D16 LuSH-101 Testbericht
Ein (fast) analoger Traum

D16 LuSH-101 Testbericht

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Was ist es?

Beim D16 LuSH-101 handelt es sich um ein polyphones virtuelles Instrument, das auf dem populären analogen Synthesizer Roland SH-101 basiert. Jedoch gibt es viele Neuerungen und Verbesserungen im Vergleich zum Original. Das Plugin für Windows & Mac OS X spricht dabei vor allem die Produzenten elektronischer Musik. Die Schnittstellen VST und AU werden unterstützt, wobei es auch native 64-Bit-Versionen gibt. RTAS ist in Planung.

Der Preis beträgt 135,- US$ (inkl. MwSt.), zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Artikels waren das umgerechnet knapp 105,- Euro.

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Mächtiger Synthie – unser D16 LuSH-101 Testbericht ist da


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Am Anfang war die Hardware


Passend dazu


Der mit 32 Tasten monophone analoge Synthesizer Roland SH-101 verfügte zu seinem Erscheinen in den frühen 1980er Jahren über einen Oszillator mit drei Wellenformen, einen LFO, Sequenzer/Arpeggiator und weitere Gimmicks. Früher wie heute wird der beliebte Klangerzeuger von bekannten Musikern immer wieder aus dem Schrank gezogen. Darunter Eurythmics, Chromeo, Daft Punk, The Prodigy, Jean Michel Jarre u.v.a.

Der Klang dieser Maschine ist also weitreichend bekannt und nahezu zeitlos. Ein guter Grund für den Hersteller, den Wiedererkennungswert nicht »nur« auf den Klang zu reduzieren, sondern auch die Oberfläche so nah wie möglich am Original zu halten. Zum Verkauf stand damals auch ein Griff, welcher an den SH-101 anmontiert werden konnte. Durch ein Batteriefach konnte der Synthie dann wie eine Gitarre gehalten werden.

Freilich, heutzutage fehlt dieser Griff im Lieferumfang des LuSH-101, wohl auch aus dem Grund, dass es etwas uncool aussähe, klemmten wir uns alle den Laptop oder den Desktop-PC vor den Wanst. So bleibt es ein reiner Softsynthie, zu Recht.

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Das Vorbild: Der Roland SH-101

Installation

Die Installation selbst erwies sich als absolut problemlos. Ein Zip-Archiv galt es zu entpacken, das Setup auszuführen, und loszulegen. Es gibt keinen Dongle oder USB Stick. Lediglich eine Registrierung auf der Homepage von D16 Group war notwendig. Abgesehen davon existiert auch keine Online-Pflicht.

 

Das GUI

Bereits auf den ersten Blick lässt sich erkennen dass das Original hier nicht kopiert, sondern immens erweitert wurde. Während nämlich der gute alte SH-101 eher minimalistisch daherkommt, gibt’s hier gleich die volle Ladung an Routing, Modulen und Layern. Das Ding auszureizen, würde bedeuten, einen so voluminösen Sound zu erhalten, das alles dahinter praktisch kaum noch im Mix hörbar wäre.
Im Umkehrschluss bedeutet das eine solche Vielzahl an Möglichkeiten, dass es schon fast unendlich erscheint.

Wären da nicht ein paar kleine Dinge anzumerken, die ich später näher beleuchten werde. Auf den ersten Blick jedenfalls finden sich Freunde des Roland schnell zurecht. Die gesamte Oberfläche wurde rein optisch an die Vorlage angepasst. Jeder Poti, jeder Druckknopf, Jeder Regler.

Die Fülle an Reglern, Potis und Buttons bringt so manchen Programmierer schnell an die Grenzen einer MIDI-Schnittstelle. Zudem die Layer – acht an der Zahl – die Einstellmöglichkeiten noch vervielfachen. Doch Hand aufs Herz, wer automatisiert denn wirklich jede einzelne Eventualität? Ich bin da eher spartanisch und begnüge mich mit einem Grundsound, der mittels einfachster Einstellungen variabel ist.

Und ja, das kann dieses Stück Software durchaus. Speziell an dieser Stelle gefällt das Handling per Mausrad. Ich klicke einen Regler an, und muss nicht unnötig vorsichtig an jenem herumschieben, sondern bediene ihn ab sofort nur noch mit der scrollenden Maus. Praktisch hierbei erwies sich übrigens meine Maus, bei der ich die DPI umstellen kann.

Was auf dem Screenshot sehr schnell in das Blickfeld gerät, sind die drei großen Knöpfe neben dem LuSH-Schriftzug. Besonders »Modulation Matrix« und »Master Mixer« klingen spannend. Dazu werde ich später noch Genaueres nachreichen. Zunächst sei erwähnt, dass trotz der vielen Einstellungen und dem entsprechend großen GUI dank der Beleuchtung der Regler, LEDs etc. eigentlich nie die Übersicht verloren gehen kann. Weiterhin haben die Entwickler bereits kurz nach Erscheinen des Plugins einen Patch veröffentlicht, der es möglich macht, die Softwaretastatur einzuklappen. Dadurch verschlingt die Nutzeroberfläche nicht so viel Platz auf dem Monitor, praktisch!


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Bedienelemente zur Synthese & Modulation

Je zwei Hüllkurven und LFOs bedeuten einen Zuwachs gegenüber dem Roland SH-101. Die Hüllkurven sind in der Polarität umschaltbar und dürfen via Trigger, Gate oder einem der LFOs angesprochen werden. Letztere werden über die Parameter Trigger, Gate, Arpeggiator oder None zu ansprechenden Arbeitsumgebungen. Neben vier Wellenformen plus Random und Noise dürfen wir sie auch an das herrschende Tempo binden.

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Das Herzstück für die Synthese und Modulation

Der Arpeggiator erlaubt es dir, in sieben Stufen von einer Ganzen auf eine 64stel-Note zu wechseln. Vier Richtungen sowie eine Zufalls- und Maximalfunktion stehen zur Auswahl. Möchtest Du nur das Gate nutzen, kann er aber auch am selben Poti abgeschaltet werden. Habe ich erst einmal die Range (bis zu vier Oktaven) und die Wiederholungen eingestellt, gibt es klickbare LEDs, um Note on/off zu gewährleisten. Die Eigenschaft »Clear Keys« wird dabei auf drei Möglichkeiten umgestellt oder gar abgeschaltet. Dies soll unliebsame Nebeneffekte von Wiederholungen dezimieren. Bleiben noch Shuffle inkl. Chord-Funktion und der obligatorische Gate-Regler, welcher die Länge der gespielten Noten trimmt. Alles zu- oder abschaltbar. Gelungene Ideen lassen sich als Arpeggiator-Patch speichern und jederzeit wieder aufrufen. Gerne dürfen auch die Werkseinstellungen als Basis herhalten.

Pitch/Sync und Pulse durchlaufen vor dem imposanten Filter einen Mixer, der nochmal zwischen Basiswellenformen und einem Suboszillator (zum Anreichern der Tiefen) unterscheidet. Hier darf auch gerne nochmal etwas Noise hinzugefügt werden. Für Freunde der Trance-Musik dürfte die auf Knopfdruck angelieferte Supersaw interessant sein. Die klingt sehr hart und bissig, fast schon zu gewaltig. »Aber noch innerhalb der normalen Parameter, Mr. Data.«

Zum Filter. Bei der etwas weicheren Version »Normal« sind die Spitzenwerte von Cutoff und Resonanz gleichbleibend, während der Modus SH-101 eher die Besonderheiten des Originals emuliert. Ich konnte einen Unterschied erkennen – der SH-101-Modus wies eine höhere Dynamik auf und klang etwas spannender. Eben ein wenig unberechenbarer und noch analoger als zuvor.

 

Presets und Co.

In meinen Ohren ist jedes einzelne der mitgelieferten Presets liebevoll und professionell erstellt. Es gibt keinerlei »Platzhalter«, um die Fülle an Sounds nur zu bereichern. Da wird fast jedes noch so kleine Quäntchen an Möglichkeiten mit tollen Ideen aufgezeigt. Teilweise findet man sich in den sehr frühen Jahren der Synthies wieder und wird beim Durchzappen in neuere Sphären wie Techno, Dubstep, D’Bass etc. versetzt. Ich habe die Presets nicht durchgezählt, aber es sind immens viele – wohl an die 1.000 Voreinstellungen, die dazu einladen, an Ihnen weiter zu experimentieren.

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Die Layer-Einstellungen

Über die Layer wirst Du Abschnitt mehr lesen. Nur kurz dazu: Ausgang, MIDI-Kanal, Tonhöhe und Notenbereich können für jeden Layer eingestellt werden. Timbre ist ein Ausdruck, der vom Original übernommen wurde und mit Preset übersetzt werden kann. Unterteilt in die wichtigsten Klangarten wie Drums, Bass, Synthie, Orchester etc. Voices umfasst die Anzahl der Stimmen im aktuellem Layer, also die Polyphonie, sowie einen sehr guten Unisono-Effekt.

Gleich daneben finden wir den obligatorischen Bereich für die Insert-Effekte (Phaser, Tremolo, Distortion, Chorus). Hier gibt es viel zu entdecken. Anhand der sehr guten Umsetzung aller Effekte vermute ich, dass D16 hier Ihre bereits bekannten und durchaus empfehlenswerten Einzeleffekte integriert hat. Die Qualität und diverse Hörproben sprechen dafür. Abgerundet wird diese Sektion mit den wichtigen Master-Kontrollen für Feintuning, Panning und Lautstärke, um nicht mit einem der Layer später im Mixer überfordert zu sein.

Die Layer und zwei neue Gesichter

Alles, was Du bisher gelesen hast, bezog sich auf einen einzelnen Layer, also lediglich eine Instanz der möglichen acht. Wie erwähnt, scheint es mir kaum möglich zu sein, alle acht Layer zu nutzen, so es denn keine »wall of sound« werden soll, die jeden Mix sprengt. Jede einzelne Instanz verfügt nochmals über eine Matrix. Und die hat es ebenfalls in sich, gleich mehr dazu. Zunächst ist noch ein kleines Manko zu berücksichtigen.

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Die Kopfzeile mit den übergeordneten Kontrollen

Selbst auf meinem i7 mit acht Prozessorkernen kommt LuSH brachial daher, die Ressourcen betreffend. Mehrfach musste ich meine Audiosoftware bzw. DAW neu konfigurieren, um ein knackfreies Erlebnis zu bewerkstelligen. Mein erster Gedanke: Wenn schon ein Layer 40% meiner Ressourcen zieht, wie sieht das dann mit dreien aus? Und was passiert, wenn ich meinen alten Zweikernrechner damit belaste? Erstaunlicherweise änderte sich nichts! Hier galt es, nachzufragen. D16 meldete umgehend zurück, dass das Problem bekannt wäre – es handle sich bei der immensen Auslastung um Unstimmigkeiten mit dem ASIO-Treiber, jedoch blieben die verwendeten und notwendigen Ressourcen stetig gleich, auch wenn ich alle Layer nutzen würde. In Zukunft solle sich dies ändern.

In der Modulationsmatrix kannst Du nach Lust und Laune routen. Wie im Screenshot zu sehen ist, habe ich einfach mal wild die Expression auf den Stereo Chorus gelegt, das Pitch-Rad kooperiert mit der Flanger-Präsenz, und der Nachhall schreddert den LFO-Grundsound. Alles das und noch viel mehr ist machbar.

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Die Modulationsmatrix

Dass hier nicht nur einzelne Module, sondern auch deren separate Eigenschaften bzw. Parameter miteinander verwoben werden können, macht mich glücklich. Hier vermerke ich ein ganz großes Plus, als Fan von Acid-Sounds sowieso. Acid auf Knopfdruck via Mausrad. Super!

 

Das Mischpult

Parametrischer EQ, Pan, Kompressor, 3 FX-Wege einschleifbar (in & out). Multipliziert mit 8, also mit der Anzahl der Layer. All das verbirgt sich hinter dem gelben Button »Master Mixer«. Reicht das für einen Synthie? (Anm.: Du beliebst zu scherzen, oder?) Dicke! (Anm. d. Red.: So sieht’s aus.) Fast schon unnötig zu erwähnen, dass der EQ auch gerne abgeschaltet werden könnte. Beispielsweise für den Vorher-Nachher-Vergleich mit einem Klick.

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Das Mischpult

Wer sich tatsächlich NOCH mehr Effekte wünscht, kann sich ja nicht zuletzt im Freeware-Bereich umschauen und die Signalkette dann gegebenenfalls erweitern. Wozu hat man denn eine DAW? Eben.

 

Sound

Zum ersten Mal in diesem Test komme ich an einen Punkt, der das reine Gehör betrifft. Und was ist schwieriger, als einen Klang zu beschreiben? Beginnen wir doch einfach mit den klassischen SH-101 Sounds aus den 80ern. Ich persönlich finde kaum einen Unterschied. Der Basisklang der 101 wurde in diesem Fall wirklich sehr gut getroffen, ein zusätzliches analoges Feeling gibt der besprochene Schalter für den Filtermodus.

À propos: Die Filter sind sehr knackig. Ganz anders als kreischende Waldorf-Veteranen, und doch nicht minder heftig bei Acid. Pads können bis ins Unendliche gesoftet und variiert werden. Auch wieder ein Vorteil, denn der D16 LuSH-101 strebt ja deutlich höhere Ziele an als die Urväter. Und das macht er prima.

In der Retro-Ecke wie auch für aktuelle Sounds wird annähernd alles abgedeckt. Die Power, die aus dieser Kiste schmettert, hatte ich nicht erwartet – druckvoll und immer zu Schandtaten bereit. Dabei doch warm und lieblich.

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Fazit zum D16 LuSH-101 Test

Primär geht der D16 LuSH-101 den Weg des Vorbilds von Roland weiter. Mehr Möglichkeiten, mehr Werkzeuge zum Ausleben deiner Kreativität, mehr unerwartete Elemente, und dabei immer auf den Schienen eines bestmöglichen Analog-Klangs in Softwareform. Ein kompletter Allrounder ist LuSH nicht. Will er auch gar nicht erst sein. Retro-Sounds im Hinterkopf und die 90er mit an Bord, kommt Lush auch im Jahr 2012 an, Supersaw sei Dank.

LuSH kann sich ganz sicher mit den allergrößten messen. Die Bedienung, die erweiterten Funktionen und die Qualität der Effekte sind eine Freude. Die Matrix entfacht dabei nochmals riesige Möglichkeiten, die auch in jedem einzelnem Layer separat beschäftigt werden können, und der Fantasie eines jeden Produzenten gewachsen sind. Nicht zuletzt sind die FX-Wege (Out & In) im Mixer eine nochmalige Dreingabe. Was die polnischen Entwickler hier gezaubert haben, hat ein starkes Fundament, Innovationsfreude, Kraft und nicht zuletzt Sinn.

Unschön ist mir allerdings der Ressourcenhunger aufgefallen. Netterweise versprach die D16 Group auf meine Anfrage hin Besserung; anscheinend ist man momentan dabei, nach einer Lösung für Multicore-Rechner zu suchen. Momentan jedoch läuft LuSH-101 lediglich auf einem Kern. Positiv sei trotzdem noch erwähnt, dass selbst bei mehreren Instanzen der Hunger nicht mehr deutlich wächst. Im Demosong zu diesem Test habe ich ganze zehn Stück genutzt.

Ohne die Limitierung der CPU-Ressourcen gäbe es ganz klar die volle Punktezahl im D16 LuSH-101 Testbericht auf delamar. Ein (fast) analoger Traum.

D16 LuSH-101 Features

  • Virtueller Synthesizer
  • Windows & Mac OS X
  • VST & AU
  • 32-fache Polyphonie
  • Acht Layer
  • Diverse Effekte integriert
Hersteller: D16
Produkt:

D16 LuSH-101 Test

Lesermeinungen (2)

zu 'D16 LuSH-101 Testbericht: Ein (fast) analoger Traum'

  • Torsten   21. Dez 2012   22:36 UhrAntworten

    Zitat :
    (Anm.: Du beliebst zu scherzen, oder?)
    Ich bin so frei :)

  • alex   20. Feb 2013   00:26 UhrAntworten

    das gui finde ich viel viel zu klein

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