GEWA UP 355 Digitalpiano Test
Made in Germany
Was ist es?
Das GEWA UP 355 ist ein Digitalpiano, das in Deutschland hergestellt wird. Es bietet mit dem „Hamburg Grand“ einen gesampelten Steinway D274 Flügel.
Die 88 Tasten Hammermechanik verfügt über Ivory Touch und ist in drei Zonen gewichtet. Das Spielverhalten der Tastatur lässt sich per User Calibration Tool mit Learn-Funktion für jede einzelne Taste an das eigene Spiel anpassen.
Das 2-Wege-Lautsprechersystem sorgt für einen satten und raumfüllenden Klang. Über die GEWA Piano Remote App, die für Android und iOS erhältlich ist, lassen sich alle wichtigen Einstellungen bequem per Smartphone oder Tablet vornehmen.
Das Digitalpiano verfügt über einen integrierten Recorder sowie USB- und MIDI-Anschlüsse. Aufnahmen sind auch auf einem USB-Stick möglich.
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5 GEWA UP 355 Digitalpiano Features
- 88 Tasten Hammermechanik mit Ivory Touch
- User Calibration Tool zur Anpassung der Tastatur an das eigene Spiel
- 1 GB Steinway D274 Flügel Samples
- 2 x 30 Watt 2-Wege-Lautsprechersystem
- GEWA Piano Remote App
Das Instrument ist in drei Farbvarianten erhältlich: Schwarz, Weiß und Rosewood.
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GEWA UP 355 Digitalpiano Testbericht
Digitalpiano Made in Germany
In Deutschland hergestellte Produkte sind selten geworden. Gerade im Bereich elektronischer Musikinstrumente findet die Produktion in der Regel in Asien statt.
Viele deutsche Hersteller entwickeln zwar in Deutschland, die Produktion findet dann aus Kostengründen im Ausland statt.
Anders bei GEWA. GEWA-Instrumente sind tatsächlich noch „Made in Germany“. Gefertigt werden sie in Sachsen im Vogtland.
Aufbau
Dass ich es nicht mit einem Kunststoffprodukt zu tun habe, wird spätestens bei der Anlieferung und beim Aufbau deutlich: 57 kg steht auf dem Lieferschein der Spedition.
Dementsprechend ist es nicht ganz leicht, den sehr schweren Produktkarton von der Palette ins Haus zu befördern.
Der Aufdruck auf dem Karton verrät, dass das Instrument zunächst montiert werden möchte. Dazu ist unbedingt eine zweite Person notwendig.
Montage des GEWA UP 355
Die Montageanleitung ist in der mehrsprachigen Bedienungsanleitung abgedruckt. Zunächst muss die Stellschraube in die Pedalleiste eingeschraubt werden. Anschließend sind beide Seitenteile mit den beigelegten Schrauben mit der Pedalleiste zu verbinden.
Es folgt das Anbringen der Rückwand. Steht der Unterbau, kann der Spieltisch aufgesetzt werden. Nun folgt noch der Kopfhörerhalter, der an der Unterseite des Spieltischs angebracht wird. Für den Test habe ich darauf verzichtet.
Zum Schluss müssen noch die notwendigen Kabelverbindungen hergestellt werden. Da wäre einmal die Verbindung der Pedalleiste mit dem Spieltisch über einen speziellen Multipin-Stecker. Nun fehlt nur noch das Stromkabel.
Vor dem ersten Spiel mit dem Piano sollte am Aufstellort noch die Stellschraube der Pedalleiste so weit ausgedreht werden, dass sie den Boden berührt. Dies entlastet die Pedalleiste während der Benutzung des Pedals. Für die komplette Montage sollten circa 30 Minuten einkalkuliert werden.
Bluetooth
Die kabellose Verbindung des Instruments mit einem Smartphone gelingt über Bluetooth. Bluetooth Audio und Bluetooth MIDI gehören zur Ausstattung.
So kann man zum Beispiel auch direkt das GEWA UP 355 mit einem iPad verbinden und dort mit GarageBand arbeiten.
Anschlüsse im GEWA UP 355 Digitalpiano Test
Doch auch Kabelverbindungen sind möglich. Denn das GEWA UP 355 Digitalpiano besitzt sowohl MIDI In und Out Buchsen als auch „USB to host“, um es mit einem Computer zu verbinden und dort mit der DAW zu arbeiten.
Externe Signale können auch über den AUX In-Anschluss zugespielt werden. Diese lassen sich sogar mit einem Hall versehen.
Über den Line Out lässt sich das Instrument an ein externes Verstärkersystem oder ein Mischpult anschließen.
Das Digitalpiano besitzt zwei Kopfhöreranschlüsse und eine Funktion zum vierhändigen Spielen. Natürlich darf auch ein Metronom nicht fehlen.
Erstes Anspielen
Vor dem Einschalten und dem Spielen der ersten Töne sollte der Lautstärkeregler unbedingt ganz nach unten gezogen werden. Beim Spielen der ersten Töne kannst Du ihn dann sehr langsam aufdrehen.
Das GEWA UP 355 Digitalpiano ist nämlich laut – sehr laut. Mehr als das untere Drittel des Regelwegs habe ich für den Test nicht benötigt.
Kräftige Lautsprecher
Das 2 x 30 Watt Lautsprechersystem von VISATON wird von Class D-Endstufen angetrieben. Es klingt sehr kräftig und voll.
Bei höheren Lautstärken werden Resonanzen am Gehäuse hörbar, es scheppert bei einigen Tönen etwas. Dann ist es allerdings schon ohrenbetäubend laut.
Ein Lautsprecher strahlt nach schräg oben, während der zweite Lautsprecher nach unten abstrahlt. So scheint der Klang aus dem Instrument zu kommen.
Tastatur & Spielgefühl
Die Tastatur fühlt sich gut an. Die Repetition der Tasten ist gut. Die Übergänge zwischen den drei Zonen lassen sich gut finden.
Die Ivory Touch-Oberfläche empfinde ich als deutlich weniger ausgeprägt als bei anderen Herstellern.
Die drei Pedale bieten einen guten Widerstand und lassen sich sehr gut spielen. Durch die Verbindung mit dem Unterbau ist hier alles fest und nichts wackelt.
Das ist einer der wesentlichen Vorteile von Digitalpianos gegenüber Stage Pianos mit frei stehender Pedaleinheit.
Bedienung im GEWA UP 355 Digitalpiano Test
Das Anwählen von Klängen, das Herstellen der Bluetooth-Verbindung und das Bedienen des Recorders ist eigentlich selbsterklärend und erfolgt über das linksseitige Bedien-Panel.
Optisch ist das gut gelöst und drängt sich nicht so auf wie bei anderen Digitalpianos, die alle Bedienelemente direkt oberhalb der Tastatur und das beleuchtete OLED-Display mittig positionieren. Mir gefällt es so deutlich besser.
Über drei Buttons zum Aufrufen von Display-Funktionen, vier Pfeiltasten zur Navigation und sechs Funktionstasten lässt sich das Instrument leicht bedienen.
High-Resolution Hamburg Grand Piano
Eines der Highlights des GEWA UP 355 Digitalpianos ist der hochaufgelöst gesampelte Steinway D274 Konzertflügel, der in der Klangauswahl unter dem Namen Hamburg Modern und Hamburg Classic zu finden ist.
Der Steinway-Flügel lässt sich sehr nuancenreich spielen
Der Flügel-Sound eignet sich für moderne wie klassische Interpretationen gleichermaßen, klingt sehr dicht und in den oberen Lagen sehr brillant. Durch die verschiedenen Varianten findet man in jedem Fall für jede Gelegenheit den passenden Sound.
Saitenresonanzen und Pedalresonanzen werten den Sound deutlich auf. Der Steinway-Flügel lässt sich sehr nuancenreich spielen und reagiert in Verbindung mit der Tastatur sehr dynamisch.
Durch das Fehlen eines deutlichen Druckpunkts ist es etwas schwieriger, der Dynamik zu Beginn Herr zu werden. Wie bei fast allen Instrumenten ist ein längeres Einspielen notwendig, um sich an das Instrument zu gewöhnen.
Weitere Sounds
Das Instrument verfügt über 40 Sounds, die in Kategorien gespeichert sind. Die Sounds sind von unterschiedlicher Qualität. Alle Sounds klingen in der mittleren Lage gut bis sehr gut. In den tiefen Lagen fällt die Qualität etwas ab.
Die hohe Lage hätte gerne noch etwas drauflegen können. Hier werden Loop-Punkte hörbar, oft sogar inklusive Knackgeräuschen. Einige Sounds klingen darüber hinaus in der hohen Lage sehr dünn.
Wie bei den meisten Digitalpianos klingen die E-Pianos, die Streicher und manche Orgeln gut. Nicht so gut gefallen mir zum Beispiel die Gitarre und der Bass.
Diese stehen bei einem Digitalpiano aber auch nicht im Fokus und können so zumindest als schöner Bonus gesehen werden.
Die Chöre sind gut einsetzbar. Die Klangerzeugung besitzt übrigens eine Polyphonie von 256 Stimmen.
Erwähnt werden sollen auch die internen Effekte. Fünf Halleffekte und fünf Modulationseffekte stehen zur Auswahl.
Split & Layer
Das GEWA UP 355 Digitalpiano besitzt eine Split & Layer-Funktion. Bis zu drei Sounds lassen sich auf der Tastatur verteilen oder als Layer spielen.
Besonders bequem ist das Verteilen der Klänge auf der Tastatur mit der GEWA Piano Remote App.
USB-Recording und -Wiedergabe
Aufgezeichnet werden kann das eigene Spiel intern oder über USB auf zum Beispiel einem USB-Stick. Das USB-Recording erlaubt MIDI und WAV Formate. Aufgenommen werden Stereo-Files.
Wiedergabeseitig können auch MP3 Files von einem USB-Stick abgespielt werden. Das ist sehr praktisch, wenn man zum Beispiel zu einem Playback spielen möchte.
GEWA Piano Remote App
Die GEWA Piano Remote App ermöglicht den Zugriff auf alle Parameter des Digitalpianos. Auf diese Weise kann zum Beispiel der gute Flügelklang in vielfältiger Weise angepasst werden. Das geschieht über den virtuellen Pianotechniker.
Die eigenen Einstellungen lassen sich als Favorit speichern und stehen dann auch am Piano direkt zur Auswahl. Auch der Recorder ist ein Bestandteil der App.
User Calibration Tool
Über das User Calibration Tool der App sind Feinabstimmungen der Tastatur möglich – und zwar pro Taste. Das ist zwar viel Aufwand, hat aber den Vorteil, dass sich die Tastatur an das eigene Spiel anpassen lässt.
Für die meisten Pianisten wird das GEWA UP 355 Digitalpiano aber schon im Werkszustand nach einer Einspielphase ein angenehmes Spielgefühl erzeugen.
Lesson-Funktion
Neben dem Recorder und Player ist noch ein Übebereich in der App enthalten, mit dem Tonleitern und Akkorde gelernt werden können. Außerdem sind auch Übungen, z.B. von Hanon enthalten.
Das Repertoire an Übungen ist deutlich kleiner als zum Beispiel bei Yamaha. Bei den Tonleitern sind außerdem Fehler in der Notendarstellung und bei den Fingersätzen zu finden. Die Akkordinterpretation ist oft zweideutig und kann Anfänger verwirren.
Hier sollte der Hersteller noch einmal nachbessern. Außerdem wäre eine Erweiterung des Übebereichs durch weitere Stücke aus dem Klassik- und Popbereich schön.
Hörbeispiele
Nachfolgend hörst Du zunächst einmal die Demo-Songs des GEWA UP 355 und im Anschluss einige der Sounds von mir kurz angespielt.
Damit Du dir einen besseren Eindruck des Klangs machen kannst und auch der von mir angesprochenen Probleme in den höheren Lagen, habe ich jeden Klang einmal als Akkord in der mittleren Lage und im Anschluss dann noch einmal in Oktaven und/oder Quinten bis in die höhere Lage gespielt.
Achte vor allem auf die Loop-Punkte bei den sonstigen Klängen (Knacken beim Loop in den hohen Lagen) sowie auf Artefakte durch das Transponieren des Samples. Die Klavier-Sounds klingen hingegen alle einwandfrei.
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Fazit zum GEWA UP 355 Digitalpiano Test
Das GEWA UP 355 Digitalpiano eignet sich für Einsteiger wie fortgeschrittene Pianisten gleichermaßen. Fortgeschrittene werden den hochwertigen Flügelklang und die vielfältigen Einstelloptionen des Klangs und der Tastatur lieben. Einsteiger bekommen eine gute Tastatur und ein gut klingendes Instrument.
Die vielen Verbindungsmöglichkeiten machen das Instrument über Jahre zu einem guten Partner, zum Beispiel auch für das Home Recording. Wie bei den meisten Instrumenten in der Preisklasse unter 2.000 Euro gibt es beim Klang der Zusatz-Sounds leichte Abstriche zu machen.
In der mittleren Lage klingen alle Sounds gut. Ausreißer gibt es nur in den höheren Lagen. Doch die wichtigsten Sounds wie der Flügel oder die E-Pianos klingen in allen Lagen gleich gut.
Der Preis aller Farbvarianten ist identisch. Das Preis/Leistungs-Verhältnis passt. Für ein in Deutschland hergestelltes Instrument ist der Preis mehr als gerechtfertigt und gerade Klavieranfänger sollten das Instrument in die engere Wahl ziehen. Es muss nicht immer Yamaha oder Kawai sein.
Im GEWA UP 355 Digitalpiano Test gebe ich dem Digitalpiano eine sehr gute Wertung.
GEWA UP 355 Digitalpiano Features
- Digitalpiano „Made in Germany“
- Graded Hammer Tastatur mit 88 Tasten und Ivory Touch
- Hammermechanik mit drei Zonen
- 1 GB Steinway D274 Sample „Hamburg Grand“
- 40 Sounds
- 256 Stimmen
- Split / Layer-Modus für bis zu drei Sounds gleichzeitig
- 4 Hand-Modus
- OLED-Display
- USB Recording (Midi, WAV)
- 5 Halleffekte, 5 Modulationseffekte
- Metronom
- GEWA Piano Remote App (Android/IOS)
- Bluetooth Audio und Midi
- MIDI In und MIDI Out
- AUX In
- Line Out
- Zwei 6,3 mm TRS Kopfhöreranschlüsse
- USB to host und USB to device
- Drei Pedale
- Lautsprechersystem: 2 x 30 W, 2-Wege, Class D
- Tastaturabdeckung
- Farbe: Schwarz, Weiß, Rosewood
- Abmessungen: (B x T x H): 1434 x 420 x 865 mm
- Gewicht: 57 kg