FabFilter Pro-Q 2 Testbericht
Equalizer-Plugin erster Kajüte
Was ist es?
Der FabFilter Pro-Q 2 ist ein leistungsstarker parametrischer Equalizer in Form eines Plugins für Windows und Mac OS X. Dieser EQ lässt auf dem Papier kaum Wünsche offen, so bietet er etwa die Möglichkeit, linearphasig zu arbeiten (separat pro Band einstellbar), Mitten-/Seitenbearbeitung und Spektralanalyse und vieles mehr.
Eine der selteneren Features für einen Equalizer ist die EQ-Matching-Funktion zum Übertragen des Timbres eines Sounds auf einen anderen. Weitere Merkmale und die Spezifikationen findest Du wie üblich im Infokasten und/oder auf der Website des Herstellers.
Das Plugin ist zum Preis von 149,- Euro (inkl. MwSt.) über die Website des Herstellers erhältlich.
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FabFilter Pro-Q 2 Testbericht
Installation und erster Eindruck
Die Installation ist einfach und besteht im Wesentlichen darin, dass Du Dich bei FabFilter online registrierst, die neuste Version herunterlädst und installierst. Einfach mittels Code freischalten und loslegen.
Sofort fällt die überarbeitete Benutzeroberfläche des FabFilter Pro-Q 2 auf – sie lässt sich nun auch in einen Vollbildmodus versetzen. Das ist sehr hilfreich, wenn Du feine Einstellungen vornimmst und nicht in einem kleinen Fenster arbeiten möchtest.
Phaseneinstellungen
Dank dem Linearphasenmodus wird die Phase des Signals nicht frequenzspezifisch verschoben, wie es bei den meisten EQs zumindest in der Standardeinstellung der Fall ist. Das führt potentiell zu hörbar »saubereren« Ergebnissen. Die Phasenlineare Verarbeitung ist eher für chirurgische Eingriffe und Reinigungen wie z.B. Low-Cuts zu empfehlen.
Dabei ist stets zu beachten, dass eine gewisse Latenz eingeführt wird, die sich bei mehreren hintereinandergeschalteten Instanzen summiert und bei aktivierter Delay-Kompensation in der DAW insgesamt zu einer praxisuntauglich hohen Verzögerung führen kann.
Mehr zum Thema: Was ist ein Linear Phase EQ?
Für die klangfärbende, kreative Arbeit ist der Natural-Phase-Modus zu empfehlen, der in gewisser Weise analoge EQs modelliert. Die subjektive Klangqualität ist sehr gut und die Höhen klingen bis weit nach oben sehr authentisch und rund.
Du kannst dies prüfen, indem Du die Höhen bei ca. 8 kHz stark anhebst und auf die Klangveränderung achtest. Während billige EQs hier harsch klingen, bringt der FabFilter Pro-Q 2 ein realistisches und weiches Ergebnis, wie man es von analogem Equipment gewohnt ist. Ich kann das Produkt an dieser Stelle nur loben.
Filtertypen, Flankensteilheiten und Gain
Es gibt neue Filtertypen und Flankensteilheiten. Du kannst alle Filter mit einer Absenkung/Anhebung von bis zu 96 dB pro Oktave versehen – ungewöhnlich viel für einen EQ.
Diese Filtertypen sind neu:
- Notch – Steilflankige und präzise Absenkung einer Frequenz
- Bandpass – quasi Low & High Cut zugleich, zum Isolieren von Frequenzbereichen
- Tilt-Shelf – funktioniert wie eine Frequenzwaage oder -wippe, die sich um eine bestimmte Frequenz »schaukeln« lässt…praktisch, um den Gesamtcharakter schnell zwischen Tiefen- und Höhenbetonung zu variieren
Mit der automatischen Gain-Korrektur wird stets das Lautheitsniveau des Eingangssignals gewahrt. Nützlich, da sich bei der Erhöhung oder Absenkung von EQ-Bändern auch die Pegel stark verändern können. Fein: Das Gain eines EQ-Bandes kann mit der Filtergüte gekoppelt werden, so dass die EQ-Kurve beim Absenken z.B. immer steiler wird und umgekehrt beim Anheben immer flacher. Auch dieses Feature dient dazu, dem Verhalten analoger EQs nahezukommen.
Schließlich ist der Piano-Editor als Neuerung zu nennen. So kannst Du an den Tönen der chromatischen Tonleiter werkeln. Workflow-Bonus: Du kannst die gewünschten Töne auch einfach über die Tastatur deines Computers eintippen.
EQ Match
Per »EQ Match« kannst Du den normalen Input und/oder das Sidechain-Signal analysieren lassen – das so ermittelte Timbre (wie ein klanglicher Fußabdruck) erlaubt es daraufhin, automatisch EQ-Einstellungen vornehmen zu lassen, die das Zielsignal annähernd so klingen lassen wie die analysierten Quellklänge Klangprofil. Dabei kannst Du bestimmen, mit wie vielen Bändern das geschehen soll.
Wenn ich produziere, verlasse ich mich auf mein Gehör und stelle die Bänder selbst ein, anstatt das einer Maschine zu überlassen. Dennoch könnte sich diese Funktion zum Beispiel dann als nützlich erweisen, wenn Du den Sounds von Instrumentenaufnahmen von vergangenen Sessions wiederherstellen willst – anstatt minutiös an den Mikrofonplatzierungen zu feilen und Sonstiges zu unternehmen, um DEN Sound zu erzielen, bietet sich EQ Match zumindest als Starpunkt für die manuell-restaurative Klangformung an. Oder um den Klang eines in deinen Ohren gut abgemischten und gemasterten Referenz-Tracks näherzukommen.
Spektralanalyse und -bearbeitung
Die live im Plugin-Fenster eingeblendete graphische Darstellung der Spektralanalyse erlaubt die visuelle Begutachtung des Frequenzgangs vor und nach dem Equalizing-Prozess. Dabei gibt es zwei wegweisende Knüller, nämlich zum einen die Fähigkeit, über den Sidechain ein weiteres Signal einzuspielen, um auf dem gleichen Analyzer dann beide eingespeiste Klangquellen zu visualisieren. Damit sind noch präzisere Eingriffe möglich.
Die für mich bemerkenswerteste Neuerung liegt im Analyzer selbst – Du kannst direkt in die angezeigten Peaks und Wellen klicken, um per Maus Korrekturen durchzuführen. Diese »Spectrum Grab« genannte Funktion ist für mich das Highlight des FabFilter Pro-Q 2.
Am Rande: Ich finde es sehr gut, dass eine manuelle Phasendrehfunktion sowie Regler für Panorama und Lautstärke an Bord sind. Das ist nicht selbstverständlich, aber oft verdammt hilfreich im Mixdown.
In der Praxis mit dem FabFilter Pro-Q 2
Ich habe einige wichtige Filter- und Phaseneinstellungen des Plugins getestet, anschließend Audiodateien nebst Bildschirmfotos erstellt, damit Du die Einstellungen nachvollziehen kannst. Den Ausgangspunkt bildet eine cleane Aufnahme einer meiner E-Gitarren:
Test 1: Höhenanhebung
Ich habe die Höhen bei 8,5 Khz um ca. 12 dB angehoben, einmal im Linear-Phase- und einmal im Natural-Phase-Modus. Wie man es von analogem Equipment gewohnt ist, klingen die Höhen in letzterem Modus weicher und wirken nicht zu aufdringlich. Linearphasig wirken die Höhen etwas harscher und kantiger, was für manche Signale sinnvoll, aber auf der Gitarre nicht meine erste Wahl ist.
Test 2: Bandpass bei maximaler Flankensteilheit für Spezialeffekte
Im zweiten Test habe ich den Bandpassfilter mit der maximalen Flankensteilheit geprüft – prima für Effektspielereien wie etwa den berüchtigten Telefoneffekt. Das Ergebnis überzeugt und es ist begrüßenswert, dass es so viel Spielraum für radikale, präzise bemessene Eingriffe in den Klang gibt.
Test 3: Notch zur Entfernung störender Frequenzen (z.B. Restauration)
Das Notch-Filter ist eher ein Tool, um schlechtes oder fehlerhaftes Material zu korrigieren, als ein Standardwerkzeug beim Mixen. Frequenzanteile, die man nicht haben möchte, können »chirurgisch« beseitigt werden, in diesem Beispiel bei ca. 800Hz. Auffällig ist, dass das Audiomaterial abgesehen vom eingestellten Frequenzbereich nicht viel einbüßt und ein sehr sauberes Ergebnis erzielt wird. Zur klanglichen Restauration ist das Handwerkszeug also vorhanden.
Test 4: Tilt-Shelf für die Balance aus Bässen & Höhen
Sind deine Vocals zu dumpf, dann kannst Du mit einem Klick die Höhen boosten und gleichzeitig die Bässe reduzieren. Oder umgekehrt. Auch bei Spurengruppen ist das nützlich: Wenn der Mix noch zu bassig erscheint und in den Höhen Präsenz verliert, lässt sich das mit wenig Aufwand in vielen Fällen sehr gut beheben.
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Fazit zum FabFilter Pro-Q 2 Test
Das Produkt hält, was es verspricht, und bietet Dir ein hochwertiges Plugin, dessen Preis durchaus angemessen ist. Da ich nicht alle EQs getestet habe, die es derzeit auf dem Markt gibt (Anm. d. Red.: Setzen, Sechs!), kann ich nur sagen, dass der FabFilter Pro-Q 2 einer der besten Equalizer ist, mit denen ich arbeite. Durch den Workflow gehört er zu meinen Lieblings-EQs, da ich mit der Vorgängerversion auch schon viel und erfolgreich gearbeitet habe.
Die Funktionsvielfalt ist bemerkenswert, während die graphische Oberfläche übersichtlich und im Vollbildmodus nutzbar ist. Der Komfort bzw. der Umfang der für einen reibungslosen Workflow dienlichen Features ist hoch, so können etwa alle Bänder gleichzeitig verstärkt oder verringert werden, was einer Art Dry/Wet-Funktion gleichkommt. Der leistungsstarke Analyzer mit Sidechain-Visualisierung erlaubt die direkte Manipulation der Peaks, als wären es gewöhnliche EQ-Bänder. Dann wären da noch die automatische Gain-Korrektur und vieles mehr auf der Habenseite.
Es gibt einige Funktionen wie z.B. EQ Match, mit der ich persönlich nichts anfangen kann, da ich es nicht so prickelnd finde, wenn ein Computer meinen EQ-Verlauf berechnet. Einen Minuspunkt dafür zu geben, wäre aber Unfug, da es sich nur um eine Befindlichkeit meinerseits handelt und sich damit manchmal gute Resultate erzielen lassen, ob in der Musikproduktion oder anderen Szenarien.
Viele tolle Presets stehen Dir als Startposition bereit und wer sich im Pro-Q 1 aufwendige Presets gebaut hat, der kann diese in der neuen Version ebenfalls nutzen.
Ich würde den Kauf empfehlen, da Du mit diesem EQ schneller, effektiver und genauer arbeiten kannst als mit den herkömmlichen Bordmitteln der meisten DAWs. Da es von meiner Seite rein gar nichts auszusetzen gibt, stehen stolze fünf von fünf Punkten im FabFilter Pro-Q 2 Testbericht auf delamar zu Buche.
FabFilter Pro-Q 2 Features
- Parametrischer Equalizer
- Plugin für Windows & Mac OS X
- VST, VST3, AU, AAX, RTAS
- Für Stereo, Mono oder M/S
- Bis zu 24 Bänder, Filtertypen aller Art
- Flankensteilheit bis 96 dB/Oktave
- Linearphasiger Modus nutzbar
- Automatisches Gain nutzbar
zu 'FabFilter Pro-Q 2 Testbericht: Equalizer-Plugin erster Kajüte'
Melog89 05. Feb 2015 10:46 Uhr
Sieht nach einem guten Plugin aus, aber gerade als Hobbymusiker sehe ich keinen Grund 150€ auszugeben, da es viele richtig gute Freeware EQs gibt. Ich selbst nutze Reaper und den integrierten ReaEQ und muss sagen er lässt mir persönlich kaum Wünsche offen, auch wenn er ein sehr minimalistisches Design hat^^
Bastien 05. Feb 2015 13:54 Uhr
@Melog89: Welche Freeware EQs kommen denn da ran?
Vor allem an den Workflow?
Es gibt sicherlich gute Freeware EQs aber wenn der workflow fummelig ist, dann lass ich es lieber bleiben und zahl lieber etwas mehr.
Ist wie mit den Werkzeugen bei Handwerkern.
Melog89 05. Feb 2015 15:13 Uhr
Welchen Workflow meinst du denn genau? Für die Dinge, die ich jetzt mit einem EQ anfange, ist der Umgang sehr einfach und intuitiv. Allerdings nutze ich auch lange nicht alle Möglichkeiten eines solchen Tools wie oben beschrieben
Skellington 19. Feb 2015 19:50 Uhr
Wenn das Ding jetzt noch dynamisch wäre… *träum*
…aber dann würde FabFilter vielleicht auch weniger den Pro-MB verkaufen :)
ApexX 09. Mrz 2015 10:33 Uhr
Also ich arbeite seit neuestem mit dem Pro-Q 2 Plugin und muss zugeben, dass ich auch angetan bin. Vor allem vom spectrum grab, Refinement und der Fullscreen mode.
UHRsprung 12. Apr 2016 04:08 Uhr
Ich habe mir das Gold Bundle von Waves gegönnt, aber an die Fabfilter Plug Ins kommt da nichts ran - ok, es gibt die V-Serie ... und ein paar wirklich tolle einzelne Plug Ins drin, aber gegen den Q2, C2 und den L von Fabfilter kommt nichts davon an - einer meiner besten Investitionen :-)
Hansi 21. Apr 2017 09:31 Uhr
Der Q2 ist wirklich genial und ich ziehe ihn fast immer meinen anderen EQs vor und davon habe ich sehr viele. Insgesamt betrachte ich die Plugins dieser Firma als sehr praxisorientiert und professionell. Schaut euch mal die Videos dazu an. Die sagen viel über Fabfilter aus. Der Kauf dieser Plugins lohnt sich.