zwei Kanäle aufnehmen und abspielen, mit 44,1/48/96 kHz sind es vier Kanäle.
Neben den Treibern und Demosongs wird eine CD-ROM mit der abgespeckten Version der DAW-Software Sonar X1, also Sonar X1 LE (nur für Windows), mitgeliefert. Derzeit sind ASIO-, MME- und WDM/Kernel-Streaming- sowie CoreAudio-Treiber für Windows 7/Vista/XP sowie Mac OS X 10.7/10.6/10.5/10.4 erhältlich.
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Roland UA-55 Quad-Capture Test
Eingänge
- Mic/Line/Hi-Z (XLR/6,3 mm)
- Mic/Line (XLR/6,3 mm)
- S/PDIF (koaxial)
- MIDI (DIN)
Ausgänge
- 2x Line (6,3 mm, symm.)
- Kopfhörer (6,3 mm)
- S/PDIF (koaxial)
- MIDI (Din)
Erster Eindruck
Das Gehäuse besteht aus Aluminium und weist vier abgerundete Kanten auf. Es macht einen sehr robusten Eindruck, der nur etwas von der teils spiegelnden Oberfläche des Frontpaneels aufgebrochen wird. Insgesamt wirkt das Audio Interface recht nüchtern. Alle Bedienelemente sowie die Ein- und Ausgänge sind weiß auf schwarz beschriftet. An der Unterseite befinden sich vier Gummifüße, die dafür sorgen, dass das Quad Capture auf glatten Oberflächen nicht wegrutscht – mittlerweile Standard bei Desktop Audio Interfaces und sinnvoller, als man zunächst denken mag.
Hier sollten die hiesigen Verantwortlichen von Roland nachbessern: Auf der deutschen Seite des Herstellers sind die Treiber nirgends verlinkt, erst auf der US-Website wurde ich fündig und konnte die Version 1.50 saugen. Die Installation des Treibers, lief unter Windows 7 Ultimate in der 64-Bit-Version mit Service Pack 1 schnell und ohne Probleme ab. Falls bei dir etwas schiefgehen sollte, kannst Du die vergleichsweise ausführliche FAQ-Sektion »Probleme beim Installieren des Treibers« im gedruckten englischen oder im deutschen PDF-Handbuch konsultieren. Im Anschluss daran gibt es zahlreiche weitere Tipps zur Fehlerbehebung bei allen möglichen Situationen während der Arbeit mit dem Roland Quad-Capture.
Vorderseite
Wie bei den meisten Audio Interfaces der Kompaktklasse befinden sich die kombinierten XLR-/Klinkenanschlüsse vorne links. Hier ist positiv zu bemerken, dass sie mit zwei Schrauben am Gehäuse befestigt sind. Wie eingangs erwähnt, kannst Du in den Eingang Nummer 1 auch hochohmige Instrumente wie E-Gitarren und E-Bässe einstöpseln kannst, wobei Du in diesem Fall noch einen kleinen Schalter an der Rückseite, auf die ich weiter unten noch zu sprechen komme, betätigen musst.
Rechts daneben folgen die Sektion zum Regeln der Eingangsverstärkung und zum Überwachen des Pegels. Die zwei Drehregler für Kanal 1 und 2 sind zwar gummiert, aber ungewöhnlich klein und nur an der vordersten Spitze geriffelt. Somit ist hier durchaus Luft nach oben in Sachen Ergonomie. Immerhin wackeln sie praktisch nicht und der Drehwiderstand geht in Ordnung.
Die Pegelanzeigen sind klasse: Wie Du schon auf dem Bild der Vorderseite des Quad-Capture siehst, werden die Pegelstände der beiden Kanäle mithilfe jeweils eines orange aufleuchtenden, 13-stufigen LED-Kranzes angezeigt, der rings um den Regler angeordnet ist. Die Aktualisierungsgeschwindigkeit ist sehr hoch und die Pegelspitzen werden für eine Sekunde gehalten, woraufhin sie in moderater Geschwindigkeit »herunterpurzeln«. Gut gelöst und stets aussagekräftig, wenn auch nicht so famos wie beim Akai EIE Pro. Obendrein gibt es eine zusätzliche rote LED, die bei Übersteuerungen warnt. Diese gilt für beide Inputs.
Ist der mit »AUTO-SENS« beschriftete Knopf aktiviert, wird der Eingangspegel anhand einer Analyse des anliegenden Signals eingestellt. Dafür sollst Du den lautesten Part deiner Performance spielen, um der Automatik eine Orientierung zu verschaffen. Nicht schlecht, aber auch nicht essentiell, sofern Du die Problematik des relativ hohen Grundrauschens bei Aufnahmen mit 16 Bit vermeidest.
Ganz rechts und neben der winzigen grünen LED, die die erfolgreiche (Strom-)Verbindung per USB anzeigt, befindet sich die Monitoring-Sektion. Das Wichtigste zuerst: die Kopfhörerbuchse. Dieser, selbstverständlich als große Klinke vorliegender Eingang ist leider nicht mit dem Gehäuse verschraubt und stellt bei roher Behandlung eine Gefahr für die Platine dar. Die Erfahrung lehrt mir jedoch, dass ich wohl aufgeben sollte, diesen Umstand zu tadeln, schließlich achten die meisten Hersteller von Audio Interfaces in dieser Preisregion auf eine solche Schutzvorrichtung. Der entsprechende Drehregler für die Lautstärke ist, wie auch der im nachfolgend beschriebene, von derselben Bauart wie die oben erwähnten Pegel-Potis. Er lässt sich ganz aufgrund der Platzierung ganz oben rechts gut bedienen.
Im Kontrast dazu steht der Monitor-Mix-Regler, er liegt etwas eingeengt zwischen den umliegenden Bedienelementen bzw. dem Stecker deines Kopfhörers, was die Bedienung erschwert. Irgendwie geht es aber doch, also bleibt kein Grund zu lauter Klage. Viel wichtiger ist die nützliche Funktionalität, die er bietet. Mit diesem Poti kannst Du nämlich das Mischverhältnis der Quellen für das Kopfhörersignal bestimmen. Ganz nach links gedreht gibt er nur das Wiedergabesignal aus deinem Audio Computer wieder, ganz rechts ausschließlich die über die Inputs am Quad-Capture eingespeisten Signale und in der Mitte schließlich eine exakte 50/50-Mischung aus beidem. Prima, längst nicht alle Audio Interfaces der Mittelklasse bieten dieses Feature in Form eines dedizierten Drehreglers.
Nun bleibt noch der Schalter zu erwähnen, mit dem Du das Abhörsignal der Inputs 1 & 2 in einen Monomodus versetzen kannst. Nützlich, etwa um Phasenprobleme zu erlauschen.
Rückseite
Hinten findet sich der USB-Port (Typ B), der – Kritik auf gehobenem Niveau – leider nicht ganz fest installiert ist. Daneben die MIDI-Buchsen, gefolgt von den koaxialen Anschlüssen für digitale Signale im S/PDIF-Format, letztere gut festgeschraubt an der Gehäuserückwand.
Dann hätten wir die Klinkenbuchsen des Hauptausgangs, bei denen die gleiche, leicht instabile Konstruktionsweise wie beim Kopfhörerausgang zu konstatieren ist.
Ganz rechts finden sich noch drei Schalterchen. Der erste kommt ins Spiel, wenn Brummschleifen oder andere Störgeräusche über die symmetrisch an die Klinkenausgänge angeschlossenen Lautsprecher zu vernehmen sind. Ansonsten hilft vielleicht nur noch ein Gerät von Furman & Konsorten.
Es folgt der Schalter zum Aktivieren der Phantomspeisung, welche dann für beide Kanäle gleichzeitig gilt. Schade, dass dies nicht separat funktioniert, aber das ist bei Audio Interfaces dieser Klasse und Größe auch nicht die Regel.
Zu guter Letzt findet sich auf der Rückseite der Switch, mit dem Du lediglich den Input 1 in einen hochohmigen Modus versetzen kannst. Es ist also leider nicht möglich, zwei elektrische Gitarren gleichzeitig aufzunehmen. Nicht, dass dies ein drastisches Versäumnis des Herstellers wäre, doch es soll eben erwähnt werden, damit Du dank der Lektüre unseres Testberichts zum Roland Quad-Capture gleich weißt, woran Du bist.
Software
Zusätzlich zum reinen Treiber gibt es ein virtuelles Kontrollpaneel, auf dem Du die beiden analogen Effekte zuschalten kannst, die am Anfang der Signalkette im Recording immer wieder gebraucht werden.
So finden sich ein Schalter zur Umkehr der Phase und ein Hochpassfilter, der zum Entfernen störender tiefer Frequenzen wie rumpelndem Trittschall ist. Außerdem wird hier nochmals der Pegelstand angezeigt und die oben erwähnte automatische Pegeleinstellung kann nachreguliert werden.
Der Kompressor bietet alle üblichen Einstellungen plus ein Gate, außerdem wird nach der Kompressionsstufe erneut der Pegel abgenommen und dargestellt – praktisch. Ebenfalls willkommen ist die Funktion, die Kompressoreinstellungen beider Kanäle miteinander zu verlinken.
Schließlich findest Du hier die Pegelanzeige des Hautpausgangs und ein kleiner Mixer zum Regeln der Anteile von Input 1, Input 2 und dem digitalen Input am Ausgangssignal.
Insgesamt solide, aber beispielsweise ein einfacher Halleffekt, der allein zum Monitormix hinzugemischt werden kann, hätte noch implementiert werden können. Das klassische Anwendungsbeispiel dafür ist einfach die Sängerin oder der Sänger, die/der bei den Aufnahmen gerne einen schönen Hallraum auf der Stimme verspürt.
Das Roland Quad-Capture bietet eine nützliche Funktion, die wir letztens schon beim Tascam US-125M beobachten konnten: Mit dem sogenannten Loopback kannst Du das Signal, das über den Ausgang herausgeschickt wird, vor der Digital-Analog-Wandlung abgreifen und in deiner DAW-Software aufzeichnen. So musst Du nicht erst eine Kabelschleife über die Klinkenaus- und eingänge erstellen, wobei ja auch immer Qualitätsverluste entstehen. Sehr nützlich für die Aufnahme von Live Streaming.
In der Praxis
Selbst mit Projekten, die auf meinem Intel Core2 Quad Q6600 mit 2,4 GHz pro Kern circa 50% CPU-Auslastung verursachen, konnte ich bei 44,1 kHz ohne jegliche Aussetzer, Knackser oder Störgeräusche den Puffer auf 48 Samples stellen, was laut PreSonus Studio One 2.0.6 hier zu einer kumulierten Latenz von etwa 7,5 Millisekunden führt. Ein hervorragender Wert für ein Audio Interface dieser Klasse. Die ASIO-Treiber liefen während meines Tests stets stabil. Es scheint, als hätte Roland hier nachgebessert, nachdem es einige Problemmeldungen von Usern der ersten Stunde gab.
Die Wandler sind für den Preis als sehr gut zu bezeichnen, auch die Vorverstärker leisten gute Dienste. Hinter diesem Satz könnte auch ein stolzes Ausrufezeichen stehen. Was die Wandler angeht, betont das Quad-Capture im Vergleich mit unserer ungleich kostspieligeren, aber schon in die Jahre gekommenen RME Fireface 800 den »Bauch«, also die tiefsten Mitten bzw. die höheren Bässe ein klein wenig mehr. Zudem erschien es etwas weniger impulsuntreu und – zumindest laut einigen unserer Redakteure – flacher in der Tiefenstaffelung und Stereobreite. Wie so oft handelt es sich dabei um feine Nuancen, die der Eignung des Quad-Capture als Gerät für semiprofessionelles Arbeiten mitnichten zuwiderlaufen. Mit einfachen Studiomonitoren sind diese Unterschiede wahrscheinlich sowieso nicht wahrzunehmen.
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Roland UA-55 Quad-Capture Test-Fazit
Mit dem Roland Quad-Capture holst Du dir ein vielseitig beschlagenes Audio Interface ins Haus, verfügt es doch sowohl über analoge Anschlüsse im XLR- und Klinkenformat mit zuschaltbarer Phantomspeisung und einem Hi-Z-Modus als auch über digitale Ein- und Ausgänge sowie MIDI I/O. Dass Du Sample-Raten von bis zu 192 kHz nutzen kannst, ist sehr fein, wobei das Feature von vier Aufnahmekanälen gleichzeitig bei maximal 96 kHz sicherlich relevanter ist.
Schöne Extras wie der stufenlose Monitormix-Regler zwischen Input- und Playback-Signal, die Loopback-Funktion (klasse für Live Streaming, Karaoke und Co.) und der Schalter zum Entfernen von Brummschleifen werten das Gerät auf.
Die Vorverstärker und Wandler sind für ein Gerät dieser Preisklasse sehr fein, da gibt’s nichts zu rütteln. Zudem waren bei der Arbeit in der DAW auch mit komplexeren, CPU-intensiveren Projekten erstaunlich niedrige Latenzen möglich, ohne dass es zu Stotterern und Aussetzern kam – mit einem kumulierten Wert von gut sieben Millisekunden bist Du immer gut dabei.
Das Aluminiumgehäuse macht einen sehr guten Eindruck. Leicht und robust, standfest obendrein, so soll’s sein. Weniger gelungen sind die verhältnismäßig kleinen Potis, die auch nicht wirklich griffig sind. Schwerer wiegen in meinen Augen die nicht am Gehäuse befestigten Klinkenbuchsen. Die Bedienelemente für Hi-Z und Phantomspeisung sind hinten angebracht und somit etwas unglücklich platziert, da schwerer zu erreichen. Das sind die nicht wegzudiskutierenden Schwachstellen des Geräts, das ansonsten einen sehr guten Eindruck macht.
Der Straßenpreis geht angesichts des Funktionsumfangs und der Klangqualität voll in Ordnung. Alles in allem vergebe ich sehr gerne viereinhalb von fünf Punkten im Roland Quad-Capture Testbericht auf delamar.
Features Roland UA-55 Quad-Capture Review
- Hersteller: Roland
- Audio Interface
- USB 2.0
- 24 Bit/192 kHz
- 4 Eingänge, 4 Ausgänge
- MIDI I/O
- Sonar X1 LE enthalten
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