ESP LTD Vulture James Hetfield Signature Testbericht
Metal durch und durch
Was ist es?
James Hetfield ist einer der fett gedruckten Namen im Metal. Als Gitarrist und Sänger der vielleicht bekanntesten und erfolgreichsten Metal-Band überhaupt (Metallica) gilt er für viele Fans als das wahre Genie hinter den Alben und Songs.
Die ESP LTD Vulture ist die jüngste Vertreterin der erfolgreichen James Hetfield Signature Modellreihe. Dabei setzt ESP auf das bereits bewährte Vorgehen: ein limitiertes und entsprechend teures Modell aus dem japanischen Custom Shop und eine günstigere, abgespeckte Version aus dem Hause LTD.
Beim unserem Testbericht geht es um die günstigere Variante „Made in Korea“ für einen Straßenpreis von 1.399 Euro. Die in Japan gefertigte ESP liegt mit einem UVP von 5.591 Euro außer Reichweite vieler Fans.
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ESP LTD Vulture James Hetfield Signature Testbericht
Video Review: Die James Hetfield Signature Gitarre
Design
Bereits das Äußere der V-Form Solidbody-Gitarre lässt keinen Zweifel daran, dass dieses Instrument dem Heavy Metal auf den Leib geschneidert wurde.
Beide Enden des V-Ausschnitts sehen durch ihre neuartige, auf James Hetfields Konzeptidee zurückzuführende, zackige Form noch etwas fieser aus als gewöhnlich. Außerdem passt das V-Inlay mit den Flügeln eines Geiers im 12. Bund wunderbar in den etwas düsteren und dunklen Stil. Der schwarze Satin-Lack tut sein Übriges, um bereits beim ersten Anblick Lust auf ein paar Riffs zu machen.
Body/Korpus
Das wohl markanteste Merkmal der ESP LTD Vulture James Hetfield Signature ist ihre Form, die auch im Vergleich zu anderen V-Gitarren ihren ganz eigenen Charme mitbringt. Dafür verantwortlich ist James Hetfield höchstpersönlich, der sein Wunschmodell zunächst auf einem Blatt Papier skizzierte.
Beide Ausläufer der jeweiligen Zacken schlagen noch einen leichten Hacken ins Innere und erinnern mich damit etwas an die Schwanzflosse eines Hais. Der obere Schenkel ist darüber hinaus noch leicht abgeschrägt und soll so der Anschlaghand eine angenehme Oberfläche zur Auflage bieten.
Optisch fügt sich das auf wunderbare Art und Weise mit einem kleinen, ebenfalls abgeschrägten Zacken am Kopf zusammen. Beide Kanten imaginär weitergeführt, ergäben eine durchgehende, leicht konkave Linie über die gesamte Länge der Gitarre. Mein Kompliment für das stimmige Design.
Koffer? Fehlanzeige.
Leider wird der originale Gitarrenkoffer nur bei Käufen in den USA angeboten. In Europa müssen wir uns wohl damit begnügen, dass das Instrument in einem einfachen, gepolsterten Karton ausgeliefert wird.
Gerade bei V-Modellen kann es schwierig werden, eine passgenaue Transportmöglichkeit zu finden. Daher hätte ich mir hier etwas mehr Voraussicht seitens des Herstellers gewünscht. Zumal das beim geforderten Preis durchaus machbar gewesen wäre.
Lackierung
In Sachen Formgebung ist die ESP LTD Vulture schon ein echter Hingucker. Das matte Satin-Finish wurde (bis auf die Griffbrettoberfläche) auf die gesamte Gitarre aufgetragen. Und es sieht hochwertig aus.
Aber leider nicht perfekt. Bei unserem Testmodell fällt mir ein Mangel am Hals-Korpus Übergang auf: zwischen Griffbrett und Korpus-Oberseite ist eine schmale Lücke, in die Lack eingesickert ist. Das hat zu einem kleinen Loch mit etwa 1-2mm Durchmesser mit eingedellter Umgebung geführt. Das ist der einzige kleine Makel. Selbst bei aufwendiger Bühnenbeleuchtung bleibt die Gitarre schwarz.
Bei matten Lackierungen mache ich mir immer etwas Gedanken darüber, wie die Oberfläche wohl nach mehreren hundert Stunden Spielzeit aussehen wird. Dann, wenn die Polierwirkung von Armschweiß und Salz erst einmal ihr Werk getan hat. Wir schenken dem Hersteller unser Vertrauen, das werden sie sicher bedacht haben.
Holzauswahl bei der ESP LTD Vulture
Die James Hetfield Signature Gitarre setzt auf die altbewährte Kombination von Mahagonihals und -korpus, die einen sustainreichen, erdigen und warmen Sound verspricht.
Der dreiteilige Hals mit aufgeleimtem Ebenholzgriffbrett soll auf der anderen Seite für den nötigen Biss und etwas raueren Charakter sorgen – schließlich mangelt es Metallica daran nicht.
Brücke
Sowohl Steg als auch Saitenhalten (Tonepro Locking TOM) sind bei unserem LTD-Modell baugleich zur weitaus teureren ESP-Version. Farblich treffen wir auf ein zurückhaltendes Mattschwarz, das sich gut ins Gesamtbild einfügt.
Die Saitenhalterung wurde vorbildlich in eine vorher ausgekleidete Einfräsung geschraubt, was sowohl der Langlebigkeit, als auch dem Handling bei Setup Änderungen zugutekommt.
Selbst die kleinen Schrauben zur Justierung der Bundreinheit lassen sich dank präzise angepasstem Gewinde angenehm drehen und erlauben eine feine Intonation der Vulture.
Hals
Der 3-streifige, geleimte Hals ist mit seinem 305mm Radius zwar etwas dicker als die meisten Strat-Hälse, dürfte aber durch das zusätzliche „Fleisch“ deutlich angenehmer beim Riffen sein. Er kommt im so genannten Thin-U Profil. Das weitaus teurere ESP-Japan Modell wird im Vergleich dazu mit einem einteiligen Hals ausgerüstet.
Auch das aktuelle James Hetfield Signature Modell kommt mit einer Mensur von 628mm (24,75“) wie bei einer Les Paul.
Griffbrett und Bünde
Das dunkle, feinporige Ebenholzgriffbrett wurde mit 22 wunderbar abgerichteten und abgeschliffenen Extra Jumbo Bünden bestückt. Im hellen Tageslicht fällt leider auf, dass mit dem Leim zur Fixierung der Bundstäbchen wohl etwas zu großzügig umgegangen wurde.
An einigen Stellen des Griffbretts sind Flecken und Rückstände davon zu erkennen, die sich schon etwas zu weit von der unmittelbaren Umgebung des Drahtes befinden. Da hätte LTD ohne großartige Mühen sorgfältiger arbeiten und durch genaueres Abkleben der zu bearbeitenden Stellen Vorsorge treffen können.
Inlay
Im Gegensatz dazu steht das „V“ Inlay, das sich vom 11. bis zum 13. Bund erstreckt und vorbildlich im Holz versenkt wurde. Es stellt einen Geier dar, der natürlich wunderbar mit der Namensgebung und dem Thema des Modells harmoniert.
Da die Kanten des Inlays vom Grunddesign her bereits etwas ausgefranst aussehen sollen, musste bei der Herstellung nicht penibel darauf geachtet werden, dass diese besonders weich und geradlinig sind. Nichtsdestotrotz ist die Verarbeitung hier makellos.
Sattel
Im Gegensatz zum hochwertigen Knochensattel bei der japanischen Version aus dem Custom Shop befindet sich in der ESP LTD Vulture ein Kunststoffsattel. Er kommt in der 42 mm Ausführung und ist relativ einfach und günstig. Er wurde präzise ins Holz gearbeitet und schließt an beiden Enden bündig mit den Halskanten ab.
Da Hetfield auf ein bewegliches Tremolo-System verzichtet, dürfte es zu keinen allzu hohen Belastungen am Sattel kommen.
Kopfplatte/Headstock
Wie auch der Korpus sieht der Kopf der LTD Vulture durch einen kleinen, zackigen Ausläufer auf der Unterseite etwas moderner und schnittiger aus als gewohnt. James Hetfield verewigt sich, wie bei vielen Signature Modellen üblich, auf der Plastikabdeckung des Zugangs zum Trussrod.
Ein weiteres auffälliges Logo ist der LTD-Schriftzug selbst, der aus etwa 3 mm dickem Metall besteht, welches auf der Oberfläche angebracht wurde. Hier hat ESP LTD hinsichtlich der Verarbeitung ordentliche Arbeit geleistet. Alle Kanten sind sauber abgeschliffen und poliert.
Mechaniken
Dass bei knapp einem Viertel des Preises der japanischen Customshop Version an manchen Stellen ordentlich abgespeckt werden muss, zeigt sich hier: Ist die Premiumvariante noch mit hochwertigen Gotoh-Mechaniken ausgestattet, so kommt unser Testmodell mit herstellereigenen Stimmwirbeln.
Im Handling sind die Mechaniken durchaus angenehm, denn sie lassen sich widerstandsfrei und mit einer guten, geölten Übersetzung drehen. Auch das Gewinde der Lockingmechanik läuft sauber auf und abwärts und fordert keinen allzu großen Kraftaufwand vom Benutzer.
In Dauerbenutzung leider nicht ganz so gut, dazu gleich mehr im Praxisteil.
Tonabnehmer
James Hetfield ist nicht nur Endorser von ESP/LTD, sondern hat auch eine eigene Pickup-Reihe beim renommierten Hersteller EMG. Dieser schneiderte ihm die eigenen EMG-JH auf den Leib.
Das Ziel war einen aktiver Tonabnehmer, der den Sound nicht zu sehr komprimiert und dynamisch in der Ansprache ist – ähnlich wie ein passiver Humbucker. Gleichsam sollen die positiven Aspekte eines aktiven Pickups wie Rauscharmheit und Druck nicht berührt werden.
Wie auch bei der Brücke ist das günstigere LTD Modell mit dem gleichen Humbuckerset ausgestattet, wie die teurere Japan Version. Somit dürfte ein ähnlicher Klangcharakter aufgrund der gleichen Holzarten und Tonabnehmer durchaus gewährleistet sein.
FAQ: Tonabnehmer aktiv vs. passiv
Elektronik
Gesteuert werden die Tonabnehmer über einen einfachen, solide wirkenden 3-Wege-Schalter sowie zwei weich laufende Volume Potis. Letztere regeln jeweils die Lautstärke eines der beiden Humbucker. Interessanterweise ist es nicht möglich, beide Pickups gleichzeitig anzuschalten: Neck und Bridge, das war‘s. Auch auf den Tone Regler hat James verzichtet, weil er beim Metal doch relativ selten verwendet.
Versorgt werden die aktiven EMG-Tonabnehmer über eine handelsübliche 9V Batterie, die unter einer eigenen Kunststoffabdeckung auf der Korpusrückseite verschwindet. Leider wurde dieser Plastikdeckel mit zwei Schrauben direkt in das Holz geschraubt. Ohne eine Schraubführung wird sich das Loch mit der Zeit ausweiten und unter Umständen zu einer wackeligen Abdeckungen führen.
Die ESP LTD Vulture in der Praxis
Wie halte ich das Ding denn richtig? Eigentlich gibt es nur eine gute Antwort: Die LTD Vulture ist eine Bühnengitarre, die an die Leine – äh – Gurt gehört. An diesem hängt sie ausbalanciert und besticht durch ihr V- typisches, angenehmes Gewicht.
Das matte Satin Finish fühlt sich entgegen meiner vorherigen Erwartungen beim Spielen angenehm natürlich an und erlaubt freies Gleiten entlang der Halsrückseite.
Von einem Cutaway brauchten wir bisher nicht zu sprechen, da natürlich gar keiner vorhanden ist. Durch die Abwesenheit eines Bodys, der uns bei der Erreichbarkeit hoher Lagen stören könnte, ist die Bespielbarkeit jenseits des 12. Bundes bestens.
Stimmstabilität
Leider zeigen die Mechaniken nicht das von mir gewünschte Stimmverhalten, wenn die Gitarre eine Weile lang bespielt wird. Sowohl die tiefe E-Saite, als auch die G-Saite verstimmen sich bei unserem Testmodell oftmals binnen einiger Minuten.
Wie klingt sie?
Metallica Fans werden sich freue: Mit wenigen Handgriffen kommt genau der gewünschte, raue Metal Sound aus dem Amp.
Selbst bei brachialen High-Gain-Einstellung bleiben die beiden EMG-JH fast vollkommen rauschfrei und verlieren dabei kaum am erdigen, drückenden Sound oder dynamischem Attack. Besonders der Bridge-Pickup hat die richtige Dosis Punch und Mittenbetonung, um mit Bass und Schlagzeug eine gleichmäßige, rhythmische Einheit zu bilden.
Solospiel
James Hetfield ist nicht unbedingt für virtuoses Solospiel bekannt, sollte aber dahingehend auch nicht unterschätzt werden. Der Neck-Pickup stellt sich als „kleiner Schreihals“ heraus, der einen bissigen und aggressiven Solosound erzeugt. Im Bandgefüge dürfte somit selbst ohne große EQ-Nachbearbeitung jedes Solo butterweich durch den Mix schneiden.
Unverzerrtes Spiel
Leichte Schwächen zeigen sich naturgemäß im Clean Channel. Die aktiven Tonabnehmer sind in meinen Ohren nicht dafür geschaffen, einen vollen, singenden, unverzerrten Gitarrensound zu transportieren. Es fehlt eindeutig an Obertönen und das stark überbetone Mittenspektrum klingt vor allem beim Strumming ein wenig aufdringlich und kratzig.
Erst nach einigen EQ-Anpassungen am Verstärker konnte ich einen gut klingenden Clean Sound erzeugen, der gepickt gut klang und sich bei arpeggierten Akkorden ausgewogen verhielt.
Klangbeispiele von der ESP LTD Vulture James Hetfield Signature
Clean | Picking | Hals-Pickup
Clean | Strumming | Hals-Pickup
Lick | Hals-Pickup
Riff | Steg-Pickup
Tiefes Riff | Steg-Pickup
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Fazit zum ESP LTD Vulture James Hetfield Signature Test
Sie ist Modell der Gegensätze, aber nur einem Ziel: Metal. Die ESP LTD Vulture James Hetfields besticht durch das mattschwarze Satin Finish und das Inlay allein optisch aus der Menge. Der Hals überzeugt mit einem angenehmen, natürlichen Spielgefühl und der Sound passt zum Fan. Andererseits hätte der Lackpatzer an der Griffbrettunterseite beim geforderten Preis nicht sein dürfen.
Zwiespältig geht es auch bei den Bundstäbchen zu. Auf der einen Seite steht die Qualität der perfekt abgerichteten und geschliffenen Bundstäbchen. Dann wurde jedoch nicht besonders umsichtig mit dem dafür verwendeten Klebstoff umgegangen. Die sichtbaren Rückstände auf dem Ebenholzgriffbrett sind schade, auch wenn sie sich nicht auf das Spielgefühl auswirken.
Bei den Pickups trumpft der EMG-JH Humbucker in der Brückenposition mit der Traum-Riffzerre schlechthin auf. Gut klingende Clean Parts sind da schon wesentlich schwieriger.
Und auch bei den Baukomponenten gibt es Kompromisse. Der 3-Wege-Schalter und die Volume Potis machen einen grundsoliden Eindruck. Auch die Brückenkonstruktion hinterlässt einen hochqualitativen Eindruck und wird dem Handschweiß locker trotzen. Die Stimmstabilität allerdings leidet unter dem Zusammenspiel von günstigen Mechaniken und dem zu weichen Kunststoffsattel.
Unser Testmodell sammelt viele Pluspunkte in Sachen Sound und Haptik. Hier bekommst Du den James Hetfield Sound quasi „Out of the Box“.
Aber auch bei Signature-Gitarren muss ich die Qualität des Instruments in Relation zum Preis setzen. Und hier bleibt ein guter Gesamteindruck, wobei jeder für sich selbst wissen muss, wie wichtig Idol vs. Features sind. Bei mir gibt es in der Gesamtwertung gute vier von fünf möglichen Punkten im ESP LTD Vulture James Hetfield Signature Testbericht.
ESP LTD Vulture James Hetfield Signature Features
- V-Form Solidbody E-Gitarre
- Korpus aus Mahagoni
- 3-teiliger Hals aus Mahagoni
- 628mm (24.75“) Mensur
- Griffbrett aus Ebenholz
- Griffbrettradius 305mm
- Sattelbreite 42mm
- Sattel aus Kunststoffmaterial
- Mattschwarzes Satin Finish
- 22 Bünde
- Hardware in mattschwarz
- LTD-eigene Locking Stimmmechaniken
- Tonepro Locking TOM & Tailpiece Brückenkonstruktion
- 2x aktive EMG James Hetfield Humbucker
- 3-Wege Schalter
- 2x Volumepoti / Kein Tonepoti