Drawmer MC3.1 Testbericht
Monitor Controller für das gediegene Studio
Von Felix Baarß am 06. März 2017
Drawmer MC3.1 Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Monitor-Controller für viele Quellen und Lautsprecher mit umfangreichen Mix-Kontrollen.
Der Drawmer MC3.1 überzeugt in jeder Hinsicht. Die zahlreichen Eingangssignale können beliebig gemischt werden – jeweils für Haupt- und Cue-Mix. Alleinstellungsmerkmale sind die Mix-Check-Funktionen inklusive Solo-Monitoring für Bässe/Mitten/Höhen sowie ein stufenlos einstellbarerer, stets abrufbarer Referenzpegel. Auf allen Signalwegen herrscht hohe Klangqualität. Das Ganze wird durch eine hervorragende Verarbeitung und sehr angenehme Haptik abgerundet. Volltreffer!
PRO
- Freie Quellenwahl, jeweils für die Main- und die Cue-Mischung
- Sehr umfangreiche Mix-Check-Kontrollen
- Drei Bandpassfilter
- Hohe Qualität im analogen Signalweg
- Gute D/A-Wandler
- Separate Preset-Lautstärke für stufenlos einstellbare Referenzpegel
- Dedizierter Subwoofer/Einzellautsprecher-Output
- Talkback mit internem Mikrofon
- Inputs für externes Mic & Fußschalter
- Erstklassige Verarbeitung und Haptik
CONTRA
- —
Für wen?
Anspruchsvolle Produzenten, Mixing- und Mastering-Engineers in Studios mit zwei bis drei Abhören.
Was ist es?
Der Drawmer MC3.1 ist ein aktiver Monitor Controller für anspruchsvolle Produzenten, Toningenieure und Mixing Engineers in großen Tonstudios. Eine Vielzahl von Eingängen, drei Lautsprecherausgänge plus Subwoofer-Output und zwei Kopfhörerbuchsen stehen zur Verfügung. Letztere können mit separaten Signalen gespeist werden. Auch ein Talkback-Mikrofon ist integriert.
Darüber hinaus lassen sich dank der Sektion »Mix Check« auf Knopfdruck die Bässe, Mitten oder Höhen des Signals allein abhören und mehr. Auch das unterscheidet ihn von der kleineren Variante, dem Dramwer MC2.1 [Test].
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Drawmer MC3.1 Test
Verarbeitung
Das Metallgehäuse ist einwandfrei gefertigt, obendrein hübsch anzuschauen dank der gebürsteten Oberfläche. Die großen angeschraubten Gummifüße sorgen für einen sicheren, oberflächenschonenden Stand auf deinem Studiotisch.
Alle Poti-Kappen sitzen sehr fest und die Drehgeber laufen butterzart mit perfektem bemessenem Widerstand. Die Knöpfe sind sehr schnell drückbar und durchweg mit einer kräftig leuchtenden LED zur Statusanzeige versehen.
PASSEND DAZU
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Haptik
Das Bedienpaneel ist leicht angewinkelt. Das gefällt mir doch deutlich besser als die senkrechte Orientierung des 2.1-Modells. Die Vorderkante ist abgerundet, um dem Handballen zu schmeicheln.
Kurzum: Perfekt.
Klangqualität
Auch wenn die Signalreinheit für viele oberste Priorität bei einem Monitor-Controller hat, kann dieses Kapitel sehr schnell abgehandelt werden: Die Klangqualität ist ohne Fehl und Tadel. Was in dieser Preisklasse erwartet werden kann, erfüllt der Drawmer MC3.1 in Gänze.
Zu Buche stehen ein völlig vernachlässigbares Grundrauschen und ein Klirrfaktor, der nach meinem Eindruck in »homöopathischen« (unhörbaren) Dosen daherkommt. Hinzu kommt ein weitestgehend neutraler Frequenzgang (±0,2 dB zwischen 20 und 20.000 Hz).
Signalwege & Mischoptionen des Drawmer MC3.1
Eingänge
Die analogen Eingänge fallen durch ihre Formatvielfalt positiv auf – XLR, Klinke und Cinch bilden das klassische Trio zur Signalaufnahme aus Mischpult, Konsole & Co. Ein mittlerweile fast schon obligatorischer Miniklinken-Eingang ist ebenfalls an Bord. Er befindet sich stets gut zugänglich oben auf dem Bedienpaneel, um Smartphones, Tablets und dergleichen schnell anstecken zu können.
Mindestens genauso interessant ist die Kombibuchse für digitale Signale via AES/EBU oder S/PDIF. Beispielsweise kann hier der DAW-Output digital zugeführt werden. Der integrierte Wandler zur Vertonung ist erstklassig.
Wahl der Eingangsquellen
In dieser Preis- und Güteklasse selbstverständlich, dennoch lobenswert: Du kannst vollkommen frei entscheiden, wie die Signalmischung aus den verfügbaren Quellen zusammengestellt werden soll – An/Aus-Knöpfe für alle fünf Wege stehen bereit.
Multipliziere das Ganze mal zwei, denn es gibt zwei Signalwege – eine Haupt- und eine Cue-Mischung. Diese kommen bei der Quellenwahl der Kopfhörerausgänge ins Spiel, zudem gibt es einen separaten Cue-Output (2 x 6,3 mm).
Outputs
Beim vergleichenden Abhören hast Du mit Ausgängen für drei Lautsprecherpaare alle Freiheiten. So kannst Du beispielsweise die in der Wand installierten Monitore, die auf der Konsole liegenden Nahfeld-Modelle und Spezialisten à la Avantone MixCube oder Nowsonic RadioCheck [Test] beschicken.
Theoretisch auch alle gleichzeitig. Nicht zu vergessen: Mit dem Subwoofer-Button prüfst Du schnell, ob ein Mix ohne die Tiefen aus dem Subwoofer »funktioniert«.
Ferner sind zwei separat regelbare Kopfhörerausgänge an Bord. Im Unterschied zu vielen anderen Monitor-Controllern lassen sich diese jeweils entweder vom Haupt- oder vom Cue-Mix speisen. Mehr dazu unten.
Mute, Dim & Co. – Die Brot-und-Butter-Features
Es folgt ein Abriss einiger Möglichkeiten, die jeder gute Monitor-Controller bieten sollte – und der Drawmer MC3.1 bietet sie. So runden diese sieben Knöpfen das Bild ab:
- MUTE – Lautsprecher stummschalten (Arbeit mit Kopfhörern bei Gesprächen im Raum)
- DIM – Lautstärke um 20 dB senken (z.B. zum Checken, wie der Mix leise klingt)
- REV. – Polarität links umkehren (z.B. Phasenauslöschung aufspüren, s.u.)
- MONO – Mix in Mono abhören (Monokompatibilität prüfen)
- LEFT – Stummschalten des linken Kanals
- RIGHT – Stummschalten des linken Kanals
- L↔R – Links/rechts vertauschen (s.u.)
Mehr als Brot und Butter
Kombinierst Du REV und MONO, hörst Du nur noch das Seitensignal (siehe unser Tutorial zum Thema »M/S-Stereofonie bearbeiten«) – die Summe dessen, was sich ausschließlich im linken bzw. rechten Kanal abspielt. Damit kannst Du die Quantität und Qualität von Halleffekten in einem Mix schnell beurteilen. Auch Timing-Unterschiede zwischen dem linken und rechten Kanal lassen sich damit aufspüren, was etwa beim Einrichten einer X/Y-Mikrofonierung wertvolle Dienste leistet.
Noch etwas: Nutze L↔R, um eine zu starke Links- oder Rechtslastigkeit des Mixes aufzuspüren. Durch den Gewöhnungseffekt im Verlauf einer langen Mixing-Session rückt dieser akustische Aspekt nämlich schnell in den Hintergrund.
Diese und etliche weitere Mixing-Tipps findest Du im feinen Handbuch des Drawmer MC3.1 – stark, was die Kollegen da an Hinweisen zur Musikproduktion kompiliert haben. Und schon jetzt zeigt sich, dass dieser Monitor-Controller mehr als die Summe seiner Teile bietet.
Bässe, Mitten und Höhen isolieren
Mit drei Knöpfen kannst Du Bässe, Mitten oder Höhen isoliert abhören. Oder zwei dieser Frequenzbereiche in Kombination (alle drei Filter ergäben wieder den Ursprungsklang). Die Übergangsfrequenzen liegen bei 250 und 3.500 Hz, wobei die Filter Flankensteilheiten von 6 dB/Oktave aufweisen.
Ein interessantes Tool, um den akustischen Fokus zu schärfen. Hilfreich, wenn gegenseitige Maskierungen mehrerer Elemente aufgespürt werden sollen. Oder zum Überprüfen der Stereobreite der einzelnen Frequenzbereiche.
Dabei halten die »musikalisch« abgestimmten Filter mit ihren flachen Flanken die Tür für den Blick aufs Ganze noch einen Spalt weit offen. Ein sehr schönes Alleinstellungsmerkmal des Drawmer MC3.1.
Talkback
Zur Verständigung von zwischen Toningenieur und Künstlern – oder zur Aufnahme einer Kommentarspur in deinem Projekt – gibt es eine große Talkback-Sektion:
- Integriertes Talkback-Mikrofon
- Alternative: Externes Mikrofon via 6,3-mm-Klinke
- Lautstärke des Talkback-Signals regelbar
- Aktivierung des Talkback-Kanals durch Halten eines Knopfes
- Alternative: Per Fußschalter via 6,3-mm-Klinke
Die erwähnten Alternativen heben den Drawmer MC3.1 noch weiter vom MC2.1 ab. Generell ist die Talkback-Sektion mit allem bestückt, was das Herz begehren mag, und die Aufnahmequalität des internen Mikros ist gut.
Preset-Lautstärke
Es gibt einen zweiten Lautstärkeregler: An der Vorderkante neben den Kopfhörerbuchsen sitzt ein kleiner Poti ohne Kappe (per Schraubenzieher/Fingernagel justierbar). Damit stellst Du einen Referenzpegel ein, auf den Du per Knopfdruck jederzeit schnell umschalten kannst.
Einen konstanten Vergleichspegel für unterschiedliche Produktionen zu haben, kann sich als sehr nützlich erweisen, um die Lautheit (Durchschnittspegel einer Produktion) zu bearbeiten. Im Handbuch des Drawmer MC3.1 findet sich eine ausführliche Schritt-für Schritt-Anleitung zur damit einhergehenden Studiomonitor-Kalibrierung.
Dieses Feature, das ich im Aufgebot anderer Monitor-Controllern bisher noch nicht entdeckt habe, wird sich gerade für Mastering-Studios als sehr praktisch erweisen.
Trim-Regler
An der Unterseite findest Du unscheinbare Trim-Regler – damit lassen sich die Lautstärken der sieben angeschlossenen Lautsprecher (inkl. Subwoofer) separat feinabstimmen. Warum? Um Fehlbeurteilungen auszuschließen, die durch variierende Pegel der Lautsprecherpaare bzw. unterschiedliche Ohrabstände zum linken und rechten Lautsprecher von einem der Paare entstehen. Verstelle sie mit einem kleinen Schraubenzieher oder mit etwas Geschick per Fingernagel.
In der Praxis
Stilles Ein- und Ausschalten
Zunächst ist die mit Relais realisierte Signalverzögerung lobenswert. Nach Einschalten dauert es ca. vier Sekunden, bis das Signal an den Lautsprecherausgängen des Drawmer MC3.1 ankommt. So kommt es nie zu einem lauten Knacken, wenn die Monitore bereits eingeschaltet sind.
Das Ausschalten geschieht augenblicklich, ist aber ebenfalls still.
Gediegener Master-Volume-Regler
Der große Hauptlautstärkeregler ist leichtgängig, aber mit genug Widerstand für einen ruhigen, kontinuierlichen Lauf versehen. Ich konnte den Pegel durchweg fein aufgelöst regeln und es kam nie zu sprunghaften Abweichungen des linken/rechten Kanals. Auch gab es keinerlei Störgeräusche im untersten Pegelbereich.
Main vs. Cue Mix
Eine typische Anwendung von unterschiedlichen Mischungen: Der Toningenieur hört das Gesamtbild inklusive der bereits aufgenommenen Instrumentals, Backing-Vocals und mehr, während der Vokalist im Aufnahmeraum vielleicht nur sich selbst hören möchte. Gegebenenfalls noch mit einem unterstützenden Halleffekt, den der Toningenieur wiederum nicht zu hören bekommt.
Gedankenspiel
Die Kombination der Features, die dem Drawmer MC3.1 zu eigen sind, macht ihn äußerst attraktiv. Starten wir unser Gedankenspiel mal so: Du hast eine Grundmischung plus zwei Effektbusse und gibst diese über sechs Einzelausgänge (dreimal Stereo) deines Audio-Interfaces aus. Am Drawmer MC3.1 kommen also diese Stereosignale an:
- An Input 1: »Trockener« Mix
- An Input 2: Effektbus A
- An Input 3: Effektbus B mit anderen Plugins und/oder anderen Einstellungen
So kannst Du sehr schnell a) den trockenen Mix mit b) Kombinationen aus diesem und den beiden Effektbussen vergleichen.
Damit nicht genug, denn nun bewegst Du die Hand nur gut 5 cm weit nach rechts oben auf dem Bedienpaneel, um all diese Mix-Versionen auch noch auf zwei oder drei verschiedenen Monitorpaaren abzuhören. Oder Du nimmst die andere Hand, um all das gleichzeitig zu regeln.
Wieder etwas weiter rechts sitzen die beschriebenen Band-Solo-Buttons, der Monoschalter, der Knopf für die Polaritätsumkehr etc. Alles in allem ist mir derzeit kein anderer Monitor-Controller bekannt, der derartige Möglichkeiten zum Abmischen bietet.
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Drawmer MC3.1 Test-Fazit
Der Drawmer MC3.1 ist ein Monitor-Controller, der auch anspruchsvollen Studioveteranen nichts zu wünschen übriglässt. Die vollkommen freie Wahl der Signalquellen – getrennt für zwei Mischungen – ist dabei noch eine der konservativsten Features. Dennoch: So ein Fundament legt nicht jeder Monitor-Controller in dieser Preisklasse.
Zwischendurch sei erwähnt, dass die Klangqualität auf allen Wegen zum Besten zählt, was es im Reich der Monitor-Controller gibt. Gut, dass der integrierte D/A-Wandler für den AES- oder S/PDIF-Input hier nicht zurücksteht. Auch mit der smoothen, absolut gleichmäßig laufenden Lautstärkereglung sowie den Relais-gestützt stummen Ein- und Ausschaltvorgängen werden Punkte gesammelt.
Außergewöhnlich sind die Funktionen zum Überprüfen einer Mischung in erstaunlich vielen Aspekten. Die Krönung sind eine schaltbare Polaritätsumkehr für den linken Kanal (im Verbund mit dem Mono-Button grüßt die M/S-Stereofonie), das Vertauschen von L/R und besonders die isolierenden Filter zum fokussierten Abhören von Bässen, Mitten und Höhen. Einzigartig.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die separat vom Hauptlautstärkeregler und stets umschaltbare Preset-Lautstärke – für Referenzpegel nach Belieben, die zusammen mit kalibrierten Lautsprechern das Mastering von mehreren Stücken mit einheitlicher Lautheit ermöglichen.
Abgerundet wird das Ganze durch eine starke Talkback-Sektion (internes Mikro + Inputs für ein externes Mic und einen Fußschalter) sowie feinste Verarbeitung und Haptik.
Da ich rein gar nichts entdeckt habe, was das Bild trübt, stehen im Drawmer MC3.1 Testbericht auf delamar exzellente fünf von fünf Punkten zu Buche. Diese Monitor-Controller bietet alles, was ein fortgeschrittenes Exemplar dieser Gattung leisten muss. Zudem klingt er makellos und mit seinen ausgefeilten Klangkontrollen betritt er festen Schrittes Neuland. Für all das sind knapp 1.000 Euro voll angemessen.
Features Drawmer MC3.1 Review
- Hersteller: Drawmer
- Aktiver Monitor Controller
- Eingänge
- 4 x XLR/6,3 mm (2 L/R-Paare)
- Cinch (L/R)
- XLR/6,3 mm für AES oder S/PDIF (max. 24 Bit & 192 kHz)
- 6,3 mm für ein externes Talkback-Mikrofon
- 6,3 mm für einen Fußschalter
- Ausgänge
- 6 x XLR (3 L/R-Paare für Studiomonitore)
- 1 x XLR für einen Subwoofer oder einen Mono-Lautsprecher
- 2 x 6,3 mm (Stereo) für Kopfhörer A & B
- 2 x 6,3 mm (L/R) für den Cue-Mix
- 1 x 6,3 mm für Talkback
- Talkback-Mikrofon integriert
- Separater Referenzpegel einstellbar und per Knopfdruck abrufbar
- Solo-Abhören von Bässen, Mitten und Höhen
- Dim, Mono, Polaritätsumkehr und L/R-Vertauschung zuschaltbar
- Stummschaltung für das Gesamtsignal und links/rechts möglich
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