Arturia Efx Fragments Test
Granular Synthese für alle!
Von Markus Galla am 10. März 2022
Arturia Efx Fragments Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Im Handumdrehen zu inspirierenden Sounds mit dem Granular Software Effekt. Granular Synthese in einem leicht zugänglichen Format.
PRO
- Greifbare Granular Synthese
- Erstklassige und inspirierende Sounds
- Integriertes Tutorial
- Übersichtliches Benutzer-Interface
CONTRA
- —
Für wen?
Sounddesigner, Filmmusiker, Komponisten, Musiker
Was ist es?
Granular Synthese ist bekannt für unerwartete Sounds, gilt aber auch als schwer handhabbar. Arturia geht mit dem Arturia Efx Fragments Effekt einen neuen Weg, der diese mächtige Synthese für alle Anwender zugänglich machen soll.
Arturia Efx Fragments macht Granular Synthese endlich ohne lange Einarbeitungszeit zugänglich
Dazu hat man sich viele Gedanken um die Benutzeroberfläche gemacht, die mit wenigen Reglern erstaunliche Effekte ermöglicht und zugleich das sichtbar macht, was bei der Granular Synthese oft schwer zu fassen ist.
Im Advanced-Modus eröffnen sich dem Nutzer schließlich alle Funktionen von Arturia Efx Fragments. Zu den Features gehören die mittlerweile bei vielen Arturia Plugins üblichen Macros, Function-Generatoren sowie ein Step Sequencer. Ein Paner und zwei FX-Slots vervollständigen unseren Arturia Efx Fragments Test. Ein integriertes Tutorial erklärt die wichtigsten Funktionen und ermöglicht den schnellen Einstieg in dieses aufregende Effekt-Plugin.
5 Features im Arturia Efx Fragments Test
- Granular Effekt-Plugin
- Aufregend neue Sounds aus simplen Ausgangsklängen
- Übersichtliches User Interface
- Macros, Function Generator und Step Sequencer für Modulationen
- Panner und zwei FX-Slots mit je neun Effektalgorithmen
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Arturia Efx Fragments Test
Arturia Efx Fragments Test: Granular Synthese für jedermann
Granular Synthese gilt als schwierig zu beherrschen und abstrakt. Dennoch ermöglicht sie eine Vielzahl an bewegten und bislang unerhörten Sounds. Oftmals wird Granular Synthese als Zugabe gehandelt und ist zum Beispiel auch Bestandteil von Arturia Pigments, den wir ebenfalls vor einiger Zeit für euch getestet haben.
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Während der Granular Synthesizer in Pigments jedoch schwer zu fassen ist, möchte Arturia Efx Fragments einen leichteren Zugang bieten. Ich möchte dem Ergebnis des Tests an dieser Stelle etwas vorgreifen und schon einmal bestätigen: Ja, Arturia Efx Fragments macht Granular Synthese endlich ohne lange Einarbeitungszeit zugänglich.
Doch was ist Granular Synthese überhaupt?
Granular Synthese
Bei der Granular Synthese wird ein Sample in einen Buffer eingelesen und dort in kleine Bestandteile zerlegt, die anschließend vielfältig verarbeitet werden können. Diese kleinen Schnipsel werden als Grains bezeichnet. Die Art und Weise, wie diese Grains erzeugt und anschließend weiter bearbeitet werden, entscheidet maßgeblich über den Klang.
Entscheidend ist zum Beispiel die Anzahl der erstellten Grains, die Länge der Grains und auch in welcher Reihenfolge sie aus dem Sample ausgelesen werden. Die weitere Verarbeitung umfasst zum Beispiel die Manipulation der Hüllkurve, der Tonhöhe, des Klangs und die spätere Reihenfolge der Wiederausgabe am Ende der Bearbeitung.
Insbesondere durch die Automation der einzelnen Parameter lassen sich sehr aufwändige Klangtexturen oder rhythmische Patterns erzeugen.
Benutzer-Interface
Herausragend ist das Benutzer-Interface im Arturia Efx Fragments Test. Einen guten Überblick über das Geschehen gibt die Darstellung des Buffers. Der Buffer ist ein Speicher, der das zu bearbeitende Sample enthält. In Arturia Efx Fragments wird der Inhalt des Buffers als Wellenform dargestellt.
Der Buffer kann kontinuierlich gefüllt werden, zum Beispiel in einem zu definierenden Zeitintervall, oder aber per Freeze-Funktion dauerhaft mit einem Sample gefüllt bleiben.
Der Buffer ist das Herzstück des Granular Synthesizers
Buffer Length ist dabei die Größe des Buffers als Vielfaches des DAW Tempos. Freeze friert wie erwähnt den aktuellen Inhalt des Buffers ein. Eine weiße Linie symbolisiert den Aufnahmekopf, der das Sample von der DAW kommend in den Buffer überträgt. So sieht man beim ersten Durchlauf, wie sich der Buffer kontinuierlich füllt und sich hinter der weißen durchlaufenden Linie die Wellenform aufbaut.
Auslesen des Buffers und Erstellen der Grains
Eine dickere und größere gelbe Linie ist das Gegenstück, der Wiedergabekopf. Sie durchläuft den Buffer und liest das Sample an der Position, an der sich die gelbe Linie gerade befindet. Sie kann vorwärts oder rückwärts laufen oder aber auch an einer bestimmten Stelle stehen bleiben. Die kurzen gelben Linien zeigen an, an welchen Stellen gerade Grains erzeugt werden. Die Position der kurzen gelben Linien lässt sich über verschiedene Parameter beeinflussen ebenso ihre Abhängigkeit vom Aufnahme- und Wiedergabekopf.
Das Ausgangssignal lässt sich per Feedback-Parameter wieder zurück in die Granular Synthese führen. Die Lautstärke des Grain Signals ist ebenso regelbar wie der Mix der Grains zum Originalsignal. Möchte man nur das Signal der Granular Synthese hören, stellt man hier Mix auf 100 Prozent Wet.
Bereits erwähnt wurde, dass der Aufnahmekopf (weiße Linie) und der Wiedergabekopf (lange gelbe Linie) zusammenhängen. Wie diese sich zueinander verhalten, bestimmt der Regler Grain Capture.
Drei verschiedene Modi stehen zur Auwahl:
- Speed: Verhältnis der Geschwindigkeit zwischen Aufnahmekopf und Wiedergabekopf
- Offset: Gleiche Geschwindigkeit von Aufnahme- und Wiedergabekopf mit einem definierten, aber mit durch Offset festgelegten Abstand beider zueinander
- Manual: Nur der Aufnahmekopf durchläuft den Buffer, der Wiedergabekopf steht an einer von Hand einstellbaren Position.
Im Offset-Modus lässt sich der Abstand entweder in Millisekunden oder in Abhängigkeit vom Tempo in Notenwerten angeben. Auch Triolen und Punktierungen sind möglich.
Per Spray lässt sich ein Zufallsfenster relativ zum Wiedergabekopf definieren, in dem Grains ausgelesen werden. Dieses kann auch vor oder hinter dem Wiedergabekopf mitlaufen.
Verarbeitung und Wiedergabe der Grains
Der nächste Schritt ist die Verarbeitung der Grains. Bestimmt wird diese durch Grain Release. Auch Grain Release verfügt über drei verschiedene Modi:
- Classic: Classic ist der variabelste Modus und eignet sich für viele verschiedene Sounds von Drones, Pads bis hin zu rhythmischen und melodischen Strukturen wie Arpeggios.
- Texture: Dieser Modus ist auf die Erstellung von Pad und Drone Sounds spezialisiert. Per Layers lassen sich mehrere Grain Layer schichten, was für sehr dichte Sounds sorgt.
- Rhythmic: Im Rhythmic Mode wird schließlich ein Sample zerhackt, neue Rhythmen erstellt oder das Originalmaterial durch rhythmische Strukturen überlagert.
Die Länge der einzelnen Grains lässt sich durch Size bestimmen, während wir mit Pitch die Tonhöhe festlegen. Vierzehnt verschiedene Skalen oder Intervalle stehen zur Verfügung, darunter auch Modi wie Phrygisch, Dorisch, Lydisch und so weiter.
FAQ: Syntheseformen & Klangsynthese erklärt
Effekte im Arturia Efx Fragments Test
Zum Abschluss durchläuft das Signal die Effektsektion. Diese besteht aus einem Auto-Panner und zwei FX-Slots, die mit je neun verschiedenen Effektalgorithmen gefüllt werden können.
Der Auto-Panner bietet neun verschiedene Presets für die Bewegung im Stereofeld an.
Auto-Panner für Bewegungen im Stereofeld
Eine Visualisierung des Pannings erleichtert die Auswahl. Die x-Achse des Feldes steht für das Stereofeld, während die y-Achse die Lautstärke darstellt. Der Distance-Parameter erlaubt eine Simulation der Entfernung durch Filterung und Lautstärkemodulation. Der Auto-Panner synchronisiert sich immer zum Song-Tempo der DAW.
Bei den Effekten stehen folgende Typen zur Auswahl:
- Multi Filter
- Distortion
- Compressor
- Delay
- Pitch Shift Delay
- Tape Echo
- Chorus
- Flanger
- Reverb
Interessant ist das Routing der Effekte. Hier lässt sich wählen, welcher Anteil des Signals den Effekt durchläuft.
- Dry/Wet: Grains und das unbearbeitete Signal durchlaufen den Effekt
- Wet only: Nur die Grains durchlaufen den Effekt
- Feedback: Die Grains, die per Feedback-Parameter zurück in den Buffer geleitet werden, durchlaufen den Effekt
Arturia Efx Fragments Test: Advanced Panel
Nachdem wir uns die Grundeinstellungen des Plugins angeschaut haben, werfen wir einen Blick unter die Haube. Arturia Efx Fragments besitzt nämlich einen Advanced-Modus. Drückt man den zugehörigen Schalter, werden weitere Parameter für die Bearbeitung angezeigt. Man kennt das unter anderem von den Arturia Synthesizer Plugins.
Grain Quantization
Manchmal kann es hilfreich sein, genau zu bestimmen, zu welchem Zeitpunkt Grains erzeugt werden. In diesem Fall hilft Grain Quantization. Hier kann der Benutzer entweder Transients oder Grid auswählen, um die Grain-Erstellung kontrollierter zu gestalten. Bei Transients wird das Signal analysiert und Grains werden an den Stellen erzeugt, an denen Transienten entdeckt wurden. Bei Grid wird dem Buffer ein Raster von 8, 16 oder 32 Unterteilungen hinzugefügt. Gemeinsam mit der Buffer-Länge lässt sich so genauer bestimmen, an welchen Stellen die Grains erzeugt werden. Das ist insbesondere dann sinnvoll, wenn rhythmische Strukturen gewünscht sind.
Grain Control & FX
Unterhalb von Grain Release erscheinen nach der Aktivierung des Advanced Panels weitere Parameter zur „Grain Control“:
- Width
- Grain Direction
- Grain Crush
- Grain Shape
- Random Fine
Mit diesen lässt sich zum Beispiel kontrollieren, ob Grains vorwärts oder rückwärts gespielt werden, ein Bitcrusher auf die Grains angewendet werden soll oder ob zufällige Tonhöhenschwankungen den Grains hinzuzufügen sind. Grain Shape fügt zum Beispiel eine von acht Lautstärke-Hüllkurven hinzu.
Im Rhythmic-Modus wird hier der Step Sequencer eingeblendet, der für die rhythmische Struktur der Grains sorgt. Und auch bei den Effekten werden mehr Parameter zugänglich, aktiviert man den Advanced-Modus. Die Parameter richten sich dabei nach dem jeweils ausgewählten Effekt eines FX-Slots.
Macros, Function Generator, Step Sequencer, Envelope Follower
Den größten Teil des Advanced-Fensters nehmen die frei zuweisbaren Macros, die Function Generatoren 1 bis 3, der Envelope Follower sowie der Step Sequencer ein. Mit diesen lässt sich allerhand Bewegung ins Spiel bringen. Der Step Sequencer ist dabei unabhängig vom Step Sequencer unter Grain Control, der im Rhythm-Modus aktiviert wird. Die Steps können vorwärts, rückwärts, vorwärts und rückwärts oder zufällig durchlaufen werden. Auch eine Swing-Funktion gibt es.
Der Envelope Follower orientiert sich entweder an der Hüllkurve des Source-Signals oder aber an einem Sidechain-Signal.
Diverse Hilfsmittel erlauben es, schnell passende Hüllkurven für die Function Generatoren zu erzeugen. Aktiviert man Bipolar, werden positive wie negative Werte erzeugt.
Arturia Efx Fragments Test: Praxis
Für den Anfang empfiehlt es sich, zunächst einmal mit den Basisparametern zu spielen und Arturia Efx Fragments auf unterschiedliches Quellmaterial anzuwenden. Es ist erstaunlich, wie schnell sich inspirierende neue Sounds ergeben. Auch das Durchstöbern der vielen guten Presets ist ein guter Ausgangspunkt. Arturia Efx Fragments besitzt ein integriertes Tutorial, das durch alle Parameter des Plugins führt. Hat man dieses „durchgearbeitet“, kann man sich an erste eigene Kreationen wagen.
Ich habe viele Stunden mit dem Plugin verbracht und konnte tolle Sounds und rhythmische Strukturen damit erzeugen. Dabei kann man entweder zum Beispiel einem Drum Loop eine weitere Ebene hinzufügen oder aus diesem etwas ganz Neues kreieren. Ein einfacher Flächenklang lässt sich mit Arturia Efx Fragments zerhacken, zu sich bewegenden Sounds wie aus einem Movie Soundtrack verwandeln oder in Drones.
Für die folgenden Hörbeispiele habe ich einen einzelnen Synth String-Dauerton und einen Drum Loop genutzt. Daraus habe ich dann nur mit dem Arturia Efx Fragments verschiedene Sounds gebastelt und meine Reglerbewegungen aufgezeichnet. Das Ergebnis landete dann wieder auf einer Audiospur. Zu Beginn jeder Spur hört ihr einmal kurz den Original-Sound, dann folgt das Ergebnis des Plugins im Arturia Efx Fragments Test.
Am Ende habe ich alle Spuren aus Spaß gleichzeitig laufen lassen. Da ich das Ergebnis des kleine Experiments interessant fand, wurden die Spuren einfach noch etwas gegeneinander verschoben und fertig war der kleine Elektronik-Track. Für einen Song würde ich wahrscheinlich die einzelnen Spuren zerschneiden und dann neu arrangieren oder die entstandenen Sounds samplen und dann damit arrangieren oder sie auf einer Tastatur spielen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
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Arturia Efx Fragments Test-Fazit
Granularsynthese für alle! Das könnte das Fazit des Arturia Efx Fragments Test sein und den Konjunktiv möchte ich sofort wieder streichen, denn das ist es auch. Arturia schafft es mit dem Arturia Efx Fragments Plugin endlich Granular Synthese greifbar und nutzbar zu machen.
Ob nun zufälliges Ergebnis oder gezieltes Erstellen eines Sounds, jede Herangehensweise ist möglich. Anfänger starten mit den Presets und den Basic-Funktionen. Hat man sich mit diesen ausgetobt, geht es in den Advanced-Modus. Das integrierte Tutorial erklärt alle Parameter und führt zu schnellen Erfolgserlebnissen.
Arturia Efx Fragments ist als eigenständiges Plugin erhältlich. Der Preis von derzeit 99 Euro ist als sehr gut zu bewerten und das Plugin sollte in keiner Sammlung fehlen. Statt stundenlang im Internet nach neuen und inspirierenden Samples zu suchen, erschafft man diese mit Arturia Efx Fragments einfach selbst. Statt tausendmal gehörte Sounds gibt es in Zukunft wieder aufregende Klangtexturen zu hören. Natürlich können auch andere Synths Granular Synthese und Arturia hat diese ebenfalls in Arturia Pigments integriert. Doch kaum ein anderer Hersteller macht diese so gut (be-)greifbar wie Arturia Efx Fragments. Was will man mehr?
Features Arturia Efx Fragments Review
- Hersteller: Arturia
- Kreatives Effekt-Plugin mit Granular Synthese
- Drei verschiedene Granular-Modes: Classic, Texture & Rhythmic
- Tonhöhen-Quantisierung mit 15 verschiedenen Skalen
- Grain Quantisierung mit Transientenerkennung oder Grid-Modus
- Spatializer-Sektion mit neuen verschiedenen Presets
- 2 FX slots mit verschiedenen Routing-Möglichkeiten
- Erweiterte Modulationssektion mit Envelope Follower, drei Function-Generatoren, Step Sequencer
- 60 inspirierende Presets
- Arbeitet als VST, AAX, Audio Unit
- Windows: Win 8.1+ (64bit), Mac: Mac OS 10.13+
- 4 GB RAM
- 2.5 GHz CPU, Apple M1 kompatibel
- 2GB freier Festplattenspeicher
- OpenGL 2.0 kompatible GPU
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