KS Digital D80 Testbericht
Aktiver koaxialer Studiomonitor
Von Felix Baarß
KS Digital D80 Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Aktiver Studiomonitor in koaxialer Bauweise. Diese Lautsprecher überzeugen mit fantastischer Räumlichkeit und geben impulstreu wieder, während auch hohe Lautstärken souverän gemeistert werden.
PRO
- Hervorragende Raumabbildung
- Sehr ausgewogener Frequenzgang
- Außerordentlich hohe Impulstreue
- Hohe Lautstärken ohne spürbar erhöhte Verzerrung
- Gerasterte Potis für Lautstärke, Bässe & Höhen an der Vorderseite
- Per Zusatzgerät: Digitale Filtersteuerung durch alle Geräte mit Browser möglich
- Modernes Design
CONTRA
- Kein automatisches Standby
Für wen?
Anspruchsvolle Musikproduzenten, Toningenieure im Broadcast-Bereich und alle, die einen kompakten aktiven Lautsprecher für analytisches Hören brauchen.
Was ist es?
Der KS Digital D80 ist ein aktiver Studiomonitor in koaxialer Bauweise, der Hochtöner sitzt also genau in der Mitte des Tief-/Mitteltöners und damit akustisch optimal auf derselben räumlichen Achse (Stichwort Punktschallquelle). Der Tief-/Mitteltöner durchmisst 8 Zoll und stelle laut Datenblatt Bässe bis zu 40 Hertz (±3 dB) hinab dar, wodurch ein Subwoofer in vielen Fällen nicht nötig wäre. Vorne finden sich Regler mit gerasterten Einstellpositionen für Bässe, Höhen und Lautstärke sowie der Netzschalter. Der Audioeingang liegt in Form einer verriegelbaren symmetrischen XLR-Buchse vor.
Als Besonderheit gilt die Möglichkeit zur Steuerung der integrierten digitalen Filter und anderer Parameter – dazu ist eine separat zu erwerbende kleine Box namens KS Digital FIR-WLAN nötig. Die entsprechende Kontrolloberfläche ist wie eine normale Website über einen Browser steuerbar und damit nicht nur per Desktop-Computer bzw. Laptop, sondern auch mit Tablets und Smartphones bedienbar.
Ein einzelnes Exemplar dieser Lautsprecher ist zum Straßenpreis von 888,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im deutschen Fachhandel erhältlich.
ANZEIGE
KS Digital D80 Test
Ausstattung des KS Digital D80
Die hauseigene Technologie FIRTEC (»Finite Impulse Response Technology«) ist ein digitales Filtersystem zur Entzerrung, mit dem man die Impulstreue optimiert und damit auch dem Ideal eines linearen Frequenzgangs näherkommt. Insofern ist es erforderlich, die analog per XLR eingespeisten Signale erst einmal ins Digitale zu wandeln, was mit einer Auflösung von 24 Bit und 192 kHz geschieht.
PASSEND DAZU
- Genelec 8361A Test: Studiomonitor für Profis
- KS Digital A200 Testbericht: 3-Wege-Studiomonitor für Profis
- KS Digital D-60 Testbericht: Kompakter koaxialer Studiomonitor
- Auflösung: Vergleich Analog/Digital
- Analog vs. Digital: Der Vergleich – kannst Du es hören? (Video+Audio)
In die Berechnungen werden Informationen wie die Gehäusegeometrie, physikalische Parameter der Lautsprecherkomponenten und auf Wunsch sogar die Abhörposition im Raum mit einbezogen. Diese digitalen Korrekturen sind vergleichsweise dezent, da die klanglichen Kompetenzen des Lautsprechers ohnehin schon hoch ausfallen – man möchte eben noch das letzte Quäntchen herausholen.
Das soll zu den technischen Feinheiten genügen, die per Hörtest ermittelten Resultate in der Praxis liest Du weiter unten.
Ein Bass- und ein Höhenregler zur Kontrolle von Shelving-Filtern stehen bereit. Sie weisen wie der Lautstärkeregler einen Umfang von ±6 dB auf – das lässt in klanglichen Geschmacksfragen genug Spielraum. Auch für die Anpassung an die Raumakustik dürfte das gelten, andernfalls sollte man sich ernsthaft Gedanken um die Tauglichkeit des Abhörraums machen.
Um die Box mit Audiosignalen zu füttern, steht eine XLR-Buchse auf der Rückseite zur Verfügung. Da es sich beim KS Digital D80 um eine Box für das ambitionierte oder professionelle Video- oder Tonstudio handelt, verwundert es kaum, dass sich keine Klinken- oder Cinch-Eingänge finden. Die symmetrische Signalübertragung via XLR ist der Standard für anspruchsvolle Abhörumgebungen – das wird wohl noch viele Jahre so bleiben.
Verarbeitung, Haptik und Bedienung
Der KS Digital D80 erscheint wie ein nüchternes Werkzeug für Profis, gleichzeitig aber in apartem Design durch den farblich kontrastierenden Hochtöner, das aufgeraute Chassis oder die blaue LED mit einer Verkleidung in Edelsteinschliff-Optik. Verarbeitungstechnisch ist alles in Butter, wie man das von einem fortgeschrittenen Studiomonitor in dieser Preisklasse längst erwarten darf.
Sehr gut gefallen haben mir auch die bequem zugänglichen, weil vorne sitzenden Regler. Durch ihre Rasterung ermöglichen sie überdies einen sehr einfachen Einstellungsabgleich zwischen den beiden Exemplaren eines Stereopaares. Die Poti-Kappen sitzen sehr fest auf den Drehgebern, was für eine feine Haptik sorgt und vermuten lässt, dass die Regler sehr langlebig sein werden. Zur Konstruktion ist noch erwähnenswert, dass der XLR-Buchse eine Verriegelung spendiert wurde.
Grundsätzliches zum Klang des KS Digital D80
Der KS Digital D80 lässt sich sehr laut machen, ohne dass Verzerrungen spürbar stärker werden oder Resonanzen zutage treten. So ist er wie angekündigt für das Midfield-Monitoring geeignet, in dem zwischen Ohr und Lautsprecher ein Abstand von etwa zwei bis vier Metern herrscht.
Das Timbre ist weitestgehend ausgewogen, keine Frequenzregion tönt übergebührlich lauter als die andere. Das darf man sehr wohl erwarten bei Studiomonitoren in dieser Preisklasse, sei aber erwähnt, da es einer der Grundpfeiler für ernstzunehmende Lautsprecher ist, die zum analytischen Hören taugen wollen. Alle Frequenzbereiche kommen zu ihrem Recht, so sind Bässe und tiefe Mitten gut zu unterscheiden.
KS Digital produziert neuerdings überarbeitete Modelle, die mit einem recht deutlich niedrigeren Grundrauschen aufwarten – von dem erheblichen Unterschied konnten wir uns anhand von zwei alten und zwei neuen Exemplaren überzeugen. Das Rauschen ist noch zu hören, aber kaum stärker als üblich für so kräftig verstärkte Aktive, die zudem eher für den Midfield-Einsatz ausgelegt sind.
Tiefen & Impulstreue ausgelotet
In der Detailbetrachtung fangen wir ganz unten im Frequenzspektrum an. In den Tiefen wird ein reiches Fundament für die Musikproduktion gelegt, ein klares Plus gegenüber den C8 Coax, die hier schwächer waren. Allerdings werden die -3 dB bei 40 Hertz teilweise auch von Lautsprechern mit Tieftönern à 6,5 Zoll erreicht.
An dieser magischen 40-Hertz-Grenze ist ein Subwoofer zumindest aus meiner Warte nicht mehr nötig, um vernünftig arbeiten zu können. Und wenn es über den Homestudio-Bereich hinausgeht, sind ohnehin meist noch weitere Lautsprecher vorhanden, die das Spektrum tiefer ausleuchten.
Der Knackpunkt ist wohl vielmehr dieser: Der KS Digital D80 lässt Bässe wunderbar trocken und diszipliniert erklingen. Hier verschwimmt rein gar nichts: Kick-Drum-Anschläge, E-Bass-Saitenzupfer etc. klingen so pünktlich aus, dass stets genug »Luft zum Atmen« für die nachfolgenden bzw. sich zeitlich überschneidenden Klänge bleibt – neben Eigenschaften, die ich weiter unten beleuchten werde, befördert diese Impulstreue die klangliche Transparenz. Gleichzeitig konnte ich keine gehäuseverursachten Resonanzen oder sonstige Unsauberkeiten im Tieftonsektor entdecken.
Mitten & Höhen
Bei den Mitten gibt es keine Auffälligkeiten. Das ist übrigens eines der schönsten Komplimente, das man einem Lautsprecher machen kann. Konkret bedeutet das etwa, dass Vocals ohne jegliche Einschränkung verständlich und vor allem sehr natürlich erklingen. Überdies erscheinen alle Instrumente im Idealfall einer meisterhaften Mikrofonierung so, wie sie in Wirklichkeit klingen. Vom Hi-Fi-typischem Unter-den-Teppich-Kehren weit und breit keine Spur.
Für die Höhen gilt genau dasselbe. Feine Details werden offengelegt, ohne künstliche Brillanz oder Sibilanten, die über die Stränge schlagen. Eine Folge dieser Ausgeglichenheit ist, dass deine Ohren bei langen Studiosessions kaum Ermüdungserscheinungen zeigen.
Raumabbild
Was die Räumlichkeit angeht, spielt der KS Digital D80 geradezu phänomenal auf. Die koaxiale Bauweise trägt sicher dazu bei, aber die technischen Hintergründe sollen hier nicht weiter ausgeführt werden. Vor dir breitet sich eine breite Bühne aus, wobei die Monomitte mit ihren typischen Phantomschallquellen (Vocals, Bass-Drums, E-Bass etc.) stets sehr präsent bleibt.
Noch feiner erscheint mir das Spiel zwischen »hinten« (z.B. die Hallanteile) und »vorne«. So wird der Weg für eine gekonnte Tiefenstaffelung frei. Einzelne Klänge lassen sich punktgenau orten und im Umkehrschluss so platzieren, dass es einer gelungenen Abmischung dienlich ist.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
KS Digital D80 Test-Fazit
Der KS Digital D80 tönt weitestgehend linear, weist also keine nennenswerten Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang auf – Bässe, Mitten und Höhen sind sehr gut ausbalanciert. Ein wichtiger Aspekt, dank dem Toningenieure ohne jegliche Gewöhnungsphase Abmischungen mit ausgewogenem Timbre realisieren können.
Nicht zuletzt im Raumabbild glänzt dieser Lautsprecher – einzelne Klänge erscheinen sehr klar voneinander separiert, die Stereobühne ist breit (aber mit präsenter Phantommitte) und die Tiefenstaffelung weiß zu begeistern. Nicht minder eindrucksvoll ist die Akkuratesse in den Impulsen, die der D80 zeichnet. Am deutlichsten wird das im Bassbereich mit vorbildlich »trockenen«, stets pünktlich verklingenden Anschlägen von Kick-Drums. Bei hohen Pegeln klingt der Proband übrigens genauso souverän wie mit moderater Abhörlautstärke.
Auch unter ergonomischen Gesichtspunkten werden Punkte eingeheimst, denn der An/Aus-Schalter sowie die festsitzenden, gerasterten Drehregler für Lautstärke, Bässe und Höhen sind an der Vorderseite zu finden. Mithilfe eines separat zu erwerbenden Zusatzgeräts können übrigens drei weitere Frequenzbänder manipuliert werden.
Das recht hohe Grundrauschen der bis vor kurzem produzierten D80er-Modelle gehört nun weitgehend der Vergangenheit an – davon konnten wir uns anhand von je zwei Exemplaren aus der alten und der neuen Charge überzeugen. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass ich mir ein automatisches Standby nach einigen Minuten Leerlauf gewünscht, wie es mittlerweile bei der Mehrzahl der Studiomonitore implementiert wird.
Im Gesamtbild sind das jedoch vernachlässigbare Scharten, alles in allem haben wir es im KS Digital D80 Testbericht mit einem exzellenten Abhörwerkzeug zu tun, das schlechte Abmischungen ohne Gnade bloßstellt und umgekehrt hervorragende Mixe möglich macht. So gibt es mit knapp fünf von fünf Punkten unsere Höchstwertung.
Features KS Digital D80 Review
- Hersteller: KS digital
- Aktiver Studiomonitor
- Für Mid- und Nearfield-Anwendungen
- Koaxiale Bauweise
- Tiefmitteltöner: 8″, Karbonfaser
- Hochtöner: 1″
- Verstärkung pro Weg: 150 W RMS, 280 W Peak
- Übertragungsbereich: 40 – 22.000 Hz (±3 dB)
- Eingang: XLR (symm.)
- AD/DA-Wandlung: 24 Bit & 192 kHz
- An/Aus-Schalter sowie Regler für Bässe, Höhen und Lautstärke an der Vorderseite
- Maße: 345 x 280 x 285 mm
- Gewicht: 8,5 kg
PASSEND ZUM KS Digital D80 Test
- KSdigital C100 Test
- KSdigital A100 Test
- KS Digital C5-Reference Test
- KSdigital C88-Reference Test
- KS Digital A200 Test