Palmer PDI03 Testbericht
Lautsprechersimulator mit Splitter & mehr
Was ist es?
Der Palmer PDI03 simuliert Gitarrenlautsprecher – steck ihn an einen Verstärker (bis zu 100 Watt) und dreh ihn so laut auf, wie Du willst. Denn auch bei maximaler Verstärkerverzerrung kann der Sound in beliebiger Lautstärke gefahren werden, um beim Üben deine Nachbarn zu verschonen.
Außerdem kannst Du dir beim Live-Auftritt bzw. bei der Studioaufnahme die Mikrofonierung sparen: Das Gerät gibt das mit dem simulierten Lautsprecherklang gefärbte Signal mit Line-Pegel aus. Direkt zum Anschluss an Mischpult, PA-Anlage, Audio Interface & Co.
Zwei 3-Wege-Filterschalter stehen zur Verfügung. Deren Kombination ermöglichen also neun verschiedene Klangfarben – so können ein offener 2×12″-Comboverstärker und eine geschlossene 4×12″-Gitarrenbox nachgebildet werden.
Zudem gibt es vier Line-Ausgänge für das noch unbearbeitete Signal vom Verstärker. Damit kannst Du beispielsweise Effektgeräte ansteuern. Die Ausgangslautstärken des gefilterten und des ungefilterten Signals sind getrennt regelbar. Ferner findet sich ein Lautsprecherausgang, an den Du letztlich doch noch eine Gitarrenbox anschließen kannst. Für all das ist kein Strom nötig.
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Das Gerät ist zum Straßenpreis von 379,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich. Zu haben sind Varianten für unterschiedliche Verstärkeroutputs – mit 2, 4, 8 oder 16 Ohm.
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Palmer PDI03 Testbericht
Erster Eindruck vom Palmer PDI03
Ein robustes Chassis aus Stahlblech und Aluminium schützt die Elektronik. Alle Buchsen sind fest mit dem Gehäuse verschraubt, während die Klinkenbuchsen zusätzlich durch Manschetten stabilisiert werden. Regler und Schalter sitzen fest und fühlen sich gut an.
Die auch auf Deutsch vorliegende Anleitung in gedruckter Form enthält alles Nötige und mehr: Sicherheitshinweise, beschriftete Schemata der Gerätevorder- und -rückseite sowie Beschreibungen aller Bedienelemente und Funktionen. Gegebenenfalls illustriert durch typische Beispielszenarien für Sound X und Einstellung Y.
Lautsprechersimulation in der Praxis
Der erste Filterschalter bietet zum einen die Einstellung »Flat«, mit der der Sound einer offenen 2×12″-Box nachgebildet werden kann. Die Schalterstellung »Deep« erzeugt einen fetteren, basskräftigeren Sound wie den einer geschlossen 4×12″-Marshallbox.
Der zweite Schalter am Palmer PDI03 erzeugt mit den Einstellungen »Mellow«, »Normal« und »Bright« leicht gedämpfte, normale oder leicht verstärkte Höhen. Soweit das Vorgeplänkel, nun zur Praxis.
Testequipment:
- Verstärker I – Ampeg GVT52-212, Master-Regler voll aufgedreht
- Verstärker II – Orange TH30, Master-Regler halb aufgedreht
- Gitarre I – Gibson Les Paul
- Gitarre II – ESP Eclipse 2
Bei meinen drei kurzen Jams hörst Du jeweils diese Filterkombinationen nacheinander:
- Normal Normal
- Deep Normal
- Deep Bright
- Deep Mellow
- Flat Normal
- Flat Bright
- Flat Mellow
Ampeg & Gibson (am Ende hörst Du noch den Line-Out)
Orange & Gibson
Ampeg & ESP
Tja, was soll ich sagen? Die klanglichen Geschmacksrichtungen verschiedener Gitarrenboxen werden von den passiven Filtern sehr gut simuliert. Die Filtereinstellungen heben sich deutlich genug voneinander ab, erlauben aber gleichzeitig ein ausreichend feines »Abschmecken«, insbesondere durch das Höhenfilter.
Ein statischer Lastwiderstand wie im Palmer PDI03 »atmet« nicht wie eine Box (beim Zurückschnellen der Lautsprechermembranen wird wieder etwas Strom in den Verstärker »zurückgeschoben«), dennoch überzeugt der Sound – insbesondere bei der gegebenen Lautstärke. Auf das letzte Fünkchen Lebendigkeit verzichte ich gerne in Anbetracht der vielen Praxisvorteile, die der Palmer mit sich bringt – lies weiter.
Der Knackpunkt
Warum der ganze Zauber? An erster Stelle möchte ich die schlichte Tatsache wiederholen, dass Du mit einem Gerät wie dem Palmer PDI03 x-beliebige Röhrenamps bis zum Anschlag aufreißen und die Verzerrung genießen, aber dennoch in Zimmerlautstärke spielen kannst.
Das ist noch lange nicht alles. Beim Verzicht auf eine echte Gitarrenbox erwarten dich mehr Platz im Tourbus, das Schleppen/Rollen durch die Weltgeschichte entfällt und eine Mikrofonierung ist auch nicht mehr unbedingt nötig. Durch Letzteres sparst Du dir ja auch noch die sonst übrigen Mikros, Stative und Kabel.
Entdecke die Möglichkeiten des Palmer PDI03
Über die Line-Ausgänge kannst Du bis zu vier Effektgeräte mit dem ungefilterten Signal versorgen, um komplexe parallele Schaltungen und damit irrwitzige Sounds oder feinfühlig austarierte Mischklänge zu realisieren.
Weiterhin wird am Thru-Output das vom Gitarrenverstärker kommende Signal direkt ausgegeben, um zusätzlich eine Gitarrenbox zu speisen – zur Beschallung und/oder Mikrofonierung. Letztere ermöglicht ja doch noch feinere Klangabstufungen durch verschiedene Mikros und deren variable Platzierung.
Feiner Service am Rande: Für das gefilterte Signal gibt es sowohl einen trafosymmetrierten XLR-Ausgang mit zuschaltbarer Massetrennung (gegen Brummschleifen etc.) als auch einen unsymmetrischen Klinkenausgang – Du kannst beide gleichzeitig nutzen.
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Fazit zum Palmer PDI03 Test
Mit dieser Kombination aus Loadbox, Equalizer, Signal-Splitter und DI-Box hat der Hersteller einen Volltreffer gelandet – ein Klassiker. Die Lautsprechersimulation klingt weitestgehend überzeugend, auch wenn sie nicht so »atmet« wie eine echte Box und eine Mikrofonierung klanglich flexibler ist. Mit den zwei Filterschaltern und insgesamt neun (sechs) Klangkombinationen gibt es dennoch genug Spielraum.
Eine der Kernfunktionen ist die, die in jedem Power Soak steckt – Röhrenverstärker in moderaten Lautstärken spielen, obwohl die Verzerrung voll aufgerissen ist. Das ist vor allem zuhause beim Üben, aber freilich auch bei kleineren Konzerten in mehr oder minder dicht besiedelten Gegenden nützlich. Weiterhin ist der Veranstaltungsalltag um ein Vielfaches einfacher als die Nutzung einer womöglich monströsen 4x12er-Box samt Abnahme-Equipment.
Die Extras sind hier das Salz in der Suppe, zumindest für alle effektverliebten Musiker: Vier Line-Ausgänge mit dem ungefilterten Signal schaffen die Möglichkeit ebenso vieler Effektgeräte, um den Sound mit parallelen Schaltungen vielschichtig zu formen.
Auch nicht zu verachten: Für all das ist keine Stromzufuhr nötig, da die Filter passiv ausgelegt sind und die Basisfunktion ja im Leisermachen von wild tosenden Amps besteht.
Wer »nur« eine gute DI-Box mit Lautsprechersimulation sucht, findest eine solche auch in kompakteren, günstigeren Kisten (nicht zuletzt von Palmer). Doch wer einerseits noch eine Höheneinheit im Rack frei hat, andererseits noch den Splitter und dessen exponentielle Steigerung der Möglichkeiten für Effekte sucht, sollte zugreifen.
Ergo: In Abwesenheit jeglicher Kritikpunkte kann es im Palmer PDI03 Testbericht nur exzellente fünf von fünf Punkten geben.
Palmer PDI03 Features
- Simulation von Gitarrenlautsprechern
- Zum Einbau in 19″-Racks (1 HE)
- Eingang: 6,3 mm (unsymm.)
- Ausgänge: XLR (trafosymm.) + 6,3 mm (unsymm.)
- Ausgangsimpedanz: 600 Ω (XLR) bzw. 10 kΩ (6,3 mm)
- Loadbox mit 16 Ω
- Maximale Last: 100 W
- 3-Wege-Filter für Bässe und Höhen
- Gehäuse aus Stahlblech und Aluminium
- Maße: 480 x 180 x 44,5 mm
- Gewicht: 3 kg
zu 'Palmer PDI03 Testbericht: Lautsprechersimulator mit Splitter & mehr'
Philipp 13. Nov 2018 21:57 Uhr
Hallo zusammen.. weiß nicht ob man auch Fragen stellen kann,
sie sind jedoch (glaube ich, nicht sehr tiefgreifend und lassen sich leicht beantworten)
Die "Filter" Sektion ist die Speaker Simu, richtig? (Wenn ich alles auf "Flat" lasse, ist diese Funktion quasi "gebypasst". Je weiter ich das Filter-Poti aufdrehe, desto "weniger" kommt aus meiner Box?
Ich komme also vom Amp (meine Box hat 16ohm) 16 Ohm Amp Klinke raus ---> Palmer PDI03 --> 6,3 Klinke unsym raus an meine Box.
Jetzt kann ich leise über meine Box üben, die SpeakerSim lasse ich aus, denn ich habe ja eine Box. Der XLR - Ausgang daneben ist "TrafoSymmetrisch".
Für welche Zwecke ist dieser "Trafosymm" Ausgang?