Moog Matriarch Test
Make analog great again!
Was ist es?
Der Moog Matriarch ist ein analoger Synthesizer. Seine Signalführung folgt dem semi-modularen Prinzip. Sprich, er spuckt bereits ungepatcht Sounds aus. Für eine unsagbar reichere Klanglandschaft wurden insgesamt 90 Patch-Punkte vorgesehen. Über diese lässt er sich mit sich selbst und/oder mit externen Geräten verkabeln.
Vier Oszillatoren sowie eine umfangreiche Filter-Sektion bilden das Herzstück des Moog Matriarch. Hinzu gesellen sich acht weitere Bereiche, wodurch das Panel ob der bunten Farbgebung ein wenig an ein Eurorack mit verschiedenen Modulen erinnert. Mit an Bord sind außerdem ein Step-Sequencer, ein Arpeggiator sowie viele weitere nützliche Tools.
Moog Matriarch Features
- Tastatur: 49 anschlagsdynamische Tasten mit Aftertouch
- Polyphonie: monophon sowie paraphon mit zwei und vier Noten
- Effekte: Stereo-Analog-Delay mit Ping-Pong-Modus und MIDI-Synchronisation
- Step-Sequencer: 12 Sequenzen mit je 256 Steps
- Abmessungen (H x B x T): ca. 14 x 81 x 36 cm
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Moog Matriarch Testbericht
Das Prinzip hinter dem Moog Matriarch
Modulare Synthies sind untrennbar mit der Historie der synthetischen Klangerzeugung verbunden. Dazu zählt genauso die semi-modulare Bauart. Letztere erlebte gerade in den 70ern ihren Durchbruch. Einige dieser Modelle sind heute nicht nur legendär, sondern immer noch heiß begehrt.
Im Gegensatz zur rein-modularen Bauweise sind die verschiedenen „Module“ des semi-modularen Instruments intern fest miteinander verbunden. Über Patch-Punkte lässt sich der Signalfluss jedoch frei beeinflussen. Mit einfachen Worten: das gesteckte Kabel übertrumpft die standardmäßig vorgegebene Signalführung der Platine.
Die Vorteile dieser Art von Modularität liegen klar auf der Hand: eine hohe klangliche sowie funktionsbezogene Flexibilität. Diese wird nicht nur durch die Patchbarkeit des Instruments in sich erreicht, sondern ebenso dadurch, dass sich andere kompatible Module und Synthies einbinden lassen.
Diesem Prinzip folgt auch der Moog Matriarch. Optisch sowie konstruktiv wurde der Neuling eindeutig am Grandmother angelehnt. Gewissermaßen passend zur Namensgebung darf sich der Matriarch also die große Schwester der Grandmother nennen.
Der uns vorliegende Synthie kommt demnach mit weit mehr Möglichkeiten und doppelt so vielen Oszillatoren. Zudem unterscheiden sich die Module voneinander. Beispielsweise ersetzt das spartanische Spring-Reverb des Grandmother das recht umfangreiche Analog-Stereo-Delay des Matriarch.
Wagen wir den Versuch, das große Ganze zu betrachten.
Harte Werte
Die hohe Verarbeitungsqualität erfüllt die ersten Erwartungen an ein Moog-Instrument. Am Matriarch gibt es diesbezüglich nichts zu bemängeln. Selbst die beiliegende Dokumentation weiß ob ihres hochwertigen Papiers und des ansprechenden Layouts zu überzeugen.
Moog hat sich für eine angeraute, mattschwarze Metallhülle entschieden. Auf dieser sind Schriftzüge, Parameterwerte und Logo jedoch nicht etwa aufgedruckt, sondern mittels abriebfester Folie aufgeklebt.
Anders als bei den klassischen Moog-Modellen kommen keine Seitenelemente aus Holz zum Einsatz. Diese bestehen hingegen komplett aus Kunststoff, ebenfalls mattschwarz. Somit erinnert der Matriarch ein wenig an Modelle aus den 80ern – wie an The Rogue oder MG-1.
Alle Regler und Buchsen sind fest mit dem Gehäuse verschraubt. Dabei weiß zu gefallen, dass die Potis einen kleinen Widerstand beim Drehen aufweisen. Dadurch lassen sich Parameter sehr sanft und gleichmäßig anpassen, ohne Gefahr zu laufen, gleich übers Ziel hinauszuschießen.
Die zehn Taster am Panel sind farblich eindeutig gekennzeichnet. Obwohl sie recht groß dimensioniert sind, weisen sie einen recht geringen Druckpunkt auf. Dennoch geben sie ein deutliches haptisches Feedback, dass diese betätigt wurden.
Moderne trifft Purismus
Moog hat sich nicht lumpen lassen und den Matriarch mit allem Nötigen ausgestattet. MIDI-, USB- und Pedal-Anschlüsse sowie Pitch- und Modulationsrad gehören zu den obligatorischen Features.
Ein recht komplexer Step-Sequencer erweitert den Funktionsumfang des Moog Matriarch ungemein. In insgesamt zwölf Speicherplätzen lassen sich jeweils Sequenzen mit bis zu 256 Noten abspeichern. Damit wird das Instrument selbst komplexen Melodien und sogar ganzen Songs gerecht.
Über einen Kippschalter schaltet man von Sequencer zu Arpeggiator um. Die Spielrichtung beim Arp erfolgt in der Reihenfolge der gedrückten Tasten, vorwärts und rückwärts oder rein zufällig.
Über eine 49 Tasten umfassende Fatar-Tastatur lässt sich der Moog Matriarch spielen. Die Tasten sind anschlagsdynamisch und besitzen eine Aftertouch-Funktion. Um die Velocity jedoch nutzen zu können, muss diese entsprechend gepatcht werden.
Zu den etwas ungewohnten Dingen im Zeitalter von Touchdisplay, Fernsteuerbarkeit via App und Co. gehören die globalen Einstellungen. Denn: Diese lassen sich – ganz klassisch – über die Tastatur beeinflussen, ohne optisches Feedback. Um hier durchzublicken, ist der Blick ins Manual demnach unabdingbar und sogar empfohlen.
Signalerzeugung des Moog Matriarch
Der Signalpfad im Moog Matriarch ist ausnahmslos analog gehalten. Für die Tonerzeugung stehen insgesamt vier Oszillatoren zur Verfügung, deren Vorbilder anscheinend dem Minimoog entspringen. Jeder davon ist mit einem Oktavschalter sowie den vier Wellenformen „Dreieck“, „Sägezahn“, „Rechteck“ und „Puls“ ausgestattet.
Bis auf den ersten Oszillator lassen sich die übrigen in der Frequenz feintunen. Weiterhin ist es möglich, Oszillatoren (für eine paraphone Spielweise) zu synchronisieren. Das kann entweder grüppchenweise oder im Gesamten erfolgen.
Apropos: Der Moog Matriarch kann sowohl Monophonie als auch Paraphonie. Im monophonen Betrieb sorgen alle Oszillatoren für die Klangerzeugung einer einzigen Note. Hierdurch entsteht ein reichhaltiger Klang, der sich für Leads und Bässe gleichermaßen gut eignet.
Über den Schalter „Paraphony“ lässt sich zudem zwischen zwei und vier Voices wählen. In der Stellung „2“ sind die ersten beiden Oszillatoren für die erste und die letzten beiden Oszillatoren für die zweite Note zuständig.
Mehrstimmig
Da sich jeder Oszillator anders konfigurieren und patchen lässt, könnte man sagen, dass das Instrument in der Stellung „4“ bis zu vier Klangerzeuger beherbergt. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Jeder Oszillator ist einzeln patchbar und imstande, einen unabhängigen Klangcharakter aufzuweisen.
Im paraphonen Betrieb gilt: Bei mehreren gehaltenen beziehungsweise gleichzeitig betätigten Tasten löst immer die zuletzt gespielte Note die am längsten gehaltene ab.
Paraphon ist nicht gleich polyphon
Anders als beim polyphonen Synthesizer wird bei der paraphonen Ausführung das Signal durch die gleichen Pfade gejagt. Will sagen, die bis zu vier Noten bedienen sich derselben Filter, Verstärker und Hüllkurven. Bei der heute eher gängigen polyphonen Bauart stehen hingegen für jede Voice eigene Signalkette zur Verfügung, was gewissermaßen pro Note „natürlicher“ klingt.
Somit liegt einem paraphonen Klangerzeuger ein ganz anderes Klangbild zugrunde. Spielt man nämlich bei gedrückter Taste versetzt eine andere Note, entfällt bei letzterer beispielsweise die Attack-Zeit des VCA (Voltage Controlled Amplifier), da diese nur die erstgespielte Note beeinflusst.
Filterei
Zu den wichtigsten klangformenden Elementen des Moog Matriarch zählt die Filter-Sektion. Verbaut wurden insgesamt zwei 4-Pol-Filter mit jeweils einer Flankensteilheit von 24 dB pro Oktave. Geboten wird ein Ladder-Filter-Sound des Moog mit charakteristischer Selbstoszillation.
Beide Filter teilen sich einen Master-Cutoff. Um dennoch eine Unterscheidbarkeit zwischen beiden Filterwegen zu erhalten, kann die Frequenz von „VCF 1“ (Voltage Controlled Filter) relativ zum Master-Cutoff bipolar verändert werden.
Drei Modi sorgen für viel Raum in Sachen Klanggestaltung. Hierunter fällt auch ein echter Stereo-Modus, bei dem „VCF 1“ für den linken und „VCF 2“ für den rechten Kanal zuständig ist.
Zwei ADSR-Hüllkurven-Generatoren lassen sich flexibel einsetzen. Hier findet sich jeweils eine Hüllkurve für den Filter sowie einer für die Amplitude. Im Stereo-Modus sind diese – wie beim Filter – für linken und rechten Kanal separat verwendbar.
Ein interessantes Detail in der Hüllkurven-Sektion ist, dass bis auf „Sustain“ alle Parameter in Form von Potis kommen. Für „Sustain“ selbst wurde ein recht leichtgängiger Schieberegler vorgesehen.
Weitere Module des Moog Matriarch
Mit den „Modulen“ des Moog Matriarch entstehen viele Eingriffsmöglichkeiten in den Sound. Auf „Oscillators“, „Filters“ und „Envelope Generators“ sind wir bereits eingegangen. Da es sich schon alleine aufgrund des Instrumentenumfangs schwierig gestaltet, allem gerecht zu werden, gehen wir im Folgenden nur auf ausgewählte Funktionen ein.
Für jeden Oszillator steht in der Mixer-Sektion des Moog Matriarch ein eigener Poti bereit. Hinzu kommt ein Weißes-Rauschen-Generator, der unabhängig von den VCO (Voltage Controlled Oscillator) regelbar ist.
Viel Spielraum wird durch die Modulationsmöglichkeiten geschaffen. Als Wellenformen stehen dabei Sinus, Sägezahn, Rampe, Rechteck, Staircase und ein Zufallsgenerator bereit. Obendrauf gibt es über einen Patch-Punkt eine Sample-and-Hold-Funktion.
Gleich zwei Bereiche namens „Utilities“ ermöglichen es, beispielsweise eine Modulationsquelle an drei Ziele zu patchen. Die beiden Module unterscheiden sich dabei insofern, als dass rechts zusätzlich ein LFO mit Dreiecks- und Rechteckswellenform zu finden ist.
Um dem Synthesizer auch einen Effekt mit auf den Weg zu geben, wurde ein analoges Stereo-Delay eingebaut. Es ist also jeweils für den linken und rechten Kanal ein BBD (Bucket Brigade Device; Eimerkettenspeicher) vorgesehen.
Eine Besonderheit am Delay ist der sogenannte Spacing-Regler. Hierüber lässt sich ein zeitlicher Unterschied zwischen beiden Echowegen einstellen. So ist es möglich, mitunter sehr hallig wirkende Effekte umzusetzen.
Gepatcht
Zu den Stärken des Moog Matriarch zählt definitiv seine verhältnismäßig stark ausgeprägte Patchbarkeit. Insgesamt 90 Patch-Punkte erlauben quasi unendlich viele Möglichkeiten, den Klang zu formen.
Neben Stereo-Ausgängen im Klinken- sowie im Eurorack-Format findet sich an der Rückseite des Moog Matriarch eine Kopfhörerbuchse mit eigenem Lautstärkeregler.
Einer der wohl besten Ratgeber, das Instrument kennenzulernen, ist das „Exploration Patchbook“. Hierbei handelt es sich um eine Anleitung, mithilfe derer sich „Presets“ nachbauen lassen. Dazu sind alle nötigen Reglerstellungen und Patches leicht verständlich abgebildet.
14 verschiedene Presets bringen einem die Funktionsweise des Matriarch näher. Ausgehend davon führt jedes Verstellen ausgewählter oder zufälliger Parameter immer weiter in unbekannte Klangwelten.
Es macht richtig Spaß, herumzuschrauben und Neues zu entdecken. Dank des Sequencers kann man sich dabei gut auf die Parameter konzentrieren, ohne zusätzlich aktiv spielen zu müssen. Übrigens: Eine Schnellstartanleitung zum Step-Sequencer ist ebenfalls im „Exploration Patchbook“ enthalten.
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Fazit zum Moog Matriarch Test
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass es bereits bei der Markteinführung des Moog Matriarch zu Lieferengpässen gekommen ist. Schließlich handelt es sich hierbei nicht einfach nur um irgendeinen weiteren schnöden Synthesizer.
Mit vielen Alleinstellungsmerkmalen sucht der Matriarch seinesgleichen. Moog hat dabei bewusst mit gewissen Standards gebrochen und sich auf teils (mittlerweile) exotische Funktionen fokussiert – wie der heute eher unüblichen Paraphony oder einem analogen Stereo-Delay anstatt eines Halls.
Trotz der komplett analogen Signalführung ist der Matriarch den modernen Anforderungen eines Projektstudios gewachsen. So lassen sich etwa Delay, Sequencer und Arpeggiator per MIDI/USB synchronisieren.
Der Vintage-Look des Moog-Neulings weiß zu gefallen. Gerade die bunte Farbgebung der einzelnen Module hinterlässt einen durchdachten Eindruck. Selbst in sehr dunklen Räumen sind die einzelnen Bereiche eindeutig erkennbar.
Nicht nur die Optik ist gewissermaßen zeitlos. Der typische Klang von Moog scheint gerade in den Oszillatoren und dem Filter zu stecken. Es tönt unverkennbar und eindeutig analog. An der hohen Klangqualität gibt es absolut nichts auszusetzen.
Wer nach einem außergewöhnlichen Synthesizer lechzt, wird mit dem Moog Matriarch über Jahrzehnte hinweg viel Freude haben. Hier verlässt man bewusst viele eingefahrene Wege und zieht erfolgreich sein eigenes Ding durch. Bestnote!
Moog Matriarch Features
- Tastatur: 49 anschlagsdynamische Tasten mit Aftertouch
- Controller: Pitch-Bend, Modulationsrad und variables Glide
- Polyphonie: monophon sowie paraphon mit zwei oder vier Noten
- Klangquellen: vier Oszillatoren, Weißes-Rauschen-Generator und externer Eingang
- VCF-Filter: zwei Moog-Analog-Ladder-Filter (–24 dB/Okatve mit Resonanz und den drei Modi „Series“, „Stereo“ und „Parallel“)
- Modulationsquellen: analoger Modulations-Oszillator (Sinus, Sägezahn, Rampe, Rechteck, Staircase, Zufall und Sample-and-Hold)
- Hüllkurven: zwei ADSR-Hüllkurvengeneratoren
- Dämpfungsglieder: drei bipolare VCAs mit Ringmodulationsmöglichkeiten
- Effekte: Stereo-Analog-Delay mit Ping-Pong-Modus und MIDI-Synchronisation
- Arpeggiator/Step-Sequencer: 12 Sequenzen mit je 256 Steps
- Multis: 4
- Patch-Punkte: 90 x 3,5 mm
- Anschlüsse: Audio-In, Stereo-Main-Out, Stereo-Eurorack-Out, Stereo-Delay-Out, Kopfhörer, MIDI (In, Out, Thru), USB, Sustain-Pedal und Expression-Pedal
- Abmessungen (H x B x T): ca. 14 x 81 x 36 cm
- Gewicht: ca. 13,61 kg
- Lieferumfang: Netzteil (12 V), Bedienungsanleitung, Exploration Patchbook und Patch-Kabel