PRS Custom 24 30th Anniversary Testbericht
Crème de la crème?
Was ist es?
Der US-Edelhersteller PRS Guitars feierte 2015 sein dreißigjähriges Bestehen. Begonnen hatte alles 1985, als die Modelle »Classic Electric 24« und »Custom 24« auf dem Markt erschienen. Genau drei Jahrzehnte später folgt nun eine Wiederauflage des letzteren Modells. Die Eckdaten: Mahgaoni für Korpus und Hals sowie zwei Humbucker und ein Tremolo aus eigener Fertigung.
Alle wichtigen Spezifikationen findest Du wie immer im Infokasten. Der Straßenpreis beträgt rund 4.000 Euro.
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PRS Custom 24 30th Anniversary Testbericht
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Selbstverständlich gehört bei einem Instrument der 4.000-Euro-Klasse ein Koffer dazu. Und so erreicht auch die Custom 24 unsere Redaktion sicher und wohl behütet in einem robusten Case. Darin befinden sich der Tremolohebel, ein Einstellschlüssel für den Halsstab und ein Zertifikat zur Gitarre.
Beim ersten Blick auf das Instrument entzückt das Auge eine tief geriegelte, dunkelrot gebeizte Ahorndecke. Sie entspricht nicht dem hohen PRS-Qualitätsstandard »10Top«, gleichwohl ist sie von außergewöhnlich schöner Qualität.
Uns kann das nur recht sein, senkt dies den Preis gegenüber einem 10Top-Modell doch um rund 500 Euro. Und so viel weniger edel sieht die Decke im direkten Vergleich nun wirklich nicht aus. Uns stand ein Modell mit dem Finish »Dark Cherry« zur Verfügung; der Hersteller feiert seinen Klassiker gebührend, indem noch einer Menge anderer Farben geboten werden.
Korpus & Hals
Ein Markenzeichen der Custom-Serie war immer schon der Mahagonikorpus. Das hat sich bis heute und bis zu unserem Jubiläumsmodell nicht verändert, auch hier wurde ein einteiliges Stück höchster Güte mit feinster Maserung verwendet.
Ebenso aus Mahagoni besteht der Hals, der in den Korpus eingeleimt wurde und ein Palisandergriffbrett mit eben 24 Bünden besitzt, so wie es der Name der Gitarre schon vermuten lässt. Natürlich dürfen auch die berühmten Bird-Inlays nicht fehlen, hier sogar in einer limitierten Version aus edlem »Mother of Pearl«-Perlmutt und speziell für die 30th-Anniversary-Serie neugestaltet. Über die Qualität der Bundierung muss man nicht viele Worte verlieren, hier herrschen die bis zur Perfektion getriebenen PRS-Standards von Instrumenten aus der amerikanischen Produktion des Herstellers.
Um den Sammlerstatus der Jubiläumsedition zu unterstreichen, wurden zudem der gesamte Rand des Griffbretts sowie die Seiten der Kopfplatte mit Perlmuttstreifen verziert. Auch bei der Kopfplatte hat man sich etwas einfallen lassen: So besitzt sie auf ihrer gesamten Fläche ein Palisanderfurnier, auf dem der (wie immer) vollständig ausgeschriebene Name von Paul Reed Smith funkelt, abermals in edlem »Mother of Pearl«-Perlmutt.
Hardware
Phase III Locking Tuner
Einen neuen Standard in der Hardwareausstattung stellen die Locking-Mechaniken vom Typ »Phase III« dar. Die Tuner mit ihren vernickelten Flügeln laufen ungemein präzise und weich auf ihren Achsen und erlauben ein schnelles, akkurates Stimmen der Gitarre. Allerdings sind die Mechaniken komplett ungekapselt, laufen also offen und sind Schmutz und Feuchtigkeit rund um die Uhr erbarmungslos ausgeliefert – man darf gespannt sein, wie es um deren Funktion nach ein paar Jahren zwischen hartem Bühneneinsatz und muffig-feuchtem Proberaumklima ausschaut.
PRS Vintage Tremolo
Das Vintage Tremolo gilt seit jeher als Vorbild in Sachen Performance und Stimmstabilität. Auch an unserem Testmodell glänzt das gesamte System mit diesen Attributen, angefangen von den Mechaniken über den perfekt gearbeiteten Sattel bis hin zum Tremoloblock mit seinem steckbaren Hebel. Das Benutzen des Tremolos kann hier ganz locker mit dem kleinen Finger der rechten Hand geschehen, das System reagiert unglaublich sensibel, trotz der immerhin vier eingesetzten Federn im entsprechenden Fach auf der Rückseite. Ein echter Genuss ohne Reue für alle, die gerne und oft den »Whammy Bar« einsetzen und nicht permanent nachstimmen möchten.
Elektronik & Schaltung
Der Meister Paul Reed Smith selbst ist laut eigenen Angaben auf der ewigen Jagd nach dem ultimativen PAF-Pickup-Sound. Einen weiteren Stein auf dieser Evolutionsskala stellen die in der Decke eingeschraubten 85/15 dar, deren Typbezeichnung sicher nicht ganz ungewollt mit dem dreißigsten Geburtstag der Custom Baureihe zu tun hat.
Es sind zwei Doppelspuler, die sich über einen Fünfwegeschalter in den Zwischenpositionen auch im Single-Coil-Modus betreiben lassen. Der Schalter ist zum Glück nicht mehr die Version zum Drehen von einst, sondern ein ganz regulärer zum Schieben, wie er sich über die Jahrzehnte bei vielen anderen Herstellern und deren Instrumenten bewährt hat.
Ein wunderbar leichtgängiger Volume- und ein Tone-Regler bilden den Abschluss der Elektronik, die auch ohne störende Push-Pull-Potis oder einen Miniswitch maximale Flexibilität in der Klangauswahl bietet.
Sound
Akustisch
Drahtig, knurrig und bissig, bereits im unverstärkten Zustand. Auch das Sustain und das Ansprechverhalten (Attack) der Gitarre sind vorbildlich, wobei keinerlei Frequenzen überbetont werden – es klingt einfach absolut ausgewogen. Und das unabhängig davon, an welcher Position des Halses man sich nun befindet. Trotz der lackierten Halsrückseite ist ein unangenehmes Festkleben der Greifhand nicht feststellbar, das seit einigen Jahren bei PRS benutzte Nitrolackfinish »V12« bietet diesbezüglich einen einwandfreien Spielkomfort.
Die Werkseinstellung könnte bei einem Modell dieser Preisklasse etwas besser sein: Unser Testinstrument besaß eine unangenehm hohe Saitenlage, mit der Soli ab dem zwölften Bund nicht wirklich Spaß machten. Obwohl doch das weit bis in die Decke ausgeschnittene Cutaway das mühelose Bespielen aller 24 Bünde auch für Leute mit »Schlosserpranken« erlaubt.
Elektrisch
Die 85/15-Pickups haben keinerlei Mühe, den kräftigen und resonanten Grundsound der Gitarre an den Verstärker zu schicken. Es dürfte kaum eine Musikrichtung auf diesem Planeten geben, für die diese Tonabnehmer keine klangliche Antwort parat hätten. Klar definierte Bässe, knackige Mitten und ein perliges Höhenspektrum bilden die Grundlage der Sounds in allen Positionen des Fünfwegeschalters, der jederzeit sauber und zuverlässig in der gewünschten Stellung einrastet.
So liefert der 85/15 am Steg ein druckvolles und klar definiertes Klangbild für rockige Riffs, die auch bei hoher Verzerrung stets offen, luftig und transparent klingen. Sein Kollege am Hals hingegen bietet ein breites Klangspektrum, etwa für dicke, cleane oder nur leicht angezerrte Blueslinien. Oder für mächtige Akkordwände, die dank des kräftigen Sustains der Gitarre gefühlte Minuten stehen.
In den Zwischenpositionen des Schalters geht das Feuerwerk unvermindert weiter. Denn auch die Single-Coils-Sounds sind enorm charakterstark mit wunderbarem Vintage-Flair. Dabei geizen sie weitestgehend mit Nebengeräuschen und bieten dabei einen Punch, der jede Strat vor Neid erblassen lässt.
Wie üblich bei Gitarren von PRS, verliert das Signal keinerlei Power, wenn das Volume-Poti zurückgeregelt wird. Der Ton wird einfach nur leiser, Verluste im Frequenzgang/und oder der Dynamik sind niemals festzustellen. Das eröffnet weitere Möglichkeiten, speziell in der Interaktion mit einem guten Röhrenverstärker.
Klangbeispiele im PRS Custom 24 30th Anniversary Testbericht
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Fazit zum PRS Custom 24 30th Anniversary Test
Die PRS USA Custom war schon vor dreißig Jahren ein fantastisches Instrument. Und das ist sie bis heute geblieben. Diese Gitarre fasziniert mit einem Spielgefühl, als würde man schon zehn Jahre mit ihr verbracht haben. Ihre klangliche Vielfalt macht eine Suche nach Alternativen schlicht vergessen. Egal, ob man im Blues, Metal, Swing oder Pop sein zu Hause sucht oder gefunden hat: die PRS Custom 24 30th Anniversary ist die ideale Begleitung für ein ganzes Musikerleben. Ein Traum!
Hölzer, mechanische und elektronische Komponenten sowie die Gestaltung sind vom Feinsten. Alle Teile sind höchst sauber gefertigt und verarbeitet worden. Spätestens in dieser Preisklasse und zumal von einem renommierten Hersteller wie PRS darf man das erwarten, dennoch soll es hier ausdrücklich gelobt werden.
Der einzig kritikwürdige Aspekt ist in meinen Augen die Einstellung ab Werk. So wies unser Testexemplar eine unangenehm hohe Saitenlage auf, ab dem zwölften Bund waren Soli kein wirkliches Vergnügen mehr.
Gleichwohl ist dies ein geradezu lachhaft kleiner Dämpfer, der keine Rolle für unsere Bewertung spielt – schlussendlich sind es stolze fünf von fünf Punkten im PRS Custom 24 30th Anniversary Testbericht. Wie gesagt: ein traumhaft gutes Instrument!
PRS Custom 24 30th Anniversary Features
- Korpus: Mahagoni, Riegelahorndecke (»10Top«)
- Hals: Mahagoni, eingeleimt
- Griffbrett: Palisander
- Einlagen: 30th Anniversary Birds
- Mensur: 25" (635 mm)
- Bünde: 24
- Steg: PRS Tremolo
- Tonabnehmer: 2 x 85/15 PRS Humbucker
- PRS Vintage Tremolo mit Phase-III-Klemmmechaniken
- Regler & Schalter: Volume, Tone, 3-Wege-Schalter
- Hardware: vergoldet und vernickelt
- Koffer mitgeliefert
zu 'PRS Custom 24 30th Anniversary Testbericht: Crème de la crème?'
Hirade 09. Feb 2016 08:33 Uhr
Ich habe den grossen Bruder, die Custom Private Stock, von der es gerade mal 100 Stück gibt :) Daher weiss ich, dass ein wichtiger Punkt nicht aufgeführt wurde: diese Gitarren sind extrem leicht und somit eine Freude auf der Bühne. Meine hat 3.1 Kg. Das gibt keine Nackenschmerzen auch bei einem mehrstündigen Gig.
Wass ihr aber etwas fehlt ist Charakter. Also eine Tele mit P90 - Hammergeil, eine Strat mit ihrem eigenen Sound, usw. Die Custom ist ausgewogen neutral, vielleicht etwas zu neutral. Aber entsprechend auch am meisten einsetzbar, auch im Studio.