Drawmer 1978 Testbericht
Stereo-Kompressor & Klangformer

Drawmer 1978 Testbericht

Viel Dynamik auf einer Höheneinheit - der Kandidat im Drawmer 1978 Testbericht auf delamar

Was ist es?

Der Drawmer 1978 ist ein analoger Stereo-Kompressor für das Tonstudio, untergebracht auf einer Höheneinheit für 19-Zoll-Racks. Die so genannte FET-Technologie (»Feldeffekttransistor«) kommt zum Einsatz.

Neben der Kompressoreinheit findest Du einen Sättigungsregler für Obertonanreicherungen (dezente Sättigung bis Verzerrung) sowie einen ungewöhnlichen 2-Band-EQ mit der Option zum externem Sidechain-Input.

Dieser Effektprozessor ist zum Straßenpreis von 985,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.


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Drawmer 1978 Testbericht

Erster Eindruck vom Drawmer 1978

Sauber gefertigt zeigen sich die Gehäusekomponenten. Die stufenlosen Drehregler sitzen hervorragend fest und laufen mit einem sehr angenehm bemessenen Widerstand, nur die beiden gerasterten Potis zur Wahl der EQ-Frequenzen wackeln ein wenig.

Nach längerer Betriebszeit erwärmt sich dieser Dynamikprozessor, wird aber keineswegs heiß. Die Platzierung in der Mitte eines gefüllten Racks ist bedenkenlos möglich, sofern die angrenzenden Geräte nicht gerade extreme Hitzköpfe sind.

Die kleinen VU-Meter für das linke und rechte Ausgangssignal werden ausreichend stark in klassischem Orange illuminiert. Für alle Schalter des Drawmer 1978 gibt es sehr leuchtkräftige LEDs.

Kompression

Wie bei den meisten Kompressoren findest Du Regler für Threshold und Ratio, letzterer reicht bis 10:1, was auch für sehr heftig tönende Kompression (z.B. für Drums) ausreicht. Dazu kommen ein auf Wunsch recht schnell zupackendes Attack (0,2 bis 100 ms) und Release (50 ms bis 3,5 s). Per Knopfdruck wechselst Du von einer logarithmischen zu einer linearen Kurvenform für die Ausschwingphase.

Drawmer 1978 Testbericht

Erfreulich groß ist der klangliche Spielraum mit all diesen Bedienelementen

»PGM« fügt eine zweite, langsamere Release-Kurve in Abhängigkeit des Eingangssignals hinzu, mit der sich das heftige »Pumpen« bei starker Kompression etwas eindämmen lässt. »Smooth« aktiviert einen zusätzlichen Schaltkreis zur Verlangsamung des ersten Release-Zyklus‘, was Verzerrungen bei tieffrequenten Signalen (z.B. E-Bass und der »Bauch« von Kickdrums) abschwächt. Und dann wäre da noch »Channel Link«, was ein weiträumigeres Stereobild zeichnet. Bis auf die letztgenannte wirken diese Extrafunktionen sehr dezent (und nur bei extrem kurzen Release-Zeiten).

Alle Arten von Instrumenten, Stimmen und deren Mischungen können gleichermaßen gut skulpturiert werden. Für mich bleiben keine Wünsche offen.

Eine achtstufige LED-Kette zeigt die Stärke der Gain-Reduktion. Die letzte LED (hier: die ganz links) leuchtet bei -20 dB auf, die Abstufung ist also fein genug für ein gutes Arbeiten mit dem Gerät.

Saturation

Stufenlos hinzumischen lassen sich Obertöne zweiter und dritter Ordnung, was von leichter Sättigung für einen etwas wärmeren Sound bis hin zu (über-)deutlicher Verzerrung führt. Genau wie bei der Kompression ist die Stärke der Saturation stark von den Pegelständen des Eingangssignals abhängig.

Sehr schönes Detail: Bei starker Verzerrung werden die VU-Meter rot illuminiert – wenn das Rot stets nur stellenweise kurz aufblitzte, war für mich im Test der Sweet-Spot erreicht.

Sidechain-Equalizer

Die Regler der Sektion »Shaping« verhalten sich anders als eine schlichte EQ-Beigabe bei Channel Strips oder Kompressoren mit Extraausstattung. Zwar wirkt er wie ein statischer EQ mit einem Gain-Maximum von jeweils +3 dB, doch wirken sich die Eingriffe gleichzeitig auf das Frequenzspektrum des Steuersignals aus.

Drawmer 1978 Testbericht

Die Anschlussmöglichkeiten: »straightforward«, gleichwohl mit Sidechain-Inputs

Darüber hinaus hast Du die Option, ein externes Effektgerät über die rückseitigen Insert-Buchsen einzuschleifen. So kann alternativ ein separater EQ genutzt werden, um das Steuersignal für den Kompressor abzustimmen.

Dank der variabel einstellbaren Frequenzlagen und den teilweisen Überlappungen der beiden Filter hatte ich nie das Gefühl, mehr als zwei Bänder zu benötigen. Die Bedienung bleibt einfach, ohne dass die Flexibilität auf der Strecke bleibt. Alles in allem ist der Sound angenehm unaufdringlich und gleichzeitig lässt sich das Klangbild bei Bedarf durchaus deutlich umgestalten.

Globale Signalkontrolle beim Drawmer 1978

Eine der größten Stärken liegt im Workflow und quasi auf der Metaebene der Klangformung. Zum einen findest Du einen An/Aus-Schalter für die Shaping-Sektion. Außerdem gibt es einen Bypass-Knopf zum sofortigen Deaktivieren sämtlicher Effekte und einen Dry/Wet-Regler zur stufenlosen Mischung zwischen trockenem und effektbearbeitetem Signal. Bestens für Techniken wie parallele Kompression, die Feinabstimmung und zur Prüfung der Sinnhaftigkeit des Effekteinsatzes überhaupt.

Abschließend ist zu loben, dass das Signal auch bei ausgeschaltetem Gerät durchgeschleift wird. Sehr willkommen bei einer einfachen seriellen Verschaltung deines Outboard-Equipments vor der Abhöranlage. Beim Ein- und Ausschalten entstehen keine Störgeräusche.

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Fazit zum Drawmer 1978 Test

Der Drawmer 1978 ist ein sehr fähiger Kompressor, der konsequent für die Bearbeitung von Stereosignalen ausgelegt ist – und durch seine im Folgenden kurz geschilderte Flexibilität auch für den Gesamtmix beim finalen Abmischen oder (Pre-)Mastering. Der Kompressor als Hauptbestandteil bietet mehr als ausreichende Parameterreichweiten für starke, schnell zupackende Dynamikbearbeitung.

Drawmer 1978 Testbericht

Kommen wir zum Finale im Drawmer 1978 Testbericht…

Darüber hinaus stehen drei Buttons für alternative/zusätzliche Release-Charakteristika zur Verfügung. Sie sind vor allem bei extrem kurzem Release, starkem Threshold und hoher Rate nützlich, um Verzerrungen zu lindern. Dazu kommt ein Modus, der auf sehr angenehme Art und Weise für ein weites Stereobild sorgt – sehr fein.

Die Sättigung und insbesondere der ungewöhnlich wirkende Equalizer (teils wirkt er auf die interne/externe Sidechain, teils wie ein normaler EQ) sind tolle Boni, mit denen Signale umfassend veredelt werden können.

Einerseits im Workflow, andererseits bei der Klangformung begeistern mich 1.) der Dry/Wet-Regler zur Mischung des trockenem mit dem Effeksignal, 2.) der Bypass-Button Letzteres und 3.) der An/Aus-Knopf des EQs. So kannst Du das Signal bequem abschmecken, schnelle A/B-Vergleiche sind möglich und parallele Kompression à la »New York style« lässt sich realisieren.

Mag sein, dass der Kompressionscharakter oder EQ nicht unbedingt dein Fall ist oder dass Du dir eine absolut exquisite Verarbeitung wünschst (konkret: felsenfest sitzende Potis). Ansonsten gibt es nichts zu beanstanden – das Gerät ist flexibel, klanglich in den meisten Situationen überzeugend und macht Freude.

All das auf einer Höheneinheit mit VU-Metern, nicht schlecht. So gibt es die volle Packung – fünf von fünf Punkten im Drawmer 1978 Testbericht auf delamar.

Drawmer 1978 Features

  • Analoger FET-Kompressor
  • Für 19″-Racks (1 HE)
  • Stereobearbeitung
    (Kanäle nicht getrennt regelbar)
  • Threshold, Ratio, Attack, Release
  • 4 Schalter für verschiedene Charakteristika
  • Sättigung stufenlos regelbar
  • 2-Band-EQ für Sidechain- (intern/extern) + Audiosignal
  • Wet/Dry-Regler zur stufenlosen Mischung mit dem Originalsignal
  • Eingänge: 2 × XLR
  • Ausgänge: 2 × XLR
  • Maße: 482 x 88 x 202 mm
  • Gewicht: 2,7 kg
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Drawmer 1978 Test

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