Kurzweil Artis Testbericht
Stage Piano auf dem Prüfstand

Kurzweil Artis Testbericht

Was ist es?

Mit dem Kurzweil Artis bringt die renommierte Firma ihr neues Stage Piano auf den heiß umkämpften Markt. Es handelt sich um ein Instrument mit 88 Tasten in Hammermechanik, das mit einer Polyphonie von 128 Stimmen aufwartet. Vier Tastaturzonen lassen sich einrichten und bis zu vier der 256 Sounds (darunter ein neu aufgenommener Steinway-Flügel) sind per Layering kombinierbar. 16 Effekte sind an Bord und ein kostenloser Editor steht zur umfangreichen Konfiguration bereit. Weitere Funktionen und Ausstattungsmerkmale findest Du wie gehabt im Infokasten auf der rechten Seite.

Kurzweil Artis Testbericht

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Kurzweil Artis Testbericht

Hardware

Mit 21 kg Gesamtgewicht platziert sich das Kurzweil Artis im Mittelfeld der noch transportablen Stage Pianos. Der Korpus besteht aus festem Metall und vermittelt mir einen sehr stabilen und roadtauglichen Eindruck.


Passend dazu


Bei der gewichteten Tastatur vom Typ TP100 wird deutlich, dass sich die Firma Fatar weiterentwickelt hat. Mit den bisherigen Tastaturen, welche im K-2500 bzw. 2600 verbaut wurden, hat diese hier überhaupt nichts mehr zu tun. So bekommst Du eine solide Tastatur geboten – ob diese im Dauerbetrieb durchhält, zeigt nur ein Langzeittest. Sie ist etwas schwergängig, wird aber dem zupackenden Keyboarder mit solistischem Anspruch durchaus gerecht.

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Die oberhalb der Tastatur angebrachte Silberleiste fällt für meinen Geschmack etwas breit aus. Der problematische Aspekt dieser Leiste tritt zutage, wenn ein greller Scheinwerfer auf die Leiste leuchtet. Sie könnte den Spieler empfindlich blenden.

Das blaue Display, das nun schon Jahrzehnte alle Kurzweil-Geräte ziert, dürfte sich so langsam auch einmal weiterentwickelt werten.

 

Anschlüsse

Das Kurzweil Artis ist mit einem internen Netzteil versehen, das durch ein Kaltgerätekabel mit Strom versorgt wird. Schön, dass Kurzweil den allgemeinen Trend der externen Netzteile nicht folgt. Rückseitig befinden sich die Anschlüsse MIDI In & Out sowie drei Pedal-Controller-Eingänge.

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Des Weiteren finden sich ein Miniklinken-Eingang, zwei Outputs im großen Klinkenformat und USB-Anschlüsse – einmal zum Anschluss eines USB-Speichermediums und der andere zur Verbindung mit einem Audio PC.

Den Audioinput hätte ich mir persönlich in der Nähe des Kopfhörerausgangs gewünscht, der glücklicherweise an der Frontseite montiert wurde.

Für die USB-Anbindung wird auf der Herstellerseite sogar ein Editor zum freien Download angeboten, Genaueres siehe unten. Aktueller Weise gibt es nun auch für einen das iPad.


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Oberfläche

Für den schnellen Zugriff stellt das Kurzweil Artis sehr praxisnahe Parameter bzw. Controller zu Verfügung. Direkt neben der Tastatur befinden sich zwei Modulationsräder. Darüber sind zwei Transpose-Taster für die chromatische Auf- und Abwärtsstimmung. Die Oktavtransponierung regelst Du mit den Tastern unterhalb des Displays. Ein weiterer Taster oberhalb der Modulationsräder ist zur Aktivierung z.B. eines Leslie-Effektes angelegt.

Oben links, neben dem Volume-Regler, kann man mit den Poti-Reglern einen Dreiband-EQ einstellen. Das zweite Poti von unten stellt sogar einen parametrischen Mittenregler zu Verfügung. Die EQ-Zentralfrequenz findet um 1,4 kHz statt und lässt sich um jeweils eine Oktave nach oben und unten justieren. Die Absenkung bzw. Anhebung reicht von -24 bis +15 dB.

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Die hochwertigen Taster neben dem EQ sind für den Multibereich gedacht. Bis zu vier Klänge können hier gleichzeitig verwaltet werden. Die weiteren Taster sind zur MIDI-Kontrolle vorgesehen.

Wie man es von anderen Modellen des Herstellers kennt, befinden sich unter den Tastern acht Schieberegler für die Zugriegel, wenn ein Orgelsound angepasst werden soll. Der neunte Regler ist für die Lautstärke des Halls zuständig.

Sobald der Orgelmodus genutzt wird, bekommen sämtliche bisher erwähnten Taster die in blau beschrifteten Funktionen zugewiesen. Daher wird auch in dem Bereich der Instrumentengruppen der Orgelmodus in Blau dargestellt. Das ist sehr schön gelöst. Ich bezweifele aber, dass man diese bei jedem Liveauftritt gut lesen kann, denn die Farbe setzt sich vom Anthrazit des Metallkorpus‘ nicht ab. Für jede andere Instrumentengruppe gelten ansonsten die in Weiß beschrifteten Funktionen.

Neben den Slider befindet sich ein »Save«-Taster. Dieser ist zur Speicherung von zehn selbst ausgewählten Favoriten gedacht. Direkt unter dem Display stehen sechs weitere Taster für die Funktionen, welche innerhalb des Displays angezeigt werden. Diese Funktionen sind aus der Sitzposition nicht besonders gut lesbar, weil das Display zu tief im Rahmen eingelassen wurde.

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Der Kontrastregler und das Jog-Wheel sind von guter Qualität. Rechts davon befinden sich die Programmmodi: Programm, Multi und User-Bänke mit jeweils 16×16 Programmplätzen. Speicherbar ist naturgemäß nur der User-Bereich mit 256 Plätzen. Eine sehr ordentliche Menge. Hier befindet sich auch der Global-Bereich des Kurzweil Artis. Die Programmwahltaster der Sound-Kategorien werden alternativ für den Editier-Bereich genutzt.

Die weiße Beleuchtung der Taster irritiert anfangs etwas, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.

 

Soundbänke

Das Kurzweil Artis bietet im Stage-Piano-Sektor weitaus mehr Klänge an als seine Mitbewerber. Kurzweil wirbt mit einem brandneuen gesampelten »German Grand Piano«, das auch die Hälfte des Speichers belegt.

Der bisherige Pianosound war derart gut, dass anspruchsvolle Pianisten bei Konzerten immer wieder fragen, woher der Piano-Sound kommt. Kurzweils Grand Piano tritt die würdige Nachfolge des Vorgängers an. Die neuen Klänge weisen nicht den Detailreichtum von Software-Flügeln auf, aber Letztere sind wiederum im Live-Bereich nicht gut nutzbar, wie ich es mir wünsche.

Alle anderen Kategorien entspringen der PC3-K-Serie und dem Kore64. Diese sind wiederum der K-2000er-Serie entnommen. Es handelt sich daher nicht um neue Klänge, sondern um Sounds, die man schon seit 20 Jahren kennt. Es finden sich alle Klänge des »Brot und Butter«-Bereiches, die sich mit bis zu vier Layern zusammenlegen lassen. Hier fängt der Spaß allerdings auch an. Ab drei Layern kann das Instrument Artis begeistern, wobei der Grundklang sehr amerikanisch eingefärbt ist. Mir persönlich gefallen Instrumente mit Charakter mittlerweile besser als die neutral ausgelegten Instrumente.

Eine Zusammenstellung aus Fosterpiano & DX Piano habe ich mit viel Freude gespielt. Insgesamt betrachtet kann ein Keyboarder sehr anspruchsvolle Setups aus fast allen Kategorien im Handumdrehen erstellen.

Das Kurzweil Artis enthält je 32 Pianos, E-Pianos und Orgeln sowie je 16 Clavinets, Brass/Woodwinds, Strings, Voices, Synth, Pad, Guitar, Bass, Drums und Percussion-Sounds.

Die Synth- und Pads -Sounds wirken für meinen Geschmack etwas nasal und dünn, im Multimodus fällt das dann aber nicht mehr so stark auf. Die Orgelsounds machen im Livemodus eine sehr gute Figur, nur könnten die Zugriegel etwas organischer reagieren. Im ersten Drittel tut sich klanglich sehr wenig und man muss schon in die Extreme gehen, um eine richtige Änderung zu erzielen.

 

Masterkeyboard-Funktionen

Über zwei Millionen Program Changes kann das Kurzweil Artis an externe Module senden. Darüber hinaus wird selbstverständlich der Umfang von 127 Sounds pro Bank berücksichtigt. Andere Hersteller bieten das selten. Es lassen sich vier Zonen verwalten.

Soundeditor

Der vom Unternehmen SoundTower kostenfrei angebotene Editor erweitert die Editiermöglichkeiten immens. Damit lassen sich alle Klänge und Funktionsweisen wie bei einer Workstation konfigurieren. Um die neueste Version der Software zu nutzen, musst Du das Betriebssystem des Kurzweil Artis ggf. auf Version 1.10 aktualisieren. Es handelt sich anscheinend um dieselbe oder zumindest eine sehr ähnliche Version der Software, die auch für den PC3K zur Verfügung steht. Diese lief unter Mac OS 10.7 nicht so stabil, unter 10.9 konnte ich hingegen ca. 45 Minuten keinen Absturz verzeichnen.

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Es ist etwas spröde, sich durchzuarbeiten, aber wer tüfteln will, kommt hier voll auf seine Kosten. Da eine Beschreibung der Möglichkeiten des Editors den Rahmen des Testes überschreiten würde, verweisen wir hier auf dieses Video:

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In der Praxis

Kurzweil war bisher die einzige Firma, die einen unterbrechungsfreien Wechsel von Klängen ermöglichte. Das ist beim Kurzweil Artis leider nicht mehr der Fall. Der Hersteller täte gut daran, dieses Feature über ein Update wieder einzubinden.

Ansonsten nimmt dieses Stage Piano durchaus eine Sonderstellung ein. Kurzweil sollte nur nicht den Zeitpunkt verpassen, in naher Zukunft sämtliche Klänge zu aktualisieren. Mit dem Grand Piano ist schon mal ein sehr guter Anfang gemacht worden.

Dieses Stage Piano wird im Livebetrieb sehr gute Dienste leisten, weil alle »Brot und Butter«-Sounds gut bis sehr gut abgedeckt werden. Den (E-)Piano- und Orgelbereich zähle ich zu den Stärken des Kurzweil Artis.

Lies auch den Kurzweil Forte Testbericht »

Mit einem Rechner lassen sich über MIDI z.B. 16 Klänge über die die DAW ansteuern und der Editor schafft Zugang zu den Konfigurationsoptionen, die hohen Ansprüchen genügen. Somit ist eine anspruchsvolle Demoproduktion durchaus machbar.

Bei einem so großen klanglichen Angebot erstaunt es mich, dass das Kurzweil Artis keinen GM-Lite-Modus anbietet. Dies betrifft Keyboarder, die sich entscheiden müssen, entweder in ein üppig ausgestattetes Stage Piano oder in eine Workstation zu investieren.

Es sei noch angemerkt, dass das Handbuch bisher leider nur auf Englisch verfügbar ist, was den Einstieg in die Praxis mit dem Gerät unter Umständen bremst.

 

Klangbeispiele für den Kurzweil Artis Testbericht

DX Piano Mix

New Concert Grand

Organ B3

Wurlitzer

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Fazit zum Kurzweil Artis Test

Eingefleischte Kurzweil-Fans dürfen sich vor allem auf den neuen Grand-Piano-Sound freuen. Ansonsten bietet das Kurzweil Artis zwar keine großen Neuerungen, im Wettbewerb mit den neueren Produkten kann dieses Stage Piano immer noch locker mithalten.

Die Tastatur ist gut, wobei nur ein Langzeittest zeigen kann, ob sie einen andauernden Spielbetrieb aushält. So ein Arbeitspferd wie dieses sollte das schon leisten können und die Chancen stehen sehr gut.

Der Editor katapultiert dieses Stage Piano in den Workstation-Bereich – sozusagen als kostenloses Add-On – wobei Workstations doch mehr Samplematerial bereitstellen.

Das umbruchsfreie Weiterschalten von Klängen beherrscht das Instrument leider nicht – der Vorgänger PC3K war dazu imstande und das sollte nach meiner Einschätzung über Softwareupdates schnell nachgeliefert werden können.

Insgesamt haben mich die Hardware, die umfassende Soundpalette und die weitreichenden Möglichkeiten des Editors voll überzeugt – so gibt es stolze viereinhalb von fünf Punkten im Kurzweil Artis Testbericht auf delamar.

Kurzweil Artis Features

  • Stage Piano
  • 88 Tasten mit Hammermechanik
  • Pitch- und Modulationsrad
  • 128-fache Polyphonie
  • 256 Sounds
  • 16 Effekte
  • 4 Zonen mit Split- & Layer-Funktion
  • Output: 2 × 6,3 mm (Mono L/R, symm.)
  • Kopfhörer: 1 × 6,3 mm (Stereo)
  • Input: 1 × 3,5 mm (Stereo)
  • MIDI In & Out (5-polig)
  • Anschlüsse für Fußschalter:
    2 × Switch, 1 × Expression
  • USB: 1 × zum PC/Tablet,
    1 × für Speichermedien
  • Maße: 1.385 × 395 × 140 mm
  • Gewicht: 21 kg
  • Sustain-Pedal im Lieferumfang
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Kurzweil Artis Test

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