Genelec 8351 Testbericht
Studiomonitor mit automatischer Raumanpassung

Genelec 8351 Testbericht

Für den Genelec 8351 Testbericht auf delamar stand uns die schwarze Ausführung zur Verfügung, doch es gibt auch eine sehr adrette Variante in Weiß ...

Was ist es?

Der Genelec 8351 ist ein ungewöhnlicher aktiver Lautsprecher. Er ist für eine transparente, lineare Wiedergabe konzipiert, die dem Studioeinsatz zugutekommt. Er lässt sich gleichermaßen in vertikaler und horizontaler Ausrichtung betreiben. Es handelt sich um einen koaxial aufgebauten Monitor: Der Hochtöner sitzt genau in der Mitte auf dem Mitteltöner auf. Gänzlich neu sind hier jedoch zwei ovale Tieftöner hinter der Frontplatte, die die koaxialen Treiber umgibt.

Eine weitere Besonderheit liegt in der Technologie »Smart Active Monitor™«, kurz »SAM«. Verwende ein optionales System mit Messmikrofon, Netzwerk-Basisstation und mehr zur Akustikmessung an der gewünschten Hörposition. Die hauseigene Software GLM für Windows & Mac OS (kostenlos verfügbar) verarbeitet diese Klanginformation und erstellt ein Profil des Frequenzgangs.

Genelec 8351 Testbericht

Der innovative Genelec 8351

Dann werden entsprechende Steuersignale an die internen Filter der Lautsprecher geschickt, um einen annähernd neutralen Frequenzgang für die Raumakustik an der vorgesehenen Abhörposition zu erzielen. Ausführliche Informationen zu diesem System findest Du im Genelec 8320AWM-Pack Testbericht und so belassen wir in diesem Review bei einem Kurzfazit über die Praxistauglichkeit.

Ein Einzelexemplar dieses Lautsprechers – ohne die angesprochenen Utensilien zur Akustikmessung – ist zum Straßenpreis von 2.999,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.


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Genelec 8351 Testbericht

Verarbeitung und erster Eindruck vom Genelec 8351

Der Genelec 8351 kommt wie üblich mit bester Verarbeitung und im herstellertypisch geschwungenen Design daher. Die baulichen Besonderheiten wurden bereits oben geschildert und sind auf dem Produktfoto teilweise zu sehen.

Die Lautsprecher von Genelec werden mit einem sogenannten Iso-Pod geliefert. Die auf einer Drahtschiene an der Unterseite steckende vierfüßige Gummiauflage ermöglicht die leichte Winkelung der Box nach oben/unten. Zudem sorgt sie (in geringem Maße) für eine akustische Entkopplung und somit einen ungetrübteren Sound. Zumindest dann, wenn Du den Genelec 8351 auf dem Studiotisch oder anderen Oberflächen abstellst, statt ihn aufzuhängen/auf einem Stativ zu montieren.

Nettes Detail: Durch die vertikale Orientierung der XLR-Buchsen stecken die Kabel bei einer Abwärtsführung »entspannter« als bei einem horizontal ausgerichteten Eingang.

Genelec 8351 Testbericht

Dieser Lautsprecher kann horizontal positioniert werden

Anschlüsse

Analoge Audiosignale kannst Du via XLR einspeisen, digitale (AES/EBU) über eine weitere Buchse dieses Formats. Ferner findet sich am Genelec 8351 eine Thru-Buchse. Das ist ein Ausgang, der sein Signal direkt vom erwähnten Digitaleingang bezieht und somit zum Durchschleifen an weitere Lautsprecher mit Digitaleingang geeignet ist.

Genelec 8351 Testbericht

RJ45, XLR (verdeckt) und Dip-Schalter

Dann findest Du zwei RJ45-Buchsen für die SAM-Technologie (siehe unten) sowie zahlreiche Dip-Schalter, die sich am besten mit einem Stift o.Ä. bedienen lassen. Einige davon dienen zur manuellen Filterkontrolle, falls SAM nicht genutzt werden kann oder soll. Ein schöner Mehrwert gegenüber den minimalistischeren Kleinlautsprechern des Herstellers. Deren Filter können nämlich nur via SAM reguliert werden.

 

Weitere Features

Weitere Bonusfeatures umfassen einen kleinen Regler zur analogen Lautstärkekontrolle sowie Dip-Schalter für denselben Zweck.

Eine Standby-Funktion gehört mittlerweile zum guten Ton, spätestens bei so fortgeschrittenen Lautsprechern. Schön, dass Du hier per Software Werte zwischen zehn Minuten und vier Stunden für den Countdown bis zum Schlummerzustand wählen kannst. Nach dem »Aufwecken« erstrahlt die grüne LED an der linken Vorderseite des Genelec 8351.

Ein großer Lautstärkeregler für die Studiotischoberfläche gehört nicht zum Lieferumfang. Man geht nicht zu Unrecht davon aus, dass die meisten Studiobetreiber in der Zielgruppe einen Monitor-Controller besitzen bzw. Budget dafür aufbringen können.

 

SAM – Automatische Anpassung an die Raumakustik

Dieses System habe ich eingangs in seinen Grundzügen erläutert und im Genelec 8320AWM-Pack Testbericht findest Du eine detailliertere Funktionsbeschreibung. Daher bekommst Du hier die Kurzform mit klanglichem Resultat. Noch einmal sei erwähnt, dass das Paket aus Messmikrofon, sowie Netzwerk-Basisstation und -Kabeln hier nicht mitgeliefert wird. Doch da es sich um ein »Key Feature« handelt, gehen wir darauf ein.

Genelec 8351 Testbericht

Das Messmikrofon und die Software Genelec GLM

Die Einmessung gelingt über das einfach bedienbare Programm GLM und das Mikrofon sehr schnell. Mit wenigen Mausklicks und der Ausrichtung des Mikros an der vorgesehenen Hörposition war nach etwa einer halben Minute alles erledigt.

Die Anpassung regelte die Filter weitestgehend so, wie es einer unserer akustisch problematischen Redaktionsräume erfordert. Das zeigte der Vergleich mit einem viel vorteilhafteren, akustisch moderat optimierten Raum und einer wesentlich geeigneteren Aufstell-/Hörposition.

Die mir in- und auswendig bekannten Referenzsongs klangen nun so, wie ich sie von ähnlich feinen Lautsprechern in guter Raumakustik kenne. Vor allem die fiesen Raummoden werden gut ausgebügelt. So wummert der Bass nicht mehr, hat aber trotzdem noch genug »Bauch«.

Mission erfüllt – dieses völlig unkompliziert bedienbare, gute Resultate liefernde System kann als bärenstarker Anreiz für den Kauf des Genelec 8351 gelten. Dafür sollte in deinem Budget noch Platz für das entsprechende GLM-Kit (UVP: 520,- Euro) bleiben.


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Kaum Rauschen

Nach Aufstellung und Inbetriebnahme fällt zunächst das leise Grundrauschen positiv ins Ohr. Es ist in einer fast als angenehm zu bezeichnenden Frequenzlage angesiedelt. Bei einem Abstand von einem Meter ist es noch deutlich, doch ab 1,50 m muss man schon die Lauscher spitzen und Mixing, Mastering oder Hörgenuss sind weitestgehend ungetrübt. Auch im Leerlauf bzw. bei sehr leisen Musikpassagen.

Tipp: Regle in GLM die digitale Lautstärke auf -18 dB oder darunter, dann verschwindet auch das etwas tieffrequentere Rauschen, das sonst hinzukommt.

 

Tiefe Frequenzen des Genelec 8351 ausgelotet

Laut den Angaben für den weitgehend linear bleibenden Frequenzgang (±1,5 dB) reicht der Bass bis 38 Hertz hinab, 32 Hertz erklingen dann mit -6 dB. Viele Lautsprecher dieser Größe dringen in tiefere Regionen vor. Trotzdem kann eventuell auf einen Subwoofer verzichtet werden. Erst recht, weil ich das Gefühl habe, dass der Roll-Off sehr gemächlich absinkt. Das Bassfundament erscheint mir noch etwas satter als bei Lautsprechern mit denselben Kennzahlen.

Genelec 8351 Testbericht

Auch im Halbprofil schön…

Mindestens ebenso wichtig wie die Breite des Übertragungsbereichs ist die Impulstreue. Die zeigt sich gerade in der »Knackigkeit« einer Basstrommel und anderen kurzen, tieffrequenten Anschlägen. Hier beweist unser Kandidat Vorbildcharakter, alle Impulse verklingen im Grunde genau so flink, wie sie idealerweise vom Audiosignal her vorgegeben werden.

Diese »straffe« Widergabe mit streng konturierter Dynamik schafft Luft zum Atmen für die gleichzeitig oder unmittelbar nachfolgenden Klangereignisse. Vorgreifend auf die Betrachtung der Mitten und Höhen: Erwartungsgemäß sind auch dort die Impulse angenehm flink, was weiterhin zur vielzitierten klanglichen Transparenz beiträgt.

Ich konnte keinerlei gegenseitige Überlagerungen von ausufernden Hochbässen mit den tiefen Mittenlagen feststellen. Abermals vorbildlich.

 

Mitten & Höhen

In der Darstellung der mittleren Frequenzen gibt es keine Auffälligkeiten. Vocals und Instrumente zeigen sich durchsetzungsfähig, aber entspannt. Sie erklingen deutlich und verständlich, aber nicht über Gebühr in den Vordergrund drängend. Vorausgesetzt, dass sehr gutes Equipment beim Recording zum Einsatz kam, werden akustische Instrumente (naturgemäß das beste Material bei Hörtests) wie in natura wiedergegeben.

Für die Höhen gilt mit Ausnahme eines für Genelec typischen Charakterzugs dasselbe. Lässt man die vergleichsweise »crispe«, leicht pointierte Höhendarstellung außer Acht, wird auch hier ein ausgewogenes Bild gezeichnet. Feinste Details werden offenkundig, ohne dass die Brillanz künstlich aufgebauscht wird oder Sibilanten schärfer als nötig klingen.

Ergo: Mit dem Genelec 8351 sind lange Studiosessions ohne Ermüdungserscheinungen möglich.

 

Räumlichkeit im Genelec 8351 Testbericht

In puncto Raumabbild überzeugt der Genelec 8351 vollends. Vor dem Hörer wird eine weitläufige Bühne ausgebreitet. Dabei zeichnen sich die Signale in der Monomitte (v.a. Vocals, der E-Bass oder Bass-Drums) dennoch stets klar ab.

Mindestens genauso fein ausgeprägt ist das »Hinten« (etwa die Hallanteile) und das »Vorne«. Einer gezielten Tiefenstaffelung mehrerer Elemente im Mix wird damit der Weg bereitet. Im großen Spielfeld aus Breite und Tiefe lassen sich Einzelklänge punktgenau lokalisieren und voneinander getrennt wahrnehmen. Respektive beim Abmischen so platzieren, dass es Hörer mit ähnlich guten Lautsprechern wahrnehmen. Perfekt.

 

Ungleicher Vergleich

Abschließend zeigt sich im Vergleich zu unserer Hausabhöre (KS Digital D80 – etwa 2.000 Euro im Paar), dass unser Testpärchen des Genelec 8351 in praktisch allen Belangen (teilweise leicht) überlegen ist. Beim dreifachen Preis für das Paar war dies auch zu erwarten.

Auch im Feld der direkten Mitbewerber für rund 3.000 pro Lautsprecher wird sich unser Kandidatenpaar wohl ohne Fehl und Tadel schlagen. Bei Gelegenheit reichen wir weitere Erkenntnisse nach.

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Fazit zum Genelec 8351 Test

Der Genelec 8351 ist ein Studiomonitor für höchste Ansprüche. Im Portfolio des Herstellers setzt er sich locker an die Spitze und im Wettbewerb mit anderen Lautsprechern kann er bestehen, was die Tauglichkeit für größere, ambitionierte oder profesionelle Tonstudios betrifft. Oder generell anspruchsvolle Gemüter in beliebigen Hör- und Abhörumgebungen.

Genelec 8351 Testbericht

Urteil im Genelec 8351 Testbericht: überragend

Es gibt in dieser Qualitätsstufe nur noch marginale Unterschiede in den technischen Klangdisziplinen und im Charakter.

Sämtliche Kästchen werden abgehakt: Neutralität, Impulstreue, Räumlichkeit, Grundrauschen und mehr – alles sehr gut bis ausgezeichnet. Die Feature-Vielfalt ist angemessen, so gibt es etwa diverse Dip-Schalter für die sonst per SAM kontrollierbaren Filter und Anschlüsse für digitale Signale im AES-Format. Dazu kommt eine standesgemäß feine Verarbeitung.

Das System zur Einmessung und automatischen Kalibrierung der Lautsprecher habe ich schon im Genelec 8320AWM-Pack Testbericht gewürdigt – die Ergebnisse sind vortrefflich, die Nutzung einfach.

Ist der Aufpreis gegenüber den vielen Monitoren gerechtfertigt, die klanglich zwar spürbar, aber doch nicht himmelweit schlechter abschneiden? Das musst Du selbst im Hörtest und nach einem Blick auf dein Konto entscheiden. Im delamar-Studio war das finnische Pärchen erwartbar noch feiner, transparenter und dynamischer als unsere Referenzabhöre.

Alles in allem stehen im Genelec 8351 Testbericht exzellente fünf von fünf Punkten zu Buche. Die gebotene Qualität hat zwar ihren Preis, doch wer nur das Beste für sein Tonstudio will, muss natürlich etwas tiefer in die Tasche greifen.

Genelec 8351 Features

  • Aktiver Lautsprecher
  • Koaxialer Mittelhochtöner (130 bzw. 19 mm)
  • Zwei ovale Tieftöner (215 x 100 mm)
  • Leistung: 150 W (LF) + 120 W (MF) + 90 W (HF)
  • Übertragungsbereich: 32 – 35.000 Hz (-6 dB)
    38 Hz – 21.000 Hz (±1,5 dB)
  • Max. Schalldruck: 110 dB SPL @ 1 m
  • Eingänge: XLR analog + XLR digital (AES/EBU)
  • Ausgang: XLR digital (AES/EBU)
  • Anpassung an die Raumakustik via SAM™
  • Aluminiumgehäuse
  • Horizontaler und vertikaler Betrieb möglich
  • Maße: 452 x 287 x 278 mm (mit Iso-Pod)
  • Gewicht: 19 kg
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Genelec 8351 Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Genelec 8351 Testbericht: Studiomonitor mit automatischer Raumanpassung'

  • Fabian   22. Jul 2015   12:56 UhrAntworten

    Klingt gut. Jetzt müsst ihr sie nur noch verlosen ;p Danke für den Test. Weiter so. Fabian

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