Best Service Era Medieval Legends Testbericht
Von Mittelalter bis Barock

Best Service Era Medieval Legends Testbericht

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Was ist es?

Best Service Era Medieval Legends liefert ein virtuelles Instrument, das mit einer Sample Library gefüttert wird, welche eine umfangreiche Sammlung seltener historischer Instrumente umfasst. Für Fantasy-Produktionen, Renaissancemusik oder mittelalterliche Klänge stehen hier 45 Tasten-, Schlag-, Streich-, Blas- und Zupfinstrumente zur Verfügung, dazu kommen zahlreiche atmosphärische Klangtexturen.

Der Hersteller verspricht detailreiche Aufnahmen, zudem sollen Techniken wie Portato, Legato und Round Robin zum Einsatz kommen. Das virtuelle Instrument zum Abspielen, Schichten und Bearbeiten der Patches, das bei allen Produkten von Best Service eingesetzt wird, ist äußerst umfangreich.


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Best Service Era Medieval Legends Testbericht

Erster Eindruck


Passend dazu


Überraschend klein kommt das Päckchen daher. Erwartet habe ich wie üblich einen großen Karton, doch positiv überraschend ist die kleine Hülle, wie Du sie vielleicht von DVDs, Blu-rays oder Computerspielen her kennst. Aber Vorsicht! Hinter der Bedienungsanleitung, die übrigens leider nur auf Englisch vorliegt, befindet sich noch eine DVD, die Du nicht übersehen solltest.

Die Installation gestaltet sich sehr einfach. Falls Du den Engine Player schon installiert haben solltest, brauchst Du einfach nur noch den Ordner, der sich auf der Content-DVD befindet, in einen Ordner deiner Wahl kopieren. Wie schon erwähnt, solltest Du auf keinen Fall die zweite DVD übersehen, da dir ansonsten nicht alle Patches in der Library zur Verfügung stehen. Ich Nachhinein genügt es, einfach den Inhalt der zweiten DVD in den gleichen Ordner zu kopieren.

Bei der Registrierung sieht es schon wieder etwas anders aus. Sie ist zwar nicht kompliziert, dauert aber ein wenig. Hier gehöre ich wohl zu der seltenen Spezies, die einen iLok bevorzugen.
Um die Library zu registrieren, musst Du zuerst den Engine Player öffnen und einen Sound der neuen Library, nachdem man den Pfad angegeben hat, laden.

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Der Startbildschirm zu Beginn im Best Service Era Medieval Legends Testbericht

Anschließend erscheint ein Fenster mit einem Produktcode, den Du später auf der Seite von Yellow Tools benötigst. Auf yellowtools.com brauchst Du außerdem ein Konto, in dem die neue Library dann registriert werden muss. Nachdem Du sie registriert hast, wird der Produktcode abgefragt. Wenn deine Angaben alle richtig waren, bekommst Du einen Aktivierungscode, der dann nur noch im Engine Player eingegeben wird. Endlich ist Era Medival Legends einsatzbereit.

 

Tasteninstrumente

In der Kategorie »Keys« finden wir als erstes drei verschiedene Instrumente – ein Spinett, ein Organetto und ein Virginal. Das Virginal und das Spinett sind Bauformen eines Cembalos, wobei das Virginal eher den typischen Cembaloklang aufweist. Das Organetto hingegen ist eine Art transportable Orgel, welche Du mit großer Wahrscheinlichkeit eher selten gehört hast. Was mir bei all diesen Tasteninstrumenten sehr gut gefällt: jedes Anschlags- bzw. Tastengeräusch ist hörbar. Auch an das Abstoppgeräusch der Saiten beim Virginal und Spinett wurde gedacht. Das gibt dem Ganzen einem ziemlich realistischen Touch.

 

Perkussionsinstrumente

Bei den Perkussionsinstrumenten stehen dir zahlreiche Trommeln wie Framedrums, Handdrums, Snares und Tamburins zur Verfügung. Als besonderes Extra gibt es auch noch eine gesampelte Kirchenglocke, naturgemäß passend für dramatische atmosphärische Effekte.

Alle Sounds klingen hier sehr gut in meinen Ohren. Zwar wird der eine oder andere diese schon aus einer Ethno Library vorliegen haben, doch machen die Round Robin Samples dieser Patches gerade diese Instrumente sehr gut einsetzbar. Grinsen musste ich bei einem Blick in die Snare-Abteilung, wo es etwas makaber zugeht. Dort stehen dir nämlich zwei »Execution Snares« zur Verfügung. Sehr gut gefallen mir auch die »Barbarian Framedrums«.


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Streichinstrumente

Als nächstes sind die Strings an der Reihe. Hier wird es sehr interessant, da diese Sektion einige Instrumente bietet. Zuerst wird der Ordner Streicher nochmal in zwei Gruppen unterteilt, gestrichen und gezupft. In letzterer Kategorie finden wir jeweils eine Ausführung einer altertümlichen Geige bzw. eines Cellos, sowie ein Hurdy gurdy (Drehleier).

Die Instrumente besitzen jeweils Keyswitches, die das gewisse Fünkchen Realismus beisteuern. Zum Beispiel stellen die Viola Dagamba und die Fidule beide echte Legato- und Staccato-Samples zur Verfügung. Bei der Viola Dagamba gibt es noch zusätzlich Pizzicato als Keyswitch. Das Umschalten der Artikulationen funktioniert dabei so, dass die jeweilige Taste gehalten wird. Nach dem Loslassen wird wieder das Standardsample, das in diesem Fall Legato ist, geladen.

An nächster Stelle haben wir ein wirklich interessantes Instrument, das einen Hybriden aus Streich- und Tasteninstrument darstellt. Und zwar handelt es sich dabei um das schon oben genannte Hurdy gurdy, das umgangssprachlich vielleicht eher als Drehleier bekannt ist. Ich wage zu behaupten, dass diese Version die bestaufgenommene ist, die ich bis jetzt gehört habe.

Das Hurdy gurdy ist sehr vielseitig einsetzbar, da das Instrument in mehrere separat aufrufbare Samples unterteilt ist. Einmal gibt es die eigentlichen Melodieseiten (Canters) und dann werden dir noch rhythmische Begleitungen und Drones in einem Extraordner angeboten. Und davon gibt es einige.

Was ich vielleicht an dieser Stelle noch anmerken sollte, ist, dass die Keyswitches nicht die einzigen Möglichkeiten sind, den Klang der Instrumente zu ändern. Vordefinierte MIDI-CCs greifen auf weitere Samples zu, die nach Wunsch hinzugemischt werden können. Dazu zählen z.B. Fingergeräusche, oder oktavierte Töne. Diese werde ich hier aber nicht aufzählen, da dies den Rahmen dieses Testberichtes sprengen würde. Nähere Informationen dazu findest Du in dem Handbuch, das Du dir bei Best Service runterladen kannst.

 

Zupfinstrumente

Kommen wir zu den gezupften Instrumenten. Hier befinden sich eine Barockgitarre, eine Renaissancelaute, zwei Renaissanceharfen und als zusätzlicher Exot ein Psalter. Die Gitarre und Laute klingen wirklich sehr schön und es lassen sich auch geschlagene Akkorde sowie andere Spieltechniken per Keyswitch abrufen.

Die Harfenklänge bergen keine Überraschungen, sie klingen eben wie Konzertharfen, was ich aber sehr schön finde. Sie besitzen keine Keyswitches, doch lassen sie sich per Tastendruck auf der linken Keyboardhälfte Arpeggien abrufen, die jeweils in Dur und Moll vorliegen. Je nachdem, wie stark Du die Taste anschlägst, wird ein anderes Muster abgespielt. Das Psalter, was normalerweise einer Harfe recht ähnlich klingt, wurde hier mit Stöcken angeschlagen und eignet sich somit mehr für Rythmen als für melodische Passagen. Außergewöhnlich klingt es allemal.

 

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Die Möglichkeiten zur Sample-Editierung sind ausgefeilt

Holzblasinstrumente

Die letzte Kategorie in unserem Instrumentenordner ist die der Holzblasinstrumente. Und die hat wirklich einiges zu bieten. Unterteilt wird sie in die Bereiche Flutes, Reed und War Horns. Das Handbuch sagt dazu, dass alle Holzblasinstrumente mit Real Portato ausgestattet sind, welches bei niedrigeren Velocity-Werten abgerufen wird.

Im Bereich Flutes findest Du ein Gemshorn sowie einige Blockflöten, die sowohl aus dem Mittelalter als auch aus Renaissance und Barock stammen. Die Renaissanceflöten liegen dabei in allen wichtigen Lagen wie Sopran, Alt, Tenor und Bass vor.

Hier ist mir allerdings ein Bug aufgefallen, bei dem das Fis der Bassflöte nur zu hören ist, wenn man mit gedrückter F-Taste auf Fis wechselt. Bei der Tenorflöte liegt ein ähnliches Phänomen vor. Der wirklich sehr gute Support von Best Service hat mir innerhalb von ein paar Tagen die korrigierten Patches zugeschickt. :)

Im Reed-Ordner kommt richtig Marktatmosphäre auf! Neben zwei Dudelsäcken, die in A und D vorliegen, findest Du noch Krummhörner, die genau wie die Flöten in allen Lagen daherkommen. Geschlossen wird der Kreis mit einer Bombarde und einer Chirimìa, die zu den Schallmeien zählen. Sehr schön finde ich, dass alle Instrumente einige Keyswitches zur Verfügung stellen, die für die Instrumente typische Verzierungen abspielen. Da der Dudelsack auch Bordunpfeifen besitzt, steht beispielsweise beim A-Dudelsack auf der Taste A1 ein Bordunton zur Verfügung. Die volle Palette an Borduntönen wurde in einem separaten Preset abgespeichert.

Wie oben schon geschrieben, klingt die ganze Sektion richtig nach Mittelaltermarkt. Etwas seltsam finde ich allerdings, dass beispielsweise die Töne der Chirimìa beim Legato etwas unterschiedlich klingen. Manchmal sind sie dumpfer, manchmal heller. Da ich aber keines dieser Instrumente spiele, kann ich nicht sagen, ob es sich dabei auch um eine Eigenheit der Instrumente handeln könnte. Einerlei, dies bricht keinen Zacken aus der Krone.

Kommen wir zur letzten Kategorie im Instrumentenordner, den War Horns. Was soll ich dir hier groß beschreiben? Es steckt drin, was drauf steht. Für die nächste digitale Schlacht sollte hier alles Wichtige vorhanden sein. Beachtlich ist die wirklich große Anzahl von Spieltechniken wie z.B. Signalen. Da gibt es nichts, was es nicht gibt.

Soundscapes, Atmosphärisches & Co.

Somit wären wir am Ende der eigentlichen Instrumente angelangt, aber wie bei allen Libraries aus dieser Reihe gibt es noch ein paar schöne Extras. Hier gibt es über 100 Atmosphären, die Du als Untermalung deiner Soundtracks nutzen kannst. Sie erinnern mich irgendwie sehr stark an das, was wir von solchen Synths wie dem Omnisphere gewohnt sind. Dies findet sich auch in der Namensgebung der Sounds wieder, die selten bis nie zutrifft. Geheimnisvoll klingen sie allemal. Aber mal ehrlich – wie will man sphärisches Geschwurbel auch anders benennen?

Jeder Sound kann aus bis zu sechs Layern bestehen, die Du alle über MIDI steuern kannst. So kannst Du im Handumdrehen neue Klanglandschaften zaubern. Neben den Atmospheres findest Du auch noch, äh, »Whooshes« und einige Presets, die sich »Mysterious Atmospheres« nennen. Letztere passen meiner Meinung nach nicht wirklich in die Library, sind aber eine ganz nette Beigabe.

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Der Mixer in Best Serive ENGINE

 

Barrierefreiheit

Viele delamari werden sich bestimmt noch an den offenen Brief zum Thema Barrierefreiheit erinnern, der auf delamar veröffentlicht wurde. Positiv zu bemerken ist, dass es als Blinder problemlos möglich ist, die Patches aufzurufen und einige Einstellungen im Engine Player vorzunehmen. Allerdings ist es nicht ohne weiteres möglich, auf die instrumentenspezifischen Parameter, die beispielsweise Fingergeräusche beeinflussen, zuzugreifen. Allerdings lassen sich viele Werte mit einem Screenreader auslesen. Potential wäre also vorhanden. Es wäre sehr schön, wenn Best Service hier noch nachbessern würde; vom Support wurde mir dies für zukünftige Versionen bestätigt, drücken wir mal die Daumen.

 

Klangbeispiele

Hurdy Gurdy

Medieval

Lexicon 224

Spherical

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Fazit zum Best Service Era Medieval Legends Test

Wenn man mal von ein paar kleinen Kinderkrankheiten bei den Patches absieht, ist Era Medieval Legends eine durch und durch gelungene Library. Hier werden wirklich sehr schöne und seltene Instrumente geboten, teils in vielfältigen Spieltechniken und Artikulationen. Als einzige Alternative zu dieser Library würde mir Ethno World 5 aus gleichem Hause einfallen, das allerdings um einiges teurer ist. Ansonsten steht Era Medieval Legends konkurrenzlos am Markt. Falls Du also ein Fan der Mittelalter, Renaissance oder Barock Epoche bist, solltest Du dir diese Library einmal näher anschauen.

Die Instrumente sind in sehr guter Qualität aufgenommen worden und erwachen dank der Keyswitches während der Performance zum Leben. Die Klangflächen, die als Bonus eingestreut wurden, reißen mich im Vergleich nicht ganz so vom Hocker, doch sind sie, subtil eingesetzt, zweifellos zum Anreichern von Kompositionen geeignet, wie sie aus Film- und Fernsehproduktionen bekannt sind.

Kurzum: Hier erwartet dich ein sehr gutes Produkt mit reichlich Stoff zum Erforschen, Best Service hat wieder ganze Arbeit geleistet. Das bedeutet viereinhalb von fünf Sternen im Best Service Era Medieval Legends Testbericht auf delamar. Rather nice.

Best Service Era Medieval Legends Features

  • Sample Library für Best Service Engine
  • 45 historische Instrumente
  • Über 100 Klangtexturen
  • Portato, Legato und Round Robin
  • 10 GB in 24 Bit / 44,1 kHz
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Lesermeinungen (2)

zu 'Best Service Era Medieval Legends Testbericht: Von Mittelalter bis Barock'

  • Martin   12. Nov 2012   10:22 UhrAntworten

    Hi,

    zur Aktivierung sollte noch gesagt sein, dass diese vielleicht etwas aufwendiger ist, dafür aber dieser Kopierschutz wirklich noch nie geknackt wurde ;)

    LG Martin

  • Maik   12. Nov 2012   13:26 UhrAntworten

    Hallo Martin,

    das stimmt. Nur ist es bei mir zum Beispiel vorgekommen, dass nach einem Neustart des Rechners, die Aktivierung futsch war. Nach dem Versuch, den erhaltenen Code nochmal einzugeben bekam ich dann die Meldung, dass dieser Code schon auf dem Computer registriert ist. Der Support war allerdings dann auch so freundlich, den einen schon verbrauchten Schlüssel zurückzusetzen. Ärgerlich war es trotzdem.

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