Epiphone Casino Coupe Testbericht
Guter Sound bei kleinen Maßen
Was ist es?
Die Epiphone Casino Coupe ist eine kompakte semiakustische mit gewölbter Decke (»Archtop«) aus laminiertem Ahorn. Auch der Korpus ist aus Ahorn gefertigt, während der Hals aus Mahagoni und das Griffbrett aus Palisander besteht. Zwei Single-Coils aus eigener Fertigung sind an Bord. Alles Weitere siehe Infokasten.
Diese Gitarre ist zu Straßenpreisen ab 389,- Euro (inkl. MwSt. & Versand) bei deutschen Fachhändlern für Musikalien zu haben.
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Epiphone Casino Coupe Testbericht
Hintergrund
Die Firma Epiphone gilt als preisgünstige Alternative für die zumeist sehr teuren Instrumente des Mutterkonzerns Gibson. So gut wie das komplette Sortiment an Saiteninstrumenten von Gibson ist auch bei Epiphone erhältlich. Deren Fertigung in Fernost lässt dabei wie üblich die Abgabepreise deutlich purzeln.
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Auch die Epiphone Casino Coupe ist eine solch günstige Kopie – und das gleich von einer ganz berühmten Gitarre, der Halbakustik Gibson ES-339. Allerdings wurde hier kräftig „die Luft raus gelassen“. Im Klartext bedeutet dies, dass die hier getestete Gitarre mit deutlich geringeren Maßen im Korpus als das amerikanische Vorbild antritt.
Mal schauen, ob auch beim Klang die Luft raus ist oder ob man für knapp 400 Euro tatsächlich eine gut klingende Semiakustik erwarten darf.
Korpus
Richtig niedlich wirkt sie auf den ersten Blick, die Epiphone Casino Coupe. Der Korpus hat gegenüber dem amerikanischen Modell deutlich an Umfang verloren, die Formen sind allerdings weitestgehend gleich geblieben. Dazu zählt natürlich der bauchige Korpus mit seinen annähernd symmetrischen Cutaways und den beiden F-Löchern, von denen das untere von einem weißen Pickguard mit dem Epiphone-Logo zu gut der Hälfte abgedeckt wird.
Der Korpus mit seiner leicht gewölbten Decke besteht aus fünffach laminiertem Ahorn, sämtliche Kanten auf der Vorder- und Rückseite wurden zudem mit einem hellen Binding versehen. Unser Testmodell besitzt das Finish „CH“, was für die Farbe „Cherry“ steht und sicher zu einer DER klassischen Lackierungen von Semiakustikgitarren von Gibson bzw. Epiphone gehört.
Hals
In den Korpus wurde ein Mahagonihals eingeleimt, der ein Palisandergriffbrett mit 22 Bünden trägt. Die Qualität des verwendeten Palisanders ist vollkommen akzeptabel, ebenso wurden die Bünde sauber eingesetzt und abgerichtet.
Zur Orientierung auf dem Griffbrett dienen wappenförmige Perlmutt-Inlays an den bekannten Positionen. Die Sattelbreite beträgt dezente 42,7 Millimeter, was zusammen mit dem schlanken Halsprofil »1960s SlimTaper« und einer kurzen Mensur von 628 Millimetern für eine komfortable Bespielbarkeit sorgen soll.
Ein paar kleinere Verarbeitungsmängel finden sich am Hals/Korpus Übergang, ohnehin eine besonders kritische Stelle. Und das ganz besonders bei halbakustischen Modellen, wie es unsere Epiphone Casino Coupe ja nun mal ist. Hier sind bei unserem Testinstrument ein paar Unebenheiten im Bereich des Halsfußes zu ertasten, was in der Praxis niemanden wirklich stören dürfte und damit vernachlässigbar ist.
Überzogen wurde die Gitarre von einer hochglänzenden Lackschicht. Die Arbeit wurde sehr sauber und gleichmäßig ausgeführt, weder Schleifspuren oder geschweige denn Lacknasen sind in irgendeiner Form zu erkennen.
Hardware
Epiphone hat der Epiphone Casino Coupe nicht nur eine ToM-Bridge mit variablen Saitenreitern spendiert, sondern auch ein schön anzusehendes Trapez-Tailpiece, in welches die Saiten eingesetzt werden. Am anderen Ende der Drähte, an der schwarz lackierten Kopfplatte sitzen die sechs Vintage-Mechaniken im Kluson-Style, die sich im Test gut präsentieren. Sie erlauben durch ihren widerstandsfreien Lauf ein präzises Stimmen und halten die Stimmung des Instruments während der Testdauer sehr zuverlässig.
Das ist als Pluspunkt anzusehen, eher ungewöhnlich für eine Gitarre dieser Preisklasse. Viele andere Instrumente in diesem Segment kränkeln häufig mit minderwertigen Mechaniken. Trotz der typischen, fast offenen Konstruktion der Kluson-Vintage-Mechaniken fährt die Epiphone Casino Coupe hier ins Plus.
Pickups (Tonabnehmer)
Ganz klar, hier dürfen es nur P-90 Singlecoils sein. Zwei Stück wurden bei der Epiphone Casino Coupe direkt in die Decke eingesetzt, beide besitzen verchromte Blechkappen, was zusammen mit der verchromten Hardware und dem weißen Pickguard einen ausgesprochen schönen Kontrast zum dunkelroten »Wildkirschekorpus« ergibt.
Die Tonabnehmer hören intern auf den Namen »Dogear« und wurden von Epiphone USA designt, so lässt es zumindest der Hersteller verlauten.
Angewählt werden die Tonabnehmer von einem Dreiwege-Schalter, der erwartungsgemäß den Frontpickup, beide Pickups oder den P-90 am Steg ansteuert. Für jeden der Pickups gibt es je einen Volume- und einen Tone-Regler, die mit goldfarbenen Kunststoffknöpfen bestückt sind und allesamt einen soliden Eindruck hinterlassen.
Nicht ganz so robust zeigt sich leider der Dreiwege-Toggle, der bereits im jetzigen Neuzustand spürbar in seinem Sitz wackelt. Aber das sind Dinge, die man kostengünstig nachrüsten kann. Auch wenn das Austauschen eines Schalters durch ein F-Loch sicher für den einen oder anderen zur Geduldsprobe werden könnte.
Praxis
Erstaunlich positiv beginnt die Klangprobe mit der Epiphone Casino Coupe, denn trotz der kleinen Bauform überrascht die Gitarre mit einem unerwartet bassigen, lauten und warmen Grundsound. Zudem besitzt das Instrument eine knackige und direkte Tonansprache, was dem Ahornkorpus zugesprochen werden kann.
Nicht ganz par zeigt sich allerdings das Sustain-Verhalten. Hier würde ich mir noch etwas mehr Unterstützung wünschen, um auch Akkorde länger klingen zu lassen oder einzeln gepickten Noten mehr Ausdruck zu verleihen.
Bespielbarkeit
Die Bespielbarkeit ab Werk geht in Ordnung, ein bisschen Luft nach oben, bzw. in diesem Falle nach unten, ginge aber schon noch, damit auch die oberen Lagen am Hals bequem zu bespielen sind. Was aber ohnehin nicht so einfach ist, denn das untere Cutaway hat bei der »Schlankheitskur« leider etwas zu viel abbekommen und ist daher etwas eng ausgefallen.
Somit bleibt nur ein Übergreifen der linken Hand als Lösung, um auch wirklich den 22. Bund zu erreichen. Das schlanke Halsprofil »1960s SlimTaper« bietet zusammen mit der schmalen Sattelbreite insgesamt eine sehr gute Bespielbarkeit.
Tonabnehmer
Einen ganz ordentlichen Job verrichten auch die beiden »Dogear«-Pickups, auch wenn sie den wirklich guten Grundsound der Epiphone Casino Coupe nicht so richtig einzufangen vermögen. So bleibt von dem dicken Bassfundament am Verstärker deutlich weniger übrig und auch im Höhenbereich und bei der Dynamik müssen gewisse Einbußen hingenommen werden.
Was das Sustain angeht, vermögen auch die Pickups nicht zu kaschieren. Dafür zeigen sie sich aber recht resistent gegen Nebengeräusche und neigen auch im Overdrive-Betrieb nicht zum Matschen.
Mit dem Overdrive sollte man es ohnehin nicht übertreiben, denn diese Gitarre könnte dies mit unschönen Feedbacks und Dröhnen quittieren – typisch Semiakustik könnte man meinen.
Klangbeispiele von der Epiphone Casino Coupe
Beide Pickups
Hals-Pickup
Hals-Pickup, Overdrive
Steg-Pickup
Steg-Pickup, Overdrive
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Fazit zum Epiphone Casino Coupe Test
Die Epiphone Casino Coupe ist ein Instrument mit Charme. Dazu trägt nicht nur das schicke Äußere bei, das gelungen ist. Vielmehr ist es der warme und zugleich knackige Grundsound, den das Instrument in seiner Basis liefert.
Ferner lässt sich das Instrument sehr gut bespielen und punktet mit weitgehend tadelloser Verarbeitung. Zwischenfazit: Die Grundsubstanz stimmt einfach durch und durch.
Schade nur, dass die beiden »Dogear« P-90 Pickups der Sache nicht ganz gewachsen sind und sich somit leider als ein Nadelöhr im klanglichen Gesamtkonzept darstellen. Über einen Austausch der Tonabnehmer könnte man durchaus nachdenken. Und bei der Gelegenheit könnte man auch gleich mal den Dreiwege-Toggle wechseln.
So bleibt das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis der Gitarre insgesamt und zieht eine gute Wertung mit vier von fünf möglichen Punkten im Epiphone Casino Coupe Testbericht nach sich.
Epiphone Casino Coupe Features
- Semiakustik-Gitarre
- Korpusform: Semiakustik/Halbresonanz
- Korpusholz: Ahorn, fünffach laminiert
- Hals: Mahagoni, eingeleimt
- Sattelbreite: 42, 7 mm
- Mensur: 628 mm
- Griffbrettmaterial: Palisander
- Tonabnehmer: »Dogear« P-90, designed von Epiphone USA
- 22 Bünde
- Potis: 2x Volume und 2x Tone
- Dreiwege-Schalter
- Pickguard mit Epiphone-Logo
- Vintage-Mechaniken im „Kluson-Style“
zu 'Epiphone Casino Coupe Testbericht: Guter Sound bei kleinen Maßen'
Hirade 10. Dez 2015 09:18 Uhr
Ich besitze 22 Gitarren verschiedenster Marken, und weil man es haben muss auch Gibson. Aber, die Verarbeitungsqualität ist bei ALLEN anderen Marken (Fender, Ibanez, PRS, Yamaha, Brook, Takamine) welten besser als bei Gibson. Wohlbemerkt, Gibson habe ich eine Studio und eine teure Custom.
Gibson schert sich offensichtlich nicht um saubere Lackierung, Holzverarbeitung, und innen sieht man erst recht wie schludderig gearbeitet wird.
Soundmässig sind PRS und Ibanez (im LP und ES Style Vergleich) auch mindestens so gut wenn nicht besser - aber das wäre ja dann Geschmackssache.
Der einzige Grund dass ich 2 Gibson habe ist nur der Name - wirklich nichts anderes...
ginster 10. Dez 2015 14:32 Uhr
Ich kann mich Hirade nur anschließen. Habe zwar nur 17 Gitarren, darunter auch Gibson (LesPaul de Luxe) und finde auch, dass im Inneren geschludert wurde.
Überteuert und eigentlich sollte man sie nicht mehr kaufen.
Robert 10. Dez 2015 17:42 Uhr
Kennt jemand die Epiphone Emperor Swingster? Kostet ca. 550,- bis 700,- je nach dem wo man kauft. Ich hätte die auf dem Radar, aus geographischen Gründen müsste ich sie jedoch bestellen.