iZotope Stutter Edit Test
Kreative Effekte in Pluginform
Was ist es?
Stutter Edit ist das aktuelle Vorzeigeprodukt der Pluginschmiede iZotope. Der Name ist hier Programm: Stutter Editing ist eine Produktionstechnik, bei der man ein Sample in kleine Slices zerteilt und diese rhythmisch neu anordnet. Je nach Länge der Slices entstehen dadurch klassische Looprolls bis hin zu so genannten Glitches und sogar tonalen Strukturen.
Beim gewöhnlichen Arrangieren ist das in der Regel ein relativ zeitaufwendiger und fehleranfälliger Prozess; manuell 1/256tel oder noch kleinere Slices zu erstellen und zusammenzuschieben macht einfach wenig Spaß.
Das Plugin Stutter Edit haucht dem Ganzen Dynamik und Spontaneität ein; der eingehende Sound wird durchgehend gesampled und kann mit wenig Aufwand entweder dezent manipuliert oder brutal zerstört werden.
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iZotope Stutter Edit Testbericht
Die ersten 5 Minuten im Stutter Edit Testbericht
Die Arbeitsweise mit den Plugin ist recht einfach: man legt es idealerweise als Insert-Effekt auf eine Audiospur (als Send-Effekt macht es nur bedingt Sinn) und schickt MIDI-Noten rein. Die Noten triggern so genannte „Gestures“ an – diese sind nichts anderes als Presets für zum Tempo der DAW synchonisierte Effekte.
Öffnet man die GUI des Plugins zum ersten Mal, wird man auf den ersten Blick von Optionen erschlagen – tatsächlich ist das Ganze aber gar nicht so schwer.
Es gibt zwei Effektgruppen: Stutter- und Generator-Effekte. Stutter-Effekte wirken sich auf den eingehenden Sound aus, während Generator-Effekte im begrenzten Rahmen Klagerzeugung ermöglichen. Diese beschränkt sich bewusst auf diverse Arten von Rauschen, mit denen spontane Build-Ups und Fills erzeugt werden können. Beide Effektarten haben eigene Signalwege, die sich aus einzelnen individuell konfigurierbaren Modulen zusammensetzen.
Die Gestures sind im Browser farblich voneinander getrennt: Stutter-Effekte sind grün, Generator-Effekte blau. Eine Preset-Bank kann Gestures für Stutter- sowie für Generator-Effekte enthalten, jede MIDI-Note entspricht einer Gesture.
Klangbeispiel im Stutter Edit Testbericht
Für die kurze Demo habe ich einen einfachen Acid-Breaks-Loop gebastelt und nur mit Presets gearbeitet. Es wurden drei Instanzen von Stutter Edit verwendet – eine auf der Summe der Drumspuren, eine auf der Summe der Synthspuren (mit Ausnahme vom Subbass) und eine auf dem Master.
Letztere soll bewusst zeigen, dass Stutter Edit auf dem Master zu benutzen nicht unbedingt die beste Idee ist – außer man erstellt wirklich sehr dezente Gestures. Im Unterschied zu den anderen Instanzen wurde die Master-Instanz mit Timeline Override gespielt, um den Unterschied deutlich zu machen.
Insgesamt ist das aber nur die Spitze des Eisbergs – jeder Interessierte sollte das Plugin am besten selbst ausprobieren, weil die klanglichen Möglichkeiten in einem Review oder in einer presetbasierten Demo höchstens angerissen werden können.
Globale Gesture-Einstellungen
Jede der nachfolgenden Optionen ist für eine einzelne Gesture einstellbar, so dass man sich nicht auf eine globale Einstellung festlegen muss.
Gesture Length:
Definiert die Länge einer Gesture, bis zu 2 Takten – dieser Rahmen kann allerdings manuell gesprengt werden. Mehr dazu später.
Grid:
Steuert die Quantisierung der Notenanschläge – hier wird sichergestellt, dass Gestures immer im richtigen Moment starten, auch wenn man sie nicht 100%ig sauber anspielt. Das ist besonders in Anbetracht der Latenz, um die man auch mit dem leistungsstärksten digitalen Live-Setup auf der Bühne nicht rumkommt, ein vitales Feature.
Release Mode:
Bestimmt das Abspielverhalten der aktuell selektierten Gesture. Es gibt hier folgende Optionen:
Instant – die Gesture ist genauso lange aktiv, wie die Note gehalten wird.
On Grid
– wie Instant, jedoch wird die Gesture beim Loslassen der Note bis zum nächsten Rasterpunkt gehalten. Sozusagen eine Release-Quantisierung.
Full Gesture
– läuft in der voreingestellten Länge exakt einmal durch, außer es wird vorher eine andere Stutter-Gesture gestartet.
Stick
– wie zuvor, allerdings stoppt die Gesture beim Erreichen des letzten Rasterpunktes und wiederholt diesen, bis man die Note noch einmal anspielt oder eine andere antriggert.
Latch
– die Gesture wird aktiviert und läuft so lange kontinuierlich durch, bis man die Note noch einmal anspielt oder eine andere antriggert.
Zusätzlich gibt es die Option „Palindrome Looping“. Diese bewirkt, dass die Gestures rückwärts ablaufen, wenn sie ihren eingestellten Endpunkt erreicht haben, aber immer noch gehalten werden – ist die Option deaktiviert, starten sie einfach neu.
Stutter-Effekte in Stutter Edit
Wie schon erwähnt, besteht die Effektkette aus einzelnen Modulen. Diese können bei Bedarf zu- oder abgeschaltet werden und haben eigene Einstellungen, deren Ablauf sich aber immer nach der Timeline der aktuellen Gesture richtet.
Im Wesentlichen muss man sich das so vorstellen: jedes Modul hat einen eigenen LFO. Für diesen stellt man mit Hilfe von kleinen Slidern die Grenzwerte (oder einen fixen Wert), die Schwenkrichtung und ggf. eine Beschleunigungskurve ein – das war’s.
Ein kleiner Punkt oberhalb der Slider symbolisiert den Ablauf der Timeline. Es können allerdings insgesamt so viele Parameter innerhalb einer Gesture gleichzeitig moduliert werden, dass man bei den ersten Schritten mit dem Plugin (d.h. nachdem man sich auf der Preset-Spielwiese ausgetobt hat) nur zwei oder drei Module auf einmal aktivieren sollte, um wirklich zu begreifen, wie sie zusammen wirken.
Stutter Matrix
Den Kern der Konfiguration der Stutter-Effektmodule bildet die so genannte Stutter Matrix: Hier legt man die rhythmischen oder tonalen Strukturen fest, an denen sich das Plugin beim „Slicen“ des gesampelten Audiomaterials orientiert.
Auf der linken Seite der Matrix finden sich rhythmische Werte (von 1/2 bis 1/1024el), auf der rechten hingegen eine stilisierte Tastatur. Der rhythmische Teil dürfte selbsterklärend sein – der tonale Teil ist allerdings etwas, was man in der Form nur bei Stutter Edit findet: Wählt man auf der Tastatur Noten aus, werden im Ablauf der Gesture Slices solcher Längen erstellt, dass sie als Loop abgespielt die Tonhöhe der ausgewählten Noten ergeben. Man kann natürlich sowohl rhythmische als auch tonale Werte auswählen, was interessante Klangteppiche ergibt.
Effektmodule in Stutter Edit
Stutter:
Hier legt man fest, welche Slicegrößen im Ablauf der Gesture durchgegangen werden. Die Grenzwerte der Slider orientieren sich an der Stutter Matrix.
Quantize:
Hier bestimmt man, inwiefern sich die Slicegrößen an den in der Matrix festgelegten Werten orientieren. Wird eine Gesture abgespielt, kann entweder nahtlos zwischen den unter „Stutter“ definierten Grenzwerten durchgegangen werden, oder z.B. je nach Position in der Timeline an den nächstgelegenen Wert aus der Matrix angeglichen werden.
Buffer Position:
Dieses Modul steuert, welcher Teil des gesampelten Audiomaterials durch die Effektkette geschickt wird. Interessant ist dabei, dass man für den linken und rechten Kanal getrennte Einstellungen vornehmen kann, so dass zum Beispiel ein Kanal am Anfang des gesampelten Material ansetzt und der andere am Ende.
Gate Width:
Definiert die Lautstärken-Hüllkurve für das aktuell gespielte Slice; kleinere Werte ergeben einen „abgehackteren“ Effekt.
Jump Pan:
Schickt Slices abwechselnd zum linken und rechten Kanal.
Stereo Delay:
Wie der Name schon sagt, ein (beatsynchrones) Delay. Die Zeiten können für den linken und rechten Kanal separat gewählt werden.
Delay Bandpass:
Ein Bandpassfilter, der sich nur auf das Stereo Delay auswirkt. Auch hier kann man für den rechten und linken Kanal separate Einstelungen vornehmen.
Die restlichen Effektmodule dürften eigentlich schon fast selbsterklärend sein. So gibt es Lowpass- und Highpass Filter, eine Bit Reduction zum Reduzieren der Bitrate des Sounds, Lo-Fi zur Reduktion der Samplerate und Gain, das den Pegel des prozessierten Sounds steuert.
Generator-Effekte
Die Generator-Effekte sind im Hinblick auf die Zeitschiene von den Stutter-Effekten unabhängig. Es kann also zerhackt werden, während im Hintergrund ein bereits gestartetes Rauschen durchläuft. Es besteht aber auch die Möglichkeit, das erzeugte Rauschen durch die Stutter-Effektkette zu schicken.
Die Generator-Effekte orientieren sich nicht nur am Tempo, sondern auch an der Phase der Zeitleiste unserer DAW-Software. Das bedeutet, dass man den gewünschten Startpunkt einer Generator-Gesture genau festlegen kann – praktisch für Live-Performances, wenn man die Hände voller Knöpfe hat und einfach weiß, dass der gewünschte Noise Sweep z.B. genau auf der 1 oder genau auf der 3 des nächsten Beats starten wird, egal wann man ihn anspielt.
Es gibt eine Tabelle mit diversen Arten von Rauschen, aus denen man die Basis für den Sound wählen kann. Für diese kann der Pegel und die Tonhöhe bestimmt werden – ansonsten gibt es einige der Module, die man bereits von den Stutter-Effekten kennt: Lo-Fi, Bandpass Filter und Delay.
Stutter Gate
Das interessanteste Modul heißt Stutter Gate Send – damit kann man das erzeugte Rauschen in die Stutter-Effektkette einschleifen – In einem normalen Arrangement wäre das ein ziemlicher Krampf. Außerdem kann man so eine Instanz von Stutter Edit z.B. nur dafür nutzen, Noise Sweeps zu erstellen und diese zusätzlich zu effektieren.
Globale Effektsteuerung
Das Plugin ist eindeutig darauf ausgelegt, expressiv live mit einem MIDI-Keyboard gespielt zu werden. Außer dem Triggern von Gestures mittels MIDI-Noten bietet Stutter Edit gerade mal zwei automatisierbare Parameter. Diese haben eine MIDI-Learn-Funktion, jedoch sind sie von Haus aus dem Pitch- und Modwheel zugewiesen, gut.
Global Filter:
Ein Filter, der auf der Summe der Effektkette liegt. Je nach Schwenkrichtung aus der Neutralstellung heraus greift er entweder als Hochpass- oder als Tiefpassfilter; die Resonanz lässt sich nicht stufenlos steuern oder automatisieren, man allerdings zwischen einer relativ dezenten und einer kräftigen Einstellung wählen.
Timeline Override:
Deaktiviert die Timeline der Stutter-Effekte und erlaubt es, ihre Abspielposition und -richtung manuell zu steuern. Der vordefinierte, zyklische und doch etwas maschinelle Ablauf von Gestures kann somit unterbrochen und „angefasst“ werden. Das verleiht dem Ganzen einen organischen Charakter und macht es außerdem möglicht, die Gestures beliebig über die theoretische Maximallänge von zwei Takten hinaus zu verlängern.
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Fazit zum iZotope Stutter Edit Test
Wer schon mal per Hand Stutter Edits erstellt hat, wird das Plugin zu schätzen wissen. Es können ziemlich komplexe Effektkombinationen mit wenigen Klicks ausprobiert und spontan in eine Live Performance eingebaut werden.
Es gibt nur wenige Features, die der Musiker hier vermissen könnte: Einen globalen Wet/Dry-Regler oder ein Gate, was nur dann öffnet, wenn eine Gesture gespielt wird (zur Nutzung als Send-Effekt) sucht man zum heutigen Zeitpunkt leider vergebens. Aber das sind Kleinigkeiten – das Plugin ist schließlich erst vor kurzem erschienen. Wer weiß, was zukünftige Updates alles so bringen.
Stutter Edit hält auf jeden Fall, was es verspricht – und es macht Spaß, sobald man die Funktionsweise begriffen hat. Die Lernkurve ist dabei wirklich sanft, wenn man ein bisschen Erfahrung mitbringt.
Die Kehrseite des Ganzen ist allerdings, dass wahrscheinlich bald jeder dritte Producer mit diesem Plugin arbeiten wird und die meisten davon – wie so oft – auf die mitgelieferten Presets zurückgreifen werden, anstatt eigene Gestures zu entwickeln. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen im Detail.
iZotope Stutter Edit Features
- 13 Effektmodule (u.a. Delays, Pitch, Filter)
- Slicing- und Stutter-Effekte mit umfassender Echtzeitkontrolle
- automatische Synchronisation zur Host-DAW
- wenig Arbeitsspeicherverbrauch
- ideal für Live-Performances
- intuitive MIDI-Steuerung für schnellen Zugriff
- unterstützte Formate: VST2/VST3/AU/AAXnative/RTAS