King Korg Testbericht
Virtuell-analoger Synthesizer

King Korg Testbericht

Im King Korg Testbericht geht es um diesen Performance-orientierten Synthesizer mit Röhrenverstärker

Was ist es?

Der King Korg ist ein Synthesizer mit 61 halbgewichteten Tasten, der sich vor allem für den Live-Einsatz eignen soll. Er hat sich der Emulation analoger Synthese verschrieben, möchte also analog-typische Klänge per Modeling getreu nachbilden. So sollen die Klangwelten des Herstellers Korg, die mit dem MS-20, dem Mono/Poly und anderen Synthies geschaffen wurden, in moderner Form fortgeführt werden.

Der Fokus liegt auf der Bühnenperformance, das moderate Gewicht und die recht kompakten Maße unterstreichen das. Neben einer USB-Buchse zur Preset-Verwaltung und Nutzung als Masterkeyboard findest Du eine klassische CV-Buchse zum Ansteuern anderer Geräte.

Der King Korg ist zum Straßenpreis von 899,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im Fachhandel für Musikalien erhältlich.

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Erster Eindruck, Verarbeitung und Haptik

Die große mattgoldene Aluminiumkomponente des Gehäuses macht gleich auf sich aufmerksam, auf der Bühne und im Studio ist dieser Synthie alles andere als eine graue Maus. Ästhetik hin oder her, was wirklich zählt, sind die Qualität der Konstruktion, die Haptik der Bedienelemente und das Spielgefühl der Tastatur, also schreiten wir voran.

Das Aluminiumpaneel stabilisiert das Chassis erheblich und die kühle, leicht aufgeraute Oberfläche fühlt sich angenehm an. Der Rest des Gehäuses ist aus Kunststoff und macht einen vernünftigen Eindruck. Nur die Klinkenbuchsen hätten noch mit der Gehäuserückwand verschraubt werden können.

Zwischen allen Bedienelementen ist ausreichend Platz, so dass Du auch im Eifer des Gefechts zielgenau zu Werke gehen kannst. Der Hersteller setzt auf einfache Bedienbarkeit und Übersichtlichkeit. Das ist zu begrüßen und wird über das Menü durch fortgeschrittene Funktionen ergänzt.

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Das Layout des King Korg ist nicht überfrachtet – eine angenehm direkte Kontrolle ist möglich

Bemerkenswert: Die Displays des King Korg stellen ihre Schrift weiß auf schwarz dar, wobei die Schrift extrem blickwinkelstabil und (bei maximal eingestellter Helligkeit) leuchtstark daherkommt. Selbst bei völliger Dunkelheit wird ersichtlich, was wie eingestellt ist. Neben dem kleinen Hauptbildschirm mit Segmentanzeige gibt es zwei sehr kleine, hochauflösende Displays für die Oszillatoren und das Filter. Auch alle Taster und die Effektregler sind beleuchtet. Fein.

Die Kappen der Drehregler sind groß und dank grober Riffelung recht griffig. Die weißen Kennstriche sind immer deutlich genug erkennbar. Die etwas locker sitzenden Kappen trüben das sonst so gute Gesamtbild.

Das Kabel des externen Netzteils dürfte für alle Bühnen- und Studioaufbauten lang genug sein. Schade, dass man sich nicht für ein internes Netzteil mit standardisierter Kaltgerätebuchse entschieden hat – im Notfall ließe sich ein Ersatzkabel auftreiben und es läge nirgends eine kleine schwarze Kiste herum, an die man womöglich mit dem Fuß stößt.

Tastatur

Die Klaviatur des King Korg umfasst 61 Tasten, hier dürfte jeder Synthiefreak genug Spielraum haben. Zur Not steht freilich eine Transposition nach oben oder unten zur Verfügung. Ich komme im Gegenteil mit einem noch geringeren Tonumfang aus und würde somit eher zu einer kompakteren, günstigeren Variante mit 49 Tasten greifen, für die das Layout des Bedienpaneels auch nicht allzu stark geändert werden müsste. Wie wäre es mit einem Miniking?

Die Tasten sind leicht gewichtet, hier wurde ein ausgewogener Widerstand gewählt. Alles in allem fühlt sich das Spiel mit der Tastatur nicht so pianoähnlich an wie bei einigen deutlich teureren Tasteninstrumenten (vor allem Stage Pianos bzw. Digitalklavieren), aber das beeinträchtigt die Spielbarkeit nicht. Leider wird kein Aftertouch geboten, was gerade bei Live-Performances für noch mehr Ausdruckskraft gesorgt hätte.

Klangerzeugung

Die oberste Ebene bilden zwei sogenannte Timbres, in denen die drei Oszillatoren mit jeweils unterschiedlichen Konfigurationen genutzt werden können. Für die Timbres kannst Du separat bestimmen, ob sie mono- oder polyphon spielbar sein sollen, wobei die maximale Polyphonie 24 Stimmen umfasst. Diese wird bei aktiviertem Unisono durch maximal vier Stimmen geteilt. Alternativ zum Übereinanderschichten der beiden Timbres kannst Du sie per Split auf zwei Keyboardhälften legen.

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Der Oszillator des King Korg

Die Oszillatoren lassen sich mit einer von 126 Wellenformen bestücken. Das Filter bietet 18 Modi und lässt sich durch das LFO modulieren (also zum Beispiel zum »Wobbeln« bringen). Es finden sich drei Slots für je einen von sechs Effekten. Abseits davon gibt es einen 2-Band-EQ für schnelle und umfassende Eingriffe in das Timbre sowie und einen Vocoder für roboterartige Effekt auf dem Signal des Mikrofoneingangs.

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Die Effektsektion des King Korg

Völlig aus dem Rahmen fällt die Röhre – ja, eine echte Vakuumröhre zur Sättigung und Verzerrung, wie sie sonst eher in Gitarrenverstärkern zum Einsatz kommt. Später mehr zum Sound.

In der Praxis mit dem King Korg

Es gibt acht Schalter zur Direktanwahl der Sparten Synth, Lead, Bass, Brass, Strings, Piano, Key und Special Effects bzw. Vocal-Presets für den Mikrofon-Input. Fein: Gerade für den Live-Betrieb kannst Du dir die Favoritenfunktion zunutze machen und Presets markieren, um später schnell auf sie zugreifen zu können. Mit den dedizierten Bedienelementen für den Klang lässt sich das Wichtigste mit einem Handgriff regeln, aber bei weitem nicht so viel wie über das Menü. Dafür dienen zwei Tasten für Menüpunkt + und – sowie der große, gerasterte Poti rechts neben dem Display. Das geht gut von der Hand, bedeutet für Tüftler aber naturgemäß viel Kleinarbeit.

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Das Haupt-Display

Ein Editor wäre super, leider gibt es nur ein Preset-Verwaltungssoftware (»KingKORG Sound Librarian) für PC & Mac, in der Du keinen Zugriff auf die fortgeschrittenen Menüoptionen hast. Das ist wohl dem Fokus für den Live-Betrieb geschuldet.

Bei allen Presets wurden der Vertikalachse des gut bedienbaren Pitch/Modulations-Joysticks ein bis zwei Klangparameter zugewiesen. Darunter gibt es neben den obligatorischen Filter-Cutoff-Spielereien so einige abgefahrene Effekte, hör dir etwa mal das Klangbeispiel des Presets »Kalculator« an.





Sehr schade, dass es nur ein Satz Regler für beiden ADSR-Hüllkurven (Filter & Amp) gibt, denn so muss ich stets umschalten. Dabei springen die Werte je nach dem im Menü eingestellten Modus entweder sofort oder müssen erst »abgeholt« werden. Ferner kann ich nicht beide Hüllkurven gleichzeitig mit zwei Händen justieren. Das bewusst einfache Layout des King Korg und die Reduktion aufs Wesentliche hatte ich lobend erwähnt, doch als Sounddesigner im Studio fehlt mir ein weiterer Satz ADSR-Regler.

Arpeggiator

Super für so tastaturfaule Musiker wie mich: Der Arpeggiator bietet eine Latch-Funktion – will heißen, dass für ein endlos laufendes Arpeggio keine Tasten gedrückt gehalten müssen. So kannst Du dich mit beiden Händen voll darauf konzentrieren, an den Potis zu schrauben und musst nur zum Ändern des Grundtons bzw. Akkords zwischendurch zur Klaviatur greifen. Für hypnotische, melodisch minimalistische Stücke in Überlänge genau das Richtige.

Ansonsten bietet der Arpeggiator viele erweiterte Funktionen wie variable Step-Längen, Swing und mehr. So werden alle Wünsche erfüllt, wenn Du dir vorab bei der Programmierung der Sounds Zeit nimmst.

Sounds im King Korg Testbericht

Der King Korg ist besonders für Stabs und Leads, Pads, Bässe und Strings geeignet. Und die meisten Presets der ersten fünf Kategorien sind auch absolut Performance-tauglich und locker durchsetzungsfähig. Die Pianos, E-Pianos, Orgeln, Clavinets etc. sind nicht ganz auf diesem Niveau, dürften den meisten Interessenten aber gefallen. Mehr Klaviersound findet sich eben erst bei einem dedizierten Stage Piano.

Breitwandige Leads und cremige Pads können mit den maximal vier Unisonostimmen herbeigezaubert werden. Hier ist erwähnenswert, dass Du bereits mit der Wahl von Wellenformen wie »Unison Square« oder »Unison Saw« einen ziemlich fett klingenden Oszillator hast, ohne Unisono bemühen zu müssen. Oder Du kombinierst beides für einen extrem sahnigen Sound.

Das Sammelsurium der Wellenformen und die Kombinationsmöglichkeiten innerhalb der zwei Timbres sorgen für eine hohe klangliche Flexibilität. Schön, dass gleich ab Werk bewährte Kombinationen mehrerer Wellenformen geboten werden. Nicht zu vergessen: Du kannst das Signal vom angeschlossenen Mikrofon auf einen oder mehrere Oszillatoren legen und dann die abenteuerlichsten Dinge damit anstellen, die sonst auf den normalen Oszillatorwellen basieren.

Filter & Röhre

Das Filter ist vielfältig, gibt es doch gleich 18 Modi von Tief- über Band- bis Hochpass. Hier wird etwa das Filter des hauseigenen MS20, die Kaskadenschaltung von Moog und mehr nachgebildet. Die Klangcharaktere unterscheiden sich deutlich, alle haben ihre Berechtigung. Der Sound ist immer smooth, Abstufungen beim Schrauben sind nicht zu hören. Vorsicht: Die Resonanz beißt richtig zu und verursacht teils heftige Pegelausschläge.

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Das Multimode-Filter des King Korg

Zu guter Letzt würde ich gerne eine Hymne auf die Röhre anstimmen. Einfach Wahnsinn, wieviel Leben und welch »verruchten« Sound die aus unscheinbaren Presets herauskitzelt. Damit hat ein analoges Kuriosum Einzug in den sonst digitalen (aber überzeugend analog klingenden) Synthesizer gehalten. Dieses Plus an Rohheit und lebhaft flirrenden Obertönen ist ein starkes Argument in der Gegenüberstellung mit anderen Synthesizern – welches nur halbwegs vergleichbare Instrument kann das schon bieten?

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… und schließlich die Röhrensektion zum Anbrutzeln des Sounds

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Fazit zum King Korg Test

Der King Korg ist eine Macht auf der Bühne – auf jeden Fall, wenn es um Bässe, Stabs und Leads, Pads oder Strings geht. Die ab Werk gelieferten Presets in diesen Klangkategorien klingen weitestgehend überzeugend und atmosphärisch. Die sonstigen Klänge sind gut gelungen, können aber nicht immer an dedizierte Geräte heranreichen. Vor allem Bands, die sich in Rock, Pop oder eher klassischer Elektronik aus den 70ern und 80ern tummeln, sei dieser Synthesizer ans Herz gelegt.

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Der King Korg klingt gut (auch dank der Röhre) und ist flüssig zu bedienen

Das Handwerkszeug zur Erstellung von Sounds dieser Art ist vorhanden. Etwa in Form der vielen gelungenen Effekte, der 126 Wellenformen und der 18 Filtermodi. Die Krönung im klanglichen Werkzeugkasten ist für mich die Röhre. Sie stellt wieder einmal unter Beweis, wie kernig-knisternd Sättigung, Overdrive und Verzerrung in wohldosierter Form sein können.

Die Eignung für die Bühne wird vor allem durch die Auswahl und Anordnung der Bedienelemente unterstrichen. Hier ist das Wichtigste sofort zugänglich und mit jeweils eigenen Knopf bzw. Regler ausgestattet. Nur sehr selten muss der Shift-Knopf bemüht werden, um die Alternativfunktion eines Knopfes aufzurufen. Sehr gut gelungen ist auch die Favoritenfunktion, mit der Du dir alle geplanten Klänge schon vor der Performance zusammenstellen kannst.

Hardwaretechnisch sind aus meiner Sicht vor allem das feine, champagnerfarbene Aluminiumpaneel und die Displays hervorzuheben. Letztere stellen ihre Informationen ungewohnt in weiß auf schwarz dar, sind äußerst blickwinkelfest und leuchtkräftig. Somit kann ich also nicht nur für die dunkle Bühne, sondern auch für Open-Airs und Events bei Tageslicht meine Empfehlung aussprechen.

Nicht so überzeugend erscheint mir die Tatsache, dass der Hersteller auf ein externes Netzteil setzt. Eine Lösung mit Kaltgerätebuchse und entsprechend standardisiertem Kabel finde ich wesentlich praktischer im Veranstaltungsbetrieb. Weiterhin fallen die leicht, aber merklich wackligen Drehregler deutlich hinter die sonst so gute Verarbeitung und Haptik zurück.

Alles in allem kann ich durchaus von einem rechtmäßigen neuen König sprechen, wenn ich den hiermit zum Abschluss gelangten King Korg Testbericht Revue passieren lasse. Somit landen wir bei sehr guten viereinhalb von fünf Punkten. Hail to the king!

King Korg Features

  • Synthesizer mit Analog-Modeling
  • 61 halbgewichtete Tasten
  • 24-fache Polyphonie
  • 2-fach multitimbral mit Layering/Split
  • 200 Klänge + 100 User-Slots
  • 3 Effekte (je 6 Typen) + EQ + Vocoder
  • Arpeggiator
  • Mikrofoneingang: XLR
  • Line-Ausgänge: 2x 6,3 mm (L/R)
  • CV/Gate-Ausgang: 6,3 mm
  • Kopfhörerausgang: 6,3 mm (Stereo)
  • MIDI In & Out (DIN)
  • USB (Typ B)
  • Anschlüsse für Dämpferpedal & Fußschalter (jeweils 6,3 mm)
  • Maße: 1.027 x 313 x 96 mm
  • Gewicht: ~7 kg
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Lesermeinungen (1)

zu 'King Korg Testbericht: Virtuell-analoger Synthesizer'

  • Wirgefuehl   10. Sep 2014   15:44 UhrAntworten

    Mmmh, bisher haben mich die Röhren im Korg-Equipment ja nicht sehr überzeugt (electribe und Triton) - mal hören, was da auf uns zukommt...

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