beyerdynamic Custom Studio Testbericht
Studiotauglicher Kopfhörer
Was ist es?
Beim beyerdynamic Custom Studio handelt es sich um einen dynamischen Kopfhörer in ohrumschließender, geschlossener Bauweise. Wie der Name verrät, ist er für den Studiogebrauch konzipiert und kann personalisiert werden. Eine Besonderheit stellen die beiden Schieberegler an den Ohrmuscheln dar – mit ihnen kannst Du die Bassstärke in vier Stufen regulieren.
Zudem kannst Du (wie bei allen Vertretern der Custom-Serie) fesch gestaltete Seitenteile sowie Ohr- und Bügelpolster anbringen. Sie sind beim Hersteller erhältlich und verleihen deinem Modell eine starke persönliche Note.
Dieser Kopfhörer ist zum Straßenpreis von 199,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Musikalienhandel zu haben.
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beyerdynamic Custom Studio Testbericht
Lieferumfang beim beyerdynamic Custom Studio
Der Lieferumfang ist außergewöhnlich, passend zur Idee des personalisierbaren Kopfhörers: Du findest einen Anstecker aka Button (Aufschrift »BYR DYNAMIC«) und einen kleinen Sechskantschlüssel zum Befestigen der Seitenteile mit individuellen Touch. Weiterhin ein desinfizierendes Reinigungstuch und einen Tragebeutel mit einem transparenten Außenfach, in den Du ein Kärtchen mit Name, Adresse & Co. schieben kannst.
Verarbeitung
Kopfbügel, Polster und Gabel sind sehr ähnlich gefertigt wie bei unserem bewährten 770er (siehe hier: beyerdynamic DT 770 PRO Testbericht … und bei allen verwandten Modellen) und machen einen genauso langlebigen Eindruck.
Nur der frische beyerdynamic DT 1770 PRO spielt in einer noch höheren Liga, ist aber auch zweieinhalbmal so kostspielig.
Verkabelung
Sehr erfreulich: Das Kabel ist abnehmbar. Das ist mittlerweile (und in dieser Preisklasse) nicht unüblich. Aber meine Freude wuchs erheblich, als ich die Verbindung zwischen Kabel und Ohrmuschel sah.
Es handelt sich nämlich um einen gewöhnlichen kleinen Stereoklinkenstecker, so dass jedes x-beliebige Kabel dieses Typs als Ersatz genutzt werden kann. Vorausgesetzt, dass zumindest einer der Stecker relativ schlank und nicht angewinkelt ist.
Bis auf einen kleinen Abschnitt an beiden Enden ist das Kabel gewendelt (spiralförmig). Es ist dick ummantelt und für den Anschluss an die Klangquelle findet sich abermals ein kleiner Klinkenstecker mit Gewinde plus Schraubadapter auf 6,3 mm. Beide Stecker und der Adapter sind vergoldet.
Selbst wenn dir das Kabel oder allgemein dessen Länge/Form nicht zusagt, kannst Du es wie erwähnt so leicht ersetzen wie bei kaum einem anderen Kopfhörer. Perfekt!
Tragekomfort
beyerdynamic steht für bequeme Kopfhörer, jedenfalls aus meiner Warte – der beyerdynamic Custom Studio bestätigt mir diesen Eindruck auf ein Neues. Der Anpressdruck ist moderat, die Anpassbarkeit an die Kopfgröße ausreichend gegeben (Gabeln je ~4,5 cm weit herausziehbar), die Velourspolster sind angenehm und die Bügelpolsterung schmeichelt meiner Fontanelle.
Da auch das Gewicht (287 g) recht niedrig ist, steht langen Sessions mit hohem Wohlfühlfaktor nichts entgegen. Abgesehen vom Fakt, dass geschlossene Kopfhörer mit Velourpolster naturgemäß einen etwas höheren Wärmestau verursachen.
Schallisolierung und Leistung
Die Abschirmung vor Umgebungsgeräuschen ist recht hoch, in etwa auf dem Level des hauseigenen DT 770 PRO (ebenfalls mit Velourspolstern). Auch wenn in der neutralen Basseinstellung eine Spur mehr Höhen durchsickern, erfüllt die Isolation im Studio ihren Zweck – richtig gelesen, der Bassregler zeichnet in geringem Maße auch für die Schallisolierung verantwortlich (höchste Bassstufe = höchste Isolation).
Die Leistung des beyerdynamic Custom Studio ist überdurchschnittlich hoch, so dass mit allen Arten von Ausgabegeräten laut genug gelauscht werden kann. Der Verwendung am MP3-Player sollte nichts im Wege stehen.
Klang im beyerdynamic Custom Studio Testbericht
In der niedrigsten Basseinstellung wird alles unter 100 Hertz kontinuierlich stärker abgeschwächt, je tiefer die Frequenzen werden. In der Regel ist dieser Modus selten zu empfehlen, da er weder dem Studiogebot der Neutralität folgt, noch wirklich Spaß beim Musikgenuss bereitet. In sehr lauten Umgebungen könnte diesem Modell dadurch vielleicht etwas mehr Durchsetzung gegeben sein.
Die nächsthöhere Einstellung ist die neutralste und schon deutlich vergnüglicher – genau die richtige Abstimmung, um einen Mix gut beurteilen zu können. Die untersten Etagen des Frequenzkellers liegen ziemlich tief. Es gibt ein paar Unregelmäßigkeiten zwischen ~70 und ~150 Hertz, die in der Praxis aber kaum ins Gewicht fallen dürften.
Die beiden Stufen darüber sind nur für waschechte Bassfreaks abseits des Studiogebrauchs zu empfehlen.
In den oberen Bereichen der Mitten gibt sich der beyerdynamic Custom Studio für meinen Geschmack etwas zu zurückhaltend. Das wird gerade durch den Kontrast zu den herstellertypisch akzentuierten Höhen deutlich.
Räumlichkeit, Impulsverhalten und Detailtreue
Für einen geschlossenen Kopfhörer wird ein recht breites Panorama gezeichnet, was dem räumlichen Eindruck zuträglich ist.
Alle Schallereignisse, die etwas weiter in Richtung der Monomitte liegen, werden jedoch zusätzlich verdichtet und die Tiefenstaffelung ist etwas flacher als bei den besten Mitbewerbern in dieser Preisklasse. So wirkt das Raumbild ein wenig komprimiert im Vergleich.
Kurze Impulse werden klar konturiert und ohne »Verschwimmen« im Abklingen wiedergegeben. Kickdrums kommen beispielsweise angenehm knackig daher.
Durch die hohe Auflösung des beyerdynamic Custom Studio kommen auch kleine Nebengeräusche wie das Saitenquietschen einer Gitarre gut zu Geltung und man entdeckt von Mal zu Mal Neues in einem Musikstück.
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Fazit zum beyerdynamic Custom Studio Test
Der beyerdynamic Custom Studio eignet sich für das, was sein Name verspricht – die Arbeit im Studio, einerseits zum Monitoring des eigenen Gesangs beim Recording, andererseits zum Abhören des Mixdowns. Hervorzuheben ist bei diesem Modell die seltene Gabe des vierstufig regulierbaren Bassbereichs. Stufe 2 von 4 ist die linearste, es gibt also eine mit zurückhaltendem und zwei mit verstärktem Tieftonsektor.
Die Detailtreue ist erfreulich hoch. Das darf in diesem Preisbereich bereits erwartet werden und trägt zum Musikgenuss sowie zum Analysevermögen beim Mixing und Mastering bei. Durch gute Impulstreue sind Anschläge von Kickdrums & Co. schön knackig. Ferner wird durch ein für die Verhältnisse von geschlossenen Kopfhörern recht breites Stereopanorama abgebildet.
Der Tragekomfort ist einfach eine Wonne – sicher, das kann von Person zu Person variieren, doch ein Tester kann immer nur von seinen eigenen Erfahrungen sprechen. Für alle relevant sind hingegen die folgenden Tatsachen: Das Kabel ist a) robust, b) dank Wendelung flexibel, c) abnehmbar und d) mit einem standardisierten Klinkenstecker an die Ohrmuschel steckbar. Volle Punktzahl für diese Umsetzung!
Zur guten Verarbeitung gesellt sich die Möglichkeit, Seitenteile und Ohr- bzw. Bügelpolster in etlichen Designs applizieren zu können. Die kosten nicht die Welt und verleihen einen individuellen Touch.
Der Raumklang wirkt bisweilen leicht »gedrängt«, was die Tiefenstaffelung und einige Bereiche des Panoramas betrifft. Mir persönlich sind die Höhen etwas zu präsent geraten. Klar, das trägt zur angesprochenen Detailfreudigkeit bei, weicht aber von der Neutralität ab und lässt die oberen Mitten ein wenig schüchtern erscheinen.
In der Gesamtschau präsentiert sich unser Prüfling im beyerdynamic Custom Studio Testbericht als gelungener Studiokopfhörer, keine Frage. Deswegen gibt es gute vier von fünf Punkten.
beyerdynamic Custom Studio Features
- Dynamischer Kopfhörer für den Studioeinsatz
- Geschlossene Bauweise, ohrumschließend
- Impedanz: 80 Ω
- Übertragungsbereich: 5 - 35.000 Hz
- Kennschalldruckpegel: 96 dB
- Bass in vier Stärken regulierbar
- Kabel:
- steckbar (6,3 mm auf beiden Seiten)
- spiralförmig
- 3 m lang (auseinandergezogen)
- Ohrpolster aus Velours
- Design variabel (farbige Cover, Ringe, Ohr-/Kopfpolster vom Hersteller)
- Gewicht: 287 g
zu 'beyerdynamic Custom Studio Testbericht: Studiotauglicher Kopfhörer'
mono 16. Sep 2015 19:53 Uhr
Der weites gehend mit dem bayerdymamic Custom One Pro identische Kopfhörer – nur die Impedanzen sind verändert – hinterlässt bei mir das Gefühl der Gewinnmaximierung. Auch im Vergleich mit dem von mir immer gerne genutzten DT48 aus gleichem Haus, kann ich keine Vorteile für einen Kauf ausmachen. Die Tonverstellung ist auch nicht gerade »Studio-like«.
Wirgefuehl 17. Sep 2015 13:25 Uhr
Ich finde es auch irgendwie schade, dass Beyerdynamic mit so einem widersprüchlichen Produkt aufwarten muss. Für mich verlieren sie damit eine gehörige Portion Authentizität und Glaubwürdigkeit. Andererseits kann man es ihnen kaum übel nehmen, dass sie Gewinnmaximierung anstreben und die Features sind für eine bestimmte Zielgruppe durchaus kaufanreizend...
quantenklon 09. Aug 2016 12:54 Uhr
Beide Höherer (Pro und Studio) konnte ich neulich beim Werksverkauf Probe hören.
Wie bei Beyer üblich, hat die Studio Version einen höheren Anpressdruck, die höhere Impendanz und das geänderte Kabel. Das hat nichts mit Gewinnmaximierung, sondern eher mit Diversifizierung zu tun.
Der Studio ist also die konsequente Ergänzung zum Custom Pro.
P.s klanglich bildete ich mir ein, dass der Studio noch etwas feiner auflöste - kann aber auch ein Placebo sein :-)
Der Variable Bass ist echt ein Hit und funktioniert prima!
Für einen geschlossenen mit Sicherheit kein Fehlkauf oder zumindest den Versuch wert.