KRK V8S4 Testbericht
2-Wege-Studiomonitor mit imposantem Bass
Was ist es?
Der KRK V8S4 ist ein Lautsprecher für den (semi-)professionellen Einsatz in der Audio- und Musikproduktion. Es handelt sich um einen aktiven Studiomonitor, die Verstärker sind also bereits integriert – je einer für den Tieftöner (200 Watt) und den Hochtöner (30 Watt).
Der Tieftöner durchmisst 8 Zoll. Damit sollte er genug Bass liefern, dass für die meisten Ansprüche und Anwendungen kein Subwoofer mehr nötig ist. Die vom Hersteller gelieferten Zahlen in puncto Übertragungsbereich sprechen dafür – für den KRK V8S4 Testbericht haben wir das neben allen anderen Klangaspekten natürlich überprüft. Alle wichtigen technischen Daten und Ausstattungsmerkmale findest Du wie gewohnt im Infokasten.
Im deutschen Fachhandel ist ein einzelnes Exemplar dieses Lautsprechers zum Straßenpreis von 799,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) erhältlich.
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KRK V8S4 Testbericht
Erster Eindruck
Der wuchtig wirkende Lautsprecher wiegt knapp vierzehneinhalb Kilo und ist tadellos verarbeitet. Nach wie vor setzt KRK auf das angestammte Markenzeichen: Neongelbe Kalotten, diesmal auch für den Hochtöner. Insgesamt ist das Design eher poppig als nüchtern.
In der Packung stecken separate Schutzgitter – nach dem Abschrauben der großen Frontplatte vor den Tief- und Hochtönern lässt es sich installieren. Schön, dass man an diese Kalottenschoner gedacht hat. So werden die freiliegenden Membranen vor Beschädigungen durch beliebige Objekte, die größer als eine Nadel sind, geschützt. Das nehmen sich immer noch viele zu wenige Hersteller zu Herzen, wie ich finde.
Neben dem Kombieingang (XLR/Klinke) sind auch alle Bedienelemente an der Rückseite zu finden. Für die zwei Filterregler und den Pegelregler mit sieben gerasterten Einstellpositionen wird ein kleiner Stellschlüssel mitgeliefert. Zur Not und mit etwas Geschick lassen sie sich aber auch per Fingernagel justieren.
Pegelregelung
Anstelle von Lautstärkereglern findest Du einen Regler zu Abschwächung des Pegels – der Umfang beträgt drei Dezibel in 0,5-dB-Schritten, denn es handelt sich hier lediglich um eine einfache Maßnahme zur Anpassung an die Lautstärke weiterer Studiomonitor-Paare in deinem Studio.
Filter
Für die Anpassung an die Raumakustik und/oder klangliche Vorlieben stehen zwei weitere halbkreisförmige, gerasterte Regler zur Verfügung – einer für Bass und Tiefmitten sowie einer für Hochmitten und Höhen.
Mit insgesamt 49 möglichen Konfigurationen dürfte es fast immer genug Spielraum geben. Wie das knappe, aber ausreichend informative Handbuch empfiehlt, sollte zunächst mit der neutralen Filterstellung die akustisch optimale Aufstellposition im Raum gesucht werden.
Schalter für erweiterte Funktionen
Fünf winzige Schalter (»Dip-Schalter« oder scherzhaft »Mäuseklavier« genannt) sind an der Rückseite untergebracht. Sie haben ganz unterschiedliche, für den Klang mehr oder weniger sekundäre Funktionen. Vereinfacht erklärt:
- Ground Lift (Massetrennung): Störgeräusche wie Brummschleifen unterbinden
- Eingangsempfindlichkeit -10 dBV / +4 dBu – Grundlautstärke in zwei Stufen regeln
- Standby an / aus – Automatischer Stromsparmodus nach 30 Minuten Stille
- Logo-LED-Beleuchtung an / aus – Vorderseitiges Herstellerlogo hinterleuchten
- Logo-LED-Beleuchtung stark / schwach
Den Schalter zur Massetrennung sieht man nicht alle Tage, selbst bei fortgeschrittenen Studiomonitoren. Als Hilfsmittel zur Unterbindung von Störgeräuschen wird er gute Dienste leisten.
Klang des KRK V8S4
Mein Kurzfazit zum Klang: superkräftig mit wonnigem Tiefbass unterfüttert, gutmütig und ermüdungsfrei bei langen Sessions. Macht Laune und ein Subwoofer ist für die meisten Anwender überflüssig. Aber gehen wir weiter ins Detail …
Grundrauschen & Klang bei hohen Pegeln
Dieser Lautsprecher ist für den Einsatz im Nahfeld gedacht, doch Du solltest eher 1,75 bis 2 Meter Distanz wahren. Wie bei den meisten Modellen in dieser Größe ist bei geringerer Entfernung ein Grundrauschen zu hören.
Betrachten wir die hohen Pegel, spielt der KRK V8S4 naturgemäß stark auf – ein Paar würde locker zur Beschallung kleiner Hauspartys taugen, ohne dass es zu nennenswerten klanglichen Verzerrungen käme. Mächtig!
Basspotential
Eine weitere Stärke dieses Lautsprechers ist die Tatsache, dass der Übertragungsbereich wunderbar weit in den Tiefbassbereich ragt. Die angegebenen 29 Hertz (-10 dB) erscheinen realistisch und innerhalb des kleineren, zum Abmischen relevanten Toleranzbereichs (-3 dB) sind es immer noch starke 35 Hertz. Kick-Drums, Kontrabässe & Co. entfalten ihre volle Wucht, einfach klasse. Ich würde gerne öfter so große Studiomonitore testen. :)
Für mich ist definitiv kein Subwoofer mehr nötig. Ich schätze, dass das 99% aller Musiker und Produzenten im fortgeschrittenen Homestudio/Projektstudio genauso gehen wird.
Frequenzgang
Die klangliche Abstimmung tendiert zu kräftigen Bässen und kräftigen hohen Mitten bzw. unteren Höhen. Das ist nicht allzu stark ausgeprägt und betrifft jeweils relativ enge Frequenzbereiche. Von einer HiFi-typischen V-Form kann nicht die Rede sein.
Prima: Mit den Filtern konnte ich das weitestgehend ausgleichen. So ist die Basis für ausgewogene Mixe gelegt, spätestens nach einer kleinen Gewöhnungsphase und in der Gegenüberstellung mit einer zweiten Abhöre (die ist sowieso immer zu empfehlen).
Stereopanorama
Im Stereopanorama lassen sich die Positionen einzelner Instrumente und Klänge sich gut voneinander separiert wahrnehmen. Umgekehrt ist es beim Abmischen möglich, die Elemente gut voneinander getrennt zu platzieren.
Tiefenstaffelung
Eine etwas differenziertere Tiefenstaffelung wäre schön gewesen. Hier habe ich letzter Zeit Studiomonitore gehört, die mich einen Tick mehr überzeugen konnten, etwa der Fluid Audio FPX7 [Testbericht] – der ist preislich halbwegs vergleichbar nach Einberechnung seiner viel geringeren Größe/Bassstärke und der niedrigeren Verstärkung. Beispielsweise könnte der Kontrast zwischen den Ausläufern der Hallfahne eines Sounds zum »trockenen«, vordergründigen Klangteil größer sein.
Natürlich ist das bereits Kritik auf gehobenem Niveau, da gehört sie schließlich auch hin in dieser Preisklasse. Will heißen: Es sind dennoch gute Abmischungen möglich.
Impulstreue
Der KRK V8S4 klingt vergleichsweise weich und rund – knackige, perkussive Pegelausschläge (Transienten) im Audiosignal könnten etwas zackiger vertont werden. Das fällt etwa bei den Anschlägen von E-Bass-Saiten oder von einer Kick-Drum auf.
Insgesamt werden die Impulse aber noch so getreu wiedergegeben, dass sie nur einen kleinen Schritt von der »Wahrheit« des Audiosignals entfernt sind. Die Basis für den vernünftigen Einsatz von Dynamikeffekten wie Kompressoren ist da.
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Fazit zum KRK V8S4 Test
Als Lautsprecher mit 8-Zoll-Tieftöner fährt der KRK V8S4 schwere Geschütze auf: Der Bass ist sehr imposant, gut 30 Hertz werden in Relation zu den höheren Frequenzlagen noch deutlich dargestellt. So dürfte in 99% der Einsatzszenarien kein Wunsch nach einem Subwoofer aufkommen.
Das Klangbild möchte ich als gutmütig beschreiben, denn die Sibilanten (Zischlaute auf Vocals), hohe Trompetentöne und dergleichen erklingen ohne jegliche Schärfe. So sind sehr lange Sessions mit wohlig unterfüttertem Sound möglich. Zwar gibt es ein paar Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang, aber das variiert ohnehin stark von Raum zu Raum.
Zwei schöne Extrafeatures sind hervorzuheben. Zum einen findest Du eine zuschaltbare Massetrennung (galvanische Trennung), die Störgeräuschen wie Brummschleifen gegebenenfalls den Garaus macht. Außerdem wird ein Schutzgitter für Tief- und Hochtöner mitgeliefert, das sich zum Schutz der Kalotten hinter der Frontplatte anschrauben lässt.
Das darf gerne Schule machen, genau wie die makellose Verarbeitung.
Der KRK V8S4 gehört zu den besseren Modellen in seinem Preissegment. Bei der räumlichen Tiefe (Tiefenstaffelung) und den perkussiven Impulsen hätte ich mir noch mehr Kontur gewünscht.
Alles in allem verdient sich der Kandidat im KRK V8S4 Testbericht eine gute Wertung – vier von fünf Punkten gibt es für diesen aktiven Studiomonitor. Empfehlenswert für ambitionierte Homerecording-Freunde und semiprofessionelle Produzenten mit dem Anspruch, gute bis sehr gute Mischungen auf die Beine zu stellen. Dazu zähle ich auch, wobei mich der eindrucksvoll-kräftige, tiefreichende Sound durchaus in Versuchung führt.
KRK V8S4 Features
- Aktiver 2-Wege-Studiomonitor für das Nahfeld
- Tieftöner: 8″, Kevlar (Eigenentwicklung)
- Hochtöner: 1″, Kevlar (Eigenentwicklung)
- Übertragungsbereich: 35 – 19.000 Hz (±3 dB)
- Max. Schalldruck: 118 dB SPL (THD nicht angegeben)
- Verstärkung: 200 Watt (LF) + 30 Watt (HF)
- Separate Class-D-Verstärker für Tief- und Hochtöner (Bi-Amping)
- 2-Band-Equalizer mit insgesamt 49 Einstellungen
- Eingänge: XLR & 6,3 mm
- Eingangsempfindlichkeit wahlweise -10 dBV oder +4 dBu
- Ground Lift (Massetrennung) zuschaltbar
- Automatisches Standby nach 30 min Stille zuschaltbar
- USB-Schnittstelle für Updates
- Universelle Montageaufnahme
- Gehäuse aus MDF & Aluminium
- Schaumstoff-Auflagen für rutschfesten Stand und akustische Entkopplung
- Größe: 435 x 284 x 347 mm
- Gewicht: 14,4 kg
- Schutzgitter für Tief- und Hochtöner mitgeliefert
zu 'KRK V8S4 Testbericht: 2-Wege-Studiomonitor mit imposantem Bass'
fatfman 03. Feb 2017 15:47 Uhr
Nur weil der Monitor tiefe Frequenzen hörbar macht, ist ein Subwoofer nicht zwangsläufig überflüssig. Nach meinen (Hör-) Erfahrungen kann ein Sub das Zweiwegesystem entlassten und bringt einen Zugewinn vor allem bei den mittleren Frequenzbereichen. Technische Details erspare ich mir bei diesem Kurzkommentar.
Anschließen und hinhören! Ich werde ihn demnächst mal beim Händler antesten.
Vu 12. Feb 2017 23:39 Uhr
Hallo Felix,
danke für den Bericht. Ich suche momentan einen 8 Zoller für's Homestudio. Welcher 8 Zoller ist bei dieser Preisklasse dein Favorit? Wie ordnest du den KS Digital D-80 und Dynaudio BM12 MKIII ein? Danke
Felix Baarß (delamar) 13. Feb 2017 09:19 Uhr
Hallo Vu,
ich persönlich neige zum D-80 - soweit ich das überblicke, wäre das denn auch mein Favorit in dieser Klasse. Den BM12 MKIII kenne ich leider noch nicht.
Gruß,
Felix