Aston Origin Testbericht
Studiomikrofon für das Homerecording

Aston Origin Testbericht

Der Aston Origin Testbericht stellt klar, ob dieses Großmembran-Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik auch so exquisit klingt, wie es aussieht - mach dich auf was gefasst ...

Was ist es?

Das Aston Origin ist ein Kondensatormikrofon mit Großmembran. Als fest eingestellte Richtcharakteristik wurde die Niere gewählt. An Bord sind ein Pad-Schalter zur Vorabschwächung um 10 Dezibel sowie ein Low-Cut-Filter zur Abschwächung des Nahbesprechungseffekts und zur Reduktion von Körperschall.

Die Konstruktion ist ungewöhnlich – der Mikrofonkorb ist sehr flexibel und absorbiert Stöße durch eine Verformung, die sich einfach wieder geraderücken lässt. Im Inneren steckt noch ein Stahlgewebe, das als Popschutz fungieren soll.

Das Mikrofon ist zum Straßenpreis von 265,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im deutschen Musikalienfachhandel zu haben.


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Aston Origin Testbericht

Erster Eindruck und Verarbeitung

Das Design finde ich großartig – die Fotos sprechen für sich und Du kannst selbst entscheiden, ob das dein Ding ist. Viel wichtiger ist jedoch dies: Die Verarbeitung lässt keinerlei Wünsche offen. Alle Einzelteile sind robust (bzw. bewusst flexibel wie der eigenwillige Mikrofonkorb, siehe unten) und bestens zusammengesetzt. Klasse.

Zum Test hatten wir eine Aston Rycote Custom Mikrofonspinne vorliegen – sie reduziert Trittschall zuverlässig, ist aus weichem Kunststoff gefertigt und hält das Aston Origin durch eine Schraubklemme fest.

Ausgefeilte Konstruktion

Anstatt eines traditionellen Drahtgeflecht-Mikrofonkorbs kommen eine Struktur aus dünnen Stahlbändern in Form von versetzten Wellenlinien zum Einsatz. Sie ist flexibel – bei Stößen verformt sie sich und absorbiert einen Teil der kinetischen Energie, um die Kapsel zu schützen. Anschließend kannst Du sie wieder zurechtrücken, indem Du das Mikrofon auf einer glatten Oberfläche ein paarmal hin und her rollst. Cool.

Aston Origin Testbericht

Der flexible Mikrofonkorb des Aston Origin schützt die Membran bestens vor Stößen

Unter dieser Stahlstruktur sitzt ein schwammartiges Stahlgewebe, das als brauchbarer Popschutz fungiert. Nach dem Abschrauben der Stahlplatte oben lässt es sich herausnehmen und reinigen. Ein externer Ploppfilter ist nach wie vor zu empfehlen, aber doch längst nicht so zwingend nötig wie bei den meisten anderen Mikrofonen. Unten findest Du auch ein Klangbeispiel, das ohne externen Popschutz aufgezeichnet wurde.

Aston Origin Testbericht

Ebenfalls unorthodox: Du kannst das Aston Origin directamente auf ein Stativ schrauben

Neben der XLR-Buchse findest Du auch ein Gewinde (5/8″, ein Adapter auf 3/8″ wird mitgeliefert). Mit diesem kannst Du das Aston Origin direkt auf einen Mikrofonständer schrauben.

Klang des Aston Origin


Grundrauschen

Mit 18 dB(A) ist das Grundrauschen eher durchschnittlich für ein modernes Großmembran-Kondensatormikrofon, auch in dieser moderaten Preisklasse. Das preislich vergleichbare Rode NT2-A liegt beispielsweise bei 7 dB(A). Dennoch: In der typischen Studiopraxis ist das Rauschen noch so gering, dass es bei stillen oder leisen Passagen kaum zu hören sein wird.

Maximaler Schalldruck

Dank der zuschaltbaren Vorabschwächung (»Pad«) von -10 dB verkraftet das Aston Origin relativ hohe Schalldrücke, ohne nennenswert zu verzerren. Mit aktiviertem Pad entsteht bei 127 dB SPL ein Klirrfaktor von 0,5% – locker gut genug für praktisch alle Aufnahmeszenarien. Lediglich Blasinstrumente, Kick Drums oder extrem laut eingestellte Gitarrenverstärker Pegelspitzen produzieren, die darüber hinausschnellen.

Frequenzgang

Die Klangfarbe ist ausgesprochen angenehm und ganz dezent schmeichelhaft. Auch wenn die graphische Darstellung des Frequenzgangs eine typische Höhenanhebung ausweist, wirkt das Aston Origin weitgehend neutral und vergleichsweise zahm in den Höhen.

Aston Origin Testbericht

Die Darstellung des Frequenzgangs deut an, wie smooth der Sound des Aston Origin ist

Um das klar zu stellen: Das finde ich allemal besser, als wenn es künstlich auf Brillanz getrimmt wäre. Stets hat der Sound genug »Körper«, was eine gute Nachbearbeitung per EQ ermöglicht.

Bei Männerstimmen würde ich den Low-Cut-Filter eher nicht verwenden – er beschneidet die Bässe merklich. Das geschieht zwar erst ab 80 Hertz abwärts, aber recht steilflankig. Ich würde hier ein sanfteres Filter eines Vorverstärkers oder Plugins stets bevorzugen. Wie immer gilt, dass Du hier deine eigenen Erfahrungen mit dem jeweiligen Talent am Mikrofon sammeln musst, auch in Verbindung mit dem Nahbesprechungseffekt (siehe unten).

Sibilanten und Plosive

Die Sibilanten (Zischlaute in Vocals) sind in meinen Tests angenehm zurückhaltend. Gleichzeitig sind die Höhen präsent genug, um ein klares Klangbild zu zeichnen.

Der integrierte Popschutz funktioniert recht gut – Plosive (überbetonte B- und P-Laute) sind nicht wirklich zu hören, zumindest bei moderatem Abstand (ab ~25 cm) und/oder einer Besprechung leicht seitlich an der Kapsel vorbei. Das Ganze lässt sich mit aktiviertem Low-Cut noch verbessern.

Im Studio sicherlich die bessere Alternative: ein zusätzlicher externer Popschutz und ein deaktivierter Low-Cut. So hast Du einerseits einen vollen Bass und bist dennoch vor Plosiven gefeit – selbst bei den energischsten Sängerinnen und Sängern.

Nahbesprechungseffekt

Der Nahbesprechungseffekt fällt eher zurückhaltend aus – er kann schwächeren Stimmen eine kräftigere Note verleihen, ist aber längst nicht so kräftig wie bei einigen anderen Richtmikrofonen. Sehr schön.

Off-Axis-Verhalten

Wer von der vorgesehenen Einsprechrichtung abweicht, bekommt wie üblich einen mittenbetonteren Klang. Die Abweichung ist merklich, aber bei weitem nicht so stark, dass man total starr an seiner Position verharren muss, um ein konsistentes Klangbild zu wahren.

Aston Origin Testbericht

Impulsverhalten

Zackige Anschläge von Snares und die kurzen, feinen »Nadelstiche« sonstiger Klänge werden gut abgebildet, was für einen detailreichen, akkuraten Sound sorgt – die Transienten des auftreffenden Schalls werden nicht übergebührlich »verweichlicht«. Für ein Kondensatormikrofon mit Großmembran ist das Impulsverhalten vorbildlich.

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Fazit zum Aston Origin Test

Das Aston Origin verblüfft in seiner Preisklasse – es handelt sich hier um ein sehr gutes Mikrofon für gut 265 Euro mit einem sehr ausgefallenen Design. Dieser Großmembraner klingt neutral und bringt genug »Körper« mit für eine EQ-Nachbearbeitung nach Gusto. Gleichzeitig tönt es nicht zu nüchtern. Transienten werden reaktionsschnell eingefangen, was für die nötige Knackigkeit und Detaildarstellung sorgt.

Aston Origin Testbericht

Das Aston Origin überzeugt in allen Belangen – da hat auch die teurere Konkurrenz Mühe, mitzuhalten

Ein flexibler Mikrofonkorb aus wellenförmigen, versetzten Stahlbändern absorbiert Stöße und kann danach wieder geradegerückt werden. Darunter sitzt ein Stahldrahtgeflecht, das einen externen Popschutz in einigen Fällen überflüssig macht. Um es zu reinigen, kann es nach dem Abschrauben einer Stahlplatte herausgenommen werden.

Das ist noch nicht alles: Ein Gewinde gleich neben der XLR-Buchse ermöglicht das direkte Aufschrauben auf ein Mikrofonstativ. Das Design (subjektiv) und die Verarbeitung (ganz handfest) überzeugen mich vollends.

In dieser Preisklasse gibt es keinen Anlass zur Kritik, vielmehr bringt dieses Mikrofon das ein oder andere teurere Modell in Verlegenheit. Somit beschließe ich meinen Aston Origin Testbericht auf delamar mit sehr guten viereinhalb von fünf möglichen Punkten.

Aston Origin Features

  • Großmembran-Kondensatormikrofon
  • Goldbedampfte Membran (1")
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Ersatzgeräuschpegel: 18 dB(A)
  • Empfindlichkeit: 23,7 mV/Pa @ 1 kHz & 1 kΩ
  • Maximaler Schalldruckpegel: 0,5% Klirr bei 127 dB
  • Signal-Rausch-Abstand: 76 dB(A) (rel. 94dB SPL)
  • Pad-Schalter: -10 dB
  • Low-Cut-Filter: 80 Hz
  • Maße: 125 x 54 mm
  • Gewicht: 450 g
Hersteller: Aston
Produkt:

Aston Origin Test

Lesermeinungen (5)

zu 'Aston Origin Testbericht: Studiomikrofon für das Homerecording'

  • oboe   08. Nov 2016   14:21 UhrAntworten

    na: dem Frequenzschrieb fehlt zwar die feingliedrige Legende, aber 20...20kHz bei +/-3 dB bei einer Niere würde mich schon wundern. Allein zwischen 50 Hz - 20 kHz wird - wie abgebildet pro Linie vermutlich 4 dB? - eine Welligkeit von ca. 10 dB angegeben: +/-3 dB wäre ja eine Welligkeit von maximal 6 dB, oder sehe ich das falsch?

    • Felix Baarß (delamar)   11. Nov 2016   23:13 UhrAntworten

      Gut beobachtet - eins von beiden kann nicht stimmen: die auf der offiziellen Produktseite angegebene Dezibel-Toleranz oder der Plot des Frequenzgangs. Ich habe die Angabe des Übertragungsbereichs daher aus den Spezifikationen entfernt. Die ist ja ohnehin reichlich unaussagekräftig.

      Vielen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und Dein emsiges Feedback im Allgemeinen! :)

      Gruß, Felix

  • Andy   09. Nov 2016   07:42 UhrAntworten

    Aus all den falschen Günter noch vor Release bestellt (Optik,Marketing,etc.) *lacht*
    Aber: nicht bereut. Zusammen mit meinem tube-pre (ART MPA II) klingt mein Gesang schon ohne zusätzliche effekte ziemlich "produziert" und setzt sich gut durch im Mix. Wer interessiert ist, sollte es auf jeden Fall antesten.

  • Matze   15. Nov 2016   01:33 UhrAntworten

    Mich würde auch ein Vergleich zu anderen Mikrofonen im mittleren Bereich interessieren. Zum Beispiel das Sennheiser MK4 oder das WeissKlang V13. Wie sich eben der Engländer neben den beiden Deutschen so macht. ;-)

    • Katja Köhler (delamar)   15. Nov 2016   10:49 UhrAntworten

      Hi Matze,

      danke für dein Feedback. Den Vergleich gibt es schon :) Schau mal hier: https://www.delamar.de/musik-selber-machen/mikrofon-test-vergleich/2/

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