Marshall Origin 50 Combo Test
Röhrencombo für Puristen
Was ist es?
Beim Marshall Origin 50 Combo handelt es sich um einen einkanaligen Röhrenverstärker, der als Combo ausgelegt ist. Verbaut wurde ein 1×12“ Speaker von Celestion, der unter dem Namen G12N-60 Midnight 60 firmiert. Wer eine andere Box anschließen möchte, kann das mithilfe der drei rückseitigen Ausgänge mit 8 und 16 Ohm.
In der Vorstufe wurden drei 12AX7 Röhren verbaut (ECC83), in der Endstufe sorgen zwei EL34 Röhren für die notwendige Leistung. Wer es nicht ganz so laut braucht, kann mit Hilfe der eingebauten Leistungsreduktion auf 10 Watt oder gar 5 Watt arbeiten.
Zusätzlich zu dieser Ausführung steht ein Topteil mit 50 Watt zur Verfügung. Weitere Varianten gibt es als Combo und Topteil mit 20 Watt sowie nur als Combo mit 5 Watt.
Hands On: Marshall Origin 50 Combo
Marshall Origin 50 Combo – Features
- Einkanaliger Vollröhrenverstärker
- 1×12“ Speaker von Celestion
- Effekt-Loop
- DI-Ausgang
- 2 Voicings
- 3-Band-EQ
Video vom Hersteller
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Marshall Origin 50 Combo Testbericht
Erster Eindruck
Auch wenn das Gerät in Vietnam zusammengebaut wird, erwarte ich eine Qualität, die des englischen Herstellers würdig ist. Die Potis sitzen gut, laufen gut – selbst der Push/Pull macht einen guten Eindruck in Sachen Langlebigkeit.
Das Gehäuse ist mit schwarzem Tolex überzogen, auch hier ist gut gearbeitet worden. Sehr schick sieht das goldene Piping aus, das diesem Röhrenverstärker einen vornehmen Ausdruck verleiht.
Eine Schraube auf der Rückseite ist deutlich zu weit reingedreht worden und sorgt jetzt dafür, dass der Spalt zwischen Bedienpanel und Holz nicht gleichmäßig verläuft. Das tut der Funktionalität keinerlei Abbruch und ist wohl nur ein Zufall bei unserem Testgerät. Wie oben erwähnt hinterlässt der Gitarrenverstärker ansonsten einen guten Eindruck.
Gain beim Marshall Origin 50 Combo
Die goldene Platte für die Regler erinnert optisch an einen Plexi, auf dieser sind alle Regler und Schalter zur Bedienung angebracht. Links geht es los mit dem Gain-Regler, der die Leistung der Vorstufe regelt. Über den mitgelieferten Fußschalter kann hier noch ein Gain Boost zugeschaltet werden, um mehr Saft aus dem Preamp zu kitzeln.
Zwei Voicings
Es geht weiter mit einem dreibandigen Equalizer, der über eine zusätzliche Funktion namens Tilt verfügt. Der Marshall Origin 50 Combo kann in zwei Voicings gespielt werden: Normal und High Treble – also deutlich heller.
Beim Original zeichnete der gewählte Input für die Auswahl des Voicings verantwortlich. Bei diesem Gitarrenverstärker kann das Voicing allerdings nahtlos mithilfe des Tilt-Reglers gemischt werden. Drehst Du den Tilt ganz nach links, so hörst Du das dunklere Voicing. Ganz rechts ist dann das hellere Voicing zu vernehmen.
Endstufe
Für das Einstellen der Endstufe finden sich schließlich zwei weitere Regler mit Master-Volumen und Presence. Letzterer hebt nochmals die höheren Frequenzen an, wie wir es von anderen Amps gewöhnt sind. Mit dem Master-Volumen kannst Du schließlich die Endstufenröhren (2x EL34) zu einem klassischen Overdrive bringen.
Leistungsreduktion
Fast schon zum unverzichtbaren Standard eines modernen Gitarrenverstärkers ist die Leistungsreduktion geworden. Die wenigsten Gitarristen benötigen noch volle 50 Watt, um den Nachbarn die neuesten Lick-Kreationen vorzuspielen.
Folgerichtig weicht der Hersteller hier vom Konzept eines echten Plexis ab, dessen Urversion keinen Masterregler kannte.
Die Leistung der Endstufe kann mit einem 3-Wege-Schalter auf 20 Watt, respektive 5 Watt reduziert werden. So kannst Du auch noch im Proberaum den richtigen Overdrive-Sound aus der Endstufe herauskitzeln, ohne die Fenster aus ihrer Fassung springen zu lassen.
Moderne Features im Retro-Look
Rückseitig findet sich ein serielle Einschleifweg, also ein Effekt-Loop mit Send und Return. Mit diesem kannst Du Effekte wie Delay oder Hall zwischen Vor- und Endstufe einschleifen.
Der DI-Ausgang am Marshall Origin 50 Combo erzeugt gemischte Gefühle bei mir. Einerseits schaltet er leider nicht den Speaker ab – ein lautloses Recording ist damit nicht möglich. Andererseits ist das Signal am DI-Ausgang sehr gut gelungen.
Da klingt nichts nach halbherziger Cab-Simulation wie bei manch einem anderen Wettbewerber. Für Rhythmus-Gitarren dürfte sich das mit etwas Hall und vielleicht einem Hauch Kompression bestens in der Produktion machen.
Klang beim Marshall Origin 50 Combo
Der Klang ist britisch gehalten und fokussiert sich auf die Mitten, statt die Bässe übermäßig zu betonen. Der ein oder andere Kollege aus der Redaktion (und dessen Umfeld) fand den Sound nicht fett genug – doch das ist im Bandmix ohnehin nicht wünschenswert.
Dieser Amp eignet sich bestens, um deinen Sound mit Bodentretern zu gestalten und auf ein Level zu bringen, das dir vorschwebt. Der Grundcharakter ist sehr sauber und transparent.
Gain…und Boost
Mit dem Gain Boost kommt natürlich mehr Zerre aus der Combo. Die Verzerrung verhält sich hier sehr organisch je nach Gitarre und Pickup. Hier muss gegebenenfalls etwas am Equalizer nachgeregelt werden, um den Klang immer optimal zu halten. Vermutlich reagiert ein Boost aus einem TubeScreamer etwas homogener. Leider hatte ich keinen greifbar, um das zu aufnehmen.
Grundsätzlich lassen sich von Haus aus sehr gute Sounds für Blues und Classic Rock aus dieser Röhrencombo herauskitzeln. Je nach Einstellung von Master und Gain höre ich mich typische AC/DC Licks spielen.
Bisweilen und je nach Gitarre wird der Klang etwas zu kratzig für meinen Geschmack. Hier braucht es etwas Fingerspitzengefühl mit dem Equalizer und der Tilt-Funktion. In Kombination mit einigen anderen Speakern (ich habe andere Lautsprecher angeschlossen), lebt der Amp richtig auf.
Tilt beim Marshall Origin 50 Combo
Wenn der Tilt-Regler mittig steht, ist der Klang ausgewogen. In Richtung helleres Voicing kommt eine Menge Freshness in den Sound, in die umgekehrte Richtung wird es dunkler – aber ohne muffig zu werden.
Die beiden Extreme bleiben im Rahmen, doch die meisten Gitarristen werden sich vermutlich irgendwo zwischendrin am wohlsten fühlen.
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Fazit zum Marshall Origin 50 Combo Test
Beim Marshall Origin 50 Combo handelt es sich um einen modernen Amp, der sich an den Legenden des britischen Herstellers orientiert. Echte Puristen werden aufschreien ob der modernen Features wie DI-Ausgang oder Leistungsreduktion – pragmatische Gitarristen finden in dieser Röhrencombo allerdings einen veritablen Begleiter für Schlafzimmer, Proberaum und Bühne.
Beim Klang bleibt sich der Hersteller treu und betont vor allen Dingen die Mitten. Wer mehr Betonung im Bassbereich möchte (warum eigentlich?), sollte sich an anderer Stelle umschauen. Klanglich ist die Verwandtschaft zu den alten Modellen auch zu hören.
Der Röhrenverstärker ist dabei sehr organisch und reagiert gut auf die gespielte Gitarre und den Tonabnehmer. Es passt nicht für jeden Gitarristen und nicht für jede Gitarre – doch wenn es gefällt, dann richtig.
Alles in allem gibt es von meiner Seite eine gute Wertung in diesem Marshall Origin 50 Combo Test.
Marshall Origin 50 Combo Features
- Combo-Gitarrenverstärker
- Vollröhre
- Vorstufe: 3x ECC83 (12AX7)
- Endstufe: 2x EL34
- 1 Kanal mit zuschaltbarem Gain Boost
- 2 Voicings über Tilt-Regler blendbar
- 50 Watt Leistung
- Leistungsreduktion: 50W, 10W, 5W
- 1x12“ Speaker: Celestion G12N-60 Midnight 60
- Effekt-Loop 6,3mm
- DI-Ausgang: 6,3mm
- Footswitch mitgeliefert
- Speaker Out: 16 Ohm / 8 Ohm
- Abmessungen (B x T x H): 580 x 245 x 480 mm
- Gewicht: 18,2 kg
zu 'Marshall Origin 50 Combo Test: Röhrencombo für Puristen'
Fuchiii 04. Dez 2022 14:26 Uhr
Schöner Beitrag, der den Amp ganz gut darstellt. Besitze selbst seit kurzem den Origin 50, der, wenn man Endstufenzerre verwendet, zwar genial klingt, aber nicht wirklich bedroom tauglich ist.
Eine kleine Anmerkung zum DI-Ausgang. Meines Wissens darf der Lautsprecher ausgesteckt werden, solange der Ausgang belegt ist. Aber auch nur dann!
So ist ruhiges aufnehmen möglich :)