Cubase 7 Testbericht
Lohnt sich das Update?
Von Carlos San Segundo
Cubase 7 Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Umfangreiche DAW-Software für (semi-)professionelle Anwender. Komplette Lösung für die Musikproduktion im (semi-)professionellem Bereich mit vielen Effekten und einigen virtuellen Instrumenten.
PRO
- Workflow deutlich verbessert
- Mixer sehr umfangreich und überwiegend gelungen
- Schnelle Suchfunktion für Listen
- Akkordspur ist innovativ
- CurveEQ mit Matching-Funktion
- Läuft stabil
CONTRA
- Akkordspur noch unausgereift
- Mixer teils unübersichtlich bzw. überladen
- Verbesserungswürdige Performance in der Mixeransicht
Für wen?
Fortgeschrittene und Profis, die mit einer umfassend ausgestatteten DAW-Software arbeiten möchten.
Was ist es?
Das uns vorliegende Cubase 7 ist die neueste Version der tradierten DAW-Software des Hamburger Unternehmens Steinberg, das inzwischen zu Yamaha gehört. In diesem Cubase 7 Testbericht beleuchten wir die prominentesten Neuerungen gegenüber der letzten Version 6.5, bewerten, wie gut diese gelungen sind und halten fest, für wen sich das Update etwa lohnen könnte. Zu den großen neuen Features gehören der stark überarbeitete und erweiterte Mixer und die Akkordspur, detaillierte Erklärungen gibt’s im Folgenden.
Lies auch: Cubase 11 Test
Die Vollversionen von Steinberg Cubase 7 und Cubase 7 Artist sind für 599,- Euro bzw. 299,- Euro über den Steinberg Shop erhältlich, während die Straßenpreise im Fachhandel bis zu 50 bzw. gut 20 Euro darunter liegen. Die unverbindlichen Preisempfehlungen für die Updates von Version 6.5 bzw. Artist 6 betragen jeweils 149,- Euro. Alle Preise sind hier inkl. MwSt. zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels angegeben.
Falls Du eine der Vorgängerversionen nach dem 25. Oktober 2012 aktiviert hast, erhältst Du das Update kostenlos.
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Cubase 7 Test
Mixer
Allem voran ist der neue Mixer eine eingehende Betrachtung wert. Die Überarbeitung ist enorm, das Design praktisch fast gänzlich neu und es sind mittlerweile derart viele Features versammelt, dass es selbst für einen langjährigen Nutzer eine ganze Weile braucht, um sich zurechtzufinden. Das neue Design wirkt zunächst recht unruhig. Doch das relativiert sich, gibt es doch die Möglichkeit, einzelne Sektionen bei Bedarf einzuklappen und so alles aus dem Weg zu räumen, was nicht gebraucht wird.
Sehr nett lässt sich die Funktionalität der stufenlosen Skalierung des Mixer-Fensters an. Ein wenig ruckelig geht das allerdings schon noch vonstatten, obwohl der delamar Audio PC immer noch zu den schnellsten gehört. Überhaupt fällt mir bei den Arbeiten zum Cubase 7 Testbericht an mehreren Stellen auf, dass viele Fenster in der neuen Version langsamer reagieren als noch beim Vorgänger. Sehr schade.
Das Killerfeature für mich ist etwa die neue Darstellung von Kanalzonen auf der linken Seite der virtuellen Mischkonsole sein. MIDI- und Audiospuren, Gruppen sowie Effektkanäle können hier sehr schnell ein- und ausgeblendet werden. Sehr fein ist auch, dass die im Projekt verwendeten Ordner an dieser Stelle ebenfalls angezeigt werden, was die Übersichtlichkeit weiter verbessert. Hier hat der Hamburger Hersteller sich ein bisschen bei Pro Tools und Studio One umgeschaut, die eine ähnliche Funktion schon lange anbieten.
Zu den weiteren netten Features des Mixers gehört in meinen Augen auch die neue Suchfunktion. Diese findet sich beispielsweise in der Spurenauflistung und im Dialog zum Einfügen von Plugins: Eine Suchbox mit »Find As You Type« findet sich hier, die sofort diejenigen Objekte auflistet, deren Namen die bereits eingegebenen Buchstaben enthalten. Dabei wird die Liste automatisch aktualisiert, wenn Du weitere Buchstaben eintippst oder entfernst. Genau solche Workflow-Hilfen sind es, die mich begeistern können und trotz der gewöhnungsbedürftigen Optik versöhnlich stimmen.
Im Mixer können Kanäle markiert werden und in eine neue Gruppe geroutet werden. Im Inspector geht das analog mit Ordnern, sehr komfortabel. Auch dass die virtuellen Fader-Kappen unterschiedliche Farben tragen (je nachdem, ob es sich um eine Audio-, Gruppen- oder FX-Spur handelt), ist ein hilfreiches Detail. Schließlich sei auch noch die neue Funktion zum Verknüpfen von Kanälen erwähnt: Hier lassen sich nun nicht nur Lautstärke, sondern auch andere Parameter wie Sends verknüpfen.
Steinberg Cubase 11 Test Video
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Effekte und Channel Strip
Auch wenn das neue Design des Mixers an einigen Stellen etwas unausgereift daherkommt, merkt man, dass sich der Hersteller Mühe gegeben hat. So geht beispielsweise eine vergrößerte Darstellung des grafischen Equalizers auf, wenn Du mit dem Mauszeiger über die Miniaturdarstellung gehst. Und in dieser Darstellung lassen sich auch die Bänder mit der Maus einstellen.
Zu den Effekten des Channel Strip nur so viel: Für Musiker und angehende Produzenten, die noch keine externen Plugins haben, kommen die mitgelieferten Tools gelegen. Sie klingen gut und erfüllen ihren Zweck. Aber wer bereits gute externe Plugins besitzt, wird auch in Zukunft lieber mit diesen weiter arbeiten. Für die mitgelieferten Effekte stehen zahlreiche Presets für die typischsten Anwendungsszenarien zur Verfügung.
Der neue Channel Strip bzw. dessen Kanalzugeffekte (Noise Gate, Kompressor, EQ, Envelope Shaper, Saturation, Limiter) lassen sich in beliebiger Reihenfolge anordnen, der Signalfluss geht also nicht starr von A über B nach C. So kannst Du beispielsweise den Equalizer vor oder nach dem Kompressor ganz flexibel einsetzen oder den Limiter an den Anfang der Kette setzen. Das Ganze lässt sich per Drag & Drop realisieren und ist intuitiv gelöst.
In Sachen Übersichtlichkeit lässt sich hier sicherlich noch einiges rausholen. Je mehr der Effekte des Channel Strips angeschaltet werden, desto unübersichtlicher wird der Mixer. Dazu kommt, dass einige der Bedienelemente so klein geraten sind, dass der Nutzer schon genau hinschauen muss, um deren Zustand zu erkennen.
Weitere Features im Cubase 7 Mixer
Sehr spannend für das Abmischen von Songs sind die A/B-Vergleichsmöglichkeit und der globale Bypass für sämtliche Audioeffekte. Auch die integrierte Lautheitsmessung ist ein nettes Feature, das ich wohlwollend zur Kenntnis genommen habe. Zwar werden die wenigsten Cubase 7 als das Standardwerkzeug für ein Mastering verwenden, doch ich selbst nutze es in der Tat für den kreativen Teil des Masterings.
Es gibt vier Slots, in denen Du verschiedene Konfigurationen der Mixeransichten speichern kannst. Sehr schön, doch warum gibt es das nur innerhalb eines Projekts? Systemübergreifende Presets hätten trotz der personalisierbaren Arbeitsbereiche nicht geschadet.
Insgesamt hat Steinberg mit dem Cubase 7 Mixer einen Riesensatz nach vorn gemacht, keine Frage. Doch gerade bei ausgeklappten Kanalzugeffekten entsteht ein solcher Wust aus Bedienelementen auf dem Bildschirm, dass die Übersicht klar drunter leidet. Es hätte sicherlich nicht geschadet, etwas mehr Zeit in die grafische Gestaltung zu stecken.
Akkordspur
Mit der Akkordspur hält etwas erfrischend Neues Einzug in Cubase. Damit kann ein globales harmonisches Leitmuster für ein Projekt erstellt werden, an dem sich alle MIDI-Spuren orientieren. Doch halt, nicht nur aller MIDI-Spuren – auch die mit VariAudio 2.0 (dem Pendant zum Celemony Melodyne editor, das optimiert wurde) untersuchten Audiospuren kannst Du der Akkordspur entsprechend automatisch in der Tonhöhe umformen lassen.
In der Theorie prima, doch in der Praxis noch etwas unausgegoren. In einigen Versuchen zum Cubase 7 Testbericht wurden die zu entschlüsselnden Tonarten einfacher Arpeggios nicht erkannt, sondern nur Akkorde mit gleichzeitig startenden Einzeltönen. Zudem versteht die DAW-Software bei komplexeren, ungewöhnlichen Akkorden vorerst nur Bahnhof und scheint dann zu »raten« – mit teilweise witzigen Falschklassifizierungen.
Nun, immerhin funktioniert die manuelle Editierung der Akkordspur gut und schon wiegen diese Ungereimtheiten nicht mehr ganz so schwer. Bringst Du dann die Akkordspur zur Anwendung, stellt sich heraus, dass jegliches Material, das nicht straff quantisiert wurde, unzureichend modifiziert wird.
Weiterhin gibt es einen Akkordgenerator – die im derzeitigen Entwicklungsstand wirklich gewinnbringende Art und Weise, eine Akkordspur zu erstellen. Als Inspirationsquell und kleines Helferlein für die Erstellung von Akkordfolgen sehr schön, vor allem Anfänger werden sich über diese Funktion freuen.
Voxengo CurveEQ
Der frisch für Cubase 7 lizenzierte Voxengo CurveEQ ist ein bewährter Equalizer unorthodoxer Art: Mit drei Kurven oder über einen Freizeichenmodus kann der Frequenzgang bearbeitet werden. Der für den Hersteller typische Bedienkomfort, Features wie der A/B-Vergleich, die integrierte Spektraldarstellung, ein Minimum-Phasen-Modus und mehr werten das Plugin auf.
Richtig spannend wird es spätestens bei der Matching-Funktion. Damit kannst Du den spektralen Gehalt des Inputs analysieren lassen, um das so erstellte Profil anschließend auf einen andere Spur anzuwenden und diese dementsprechend eine ähnliche Klangfarbe zu verpassen. Wer neugierig geworden ist, kann sich das Plugin ja auch schon einmal separat auf der Website von Voxengo herunterladen und an die Demoversion Hand anlegen.
Steinberg Hub
Aha, das erinnert doch auch etwas an Studio One. ;) Genau wie bei der aufstrebenden DAW von PreSonus gibt es nun auch in Cubase gewissermaßen einen Willkommensbildschirm, der in zwei Bereiche geteilt ist. Auf der linken Seite finden sich eine Auflistung mit Nachrichten vom Hersteller (beispielsweise über Updates) und seinen Produkten sowie ein Bouquet aus Tipps, Tricks und Tutorials.
Rechts hast Du hingegen Zugriff auf vorgefertigte Blanko-Projekte, die Voreinstellungen für allerlei typische Anwendungszwecke bei Recording, Notensatz, Produktion, Mastering und mehr bieten. Ganz nett und übersichtlich gestaltet, aber kein wirkliches Muss.
Für alle, die es lieber traditionell möchten: Der Hub lässt sich auch deaktivieren.
Sonstiges im Cubase 7 Testbericht
Es gibt noch unzählige weitere Neuerungen, die an vielen Stellen für Feinschliff und Optimierung im Workflow sorgen – die komplette Auflistung wäre wenig zielführend, vielmehr verweisen wir auf die auf der Website von Steinberg einsehbare Versionshistorie und nicken zufrieden, dass sich doch eine ganze Menge getan hat.
Auch ist hervorzuheben, dass Cubase 7 während unseres Tests weitestgehend stabil lief. Abstürze gab es keine, nur beim Schließen hängte sich die aktuelle Version 7.0.1 ab und an mal auf. Ansonsten war alles so, wie es sollte und die etwas langsame Performance der Mixeransicht sei angesichts der Verbesserungen im Workflow verziehen. Version 7 kann übrigens separat installiert und ausgeführt werden.
Was die Ausstattung mit virtuellen Klangerzeugern angeht, werde ich auch mit der aktuellen Version nicht so richtig warm. Da können einige Mitbewerber einfach mehr bieten für das Geld. Bei der Installation wird im Übrigen nach wie vor nicht gefragt, wohin die Sound Library installiert werden soll und so landen wieder die vielen Sounds und Loops auf meiner Partition C:, wo ich sie aufgrund Platzmangels wieder manuell auf eine andere Partition verschieben muss, was aber anstandslos und mit relativ wenig Aufwand funktioniert.
Das neue VariAudio 2.0 funktioniert sehr gut und dürfte für alle ohne externen Plugins ein wahrer Segen sein. Bei kleineren Änderungen ist es kaum bis gar nicht hörbar, doch mit der Transparenz von Celemony Melodyne kann es dann doch nicht mithalten. Das ist aber angesichts des Preises der DAW vollkommen in Ordnung.
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Cubase 7 Test-Fazit
Eine Menge Neuerungen bringt das Update mit sich. Schnell wird klar, dass sich fast alles um den neuen Mixer in Cubase 7 dreht. Dieser ist so umfangreich ausgestattet und wurde in seinem Workflow dermaßen verbessert, dass jeder, der gerne Songs in dieser DAW-Software mischt, das Update alleine deswegen erwerben sollte. Neben den neuen Kanalzugeffekten sticht unter anderem heraus, dass die Oberfläche endlich frei skalierbar ist. Auch die schnelle Suchfunktion in den Listen ist wirklich Gold wert.
Die Kanalzugeffekte werden Einsteiger ohne externe Plugins sehr glücklich machen, doch die Übersichtlichkeit im Mixer leidet unter den vielen Drehreglern und Knöpfen. Diese wurden teilweise sehr klein dimensioniert und können natürlich nicht mit dem Mixer-Fenster skalieren. Die Performance der Dialogfenster darf gerne in einem der nächsten Updates überarbeitet werden. Selbst auf meiner Maschine mit einem noch immer sehr schnellen i7 980X braucht es merklich länger, das Kanalfenster zu öffnen als noch beim Vorgänger.
Zu den weiteren attraktiven Werkzeugen gehören sicherlich die Lautheitsmessung oder der CurveEQ aus dem Hause Voxengo, der mit seiner Matching-Funktion Terrain betritt, das von anderen DAWs kaum bis gar nicht erkundet wurde. Die Akkordspur ist ein potentiell hochinteressantes Feature, das mächtige kompositorische Möglichkeiten eröffnen wird, sobald es vollständig ausgereift ist. Leider gibt es noch einige Ungereimtheiten bei der Erkennung von Akkorden oder umgekehrt bei der Umsetzung der Akkordspur auf anderen Tracks.
Alles in allem bleibt bei mir der Eindruck zurück, dass der Hersteller sich mit einigen neuen Features in den letzten Versionen mehr dem Einsteigermarkt zuwendet, gleichzeitig aber auch den (semi-)professionellen Kundenkreis mit den Verbesserungen im Workflow entgegenkommen möchte. Wer auf moderne grafische Darstellung und andockende Fenster gehofft hatte, wird nach wie vor nicht fündig – alle anderen erhalten eine sehr gute DAW-Software, die in Sachen Preis/Leistung mit vier von fünf Punkten im delamar Cubase 7 Testbericht wegkommt.
Features Cubase 7 Review
- Hersteller: Steinberg
- DAW-Software
- Windows & Mac OS X
- Recording, Mixing & Editing
- eLicenser erforderlich
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