Epiphone Sheraton II Testbericht
Bezahlbare Semiakustik
Was ist es?
Die Epiphone Sheraton II ist eine Semiakustik-Gitarre im Archtop-Design. Korpus, Hals und Decke sind aus Ahorn gefertigt, das Griffbrett aus Palisander. In Sachen Tonabnehmer sind zwei hauseigene Humbucker verbaut worden.
Weitere Details findest Du wie immer im Infokasten.
Diese Gitarre ist zu Straßenpreisen ab 459,- Euro (inkl. MwSt. & Versand) im deutschen Musikalienfachhandel erhältlich.
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Epiphone Sheraton II Testbericht
Hintergrund zur Epiphone Sheraton II
Die Gibson ES-335 ist für viele Jazz- und Bluesfans die Gitarre schlechthin. Ende der 50er Jahre verband die damals neuartige Bauform den warmen, akustischen Klang einer Vollresonanzgitarre mit denen für Rückkopplung wesentlich weniger anfälligen Eigenschaften einer Solidbody.
Durch Bauform, Klang, sowie die erhöhte Flexibilität drückte der neue Gitarrentypus einer gesamten Stilrichtung seinen ganz persönlichen Stempel auf. Doch auch die Rocker entdeckten die ES schnell für sich und nutzten sie für ihre eigenen Zwecke.
Aufgrund dieser Popularität entstehen immer wieder neue, günstigere Kopien des ursprünglichen Originals. Darauf antwortet Gibson über ihre Tochterfirma Epiphone mit eigenen, erschwinglichen Modellreihen wie beispielsweise der Casino Coupe oder hier der Sheraton. Eine Vertreterin der letzteren Gruppe, genauer die Epiphone Sheraton II, steht heute auf dem Prüfstand und möchte beweisen, dass die charakteristischen Eigenschaften einer Gibson ES-335 auch mit modernen Ansätzen harmonisieren können.
Optik
Vollkommen schlicht und unaufdringlich erscheint das heutige Testmodell in einem schicken Pianolackschwarz. Parallel zueinander verlaufen zwei cremefarbene Bindings, die sich jeweils an der oberen sowie unteren Kante der Seite befinden. Ein weiteres rahmt den kompletten, ebenfalls in schwarz lackierten Hals sowie den Kopf ein.
Goldene Mechaniken, goldene Potis, sowie eine sehr detaillierte Rosenverzierung entlang der gesamten Kopfplatte runden das Design der Epiphone Sheraton II ab und geben den klassischen Jazzkeller-Look in all seinen Formen wieder.
Typisch für Gibson und Epiphone wurden stark deckende, dicke Lacke verwendet, die allesamt durchaus vernünftig und ohne auffällige Mängel aufgetragen wurden.
Wie bei Jazzmodellen üblich – und für den typischen Sound nicht ganz unerheblich – zieren zwei F-Löcher die Decke neben einem roten Tortoise-Schlagbrett, welches das „E“ des Herstellers Epiphone trägt. Das Innere der Schalllöcher wurde ebenfalls mit derselben cremefarbenen Schicht überzogen wie die Bindings, wodurch sich ein optisch reizvolles Gesamtbild enthüllt. Ferner kann auch je nach Geschmack ein Natur- oder Sunburst-Finish gewählt werden.
Holz
Decke und Korpus des Probanden bestehen aus laminiertem Ahorn und wurden mit einem Mahagoniblock als Solidbody-Anteil versehen. Um auch weiterhin den für Jazz N‘ Blues soliden Sound zu fördern, wurde das Griffbrett aus dunklem Palisander gefertigt und mit Triangle-Block-Inlays versehen. Ein kleines Dreieck in etwas anderer Optik ziert also die sonst etwas helleren quaderförmigen Griffbretteinlagen in Perlmutoptik.
Hals
Der Hals wurde mit 22 wirklich fein verarbeiteten Jumbo-Bünden und Bundstäbchen ausgestattet. Wie bei dieser Gitarrenklasse üblich, wurde er mit dem Korpus verleimt, um das Sustain zu unterstützen. Vergleicht man die Dicke des Halses mit anderen Semiakustik-Gitarren, so ist dieser deutlich schmaler als die großen Vetter aus dem Hause Gibson. Er besitzt jedoch immer noch mehr als genug „Fleisch“ zum Greifen.
Korpus
Der Korpus ist durch seine etwas schmalere Form als die einer ES-335 sehr anschmiegsam und fühlt sich angenehm beim Spielen an – sowohl im Stehen als auch im Sitzen. Trotz der sehr dicken Lackschicht am Hals kommt Epiphone der modernen Bauweise immer näher und präsentiert einen, zu anderen Modellen vergleichsweise sehr dünnen und sportlichen Hals. Er erlaubt ein anstrengungsfreies Spielen.
Das vielerorts befürchtete „Festkleben“ durch die Lackierung bleibt auch bei höheren Temperaturen ein selten beobachtetes Phänomen.
Hardware & Mechaniken
Eine Gold-Locktone Tune-o-matic StopBar Bridge in – wie der Name schon vermuten lässt – goldener Farbe verspricht für gewöhnlich eine sehr feine Saitenlage, verbunden mit einer ebenso fein einstellbaren Intonation des Instruments. Qualitativ sollte sich die Brücke bei der Epiphone Sheraton II nicht vor der Konkurrenz verstecken müssen, denn diese macht einen sehr soliden Eindruck.
Auch die ebenso vergoldeten Mechaniken der Marke Grover können beim ersten Stimmen der Gitarre vom Feeling her überzeugen. Im späteren Verlauf des Praxistests mehr dazu.
Kontrolliert wird der Sound der Gitarre durch zwei Volume- und ebenso viele Tone-Potis, von denen jeweils einer mit dem dazugehörigen Humbucker verbunden ist. Somit hat man in den drei Zwischenpositionen zur Einzelschaltung des vorderen und hinteren Tonabnehmers, als auch ihrer Parallelschaltung, immer volle Kontrolle über den Sound.
Die Regler entsprechen dem, was in der unteren Mittelpreiskategorie von etwa 500 Euro zu erwarten ist. Aber auch nicht mehr.
Kopfplatte
Bei der Kopfplatte wurde viel Zeit und Mühe in das Design und die Herstellung gesteckt. Die geschwungene, typische Form der Kopfplatte kann mit einem wunderbaren Rosen-Design auftrumpfen und ist somit sogar seinen weitaus teureren Brüdern und Schwestern um eine Nasenlänge voraus.
Betrachtet man Binding und die wunderbare Verzierung, so ist es überraschend, was für fabelhaft verarbeitete Elemente Epiphone in dieser Preiskategorie anbieten kann.
Alle Details des Motivs sind ohne eine einzige Unebenheit in der Linienführung oder ähnlichen, üblicherweise zu findenden Verarbeitungsmängeln in die schwarze Hochglanzlackierung eingefasst worden.
Tonabnehmer
Ob man ein besonders großer Freund von Gibson und Epiphone ist, bleibt jedem selbst überlassen. Eins muss man dem Hersteller jedoch lassen: Der typische, volle Klang eines Humbuckers wurde in der hauseigenen Schmiede von Seth Lover und Walter Fuller bei Gibson in den 1950er Jahren überhaupt erst erfunden. Die hier verwendeten Alnico-Humbucker stellen also nur eine Weiterentwicklung der ursprünglichsten, brummfreien Tonabnehmer dar, die es gibt.
Die Pickups fügen sich nicht nur durch ihre vergoldete Optik fabelhaft in das Gesamtkonzept ein, sondern versprechen auch einen sehr flexiblen Klang, der nicht nur bei den Jazzern punkten dürfte. Fest an Ort und Stelle verankert sind sie gegen eine Rückkopplung bestens gewappnet und, wenn die weiteren Qualitätsmerkmale ebenso darauf ausgelegt sind, dürften selbst stärker verzerrte Klänge kein Problem für die Epiphone Sheraton II darstellen.
Sound
Wie üblich kommt vor dem elektrischen Test das Trockenspielen und da gibt es einiges zu berichten. Für eine Semiakustik-Gitarre ist die Lautstärke zu niedrig ausgefallen. Melodien versickern schnell in der zu wenig schwingungsfreudigen Decke und auch bei Akkorden muss man die Ohren schon etwas mehr anstrengen als üblich.
So kommen wir zum viel interessanteren, elektrisch verstärkten Klangtest. Und höre da: Ganz andere Klänge ertönen jetzt im Raum. Der typische elektrische Sound einer Solidbodygitarre wird von einem besonders warmen, hölzernem Grundsound umarmt. Das dürfte so vor allem dem Blueser zu gefallen wissen.
Im Cleansound singen die Bässe beinahe schon und erlauben dadurch wunderbar groovige Walking-Bass-Lines, wie sie beispielsweise der Virtuose Joe Pass in seinen Aufnahmen verwendet.
Auch verzerrt kann der Klang seine guten Eigenschaften herauskehren. Der Bridge-Pickup liefert definierte High-Gain-Linien, wie sie in der modernen Fusion-Szene sehr beliebt sind. Wuchtig und mit der perfekten Note des „Muddy Blues-Sounds“ werden sich die Freunde von BB-King am Sound des Halstonabnehmers und der Gitarre insgesamt kaum satthören können.
Stimmstabilität
Nicht satthören werden die Bluesfans sich vielleicht nicht, doch sattspielen vielleicht schneller als erwartet. Grund dafür ist die Stimmstabilität bei Bendings unseres Testmodells. Nach den ersten, klanglich sehr beeindruckenden Bebop-Linien und Jazz-Chordmelody Spielereien spiele ich einen einfachen Blues.
Beim ersten Bending macht sich ein „Knack“ bemerkbar und die G-Saite ist einen guten Viertelton tiefer als zuvor, was auch bei anderen Saiten passierte. Eine einzelne angeschlagene Mechanik wird hier nicht der Schlüssel zur Lösung des Problems sein. Vermutlich handelt es sich hier nur um unser Testmodell, erwähnt muss es doch werden.
Regler
Feinjustierungen der Lautstärke und des Tone sind möglich, der Preisklasse angemessen bzw. üblich, mehr aber nicht. Die Gitarre verliert bei niedrigerem Tone sehr schnell an Dynamik im Anschlag, ohne dabei wirklich deutlich dumpfer und bassiger zu werden.
Hinsichtlich dessen kann man hier wesentlich flexiblere Klänge durch das Zusammenspiel beider Pickups und der Lautstärkeregelung erzielen.
Klangbeispiele von der Epiphone Sheraton II
Beide Pickups
Hals-Pickup
Hals-Pickup, Overdrive
Steg-Pickup
Steg-Pickup, Overdrive
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Fazit zum Epiphone Sheraton II Test
Diese Semiakustik-Gitarre dürfte die Sparfüchse unter den Jazz- und Blues-Gitarristen mit ihrem Klang so richtig erfreuen. Die Epiphone Sheraton II kann in ihrer Kategorie und Preisklasse an vielen Stellen Pluspunkte sammeln. Die Verarbeitung ist sehr gut ausgefallen und selbst bei detailreicheren Untersuchungen sind keine größeren Fehler in Lack und Holz wahrzunehmen. Super.
Optisch ist sie zweifellos ansprechend und sogar einigen teureren Modellen aus selbigen Hause etwas voraus. Das Modell wird sich seinen Platz in der Gitarrensammlung bei dem ein oder anderen erkämpfen, zumal sie auch bestens bespielbar ist.
Natürlich dürfen keine Wunder in der Preisklasse erwartet werden, so sind die Mechaniken (zumindest bei unserem Testmodell) nicht so ganz auf der Höhe. Wer also in Richtung Blues geht und viele Bendings spielt, wird die Mechaniken wahrscheinlich tauschen wollen.
Alles in allem kommen wir in unserem Epiphone Sheraton II Testbericht auf eine überdurchschnittliche Wertung für diese Semiakustik-Gitarre.
Epiphone Sheraton II Features
- Korpus: Ahorn
- Decke: Ahorn
- Mahagoni Block
- Binding: Multi-ply Black/White
- Hals: Ahorn, geleimt
- Griffbrett: Palisander
- Sattelbreite: 42,6 mm
- Inlays: Block and Triangle
- Bünde: 22 Jumbo
- Pickups: 2x Alnico Classic Humbucker
- Controls: Bridge Volume, Neck Volume, Bridge Tone, Neck Tone
- Pickup Switch: 3-Wege Schalter
- Bridge: Gold LockTone Tune-o-matic feste Brücke
- Stimmmechaniken: Grover
- Schlagbrett: Tortoise & Metal »E«