Kurzweil SP6 Test
Das Stagepiano für Einsteiger
Von Carsten Helfrich am 24. September 2018
Kurzweil SP6 Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Leicht zu transportierendes Stagepiano mit vielfältigen Soundmöglichkeiten. Das Kurzweil SP6 überzeugt durch ein geringes Gewicht und ist für den Einsatz auf der Bühne optimiert. Das zeigt sich nicht nur bei der Aufbereitung der Klänge sondern auch beim Design der Bedienoberfläche. Dabei richtet sich das Instrument eher an den Einsteiger oder Semi-Profi, der ein günstiges aber gut ausgestattetes Stagepiano für Live-Auftritte sucht.
PRO
- Geringes Gewicht
- Gute Klangqualität
- Variable Soundmöglichkeiten
- Top Preis-Leistungs-Verhältnis
CONTRA
- Externes Netzteil ohne Zugentlastung
Für wen?
Stagepiano Einsteiger, Schulbands, Semi-Professionelle Musiker
Was ist es?
Das Kurzweil SP6 ist ein Stagepiano in der einsteigerfreundlichen Preisklasse bis 1.000 Euro angesiedelt. Die 88 gewichteten Tasten mit simulierter Hammermechanik sollen ein klavier-ähnliches Spielgefühl ermöglichen.
Besonders auffallend ist der große Sample-Speicher von 2GB. Neben hochwertigen Klavier- und Vintage-Piano Sounds, soll die KB3 Orgel-Simulation für authentische Hammond-, Vox- und Farfisa- Klänge sorgen.
Im Multi-Mode stehen 130 Programme (ab Werk) mit mehreren Klangfarben kombiniert zur Verfügung, die auch Synthesizer-Fans ansprechen und variable Einsatzmöglichkeiten des Kurzweil SP6 versprechen.
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Kurzweil SP6 Features
- Stagepiano mit 88 gewichteten Tasten
- 2GB Sample-Speicher
- Schnelle Soundumschaltung durch Flash Play
- 128-stimmige Polyphonie
- Nur 12,4 kg schwer
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Kurzweil SP6 Test
Erster Eindruck
Das Kurzweil SP6 kommt gut verpackt. Angesichts des großen Kartons überrascht mich das einfache Herausheben des Stagepianos. Das geringe Gewicht wird vor allem durch das Kunststoffgehäuse erreicht.
Naturgemäß wird nicht die Steifigkeit eines Metallgehäuses erreicht. Beim Druck auf die äußeren Seitenteile, verwindet sich die Konstruktion vernachlässigbar.
Optisch macht das Kurzweil SP6 eine gute Figur. Die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet und klar beschriftet. Taster und Potis sind griffig und wirken robust. Das blaue Frontteil und die leicht angeraute Kunststoffoberfläche, die an gebürstetes Aluminium erinnert, sehen stylisch aus.
Was wird mitgeliefert?
Im Lieferumfang sind neben einem robusten Sustain-Pedal (leider keine Halbpedal-Funktion) auch ein Set aus Kabeln (2 symmetrische Klinken-Kabel plus 1 USB-Kabel). Lobenswert.
Der Stromanschluss erfolgt über ein externes Netzteil. Das ist für ein Stagepiano nicht ungewöhnlich, birgt aber die Gefahr, das Netzteil schlicht und ergreifend zu vergessen. Hier solltest Du immer Ersatz dabeihaben.
Mir fehlt hier eine Zugentlastung am Kurzweil SP6, die das ungewollte Herausziehen der Stromzuleitung verhindert. Auf der Bühne für mich ein absolutes Muss.
Tastatur
Die Tastatur des Kurzweil SP6 vermittelt ein gutes Spielgefühl. Die Gewichtung ist tendenziell etwas leichter als bei E-Pianos für Zuhause. Das ist in erster Linie natürlich auch dem Transportgewicht geschuldet, andererseits erleichtert es keyboard-typische Spielweisen.
Hier wurde eine gute Balance gefunden, sodass Klavierspieler und Keyboarder gleichermaßen gut mit der Tastatur zurechtkommen werden.
Auf eine synthetische Elfenbeinoberfläche oder eine Druckpunktsimulation wird beim Kurzweil SP6 verzichtet. Auf der Bühne wird das ohnehin nicht benötigt.
Tastengeräusche
Die Klopfgeräusche der Tastatur sind deutlich zu vernehmen. Das ist auf der Bühne oder im Proberaum kein Thema – wer das Instrument zuhause spielen möchte, sollte das im Hinterkopf behalten.
Klang
Das Kurzweil SP6 bietet eine üppige Auswahl an Klavier-, Vintage-Keys und Instrumental-Sounds. Besonders interessant erscheinen die Orgel-Simulationen und die Klangtexturen im Multi-Mode. Doch eines nach dem anderen.
Pianoklang
Im Pianobereich stehen hochwertige Aufnahmen deutscher und japanische Flügelmodelle bereit. Der Grundklang und die Abstimmung sind sehr gut gelungen. Bei der Dynamik sind die Übergänge der einzelnen Dynamikstufen recht deutlich zu vernehmen. Ein echtes Pianissimo lässt sich nur schwer umsetzen.
Auch nach oben ist die spielbare Dynamik etwas begrenzt und erfüllt den Anspruch klassischer Pianisten nicht ganz.
In der Praxis hat das allerdings wenig zu sagen, denn im Bandkontext werden diese Nuancen nicht benötigt. Wichtig ist auf der Bühne ein durchsetzungsfähiger und live-tauglicher Sound, den das Kurzweil SP6 locker bietet.
Weitere Sounds
Für den Bühnenalltag muss ein Stagepiano neben guten Klaviersounds auch andere Instrumente möglichst überzeugend reproduzieren können. Hier spielt das Kurzweil SP6 auf hohem Niveau mit.
Nicht nur die Vintage-Keys überzeugen, auch Streicher, Bläser und Synthesizer Sounds sind gut gelungen. Einzig die Gitarren können nicht ganz mithalten, was kaum verwundert.
Drawbar Organ
Besonders hervorzuheben ist die Orgel-Simulation, die gut klingende Hammond-, Vox- und Farfisa-Emulationen bietet. Dabei lassen sich die Fußlagen (Drawbars) mit den vier zuweisbaren Potis in Realtime einstellen.
Das erweist sich in Live-Situationen allerdings als schwierig, da das „Ziehen“ mehrerer Bars nicht möglich ist. Hinzu kommt, dass die Poti-Belegung umgeschaltet werden muss, um zwischen unteren und oberen Fußlagen zu wechseln.
Kurzweil SP6
Soundbeispiele 🎬
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Multimode
Einzigartig in dieser Preisklasse dürften die Multiprogramme des Kurzweil SP6 sein. Denn hier lassen sich bis zu vier unterschiedliche Sounds zusammenlegen oder auf der Tastatur verteilen. Den Sounds können unterschiedliche Oktavlagen, Velocity-Werte, Effekt-Einstellungen und Lautstärken zugewiesen werden.
So ergeben sich grenzenlose Kombinationsmöglichkeiten, denn die vier Parts können auch externen Sounderzeugern (Expander oder Software) via MIDI zugeordnet werden. 130 fertige Multis liefert der Hersteller ab Werk.
Layer & Splitting
Dem Multi-Mode sehr ähnlich ist die Layer-/Split-Funktion, die sich praxistauglich mit zwei Tastern unterhalb des Displays aufrufen lässt. Hier kannst Du schnell zwei bis vier verschiedene Sounds kombinieren oder für linke und rechte Hand getrennt auswählen.
Speicher satt
Für geänderte Klangparameter und eigene Soundkreationen, liefert dir der Kurzweil SP6 jeweils 1024 Speicherplätze im Program- (Einzelsounds) und Multi-Mode. Das dürfte jeden erdenklichen Bedarf abdecken.
Damit nicht genug – und für die Bühnenpraxis sehr hilfreich – sind fünf Favorit-Taster, die Du wie beim Autoradio mit deinen Lieblingssounds belegen kannst. Einfach Program oder Multi auswählen und mit langem Drücken der gewünschten Favorit-Taste abspeichern. Klasse!
Arpeggiator
Ein Nice-To-Have und bei Stagepianos selten, ist die Arpeggiator-Funktion. Diese spielt gehaltene Töne (z.B. einen auf der Tastatur gegriffenen Akkord) in einem vorgewählten Muster (Sequenz) und Tempo ab.
Muster, Tempo und sogar die Variation der Anschlagsstärke kannst Du verändern. Mit der TAP-Tempo Taste lässt sich die Geschwindigkeit durch mehrfaches Antippen ändern. Nützlich, um in Live-Situationen auf Temposchwankungen zu reagieren.
Lies auch: Arpeggiator FAQ
Effekte
Das Kurzweil SP6 Stagepiano verfügt insgesamt über 32 Effekt-Blöcke. Allerdings sind diese nicht frei programmierbar. Das heißt, bis zu zwei Insert-Effekte pro Part sind fest zugeordnet (Du kannst diese ein- oder ausschalten), hinzu kommt pro Part ein Reverb und ein Chorus-Effekt.
Reverb- und Chorus-Anteil lassen sich über die Potis auch im direkten Zugriff ändern. Das ist auch nötig, denn für meinen Geschmack ist etwas zu viel Hall auf einigen Sounds.
Modulationseffekte hingegen sind fest mit einem Sound/Programm verknüpft. Bei den Orgeln beispielsweise, eine Rotary-Speaker-Simulation. Sehr schön: Der Rotary-Switch (Umschaltung zwischen langsamer und schneller Rotary-Geschwindigkeit) wird beim Auswählen eines Orgel-Sounds automatisch auf das Sustain-Pedal gelegt.
Bedienung
Das Bedienkonzept des Kurzweil SP6 erweist sich als gut durchdacht für den Bühnenalltag. Wichtige Funktionen befinden sich im direkten Zugriff, das monochrome Display ist gut ablesbar und gibt einen ausreichenden Überblick über die eingestellten Parameter.
Besonders praktisch sind die vier zuweisbaren Potis, die sich links vom Display befinden. Für mich etwas zu weit nach außen/oben gesetzt sind die Modulation- und Pitch-Räder.
Sound- und Effekt-Editierungen solltest Du am besten vor dem Gig erledigen. Das ist zu fummelig geraten, um es mal eben auf der Bühne hinzubekommen. Mit etwas Übung und Eingewöhnung geht das aber schnell von der Hand.
Anschlüsse
Hier bietet das Kurzweil SP6 die genau passende Ausstattung. Eine Kopfhörerbuchse, symmetrische Line-Ausgänge, 3 Anschlüsse für Fußschalter, sowie MIDI-In/Out Buchsen im DIN-Format. Mehr braucht es nicht.
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Kurzweil SP6 Test-Fazit
Mit dem Kurzweil SP6 erhältst Du ein gut ausgestattetes und vor allem gut klingendes Stagepiano zum Einsteigerpreis. Die Sounds sind durchsetzungsfähig und live-tauglich abgestimmt. Durch die Möglichkeit mehrere Sounds im Multi-Mode zu kombinieren, kannst Du eigene Klangvorstellungen kreativ umsetzen.
Das Spielgefühl der 88er Tastatur ist gut, um dynamisch Klavier zu spielen. Keyboardern kommt die etwas leichtere Gewichtung entgegen, die für ermüdungsfreies Spiel auch bei längeren Gigs sorgt. Pianistische Ansprüche kann es jedoch nicht erfüllen.
Erfreulich ist das geringe Gewicht, das den Transport zur nächsten Probe oder zum Gig zum Kinderspiel macht. Dass als Gehäusematerial ausschließlich Kunststoff verwendet wird, nimmt man dabei gerne in Kauf.
Wer ein Stagepiano mit ordentlich Soundpower sucht, das sich auch noch bequem transportieren lässt, sollte sich dieses Modell unbedingt anschauen. Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Deswegen erreicht das Stagepiano im Kurzweil SP6 Test eine gute Wertung.
Features Kurzweil SP6 Review
- Hersteller: Kurzweil
- Stagepiano mit 88 gewichteten Tasten
- 2 GB Sample-Speicher
- Polyphonie: 128 Stimmen
- Schnelle Soundumschaltung durch Flash-Play
- Presets/User: 256/1024 (+130/1024 im Multi-Mode)
- 4 Zonen
- 16-fach Multitimbral
- 32 Effektblöcke
- Monochromes LC-Display
- Symmetrische Line-Ausgänge (Klinke)
- MIDI In/Out (5pol DIN)
- Sustain-Pedal im Lieferumfang
- Maße (B x T x H): 1334 x 381 x 146 mm
- Gewicht: 12,4 kg
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