Mojave MA-1000 Test
Großmembran-Kondensatormikrofon mit Röhrentechnik
Was ist es?
Das Mojave MA-1000 ist ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit Röhrentechnik. Es richtet sich an sehr anspruchsvolle Musiker, Produzenten und Recording Engineers – das ist jedenfalls zu vermuten im Lichte des Preises und des Unternehmensportfolios (siehe auch Mojave MA-200 Test, Mojave MA-201fet Test und Mojave MA-50 Test). Hier im Review werden wir im Detail prüfen, wie es um die Abnahmequalität dieses Mikrofons bestellt ist.
Die Röhre verheißt einen mehr oder weniger obertongesättigten, »warmen« Sound. Das sind die herstellerseitig empfohlenen Anwendungsgebiete:
- Sprach- und Gesangsaufnahmen
- Rundfunk und Voice-Over
- Piano und andere akustische Instrumente
- Overhead- und Raummikrofonierung bei Drums
- Orchester- und Choraufnahmen
Am zugehörigen Netzteil ist die Richtcharakteristik von Kugel über Niere bis Acht stufenlos regelbar, während sich Mikrofon selbst eine Vorabschwächung (»Pad«) und ein Hochpassfilter zuschalten lassen. Technische Daten und den Lieferumfang findest Du wie gewohnt im Infokasten.
Mojave MA-1000: Features
- Großmembran-Kondensatormikrofon
- Röhrenverstärkung (NOS-5840)
- Richtcharakteristik »stufenlos« verstellbar (wohl eine Handvoll Zwischenstufen)
- Vordämpfung (-15 dB) zuschaltbar
- Hochpassfilter zuschaltbar
- Mikrofonspinne von Royer Labs mitgeliefert
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Mojave MA-1000 Testbericht
Erster Eindruck und Verarbeitung der Hauptkomponenten
Ein überraschend wuchtiger Koffer beinhaltet alle Komponenten. Dabei ruht das Mojave MA-1000 in einer sehr hübschen, schwarz getünchten Holzschatulle mit ausgefeilten Verschluss- und Scharniermechanismen.
Auf der Platine steckt eine orange leuchtende LED, die wohl den Eindruck von Röhrenglimmen erwecken soll. Bei einem kostspieligen Mikrofon hätte ich mir weniger Effekthascherei und mehr Understatement gewünscht, das stünde dem Mojave MA-1000 besser zu Gesicht.
Alle Teile des Mikrofons sind fest und mit verschwindend geringen Spaltmaßen miteinander verbunden. Der Mikrofonkorb lässt sich keinen Millimeter weit eindellen. Pardon, ich habe mich nicht getraut, die Kratzresistenz der mattschwarzen Oberfläche auf die Probe zu stellen. Insgesamt erscheint mir die Verarbeitung sehr gut, wenn auch nicht an die Perfektion unseres Neumann U87 Ai oder einiger Vertreter aus Japan heranreichend. Hier ist Luft nach oben bei einem Preis jenseits der 2.500 Euro.
Netzteil
Das Netzteil ist überraschend kompakt – schätzungsweise gut halb so groß wie bei allen anderen von mir getesteten Röhrenmikrofonen. Auch hier stimmt die Verarbeitung, zum Beispiel in Form des felsenfest sitzenden, butterweichen Potis für die stufenlose Richtcharakteristik oder dem verriegelbaren Anschluss für das zum Mikrofon führende Kabel.
Spinne
Die Mikrofonspinne ist mit ihrer krallenartigen Metallkonstruktion unorthodox gestaltet und auffallend robust. Die Schraube an dem mit Filz ausgekleideten Tubus lässt sich gut greifen, wenn es darum geht, das Mikrofon festzuklemmen oder zu lösen. Du solltest nur darauf achten, dass Du die Schraube gut anbrummst, sonst fällt das Mikrofon ungehindert aus dem Tubus.
Bis auf die Tatsache, dass ich zwecks Fusselfreiheit lieber Moosgummi statt Filz gesehen hätte, bin ich beeindruckt. Natürlich erfüllt die Spinne ihren Zweck in bester Manier: Körperschall wird zuverlässig abgeschwächt.
Ausstattung des Mojave MA-1000
Zuschaltbar ist eine Vorabschwächung von -15 dB – praktisch in Kombination mit der respektablen Schalldrucktoleranz, siehe unten. Weiterhin ist ein einfaches Hochpassfilter an Bord, das von 100 Hertz abwärts eine sanfte Absenkung (6 dB/Oktave) bewirkt. Gut, um den Nahbesprechungseffekt abzumildern, den Sound generell schlanker zu gestalten oder zusätzlich zur Wirkung der Spinne für noch mehr Körperschalldämpfung zu sorgen.
Stufenlos justierbare Richtcharakteristik
Ungewöhnlich: Du kannst die Richtcharakteristik nicht wie sonst üblich in einigen festen Zwischenschritten von Kugel über Niere bis Acht verstellen, sondern stufenlos. Toll für alle, die den Sound perfekt hinbiegen wollen, um sich ganz auf die Raumakustik und/oder die Bedürfnisse des Künstlers am Mic einzustellen.
Klang
Gesang
Shaker
Sprache (weiblich)
Sprache (männlich)
Grundrauschen
Das Grundrauschen des Mojave MA-1000 ist mit rund 14 dB(A) nicht auf Topniveau, auch nicht für ein Röhrenmikrofon. Bei gewissenhaftem Recording mit hohem Nutzpegel wird es wohl selten genug zum Vorschein kommen, wenn zarte, leise Passagen bei Gesang oder Instrumentenspiel angesagt sind. Dennoch ist der Wunsch nach einer besseren Performance in dieser Beziehung nicht vermessen.
Maximaler Schalldruck
Bei einem Schalldruck von 132 dB SPL entsteht laut Hersteller eine gesamte harmonische Verzerrung (THD) von maximal 1%, sofern die Vorabschwächung aktiviert ist. Das ist ausreichend für alle denkbaren Klangquellen in der Musikproduktion. Ergo: Auch Signale von Blasinstrumenten, Gitarrenverstärkern oder Kick Drums werden nur in extrem seltenen Fällen übergebührlich verzerrt. Bei Vocals ist ohnehin alles im grünen Bereich.
Frequenzgang
In der Klangfarbe des Mojave MA-1000 scheint eine subtile Wärme und Weichheit durch, doch das bedeutet hier nicht im Geringsten, dass die Höhen und hohen Mitten in den Hintergrund rücken. Alle Frequenzbereiche kommen zu ihrem Recht und es entsteht ein vergleichsweise zurückgelehnter, aber doch voller, klarer und offener Klang. Die leichte Tendenz zum entspannten Sound erkennt man etwa im direkten Vergleich zum etwas kühler und heller tönenden Chandler Limited REDD Microphone.
So klingen Sprache und Gesang angenehm vollmundig und rund, wobei dennoch genug Direktheit und Präsenz geboten wird … bei wunderbar zahmen Sibilanten. Sehr gut möglich, dass das manchem Engineer oder Musiker etwas zu smooth klingt. Ich bin hingegen ein Riesenfan dieses Sounds, zumindest ausgehend von unseren Klangbeispielen und im Vergleich mit dem erwähnten Luxusmodell von Chandler.
Impulsverhalten
Ganz hervorragend erscheint die Mikrodynamik der Aufnahmen. Eine derartige Impulstreue war angesichts der Röhrenbestückung und der Tatsache, dass es sich um ein Großmembran-Kondensatormikrofon handelt, nicht unbedingt zu erwarten. Dies führt zu einer stecknadelfeinen Detailtreue, was sich bei den Transienten von Saiten- oder Fellanschlägen, dem Rasseln einzelner Körner im Shaker und nicht zuletzt bei vielen kleinen, unscheinbaren Nebengeräuschen bemerkbar macht. Klasse.
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Fazit zum Mojave MA-1000 Test
Das Mojave MA-1000 ist ein klangtechnisch hervorragendes Mikrofon, wie man in dieser Preisklasse längst erwarten darf. Zunächst ein paar Worte zu Frequenzgang und klangfarblichem Charakter. Diese Aspekte sind bis zu einem gewissen Grad Geschmackssache. Ich empfinde es als sehr eindrucksvoll, wie hier Souveränität (mit völlig unaufgeregten Sibilanten) und subtile Wärme sowie tighter, direkter Sound direkt vor meiner Nase verquickt werden.
Gänzlich ohne Subjektivität gelobt werden kann die außerordentlich hohe Impulstreue. Die »pünktlich« ein- und ausschwingenden Transienten von Instrumenten und Klängen aller Art führen zu einer kontrastreichen Mikrodynamik und somit zu extrem detaillierten, greifbaren, echt wirkenden Aufnahmen. Richtig stark für ein Großmembranmikrofon mit Röhrentechnik.
Die variable Richtcharakteristik eröffnet dem Mojave MA-1000 alle möglichen Anwendungsfelder. Von Kugel über Niere bis Acht reicht die Palette und dass diese polaren Patterns stufenlos überblendet werden können, ist ganz famos für meine Suche nach optimalem Sound in Raum X mit Schallquelle(n) Y (und Z).
Außerdem auf der Habenseite: Ein überraschend kompaktes, tadellos gefertigtes Netzteil sowie eine unorthodoxe Mikrofonspinne, die dieselben Qualitäten aufweist und erstklassige Arbeit leistet.
Das im Extremfall bei 16 dB(A) liegende Eigenrauschen ist überdurchschnittlich für ein Mikrofon dieser Güte, wenn auch noch nicht kritisch. Ein kosmetischer Schönheitsfehler ist für mich die rote LED im Innern, die Röhrenleuchten imitieren soll – das wirkt einfach fehl am Platz.
Den Preis empfinde ich als einen Tick zu hoch. Klangtechnisch kaum unterlegene bis ebenbürtige (und rauschärmere) Modelle finden sich in meinen Ohren schon für weniger Geld … wenn Großmembran-Kondensatormikrofone ohne Röhrentechnik einbezogen werden. Falls Du das als legitim erachtest, sei noch Folgendes angemerkt: Die Verarbeitung ist nicht so herausragend gut wie beim identisch ausgepreisten Audio-Technica AT5040 oder bei unserem günstigen Klassiker Neumann U 87 Ai.
Unsere Wertung ist immer eng angelehnt an das Preis-Leistungs-Verhältnis. Somit beschließe ich meinen Mojave MA-1000 Test auf delamar mit knappen viereinhalb von fünf Punkten. Der Sound ist technisch erstklassig und hat für mich einen ganz wunderbaren Charakter, keine Frage. Insofern sei anspruchsvollen Engineers ein Test zweifellos empfohlen, wenn der Preis keine Hürde darstellt.
Mojave MA-1000 Features
- Großmembran-Kondensatormikrofon
- Doppelmembran (1″ Ø, 3 µm dünn, goldbedampft)
- Kapsel à la Telefunken ELA M 251
- Röhre: NOS-5840 (»new old-stock«)
- Eigens entwickelter Übertrager von Coast Magnetics
- Richtcharakteristik am Netzteil stufenlos verstellbar von Kugel über Niere bis Acht
- Vordämpfung zuschaltbar (-15 dB)
- Hochpassfilter zuschaltbar (6 dB/Oktave @ 100 Hz)
- Impedanz: 200 Ω
- Empfindlichkeit
- Kugelcharakteristik: -37,5 dB re 1V/Pa
- Nierencharakteristik: -36 dB re 1V/Pa
- Achtercharakteristik: -34 dB re 1V/Pa
- Gesamte harmonische Verzerrung: <1% @ 132 dB SPL (mit Vorabschwächung)
- Eigenrauschen: nominal 14 dB(A), maximal 16 dB(A)
- Maße: 194 x 51 mm
- Gewicht: 450 g / 5,9 kg inkl. Koffer & Lieferumfang
- Lieferumfang
- Mikrofon: Mojave MA-1000
- Netzteil
- Mikrofonspinne: Royer Labs Sling-Shock®
- Kabel von Mogami Cable mit Neutrik-Steckverbindungen