Novation Peak Test
Flexibler polyphoner Hybrid-Synthesizer

Von Jan Wilking am 04. September 2017
Novation Peak Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Der polyphone Desktop-Synthesizer Novation Peak kombiniert flexible digitale Oszillatoren mit einem analogen Multimode-Filter.
Beim Peak setzt Novation entgegen dem Trend auf digitale Oszillatoren, die neben den klassischen Wellenformen wie Sägezahn und Rechteck viele weitere Varianten inklusive Wavetables zur Verfügung stellen. Für Wärme und Sättigung sorgen analoge Filter sowie Verzerrer, die von der Bass Station II inspiriert sind. Verpackt ist die achtstimmige Klangerzeugung in ein robustes und schickes Desktop-Gehäuse, für den direkten Zugriff stehen nicht weniger als 45 Regler, 8 Fader sowie zahlreiche Taster zur Verfügung.
PRO
- Flexible Hybrid-Klangerzeugung
- Zusätzliche digitale Wellenformen
- Analoges Multimode-Filter
- Analoge Verzerrerstufen
- Umfangreiche Modulationsmöglichkeiten
- Arpeggiator
- 3 Effekte gleichzeitig
- Direkte Kontrolle über viele Potis und Fader
- Sehr gute Verarbeitung und Haptik
CONTRA
- Kein Step-Sequenzer
- Externes Netzteil
Für wen?
Die vielseitige Klangerzeugung und die direkte Bedienbarkeit machen den Synthesizer sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene interessant, und Schrauber werden am Peak ebenso ihre Freude haben wie klassische Keyboarder.
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Erster Eindruck
Schick sieht er aus, der Novation Peak, mit seinem Gehäuse aus Metall und den Seitenteilen aus Walnussholz. Design geht hier auch nicht auf Kosten der Bedienbarkeit. Trotz der Vielzahl an Bedienelementen gibt es ausreichend Abstand zwischen den Reglern. Die Anordnung ist übersichtlich und wer subtraktive Synthese kennt, steigt schnell dahinter. Die Beschriftung ist auch bei schlechteren Lichtverhältnissen gut zu lesen.
Auf alle wichtigen Klangparameter kannst Du direkt zugreifen, nur für spezielle Einstellungen musst Du über das Menü gehen, was durch ein scharfes und großes OLED-Display unterstützt wird. Zahlreiche LEDs zeigen den jeweiligen Status der Schalter und die gerade aktive Stimme an.
In der Breite entspricht der Novation Peak ungefähr dem 19″-Rack-Format. Passende Rack-Winkel gibt es nicht, aber optional sind Winkelständer erhältlich, um das Instrument stark angewinkelt (~45°) zu dir hin aufzustellen.
Anschlussvielfalt des Novation Peak
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Neben dem obligatorischen MIDI-Trio gibt es eine USB-Buchse für die Verbindung mit dem Computer, zwei Pedaleingänge und einen CV-Eingang, der über einen der 16 Modulation-Slots verschiedenen Parametern zugeordnet werden kann. Hierbei schielt Novation natürlich auf die parallel veröffentlichte kleine Schwester Circuit Mono Station, die den passenden Mod-CV-Ausgang bietet, es kann aber auch jede andere CV-Quelle zur Modulation genutzt werden.
Nahezu jeder Regler des Novation Peak empfängt und sendet MIDI-Controller (für stufenlose Modulation teils auch höher aufgelöst als mit 128 Schritten) und lässt sich in der DAW automatisieren.
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An Ausgängen steht neben dem Kopfhörerausgang ein Stereoausgang zur Verfügung. Zwar ist der Peak monotimbral, kann also nicht mehrere unterschiedlich synthetisierte Sounds gleichzeitig erzeugen und die einzelnen Stimmen lassen sich nicht im Stereopanorama verteilen, aber die Effekte sind in Stereo ausgelegt. Hinzu kommt der Anschluss für das leider externe Netzteil.
Digitale Oszillatoren mit hoher Auflösung
Herzstück der Klangerzeugung und Alleinstellungsmerkmal des Novation Peak sind seine digitalen Oxford-Oszillatoren (benannt nach Chris Huggets erster Firma). Dabei handelt es sich nicht um DCOs oder VCOs, sondern um NCOs (numerisch kontrollierte Oszillatoren). Sie arbeiten im Peak mit einer sehr hohen Auflösung, sodass digitale Artefakte wie das gefürchtete Aliasing in hohen Lagen kein Thema sind. Tatsächlich klangen die Oszillatoren im Test bei den Standardwellenformen nahezu identisch zu den analogen DCO der Bass Station II.
Das Schöne an digitalen Oszillatoren ist, dass sie deutlich flexibler sind als die analogen Ausführungen. So gibt es 17 Wavetables, die auch glasige und metallische Klangspektren erlauben.
Der Shape-Parameter verändert nicht nur wie üblich die Pulsweite der Rechteckwelle, sondern ist auch auf alle anderen Wellenformen anwendbar. Der ermöglicht interessante Klangvariationen. Vsync erlaubt die typischen schneidenden und metallischen Leads und Bässe, wobei als Master ein versteckter virtueller Oszillator dient – hierfür musst Du also keinen der anderen zwei Hauptoszillatoren opfern! Auch die nach wie vor beliebte und einst von Roland ins Leben gerufene Wellenform »SuperSaw« kann ein Oszillator alleine liefern. So bleiben noch genug Ressourcen für weitere Klangspielereien übrig.
Die leichten Tonhöhenschwankungen und Abweichungen zwischen den einzelnen Stimmen, die als typisches Merkmal für analog anmutenden Sound stehen, lassen sich beim Peak durch die Parameter »Drift« und »Divergence« nuanciert anpassen.
Multimode-Filter für kräftige oder sanfte Eingriffe
Das Filter ist deutlich an die Novation Bass Station II [Test] angelehnt. An Filter-Typen bietet es wahlweise wahlweise Tiefpass, Hochpass und Bandpass mit einer Flankensteilheit von 24 dB oder 12 dB. Während ersteres für knackige Bässe von Vorteil ist, eignet sich die mildere Variante besser für mehrstimmige Pads. Auch wenn es dem Filter ein wenig an eigenständigem Charakter mangelt, so leistet es im Praxiseinsatz doch zuverlässig seine Arbeit.
Ebenfalls von der Bass Station II bekannt ist die Verzerrerstufe vor dem Filter, um das Signal zu sättigen und das Filter heiß anzufahren. Hinzugekommen ist jedoch ein weiterer Verzerrer hinter dem Filter, der über das Menü aktiviert wird. Du hast also verschiedene Möglichkeiten, den Sound aggressiver und fetter zu gestalten.
Im Menü findest Du auch eine Divergence-Funktion für das Filter, hierdurch werden die Filterfrequenzen der acht Stimmen leicht gegeneinander verstimmt – ebenso wie die Oszillator Divergence sorgt das für einen lebendigeren, etwas weniger statischen Sound.
Das Filter des Novation Peak klingt zwar grundsätzlich jenem der Bass Station II sehr ähnlich, kann bei höheren Resonanzwerten aber auch ordentlich aggressiv klingen und damit das Acid-Filter gut ersetzen. Selbstresonanz ist möglich und erlaubt das tonale Spielen des Filters.
Umfangreiche Modulationsmöglichkeiten
Die Modulationsmöglichkeiten des Peak sind sehr umfangreich ausgefallen. Drei ADSR-Hüllkurven stehen zur Verfügung, wobei sich die beiden Mod-Hüllkurven vier Fader teilen müssen. Zwei zum Tempo synchronisierbare LFO sind ebenfalls an Bord.
Über die 16 Modulation-Slots lassen sich insgesamt 17 Modulationsquellen (u.a. auch die beiden Animate-Taster links neben dem Display) 37 Zielen zuordnen. Für FM-Klänge und andere Audiomodulationen kannst Du auch einen Oszillator oder den Rauschgenerator als Modulationsquelle nutzen und damit einen anderen Oszillator oder die Filterfrequenz modulieren. Audioratenmodulation ist eine Kategorie, bei der viele digitale Synthesizer und Plugins versagen, der Peak zeigt hier aber nicht zuletzt aufgrund der hohen Auflösung der Oszillatoren eine klanglich überzeugende Leistung.
Auch ein Arpeggiator ist eingebaut, der neben verschiedenen Abspielrichtungen mehrere rhythmische Patterns anbietet, aber für meinen Geschmack mehr Regler für den Direktzugriff verdient hätte. Auch den simplen, intuitiv bedienbaren Step-Sequenzer der Bass Station II hätte ich gerne im Peak gesehen.
Bis zu vier Effekte gleichzeitig
Peak bietet vier eingebaute Effekte mit studiotauglichem Klang. Distortion ist ein weiterer Verzerrer, der aber auf die Summe und nicht einzelne Stimmen wirkt und sich dadurch in der klanglichen Auswirkung unterscheidet. Ein Chorus mit drei verschiedenen Variationen wertet insbesondere Flächenklänge deutlich auf.
Das tempo-synchronisierbare Stereo-Delay besitzt sogar 16 unterschiedliche Versionen, die sich in Bezug auf Tief- und Hochpassfilterung, Stereoweite und weitere Parameter unterscheiden. Vom nüchternen Digital-Delay bis zu typischen Effekten eines Analog-Delays ist hier alles drin.
Auch das eingebaute Reverb klingt richtig gut und ist keinesfalls nur eine Notlösung für unterwegs oder Bühne. Drei Raum-Typen und viele Einstellmöglichkeiten, von Vorverzögerung über Dämpfung bis Modulation erlauben eine umfangreiche Anpassung, von realistischer Raumsimulation bis hin zum künstlich klingenden Effekt-Hall.
Novation Peak – Klangbeispiele
Features Novation Peak Review
- Hersteller: Novation
- Hybrider Synthesizer
- 8-stimmig polyphon
- 3 New-Oxford-Oszillatoren pro Stimme
- Analoges Multimode-Filter + Verzerrer davor und danach
- Polyphoner Aftertouch und Linear-FM
- Effekte: Distortion, Reverb, Delay und Chorus
- Arpeggiator
- 3 ADSR-Hüllkurven + 2 LFOs pro Stimme
- CV-Modulations-Eingang
- MIDI In/Out/Thru, USB
- Maße (B x T x H): 464 x 233 x 70,5 mm
- Gewicht: 4,9 kg