Flux Alchemist Testbericht
Multiband-Kompressor & Dynamikbearbeiter deluxe?

Flux Alchemist Testbericht

Das komplette GUI als Einstimmung auf den Flux Alchemist Testbericht

Was ist es?

Der Flux Alchemist ist ein Plugin für Windows & Mac OS X, mit dem Du das Signal in bis zu fünf Bänder splitten kannst, um die Dynamik dieser Frequenzbereiche jeweils unterschiedlich bearbeiten zu können. Dafür stehen ein Kompressor, ein Dekompressor sowie ein Expander und ein Deexpander zur Verfügung. Auf jedem Band können beliebige Kombinationen dieser Effekte gleichzeitig wirken.

Die für die genannten Effekttypen verfügbaren Parameter sind vergleichsweise umfangreich – das Arsenal umfasst weit mehr als die üblichen Regler für Threshold, Ratio, Attack und Release, wodurch sehr ausgefeilte Möglichkeiten zur Klanggestaltung eröffnet werden.

Zusätzlich lassen sich die Transienten – also die kurzen, harten Anschläge eines Signals – abschwächen oder verstärken. Zu den weiteren Werkzeugen gehören unter anderem eine flexible Surround-Kanalverarbeitung und Sidechain-Einspeisung sowie eine Phaseninvertierung.

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Signalfluss

Nach der Regulierung der Eingangslautstärke kann die Phase des Signals invertiert werden. Praktisch, um den Sound, der durch den Alchemist bearbeitet wird, so hinzubiegen, dass er nicht mit übrigen Instrumenten in deinem Mix ins Gehege kommt.

Nun wird das Signal in bis zu fünf Frequenzbänder unterteilt. Die im Folgenden erwähnten Effekte stehen jeweils für jedes Band zur Verfügung.

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Der schematisierte Signalfluss - klick auf das Bild, um es zu vergrößern

Zunächst kannst Du den Dynamikeffekt auf jedem Frequenzband um bis zu 556,89 Millisekunden verzögert starten lassen. Das dient dazu, die Transienten unangetastet durchzulassen, fein.

Auf Wunsch kann eine aus dem hauseigenen Plugin »BitterSweet« entliehene Transientenbearbeitung stattfinden – entweder vor oder nach den übrigen Effekten zur Dynamikbearbeitung.

Nun folgt die Hauptsektion, bei der zuerst die Entscheidung getroffen wird, ob das Signal in Mitten- und Seitenanteile aufgeteilt werden soll. Dann geschieht das eigentlich Spannende, nämlich die Kompression, Dekompression, die Expansion oder De-Expansion. Die Beschreibung dieser Effekte wird den Hauptteil dieses Testberichts ausmachen.

Um den Klang abzurunden, greift bei Bedarf erst hier die oben erwähnte Transientenbearbeitung, bevor die Ausgangslautstärke reguliert wird und schließlich noch ein Soft-Clipper hinzugeschaltet werden kann, mit dem Du das Signal musikalisch mehr oder weniger sinnvoll verzerren kannst.

 

Anzeigen der Pegelstände & Frequenzbänder

Über den Hauptbedienelementen thront die Anzeige der Pegelstände für das Eingangs- und das Ausgangssignal, logarithmisch skaliert von -96 bis 0 dB. Dabei werden auftretende Höchststände (Peaks) wie bei den meisten anderen Audio-Gerätschaften durch kleine Striche signalisiert. Der Abfall der Pegelstandanzeigen ist relativ gemächlich, so dass es nicht allzu wild flackert. Prima. Allerdings ist es ungewöhnlich, dass die dargestellten Peaks nach der festgelegten Vorhaltezeit nicht augenblicklich verschwinden, sondern genau wie die Echtzeitpegelstände sanft abfallen. Das empfinde ich eher als verwirrend, als dass es mir hilft. Sei´s drum, Kleinigkeit. Auch der RMS-Pegel wird als rote 1-Pixel-Linie visualisiert.

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Die Anzeigen für die Pegelstände und die Frequenzbänder sind umfangreich

Darunter werden die Frequenzbänder mitsamt den Filterflanken und deren Überschneidungsbereichen dargestellt. Schön: Die Grenzfrequenzen und die Ausgangslautstärken der Bänder lassen sich direkt in dieser Anzeige mit der Maus verschieben. Am unteren Rand dieses Bereichs finden sich Schieberegler, mit denen Du die Flankensteilheiten von jeweils zwei angrenzenden Bändern verstellen kannst. Dabei stehen Werte von 18, 30, 42 und 54 dB/Oktave zur Verfügung. So lässt sich bestimmen, ob die unterschiedlich eingestellten Dynamikeffekte in nebeneinanderliegenden Frequenzbändern fließend ineinander übergehen oder scharf voneinander getrennt erklingen sollen. Feine Sache.

In der Findungsphase der Klangbearbeitung stellt sich das folgende Feature als sehr komfortabel heraus: Wenn die Anzahl der Bänder reduziert, danach aber wieder erhöht wird, merkt sich der Alchemist die Einstellungen aller entfernten Bänder und stellt die Einstellungen wieder her. So musst Du nicht wieder bei null anfangen, wenn Du experimentierst.

Für jedes Band werden in der vertikalen Pegelanzeige nicht nur die Eingangslautstärke (inkl. Schwellenwert des gerade in diesem Band selektierten Dynamikeffekts) und die Ausgangslautstärke angezeigt. Das allein wäre schon viel wert, doch der Alchemist fährt noch schwerere Geschütze auf: Es gibt zusätzliche Anzeigen für den summierten Wert der Hüllkurven aller aktiven Dynamikeffekte und für die dynamische Differenz zwischen In- und Output.

Anfangs könnte es dich irritieren, dass die Pegelanzeigen in der Einstellung ab Werk auf -16 dBFS referenzieren. Das ist in den meisten Fällen ein guter Pegelbereich, um den herum sich die Amplitude des Signals bewegen sollte, damit beim Abmischen genug Headroom verbleibt. Dies lässt sich aber auch umstellen auf 0 dB oder Werte zwischen -12 und -24 dB in 2-Dezibel-Schritten.


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Dynamikbearbeitung

Ein Kompressor, ein Dekompressor ein Expander und ein Deexpander stehen zur Verfügung. Auf jedem Band können beliebige Kombinationen dieser Effekte gleichzeitig wirken. Für jeden der vier Effekte gibt es die gleichen Parametertypen, die aber ihre jeweils eigenen Einstellungen besitzen können.

Neben den allseits üblichen Reglern Threshold und Ratio gibt das schon etwas seltenere Knee und den noch selteneren Range-Parameter. Schon mit diesen Stellschrauben und der Mischung der eben erwähnten Effekttypen lassen sich sehr exotische Transferkurven gestalten, die wirklich jede Situation meistern sollten. Bemerkenswert, wie flexibel sich das Signal gestalten lässt – da ist alles von Mastering über Re-Mastering bis Soundfricklerei drin.

Auch die Möglichkeit, stufenlos zwischen Peak- und RMS-Kompression zu überblenden, ist eine Kostbarkeit. Das habe ich bisher nur beim Stillwell Audio Bombardier gesehen. Und es gibt noch zwei weitere interessante Effekte: »Angel‘s Share« lässt auch bei starker Kompression mit schnellem Attack mehr Transienten durch, um einen etwas weniger plattgedrückten Klang zu erzielen. Mit »Hysteresis« kannst Du das Signal unabhängig von der Eingangslautstärke bearbeiten, vielmehr werden allein die zeitlichen Dynamikunterschiede zwischen zwei Zeitpunkten herangezogen, wobei Du den Schwellenwert regulieren kannst (am besten Mal selbst ausprobieren).

Flux Alchemist Testbericht

Alle Parameter zur Dynamikbearbeitung auf einen Blick

Auch die Timing-Parameter sind zahlreich. Einige der acht Modi bestimmen, wie hoch das Zeitfenster für die RMS-Kompression ist, bei anderen ist er an den Attack-Parameter gekoppelt. Das Release lässt sich manuell regulieren, automatisch bestimmen oder in einen erweiterten Modus versetzen. Mit Letzterem kannst Du einen Minimal- und einen Maximalwert setzen, zwischen denen das Ausklangverhalten je nach der Dynamik des Eingangssignals hin- und herschwingt; die Interpretation der Dynamik wird wiederum von diversen Profilen beeinflusst, die auf unterschiedliche Quellsignale wie Vocals und Drums in mehreren Arten ausgerichtet sind. Hier heißt es experimentieren.

Darüber hinaus steht ein Regler zur Abschwächung oder Verstärkung des seitlichen Signalanteils nach dem M/S-Verfahren zur Verfügung, der von -6 bis +6 dB reicht. So lässt sich die Stereobreite jedes Frequenzbandes einfach justieren.

Nein, das war noch nicht alles – der aus dem kostenlosen Plugin BitterSweet bekannte Effekt zur Bearbeitung der Transienten wurde auch im Alchemist implementiert. Damit der Sound noch beißender wird … oder sanfter, ganz wie gewünscht.

 

Master-Sektion

Im Bereich zur Klangformung des gesamten Signals gibt es den obligatorischen Regler für die Eingangslautstärke, eine Phasenumkehr, einen Ausgangslautstärkenregler und einen Clipper.

Gut, dass der Hersteller auch daran gedacht hat, einen Dry-Regler zu implementieren, mit dem Du das unangetastete Ursprungssignal stufenlos hinzumischen kannst. Allerdings hätte man konsequenterweise gleich noch einen Wet-Poti hinzufügen können.

 

A/B

Zwischen zwei separaten Sets aus sämtlichen Einstellungen des Alchemist – ganz klassisch A und B genannt – kannst Du stufenlos überblenden. Auch die Anzahl und die Grenzfrequenzen der Bänder werden dabei gemorpht, wenn der Frequenzgang bei A und B in unterschiedlich viele Bänder aufgeteilt ist. Der Vorgang lässt sich automatisieren. Das gibt es nicht bei vielen Plugins.

 

Bedienkomfort

Schade, dass es bei einem so komplexen Plugin wie dem Alchemist keine kontextsensitiven Informationseinblendungen für die einzelnen Parameter gibt, wenn man diese mit der Maus berührt. So bleibt oft nur der Blick ins Handbuch.

Tja, das Handbuch. Die PDF-Datei ist zwar ausführlich und gut lesbar gestaltet, doch leidet die Verständlichkeit der Erläuterungen unter dem zuweilen seltsamen Englisch. Flux ist keine Amateurschmiede, also hätten die Verantwortlichen durchaus einen fähigen Übersetzer und/oder Lektor engagieren können.

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Fazit zum Flux Alchemist Test

Der Flux Alchemist ein Werkzeug für Profis. Die Transferkurve lässt sich dank der freien Kombinationsmöglichkeiten aller vier Dynamikeffekte in exotische Formen bringen. Zusammen mit der Transientenbearbeitung, »Angel’s Share«, der Hysterese, der schlichten M/S-Bearbeitung und – nicht zu vergessen – der Überblendungsmöglichkeit zwischen zwei Presets entstehen maßgeschneiderte Klänge für alle Anwendungen.

Die Metering-Anzeigen sind vielgestaltig und teils exklusiv in der Welt der Plugins zur Dynamikbearbeitung. Sidechaining ist möglich, ein Soft-Clipper ist vorhanden, Dry/Wet ist an Bord – die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig.

Einsteiger brauchen all die zahlreichen Optionen nicht oder werden von der Fülle der Möglichkeiten abgeschreckt. Das ist kein wirklicher Kritikpunkt, das stellenweise unverständliche und/oder zu wenig ausführliche PDF-Handbuch allerdings sehr wohl. Seit dem ersten öffentlichen Release hat der Hersteller schließlich genug Zeit gehabt, in diesem Punkt nachzubessern. Schade ist auch, dass es keine interaktive Hilfefunktion wie Tooltips oder Ähnliches gibt.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt und in seinem (Heim-)Tonstudio ein sehr fähiges Plugin zur Dynamikbearbeitung auf bis zu fünf Bändern sucht, kann zugreifen. Der Preis lädt nicht zum Kauf im Vorbeigehen ein, ist für das Gebotene aber mehr als angemessen. Im Flux Alchemist Testbericht gibt es von mir viereinhalb von fünf Punkten.

Flux Alchemist Features

  • Multiband-Dynamikbearbeitung
  • Plugin für Windows & Mac OS X
  • VST, RTAS, AU
  • (De-)Kompressor & (De-)Expander
  • Transientenbearbeitung
Hersteller: Flux
Produkt:

Flux Alchemist Test

Lesermeinungen (3)

zu 'Flux Alchemist Testbericht: Multiband-Kompressor & Dynamikbearbeiter deluxe?'

  • Christian   08. Apr 2012   12:16 UhrAntworten

    Der Alchemist ist seit Jahren mein wichtigstes Mix- und Mastering Tool. Seine Funktionalität und sein Klang möchte ich nicht mehr missen. Das Contra beim PDF-Handbuch kann ich nicht ganz nachvollziehen, muss aber auch gestehen, dass ich nie wirklich hineingeschaut habe. Ich denke, wenn man sich einigermaßen auskennt, findet man sich ganz gut zurecht.

    Der Preis erscheint auf dem ersten Blick vielleicht etwas hoch. Dieser rechtfertigt sich aber, wenn man sich erstmal eingearbeitet und die vielen Möglichkeiten entdeckt hat.

    Man sollte sich auch einmal die anderen Flux Plug Ins anschauen. Zu meinem Standard Setup gehören zudem noch Epure II und der PureLimiter II.

  • soundpack   19. Aug 2015   18:37 UhrAntworten

    auch die flux epure machen ihre job:
    glaskar und dreidimensioneler grundklang

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