Audient iD14 Testbericht
Kompaktes Audio Interface
Von Felix Baarß
Audient iD14 Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
USB Audio Interface für zwei analoge und max. acht digitale Inputs. Dieses Interface bietet herausragende Wandler und Vorverstärker sowie eine tolle Mixersoftware für freie Mischungen (auch individuelle Monitorsignale beim Recording).
PRO
- Überragende Wandler für die Preisklasse
- Tadellose Mikrofonvorverstärker
- Inputs mit separat schaltbarer Phantomspeisung
- Externe Quellen via Stereo-S/PDIF oder acht ADAT-Kanälen
- Sehr gut bestückte, klar strukturierte und ansehnliche Mixer-Software
- Gute Verarbeitung
- Edler, eleganter Look
CONTRA
- Latenz muss besser werden
- Kein Direct Monitoring
- Etwas mehr Gain für die Inputs wünschenswert
Für wen?
Fortgeschrittene oder (semi-)professionelle Musiker und Produzenten, die ein Interface mit differenzierter Signalmischung und digitalen Inputs benötigen.
Was ist es?
Das Audient iD14 ist ein kleines Audio Interface für ambitionierte Musiker und Produzenten im Homerecording. Oder für alle, die im Projektstudio ein tragbares Gerät mit zwei gleichzeitig nutzbaren analogen Eingängen für alle Arten von Mikrofonen, Instrumenten und Zuspielern sowie acht digitalen Inputs (S/PDIF oder ADAT) benötigen. Die Wandlung erfolgt mit maximal 24 Bit & 96 kHz. Die wichtigsten Spezifikationen findest Du im Infokasten.
Das Gerät ist zum Straßenpreis von 269,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.
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Audient iD14 Test
Erster Eindruck vom Audient iD14
Die Optik des iD14 ist edel und die abgerundete Vorderkante erleichtert die Ergonomie. Das tröstet mich ein wenig darüber hinweg, dass die Bedienoberfläche nicht angewinkelt wurde, wie es im Desktop-Betrieb stets von Vorteil ist. Die Verarbeitung gibt kaum Anlass zur Kritik, höchstens fest mit dem Gehäuse verschraubte Klinkenbuchen wären noch fein gewesen.
Die Treiberinstallation verlief rasch und reibungslos. Zur Mixersoftware findest Du weiter unten ein gesondertes Kapitel.
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Die dreifarbige LED-Kette zur Pegelanzeige des Hauptmixes gefällt mir gut, auch weil sie mit acht dB-Abstufungen weit mehr als nur »Signal ja/nein« und ggf. Übersteuerungen visualisiert.
Für Mikrofone
Liegt Netzstrom an (ein Netzteil mit internationalen Steckeradaptern wird mitgeliefert), kann die Phantomspeisung zugeschaltet werden – nur so lassen sich auch Kondensatormikrofone an den hochwertigen Kombieingängen (Buchsen von Neutrik) nutzen. Lobenswert und keineswegs selbstverständlich: Das ist auf beiden Inputs über dedizierte Kippschalter für jeden Eingang separat einstellbar.
Nutzt Du lediglich Mikrofone, die nicht nach Phantomspannung dürsten, begnügt sich das Audient iD14 mit dem Strom per USB. Perfekt für meine Bedürfnisse zuhause als fast nur »in the box« arbeitender Produzent elektronischer Musik. Meine Steckerleiste quillt ja schon über.
Die Inputs lassen sich mit bis zu 56 dB Gain verstärken – das ist gerade noch ausreichend (Standard sind 60 dB), nur Bändchenmikrofone und das ein oder andere dynamische Mikrofon werden vielleicht leiser als gewünscht aufgenommen.
Für E-Gitarre und E-Bass
Audient hat ein Herz für Saiteninstrumentalisten, die unter Strom stehen. Vorne links prangt eine hochohmige (»Hi-Z«) Klinkenbuchse, an die Du deine E-Gitarre oder deinen E-Bass (ja, auch ein altes Rhodes & Co.) anstecken kannst. In diesem Fall wird der Kombieingang 1 deaktiviert, und das Hi-Z-Signal hat Vorfahrt.
Die JFET-Schaltung hinter dem Instrumenteneingang sorgt übrigens für eine sehr dezente Sättigung des Signals – es ist immer noch transparent und klar, aber ein wenig »angewärmt«.
Für Keyboards, Synthesizer, Drum Machines & Co.
Über die Klinkenbuchsen in den erwähnten Kombieingängen lassen sich Signale mit Line-Pegel einspeisen. Das Signal ist klar (rauscharm) und punktet mit klar konturierter Dynamik (Impulstreue). Alles prima, mehr gibt es hier nicht zu berichten.
Digitaler Input
Die digitalen Eingangskanäle sind nützlich für alle, die zusätzliche Hardware wie etwa einen edlen Preamp mit integriertem hochklassigem Wandler nutzen möchten. So stehen über die TOSLINK-Buchse bis zu acht Input-Kanäle via ADAT (SMUX) oder eine Stereospeisung per optischem S/PDIF zur Verfügung.
Bei so kleinen Interfaces ist eine digitale Audioanbindung nicht alltäglich und hier ist das – Achtung, Spoiler – im Lichte der hohen Klangqualität bei diesem Preis umso bemerkenswerter.
Großer Drehregler als Mausrad
Eine Besonderheit stellt der große, multifunktionale Drehregler dar. Er bietet drei Modi, die über dedizierte, mit grünen LEDs beleuchteten Knöpfe schnell aktiviert werden können:
- Lautstärke des Hauptausgangs (Lautsprecher) regulieren
- Lautstärke des Kopfhörerausgangs regulieren
- Als alternatives Mausrad dienen
Hier soll es um den dritten Punkt gehen. Was in der Produktankündigung und im Einführungsvideo noch recht spektakulär klang (»Haptische Kontrolle von DAW und Plugins mit großem Poti«), entpuppt sich als vergleichsweise schlichtes Feature: Dir steht quasi ein zweites Mausrad zur Verfügung.
Damit ist es allein von deiner DAW abhängig, ob und wie welche Parameter damit gesteuert werden können. Auch gibt es zahlreiche Plugins, die nicht erlauben, die Parameter per Mausrad zu verstellen. Anders gesprochen: Wer bereits ein Rad an seiner Maus hat, wird dieses Feature kaum benötigen.
Und schließlich ist die Auflösung durch die Rasterung des Drehreglers nicht sehr fein, genau wie bei Mausrädern. Feine Filtersweeps o.Ä. sind kaum machbar, sofern keine Plugin-interne Interpolation der klanglichen Auswirkungen von groben Wertesprünge passiert. Das ist meiner Kenntnis nach ziemlich selten.
Kurz: Nettes Gimmick, aber selten praxistauglich einsetzbar.
Mixersoftware
Die Mixersoftware versammelt alle – und zusätzliche – Kontrollen für die Inputs, die Signalmischung und die Outputs. Für Erstere gibt es etwa je eine zuschaltbare Vordämpfung (»Pad«) mit -10 dB sowie einen Button zur Polaritätsumkehr, der bei Phasenauslöschungen während der Mehrfachmikrofonierung hilfreich ist. Angrenzende Monokanäle lassen zwecks einfacherer Kontrolle zu einem Stereokanal zusammenfassen.
Individuelle Kopfhörermischungen für Musiker beim Recording sind möglich – aus allen Inputs kannst Du nach Gusto einen separaten Monitormix zusammenstellen. Praktisch sind in diesem Zusammenhang auch die zusätzlichen DAW-Outputs 3 & 4. Dank denen stehen aus deiner Musiksoftware heraus insgesamt zwei Stereo- oder vier Monoquellen für das Monitoring-Signal zur Verfügung. Beispielsweise also 1x Stereo zu den Lautsprechern plus 2x Mono zum Monitoring auf Kopfhörer.
Zahlreiche fortgeschrittene Features runden das Bild ab. Nur ein paar Beispiele: Einer der Mic-Inputs lässt sich in einen einfach steuerbaren Talkback-Kanal verwandeln, die MIDI-Clock ist umschaltbar zwischen intern und extern und komplette Mixerkonfigurationen können in einer Datei gespeichert werden. Klasse.
Latenz
Praktisch: Die Puffergröße des Treibers und damit die Latenz kannst Du bequem über das Infobereichssymbol der Mixersoftware in der Taskleiste rechts unten festlegen. Mit dem Mac wird das ähnlich sein, wie ich annehme. Zusätzlich zur Puffergrößeneinstellung gibt es eine zweite Stellschraube für die Latenz mit übergeordneten Einstellungen von »Minimum« bis »Extra Safe«.
Mit der zweitniedrigsten Einstellung »Low« lässt sich gut arbeiten – vorausgesetzt, die Puffergröße ist ihrerseits nicht gerade auf den Minimalwert von 64 Samples gestellt. Denn da entstanden auf meinem mittelprächtigen Rechner (Intel Core i5 mit vier Kernen à 3,3 GHz) bei 44,1 kHz und moderat anspruchsvollen Projekten (50% CPU-Auslastung) Projekten extreme Störgeräusche/Aussetzer.
Diese bremsten auch noch das gesamte System aus (selbst der Mauszeiger ruckelte gewaltig). Erst bei 256 Samples lief alles reibungslos – bei einer kumulierten Latenz (Ein- plus Ausgangsverzögerung) von 15,6 ms.
Was bedeutet das in der Praxis?
Dieser Wert schlägt sich im Hörtest durch einen leicht störenden Zeitversatz durch, auch bieten da Interfaces anderer Hersteller im selben Preisbereich geringere Verzögerungen. Das gilt einerseits für das Abhören virtueller Instrumente (gerade wenn diese und/oder nachgeschaltete Effekt-Plugins ihrerseits eine Latenz bewirken). Andererseits aber auch für das Abhören der analogen Inputs, da es leider kein Direct Monitoring gibt, bei dem das Signal direkt zum Kopfhörerausgang geschleift wird.
Mal sehen, ob Audient noch an der Performance-Schraube drehen kann – die zum Test vorliegenden Firmware-Version 1.0.3 ist sicherlich nicht das Ende der Fahnenstange. Versöhnlich stimmt schon mal, dass die Stabilität des Treibers bis auf die erwähnte Systemausbremsung bei zu niedriger Latenz nichts zu wünschen übrigließ.
Klang des Audient iD14
Als eines der wenigen Interfaces – und als einziges in dieser Preisklasse, das ich kenne – bietet das Audient iD14 Wandler, die für einen sofort hörbaren Unterschied zu mittelprächtigen Soundkarten/Interfaces sorgen. Allen voran die klangliche Transparenz ist eine Ohrenweide, da sämtliche Elemente eines Mixes im Raumbild vorbildlich separiert erklingen und keine »Verwaschungen« auftreten.
Die Vorverstärker sind sehr rauscharm und liefern mit entsprechend guten Mikrofonen stets einen angenehmen, natürlichen Sound.
Kurz: Wer für gut 250 Euro einen exzellenten Sound sucht, findet ihn mit großer Wahrscheinlichkeit hier. Ganz klar der dickste Pluspunkt für das Audient iD14.
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Audient iD14 Test-Fazit
Das Audient iD14 trumpft klangtechnisch groß auf, man mag seinen Ohren kaum trauen. Die Wandler gehören in dieser Preisklasse zur Crème de la Crème. Für viele wäre allein das schon Grund genug, hier zuzuschlagen – wer mit den weiter unten angesprochenen Einschränkungen leben kann, erhält klanglich im Verbund mit den ebenfalls sehr feinen Mikrofonvorverstärkern ein Interface für Produktionen auf Profiniveau.
Mit der Bestückung der Eingänge bist Du für alles gerüstet. Die Phantomspeisung lässt sich separat für Input 1 oder 2 zuschalten, so dass gleichzeitig Mikros verwendet werden können, die die 48 Volt a) benötigen und b) nicht vertragen. Dazu kommen digitale Eingänge via S/PDIF und ADAT, was bei so kleinen Interfaces keine absolute Rarität, aber doch selten genug ist und für eine Erweiterung der Möglichkeiten auf Recording-Ebene bietet.
Sehr gut gelungen ist auch die Mixersoftware, die ihre zahlreichen Einstellungen (auch für individuelle Kopfhörermischungen, externe Clock-Signale etc.) hübsch und übersichtlich präsentiert. Hier ist als alles Nötige an Bord, inklusive der Möglichkeit, komplette Konfigurationen zu speichern/laden.
Auf der Sonnenseite seien abschließend das adrette Design sowie die weitgehend makellose Verarbeitung mit festsitzenden Potis und Schaltern und erwähnt.
Die größte Baustelle ist derzeit die Latenz. Moderat schnelle Rechner können mäßig bis stark CPU-belastende Projekte erst bei ~15 ms betreiben – zumindest mit dem aktuellen Treiber. Ich bin gespannt, ob sich da noch etwas tut: Denn durch die relativ hohe Latenz wirkt sich das Fehlen einer Funktion wie Direct Monitoring der analogen Eingänge gleich doppelt unangenehm aus. Ein kleinerer, aber erwähnenswerter Punkt auf meinem Wunschzettel: etwas mehr Gain, um auch schwache Bändchenmikros vernünftig verstärken zu können.
Alles in allem räumt dieses Interface gerade aufgrund klangqualitativer Höchstleistungen (in dieser Preisklasse) gute vier von fünf Punkten ab. Und wer weiß, vielleicht gibt es im Audient iD14 Testbericht auf delamar noch eine Aufwertung, sobald aufwändige Projekte mit noch geringerer Latenz betrieben werden können.
Features Audient iD14 Review
- Hersteller: Audient
- USB 2.0 Audio Interface
- Wandlung mit max. 24 Bit & 96 kHz
- 2 analoge + 8 digitale Kanäle simultan
- Eingänge: 2x XLR/6,3 mm (Mic/Line) + 6,3 mm (Hi-Z)
- Digitale Eingänge: TOSLINK (2x S/PDIF oder 8x ADAT)
- Ausgänge: 2x 6,3 mm + 6,3 mm (Kopfhörer)
- Klassenkonform unter Mac OS X + ASIO für Windows
- Mixersoftware
- Netzteil mit internationalen Steckern und USB-Kabel im Lieferumfang
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