Arturia SQ80 V Test
Legendärer Hybrid-Synth Ensoniq SQ80 als Plugin
Von Markus Galla am 24. September 2021
Arturia SQ80 V Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Back to the 80's – Arturia belebt einen Hybrid-Synthesizer der 80er Jahre wieder. Der Arturia SQ80 V Software Synhesizer ist eine hervorragend gelungene, originalgetreue Emulation des legendären Ensoniq SQ80. Das Plugin des französischen Herstellers bringt darüber hinaus auch durchdachte und schön umgesetzte Zusatzfunktionen mit, die das Original vermissen ließ.
PRO
- Tolle Emulation
- Sehr nah am Original
- Intuitives Benutzerinterface
- Gut gewählte Zusatzfunktionen
CONTRA
- —
Für wen?
Musiker, Filmkomponisten, Game Music Komponisten
Was ist es?
Der Arturia SQ80 V Software Synthesizer ist die in allen Details emulierte Version des beliebten Ensoniq SQ80 Hybrid Synthesizers, der das Beste aus analoger und digitaler Klangformung miteinander verbindet. Der trotz digitaler Oszillatoren sehr rohe Sound der Wellenformen wird durch ein analoges Filter geschickt, welches maßgeblich am Klang des Ensoniq SQ80 beteiligt ist. Arturia hat es allerdings nicht bei den originalen Wellenformen belassen, sondern auch weitere Transwave-Wellenformen hinzugefügt. Diese stammen aus dem Nachfolger Ensoniq VFX und den „Hidden Waveforms“, die nur per Program Dump Hack zugänglich waren.
Wie immer bleibt Arturia bei der Plugin-Emulation sehr nah am Original-Synthesizer, fügt aber weitere sinnvolle Features hinzu, die das Original nicht besessen hat. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick.
5 Features im Arturia SQ80 V Test
- Authentische Rekreation des Ensoniq SQ80
- Bis zu 16 Stimmen
- Erweiterter Wellenformspeicher
- Erweiterung des Originals durch Arpeggiator, Unison-Modus, Dispersion, zwei weitere Hüllkurven-Modes, Mod-Mixer und MPE-Kompatibilität
- Effekt-Engine mit vier Effekt-Slots und paralleler wie serieller Verschaltung der FX-Blöcke
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Arturia SQ80 V Test
Erster Eindruck im Arturia SQ80 V Test
Zunächst einmal wurde die Oberfläche des Arturia SQ80 V Plugins nah am Original gehalten. So kennt man das von anderen Arturia Vintage Rekreationen. Durch das Drücken auf Synthesis in der rechten oberen Ecke des virtuellen Synths, öffnen sich die Pforten und wir erblicken das Herz des SQ80 V. Diese beinhaltet zunächst einmal die exakt gleiche Struktur wie unten im Exkurs für den Ensoniq ESQ-1 und SQ80 beschrieben:
Drei Oszillatoren machen den Anfang und bieten jeweils einen Oktavregler, einen Regler für die Verstimmung um Halbtonschritte und einen Regler für das Fine Tuning. Per Modulatoren lässt sich das Tuning beeinflussen.
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Reiche Auswahl an Wellenformen
Alle 75 Wellenformen des SQ80 sind enthalten, die Hidden Waves von SQ80 und ESQ-1, sowie als Zugabe die Transwaves des Ensoniq VFX. Hier liegt nun der Clue, denn durch das Modelling der analogen ESQ-1/SQ80 Filterschaltung ist es möglich, die Transwaves des Ensoniq VFX endlich so klingen zu lassen, wie man es sich im Jahr 1989 gewünscht hätte.
Arturia hat die Wellenformen entsprechend sortiert, sodass man über ein Dropdown-Menü sofort Zugriff auf die ursprünglichen SQ80 Wellenformen, die Hidden Waves von ESQ-1 und SQ80 oder die VFX Transwaves hat. Die ausgewählte Wellenform wird im Display darunter dargestellt.
Den ersten Klangeindruck bekommt man gleich beim Durchhören der „rohen“ Wellenformen aus der Kategorie SQ80. Schon die Sawtooth-Wellenform klingt ohne weitere Bearbeitung richtig amtlich und druckvoll in unserem Arturia SQ80 V Test.
Transwaves lassen sich manuell oder per Modulation durchfahren
Wählt man eine Wellenform aus der Transwave-Kategorie, kann diese mit dem weißen Fader neben dem Wellenform-Display durchfahren werden.
Natürlich stehen hier auch die Modulatoren zum automatischen Durchfahren per Hüllkurve oder LFO sowie dem manuellen Durchfahren per Controller zur Verfügung. Für eine Bekanntschaft mit den Möglichkeiten der Transwaves empfehle ich, das Modulationsrad über das Pluszeichen als Modulator auszuwählen, die Modulationstiefe über das kleine virtuelle Poti ganz aufzudrehen und den weißen Schieberegler ganz nach unten zu bewegen. Nun kann man mit dem Modulationsrad die Wellenform durchfahren.
Die „Hidden Waves“ gehören eher in die Abteilung für FX-Sounds und atmosphärische Klänge. Hier geschehen auf jeder Taste andere und unerwartete Klangereignisse.
Filter
Die Filterschaltung wurde dem im Original ESQ-1/SQ80 verwendeten CEM3379-Chip nachempfunden. Leider hat man schon in den Hardware-Instrumenten von Ensoniq verpasst, die Selbstoszillation des Filters zuzulassen. Schmatzige Bass-Sounds oder kreischende und pfeifende Lead-Sounds sind deshalb nicht möglich gewesen. Auch der Arturia SQ80 V Software-Synth macht diesbezüglich leider keine Ausnahme. Hier hätte ich mir eine alternative Variante gewünscht, die genau diese Art von Sounds ermöglicht. Das tut der Wertung im Arturia SQ80 V Test dennoch keinen Abbruch.
Auch das Filter verfügt über eine visuelle Darstellung des Geschehens. Einstellbar sind das Keyboard Tracking, die Grenzfrequenz des Tiefpassfilters und die Filterresonanz. Natürlich sind auch hier die Parameter per Modulatoren beeinflussbar.
DCA4 – authentische Emulation des Overdrives
Beim Original Ensoniq ESQ-1/SQ80 konnte der Klang durch Übersteuerung der DCA4-Stufe, die er zuletzt durchläuft, in die Verzerrung getrieben werden. Auch beim Arturia SQ80 V Test können wir die Verzerrung herbeiführen. Diese wird durch eine Clipping-Anzeige signalisiert. Der Level-Regler lässt sich durch Modulatoren beeinflussen. Gleiches gilt für den Stereo-Pan, wodurch sich schöne Stereoeffekte erzeugen lassen.
LFO
Drei LFOs (= Low Frequency Oscillators) stehen zur Verfügung. Einstellbar sind die Wellenform, die LFO-Rate, also die Schwingung in Hertz (alternativ stehen drei Sync-Modes zur Verfügung, die sich zur Clock der DAW synchronisieren), das Delay zur Verzögerung der Schwingung, die Intensität der Modulation sowie ein Human-Parameter, der eine gewisse Zufälligkeit der Schwingung erzeugen soll. Ein Poly-Modus für den LFO ist ebenfalls vorhanden.
Während die Original-Hardware nur über vier LFO-Wellenformen verfügt (Triangle, Square, Sawtooth, Noise), kommen beim Arturia SQ80 V Software Synthesizer noch Ramp und Sine hinzu.
Envelopes
Der Arturia SQ80 V Software Synthesizer besitzt die vier Envelopes (= Hüllkurven) des Hardware-Originals. Diese lassen sich entweder getreu dem Original über drei Level und vier Time-Parameter konfigurieren (SQ80 Modus) oder aber im MSEG oder DADSR Modus betreiben. Diese zusätzlichen Modi hat Arturia implementiert, sie sind nicht Bestandteil des Hardware Originals. Betrachten möchte ich hier die Umsetzung der Original SQ80-Envelope:
- Stage 1 Level: Dies ist der Pegel, der am Ende des Attack-Bereichs erreicht wird.
- Stage 1 Time: Die Zeitdauer, die bis zum Erreichen des Stage 1 Levels vergeht.
- Stage 2 Level: Dies ist der Pegel, der am Ende des Decay-Bereichs erreicht wird.
- Stage 2 Time: Die Zeitdauer, die bis zum Erreichen des Stage 2 Levels vergeht.
- Stage 3 Level: Dies ist der Pegel, der am Ende des Sustain-Bereichs erreicht wird.
- Stage 3 Time: Die Zeitdauer, die bis zum Erreichen des Stage 3 Levels vergeht.
- Stage 4 Time: Zeitdauer des Release-Bereichs
- Stage 4 Release: Konstante Release-Zeit für die Simulation eines Halleffekts (zur Erinnerung: die Originalinstrumente hatten noch keine integrierten Effekte wie Hall, Chorus oder Delay).
Es gibt noch einige weitere Parameter, die wir uns im Arturia SQ80 V Test angeschaut haben. Dazu gehören:
- Full Cycle bedeutet, dass die Hüllkurve wird immer ganz durchlaufen wird, unabhängig, ob die Taste noch gedrückt ist oder nicht
- V. Attack beeinflusst die Attack-Zeit in Abhängigkeit der Anschlagstärke. Je härter (schneller) angeschlagen wird desto kürzer die Attack-Zeit. Dieser Parameter eignet sich besonders gut, um Sounds bei lauterem Spiel prägnanter zu machen.
- K. Decay macht die Decay-Zeit abhängig von der gespielten Tonhöhe: Je höher der gespielte Ton desto kürzer die Decay-Zeit
- V. Level Control macht die drei Level-Parameter abhängig von der Keyboard Velocity, also der Anschlagstärke, mit der ein Ton gespielt wurde.
Ein Blick ins Ensoniq SQ80 Manual zeigt, dass Arturia hier Hüllkurven des Originals und ihre Parameter originalgetreu umgesetzt hat.
Voice & Glide
In der Voice und Glide Sektion wurden der Mono-Modus, der Glide-Effekt sowie einige Parameter des ESQ-1/SQ80, die den Umgang mit dem „Stimmenklau“ beim Überschreiten der maximalen Stimmenzahl von acht Stimmen (bis zu 16 beim SQ80V) regeln. Auch Parameter zur Phasenlage der Oszillatoren und zur Attack-Zeit nach dem Spielen eines Tons und beim Spielen eines neuen Tons sind hier vorhanden. Auch diese Parameter sind beim Original so vorhanden.
Zugaben im Arturia SQ80 V Test
Arturia hat noch zwei weitere Hüllkurventypen hinzugefügt, die das Original nicht besitzt, die aber interessante Möglichkeiten bieten. Zu nennen wäre die MSEG-Hüllkurve, die ähnlich wie in einem Vektorprogramm das Setzen von bis zu 16 Punkten erlaubt, um eine eigene Hüllkurve zu gestalten. Fasst man den Bereich zwischen den Punkten mit der Maus an und zieht, wird eine Kurve erzeugt. Verschieden Kurven stehen als Presets zur Verfügung, die dann bearbeitet werden können. Außerdem lässt sich der Bereich zwischen zwei frei zu definierenden Punkten innerhalb der Hüllkurve loopen.
Der zweite Hüllkurventyp hört auf den Namen DADSR und ist genau das, was der Name vermuten lässt: Die Hüllkurve besitzt die Parameter Delay, Attack, Decay, Sustain und Release und funktioniert so, wie man es von vielen analogen Synthesizern her kennt.
Zu den weiteren Zugaben gehört ein Arpeggiator, ein Modulationsmixer, mit dem sich zwei beliebige Modulatoren unter Anwendung verschiedener Operatoren mischen lassen, und die von anderen Arturia Plugins bekannte Effektsektion mit vier FX-Slots, die mit 15 verschiedenen Effekten bestückt werden können. Alle Effekte sind umfangreich parametrisiert und lassen sich seriell und parallel verschalten.
Arturia SQ80 V Software Synthesizer in der Praxis
Mit dabei: AM-Bug und Import von ESQ-1/SQ80 Patches im SysEx-Format
Ensoniq ESQ-1 und Ensoniq SQ80 hatten den Ruf, sehr strukturiert aufgebaute und leicht programmierbare Synthesizer zu sein. Die Struktur hat Ensoniq lange beibehalten und auch der Ensoniq EPS16+ und die Ensoniq TS10 Workstation, die sich mal in meinem Besitz befanden, waren ähnlich aufgebaut. Kannte man ein Gerät, kannte man alle. So war es für mich auch ohne Blick ins Handbuch kein großes Problem, mich sofort beim Arturia SQ80 V Plug-in zurecht zu finden.
Die originalgetreue Umsetzung aller SQ80-Parameter gestattet sogar, den Arturia SQ80 V Software Synthesizer mit dem Originalhandbuch, welches man im Internet finden kann, zu bedienen. Lädt man über das Plugin Menü ESQ-1 oder SQ80-Patches im SysEx-Format, werden diese so wiedergegeben, wie man es von einem ESQ-1 oder SQ80 erwarten würde. Vergleicht man einige der Werksklänge, fallen in der Tat kaum Unterschiede auf. Da ich keinen Ensoniq ESQ-1 oder SQ80 für einen 1:1 Vergleich vorliegen hatte, habe ich mich auf Aufnahmen und Demos aus dem Internet gestützt. Es ist verblüffend, wie gut Arturia den Klangcharakter getroffen haben.
Und selbst der „AM-Bug“, der bei eingeschalteter Amplitudenmodulation im Oszillator 2 und der Nutzung von One Shot-Wellenformen, wie zum Beispiel der Drums, zu unvorhergesehenen Effekten am Original SQ80 führt, wurde implementiert. Mit diesem Bug lassen sich herrliche Effekt-Sounds kreieren, wie man sie zum Beispiel für Filmmusik oder Computerspiele benötigt. Auch manch abgedrehter Loop erklingt, den man samplen und anschließend als Grundlage für einen Song nehmen kann.
Die sehr gut klingenden Effekte und der Arpeggiator heben zudem den Klang des ESQ-1/SQ80 auf eine neue Ebene. Es macht Spaß, an den Parametern zu schrauben. Der Arturia SQ80V klingt dabei durch die Emulation des analogen Filters schön druckvoll und legt man dann noch den Juno Chorus auf ein Pad oder schaltet bei Synth Leads die Unisono-Funktion ein, erhält man tolle Sounds, die sofort vergessen lassen, dass man es hier „nur“ mit der Emulation eines alten Hybrid Synths zu tun hat.
Klangbeispiele
Die folgenden Klangbeispiele sind eine Mischung aus den ursprünglichen Werksklängen des ESQ-1/SQ80, von mir importierten Sounds und Arturia Presets, die die erweiterten Fähigkeiten des Arturia SQ80 V demonstrieren.
Beginnen wir mit dem berühmten „AM-Bug“, der aus einem Programmierfehler der Ensoniq-Programmierer resultiert. Durch die Amplitudenmodulation einer normalen Wave in Oszillator 1 und einer Drums-Wave in Oszillator 2 ergeben sich nach dem Zuschalten der Amplitudenmodulation über die Tastatur verteilt interessante Ergebnisse:
Das Marimba Preset des ESQ-1/SQ80 klingt ziemlich gut:
Beim folgenden Lead-Sound wird am Ende das Filter über den Aftertouch moduliert. Der Original SQ80 hatte polyphonen Aftertouch. Ich habe es hier mit einem Yamaha SY35 probiert, der immerhin über eine Tastatur mit monophonem Aftertouch verfügt. Leider ist die Umsetzung nicht sonderlich fein, sodass etwas Nacharbeiten in Logic angesagt war:
Ein Synth-Tom Preset aus dem SQ80 gespielt mit dem Arturia SQ80 V Plugin:
Ein Calliope-artiger Sound aus den SQ80 Presets:
Das folgende Preset demonstriert die Cross Wave Möglichkeiten des SQ80 und Arturia SQ80 V:
Auch FM-artige Sounds sind möglich:
Ein analog anmutendes String Pad:
Synth Brass Preset mit Aftertouch gespielt:
Bell-Sounds ermöglicht die Klangsynthese von ESQ-1/SQ80/SQ80V ebenfalls:
Ein sehr cooles Synth Bass Preset. Es lohnt sich, den Subwoofer mal einzuschalten!
Ein von mir per SysEx importierter ESQ-1 Sound im Stile von Blade Runner. Er wurde mit dem Juno Chorus und mit Reverb versehen:
Ein schönes Arturia Pad Preset. Über das Modulationsrad lässt sich Bewegung in den Sound bringen:
Ein weiteres Arturia Preset hört auf den Namen „Dancing in the Dark“ und ist dem Sound von Bruce Springsteens gleichnamigen Hit nachempfunden:
Im folgenden Beispiel hört man schön, welche Möglichkeiten im Arturia SQ80 V Plugin schlummern:
Exkurs: Die Vorlage zum Plugin
Ensoniq: Vom Mirage zum ESQ1 zum SQ80
Produkte des US-amerikanischen Herstellers Ensoniq haben in den 1980er und 1990er Jahren die Herzen der Musiker höher schlagen lassen. Alles begann mit dem Commodore 64, dem wohl berühmtesten Heimcomputer der Computergeschichte.
Die Entwicklung des SID Chips des Commodore 64 lieferte den Grundstein für die ersten Ensoniq Synthesizer
Der Commodore 64 besaß einen Soundchip, der mit seinen Möglichkeiten alle damals verfügbaren Heimcomputer und Telespiele in den Schatten stellte. Der SID Chip besaß eine hybride Klangerzeugung mit drei Oszillatoren, die digitale Wellenformen (Dreieck, Rechteck, Sägezahl, Pulswelle mit einstellbarer Pulsbreite sowie Rauschen) abspielen konnten. Diese wurden im Anschluss über drei kombinierbare Filter (Tiefpass, Hochpass, Bandpass, Notch mit Resonanz) gefiltert und durch eine Hüllkurve pro Stimme (ADSR) geleitet. Weitere Möglichkeiten waren die Ringmodulation sowie das Erzeugen weiterer Stimmen durch verschiedene Tricks. Mit dem SID Chip hat der Commodore C64 Geschichte geschrieben und bis heute gibt es in der Chiptune-Szene viele Musiker, die mit dem Original oder mit einer seiner vielen Emulationen arbeiten.
Erster Erfolg mit dem Ensoniq Mirage
Der Entwickler des SID Chips hieß Robert Yannes, ein musikbegeisterter Mitarbeiter von MOS Technology (später Commodore Semiconductor Group), der schließlich im Jahr 1982 mit weiteren Mitarbeitern von MOS die Firma Ensoniq gründete. Das erste Produkt war sofort ein riesiger Erfolg und hörte auf den Namen Ensoniq Mirage Digital Sampling Keyboard. War bis dahin das Sampling nur den wenigen gut betuchten Nutzern des Fairlight CMI (II) Systems möglich.
Das Ensoniq Mirage Digital Sampling Keyboard war das erfolgreiche Debut der jungen Firma
Mit 8 Bit Sampling und bis zu 32 Kilohertz Sampling-Rate und einem RAM-Speicher von 128 Kilobyte war der Sampler zu seiner Zeit ähnlich gut ausgestattet wie der Fairlight CMI II, der ebenfalls mit 8 Bit Samples arbeitete und eine Sampling-Rate von 30,2 Kilohertz bot. Das eingebaute 3.5“ DD Diskettenlaufwerk des Ensoniq Mirage fasste bis zu sechs Samples und acht Sequenzen, denn der Mirage verfügte auch über einen Sequencer. Der Ensoniq Mirage Sampler war eine wichtige Zwischenstation zum Ensoniq ESQ-1 Synthesizer, denn der Mirage Sampler besaß ein analoges Filter, mit dem sich die Samples bearbeiten ließen. Der sehr günstige Preis des Mirage von damals 1700 US Dollar brachte Fairlight in Schwierigkeiten, zumal Ensoniq mit dem Ensoniq EPS und dann EPS-16+ zwei erstklassige Sampler im Zuge des riesigen Erfolgs auf den Markt brachten, die hinsichtlich ihrer Qualität noch einmal alles in den Schatten stellten.
Das Vorbild: Die Synthesizer ESQ-1 und SQ80
Doch auch Synthesizer gehörten zum Repertoire. Das Konzept des Ensoniq ESQ-1 ähnelte dem des Mirage Samplers, nur wurden hier keine Samples verwendet, sondern die Oszillatoren mit digitalen Abbildern typischer Wellenformen, sogenannten Wavetables, gefüttert. Blickt man zurück auf den SID Chip des Commodore 64, erkennt man sofort die Gemeinsamkeiten: Es gibt die typischen Standardwellenformen eines analogen Synthesizers (Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck), Rauschen sowie komplexere Wellenformen für Klänge mit metallischem Charakter. Außerdem findet man einige Wavetables zu Naturinstrumenten wie Bass, Piano, Electric Piano, Voice oder Organ. Hinzu kommen Formant-Wellenformen und Wellenformen additiver Synthesizer.
Drei solcher Oszillatoren stehen pro Stimme zur Verfügung. Jeder dieser Oszillatoren wurde mit einem DCA (Digitally Controlled Amplifier) versehen, der sich übersteuern und per Hüllkurve steuern lässt. Dazu stehen pro DCA zwei Modulatoren zur Verfügung. Weiter geht es dann in das bereits erwähnte analoge Tiefpassfilter, das resonanzfähig ist, aber leider nicht zur Selbstoszillation getrieben werden kann. Dieses kann aber erneut über zwei Modulatoren und natürlich die Tastatur gesteuert werden. Ein vierter DCA kontrolliert schließlich das gesamte Signal bezüglich der Gesamtlautstärke und des Panoramas. Es versteht sich fast von selbst, dass auch hier je zwei Modulatoren zur Verfügung stehen.
Zur Modulation stehen unter anderem drei LFOs pro Stimme zur Verfügung. Außerdem sorgen vier Hüllkurven für zahlreiche weitere Möglichkeiten der Klangformung. Ensoniq setzt dabei nicht auf eine „normale“ ADSR-Hüllkurve (Attack, Decay, Sustain, Release), bei der die vier angegebenen Werte einen willkürlich vom Hersteller gewähltes Zeit/Level-Verhältnis beschreiben, sondern auf vier Zeitwerte und drei Lautstärkewerte. Die Lautstärke kann positiv und auch negative Werte annehmen. Damit lässt sich allerlei Schabernack treiben, wie zum Beispiel ein einfacher Doppler- oder Echoeffekt erstellen – ganz ohne Effektsektion.
Prominente Nutzer von Ensoniq ESQ-1 und SQ80 waren Jean-Michel Jarre und John Carpenter
Mit dem SQ80 stellten Ensoniq eine Erweiterung des ESQ-1 vor. Der Wellenformspeicher wurde auf 75 Wellenformen und vor allem durch Attack-Multisamples wie beim Roland D50 erweitert, ein Floppy-Laufwerk anstelle des Cartridge-Schachts installiert sowie eine Tastatur mit Aftertouch verbaut. Leider kam der Ensoniq SQ80 zu einer Zeit, zu der Yamaha mit dem DX7 und Roland mit dem D50 die Musikwelt bereits fest im Griff hatten und mit der Korg M1 die Workstation-Ära begann. Doch all diese Instrumente waren lediglich ein Ausdruck der sich verändernden Popmusik. Sowohl ESQ-1 als auch SQ80 besaßen noch das „gewisse Etwas“ der alten analogen Synthesizer und waren deshalb vor allem in der elektronischen Musik beliebt. Jean-Michel Jarre und John Carpenter waren zwei der prominentesten Nutzer dieser Synthesizer.
Transwaves – Greetings to PPG
Mit den Transwaves des VFX Synths zog die Wavetable Synthese á la PPG Wave in die Ensoniq Synthesizer ein
Der letzten Synths, die in die Ensoniq Wavetable-Reihe gehören, waren Ensoniq VFX und sein Abkömmling Ensoniq SD-1. Der Ensoniq VFX markierte den Übergang zu modernen Digitalsynthesizern, denn es war eine leistungsfähige Effektsektion mit an Bord und in der Version Ensoniq VFX-SD sogar ein leistungsfähiger 24-Spur Sequencer. Die Klangerzeugung beruhte auf Multisamples von Naturinstrumenten sowie Standardwellenformen und Transwaves. Letztere zeichneten sich dadurch aus, dass sie aus mehreren Einzelwellenformen und komplexen Gebilden bestehen, die an einer beliebigen Stelle gestartet und per Modulatoren durchfahren werden konnten. Transwaves waren also eine Anlehnung an die vom PPG Wave bekannte Wavetable-Synthese. Die extrem gutklingenden 24-Bit Effekte waren im Jahr 1989 ihrer Zeit weit voraus. Leider krankte der Ensoniq VFX an seinem schlechten digitalen Filter. Was hätten die Fans von ESQ-1 und SQ80 dafür gegeben, das analoge Filter der beiden Synths im VFX mit seinen Transwaves integriert zu sehen? Leider entsprach doch genau das damals nicht mehr dem Zeitgeist und so klang der Ensoniq VFX gerade bei klassischen Synth-Sounds trotz der vielen Modulationsmöglichkeiten und den Transwaves im Vergleich steril und kühl. Sein Metier waren eher die modernen bewegten Soundscapes.
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Arturia SQ80 V Test-Fazit
Der Arturia SQ80 V Software Synthesizer ist eine klare Empfehlung für alle Musiker, die den Sound der 80er Jahre mögen und/oder im Bereich Filmmusik oder Game Music beheimatet sind. Der Sound des Arturia SQ80 V erinnert aus dem Stand heraus an die Musik der 80er. Doch auch modernere Sounds lassen sich durch die von Arturia zusätzlich spendierten Funktionen und Effekte erzeugen. Der Arturia SQ80 V Synthesizer ist vor allem auch für diejenigen interessant, denen die Programmierung von eigenen Synthesizer Patches bislang zu kompliziert war. Die einfache Struktur des Originals wurde von Arturia auch im Plugin gut nachgebildet und somit kommen Synthesizer-Einsteiger schnell zu ansprechenden Ergebnissen.
Zudem findet man Patches für den ESQ-1 und SQ80 auf vielen Seiten im Internet zum kostenlosen Download. Diese können dann in das Plugin geladen, dort weiter verarbeitet und zum Beispiel mit Effekten angereichert werden. Mit den zusätzlich spendierten VFX Transwaves lassen sich zudem Sounds erzeugen, die mit dem Hardware Original so nicht möglich gewesen wären. Der Sound erinnert dann etwas an den PPG Wave. Unterm Strich ist der Arturia SQ80 V eine perfekte Ergänzung zu den übrigen Arturia Software Synthesizern und sei dringend zum eigenen Antesten empfohlen.
Features Arturia SQ80 V Review
- Hersteller: Arturia
- Systemvoraussetzungen Win 8.1+ (64bit) PC: 4 GB RAM; 2.5 GHz CPU; 2GB free hard disk space; OpenGL 2.0 compatible GPU
- Systemvoraussetzungen Apple: 10.13+: 4 GB RAM; 2.5 GHz CPU; 2GB free hard disk space; OpenGL 2.0 compatible GPU
- Originalgetreue Software-Emulation eines Ensoniq SQ80 (ESQ-1)
- 3 digitale Oszillatoren basierend auf dem original DOC Chip
- Über 400 Wellenformen
- Amplituden Modulation und Sync
- 4 analoge DCAs; (einen pro Oszillator, ein für den Master-Ausgang)
- Analoges Low-Pass Filter mit Resonanz basierend auf dem originalen CEM Chip-Design
- 4 polyphone Hüllkurvengeneratoren mit drei Modi: SQ80, DADSR, MSEG
- 3 LFOs mit sechs Wellenformen
- Modulationsmixer
- Arpeggiator
- Bis zu 16-stimmig polyphon
- Unison Modus
- 4 FX Slots, zwei FX-Busse, serielle und parallele Verschaltung
- 15 FX Typen
- Macro Controls
- 200+ Werkspresets, inclusive 40 SQ-80 Presets
- MPE kompatibel
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