Apogee Quartet Testbericht
Feines Desktop Audio Interface
Was ist es?
Das Apogee Quartet ist ein konsequent für den Desktop-Einsatz ausgelegtes Audio Interface, das an einem stationären Apple-Rechner oder einem iPad betrieben werden kann. Die Schnittstelle der Wahl ist USB 2.0 und Aufnahmen sind mit maximal 24 Bit & 192 kHz möglich.
Zusätzlich zu den analogen Eingängen zur gleichzeitigen Aufnahme von vier Spuren stehen zwei digitale ADAT-Eingangskanäle zur Verfügung (max. acht Kanäle). Das Gerät ist auch als Monitor-Controller nutzbar, denn es gibt drei Klinken-Buchsenpaare für Lautsprecher sowie Möglichkeiten zum schnellen Umschalten zwischen diesen.
An eine zusätzliche USB-Buchse können Geräte angeschlossen werden, die MIDI via USB senden/empfangen – DJ-Controller, MIDI-Keyboards & Co.
Das Interface ist zum Straßenpreis von 1.555,- Euro (inkl. MwSt. & Versand) im deutschen Musikalienfachhandel erhältlich.
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Apogee Quartet Testbericht
Erster Eindruck
Alle Komponenten und Gehäuseteile sind sehr sauber gefertigt. Die Klinkenausgänge für die Studiomonitore werden durch Manschetten stabilisiert und sind fest mit der Rückwand des Gehäuses verschraubt. Die XLR-Eingänge sind verriegelbar. Kurzum: Alles ist profigerecht gelöst.
Wie immer am Mac ist keine Treiberinstallation nötig, da auf den Core-Audio-Standard zurückgegriffen wird. Allerdings kommst Du über das Software-Paket von Apogee in den Genuss der Mixer-Software Maestro 2 und ihren erweiterten Einstellmöglichkeiten für das Interface. Außerdem verringerte sich die Latenz (siehe unten) sogar noch ein wenig.
Bedienung in der Praxis mit dem Apogee Quartet
Dank dedizierter Touch-Flächen für die Ein-/Ausgänge geht die In- und Output-Verstärkung mit dem großen Drehregler zügig von der Hand. In der Standardeinstellung dient ein Druck auf diesen zum Stummschalten der Hauptausgänge, doch kannst Du auch andere Funktionen damit auslösen, was über die Mixer-Software Maestro 2 (siehe unten) konfigurierbar ist – etwa der Wechsel zwischen mehreren angeschlossenen Lautsprecherpaaren. In fortgeschrittene Studios wird damit unter Umständen kein dedizierter Monitor-Controller mehr benötigt.
Abgesehen vom Gain ist die Konfiguration der analogen Eingänge per Software zu erledigen. Das mag man bemängeln, doch für mein Empfinden ist das vertretbar, da das Setup ja in der Regel nicht so häufig wechselt, dass man Hardware-Bedienelemente vermissen würde.
Die Displays sind vergleichsweise hochauflösend und sprechen eine gut verständliche Bildsprache. In taghell erleuchteten Studios bzw. im Freien wird es allerdings ziemlich schwierig, etwas zu erkennen, denn so hell wie auf den folgenden Bildern sind die Symbole und Schriftzeichen bei weitem nicht:
Mixer-Software Maestro 2
Hier kannst Du schließlich alle Pegel überwachen, Line/Mic/Hi-Z umstellen, Low-Cut und Phantomspeisung (übrigens für jeden Input separat) aktivieren, den Soft-Limiter für smoothes Abfangen von Übersteuerungen einschalten und mehr.
Weiterhin erwähnenswert sind Funktionen wie das Output-Routing über die kleine Matrix (z.B. für die maßgeschneiderte Speisung des Kopfhörerausgangs) oder die Schalter zum Abhören in Mono. Dass keine Effekte an Bord sind, lässt sich verschmerzen, auch angesichts der niedrigen Latenz (siehe unten) und der dadurch geschaffenen Möglichkeit, Audio-Plugins ohne übergebührliche Signalverzögerungen einzusetzen.
Alles in allem ist Maestro 2 recht gut bestückt und übersichtlich aufgebaut. Nur die Möglichkeit zum Speichern und Laden kompletter Mixer-Konfigurationen habe ich vermisst.
Klangqualität des Apogee Quartet
Die Qualität der Klangverarbeitung ist durchweg großartig. Das war zu erwarten bei diesem Preis und eingedenk der Tatsache, dass äußerst rauscharme Preamps und der edle Digital-Analog-Wandler ESS Sabre32 verbaut wurden. Im Hörtest rangiert das Apogee Quartet locker auf dem Level unseres RME Fireface UCX bzw. darüber, während die Mikrofonaufnahmen weitestgehend neutral, aber doch mit dem subtilen seidig-brillanten Etwas ertönen.
Die Klangkompetenz eines Interfaces äußert sich auch in der vielbeschworenen Transparenz. Will heißen in der Möglichkeit einer punktgenauen Ortung einzelner Schallereignisse, einem sehr »greifbaren« Ensemble aller Instrumente, die im der Stereobreite und in der Tiefenstaffelung verteilt sind. Hier spielt freilich die knallharte Impulstreue eine Rolle, was bei Einzelklängen etwa in den unglaublich zackigen Transienten und dem schnellen, trockenen Abgang einer Kick Drum zutage tritt.
Einfach großartig und im eigenen Hause nur (minimal) getoppt vom Apogee Syphony I/O. Nur sehr wenige Interfaces von Mitbewerbern bzw. eine teurere Kombination aus Preamp und Wandler(n) können hier ähnlich gute oder bessere Resultate liefern.
Latenz
Im Praxistest mit 44,1 kHz bei einem sehr kleinen Puffer von 32 Samples betrug die Ein- und Ausgangslatenz jeweils 1,4 Millisekunden. Einfache bis mäßig prozessorbelastende Projekte ließen sich damit ohne Störgeräusche oder Aussetzer auf meinem MacBook Pro (2014er-Modell) betreiben.
Kumuliert wären das also 2,8 Sekunden – bemerkenswert niedrig, was Gitarristen in die Lage versetzt, ihr Instrument schon während der Aufnahme durch einen virtuellen Amp zu jagen, ohne Verzögerungen zu spüren. Auch das Einsingen mit atmosphärischer Unterstützung durch einen Halleffekt fühlt sich sehr unmittelbar an.
Bei 96 kHz stellte ich aufgrund der naturgemäß höheren Prozessorbelastung einen Puffer von 128 Samples ein. Selbst dann sind es nur jeweils 1,6 ms für Input und Output, ein immer noch ausgezeichneter Wert. So bleibt auch genug Spielraum für komplexe Projekte – insbesondere für solche, bei denen eine derart schnelle Verarbeitung des Audiosginals nicht notwendig ist.
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Fazit zum Apogee Quartet Test
Ein Blick auf die Rückseite des Apogee Quartet macht deutlich, wie viel in ihm steckt. Die Anzahl und Vielfalt der Schnittstellen für Audio-, MIDI- und Clock-Signale ist beachtlich für ein Gerät dieser Größe. Erstere werden in praktisch makelloser Manier verarbeitet – die extrem rauscharmen Preamps klingen gleichzeitig neutral und edel, während die Wandler wirklich vom Allerfeinsten sind. Du wirst kaum ein zweites Desktop-Interface finden, das derart fein klingt.
Der Betrieb war durchweg stabil, wobei recht komplexe Projekte mit sehr geringen Latenzen im Bereich von 3 Millisekunden (Eingangs- plus Ausgangsverzögerung) möglich sind. Sound und Performance sind also auf hohem, teilweise höchstem Niveau angesiedelt.
Auch in der Bedienung überzeugt das Gerät mit seinem minimalistischen Interface, den informativen OLED-Displays, eine großen Drehregler und der stark angewinkelten Oberfläche. Die gute Strukturierung setzt sich in der Mixer-Software fort, die alles Nötige (und etwas mehr) in einer übersichtlichen Aufbereitung zugänglich macht.
Auf der Sonnenseite sind weiterhin die Möglichkeit zur Nutzung als Monitor-Controller für bis zu drei Lautsprecherpaare und die gänzlich tadellose Verarbeitung zu nennen.
Nur Kleinigkeiten lassen das Apogee Quartet haarscharf an der Maximalwertung vorbeischrammen, zumal bei rund anderthalb Tausend Euro eben die Ansprüche steigen. So könnte die Displays einen Tick heller sein, um auch in gut erleuchteten Studioumgebungen eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten. Außerdem würde ich mir noch Speicher- und Ladefunktionen für Mixer-Konfigurationen in Maestro 2 wünschen.
Summa summarum beschließe ich meinen Apogee Quartet Testbericht auf delamar mit sehr, sehr guten viereinhalb von fünf Punkten. In den wichtigen Disziplinen ist dieses Audio Interface kaum zu schlagen, wenn Rack-Geräte mal außer Betracht gelassen werden.
Apogee Quartet Features
- USB Audio Interface für Mac OS X & iOS
- Wandlung mit max. 24 Bit & 192 kHz
- Eingänge:
- 4 x Mic/Line/Hi-Z (XLR/6,3 mm, symm.)
- Phantomspeisung (+48 Volt) schaltbar
- 8 x ADAT/SMUX (TOSLINK, 44.1 – 96 kHz)
- Ausgänge:
- 6 x Line (6,3 mm, symm.)
- 1 x Line (Stereo) für Kopfhörer (6,3 mm)
- Wordclock-Ausgang (BNC)
- USB-Buchse für MIDI-Geräte
- Maße: 258 x 81 x 151 mm
- USB- und Lightning-Kabel mitgeliefert
- Lizenzen für das Plugin-Bundle Waves Gold mitgeliefert
zu 'Apogee Quartet Testbericht: Feines Desktop Audio Interface'
oboe 04. Dez 2015 13:50 Uhr
naja, die Einschränkung "wenn man Rack-Geräte außer Betracht lässt" ist jetzt kein Qualitätsmerkmal. Für 2.000 Euro und gerade mal 4 Mic PreAmps muss das schon ein Überhammer sein - und zwar mit Betrachtung von Rack-Geräten: denn hier gibt es für einen Viertelpreis die Doppelte Anzahl von Kanälen, ebenfalls mit toller Mix-Software. Und dann wäre in der Tat interessant, ob die Wandlerqualität derart hörbar ins Gewicht fällt, dass ein faktisch 8-facher Preis lohnt.
Viele kennen wohl das Aha-Erlebnis, von einer Onboard-Soundkarte auf eine externe Soundkarte umzusteigen. Ist der Unterschied von Tascam über M-Audio über Focusrite über RME zu Apogee im Blindtest hörbar und gravierend? Hierzu würde ich mir mal einen Test wünschen. Biete mich auch als Testhörer an :-)
fatman 11. Dez 2015 14:29 Uhr
Wie so oft bei Produkten für Apple, halte ich den Preis für überteuert. Was die Wandlerqualität angeht, fände ich nachvollziehbare Messwerte besser, als blumige Umschreibungen wie "edle" Bauteile, die aufgrund des hohen VKP höhere Erwartungen bestätigen.
Glaubt tatsächlich jemand, das schlechte Bauteile EKP´s und großzügige Kalkulationen, sowie kleine Produktionsauflagen auf die Qualität des Produktes Einfluß haben?
Weniger Esoterik und mehr Sachlichkeit fänd ich gut. Zumal der Endverbraucher
auf seinem i-Phone, -Pad etc. das seidige Etwas beim Gesang sowieso nicht erkennt.
Übrigens: Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass die Allermeisten das Interface mit einer DAW zusammen betreiben. Wozu dann noch eine Mixer-Software? Auch solch überflüssigen Beigaben verteuern ein Gerät!
norbert geiblinger 11. Dez 2015 22:08 Uhr
Na ja, ich würde ein Audiointerface ohne Mixersoftware die den Namen auch verdient nicht kaufen, mein Favorit ist Totalmix von RME. Nach fast 40-ig jähriger Erfahrung in Sachen Recording lernte ich das schnell zu schätzen, DAW hin und her. Es gibt übrigens genug Interfaces die über solchen eben nicht verfügen - viel Spass damit, der wird sich allerdings in Grenzen halten, wie auch immer, jedem das seine.
Zur Audio Qualität - ich denke nicht das sich RME verglichen mit Apogee oder UAD viel nimmt, daher bevorzuge ich RME weil erstens vernünftigere Preise, zweitens nicht auf Apple fixiert und drittens hervorragende Treiber und Support.
oboe 12. Dez 2015 15:46 Uhr
@fatman: die Mixersoftware des Audiotreibers macht ja etwas anderes, als die DAW macht: die Mixersoftware ist dafür da. latenzfreie Mischungen an verschiedene physikalische Ausgänge zu geben, während die DAW häufig nur den Master mit Ausgängen belegen kann (und da teilweise auch nur in der Anzahl des Projektes (Stereo: 2, Surround: 6), die Auxen aber häufig nicht auf physikalische Ausgänge geben kann. Nun gibt es inzwischen zwar DAWs, die auch multible Ausgänge erlauben und sogar AUXen auf physikalische Ausgänge zu routen, all das aber immer mit der Latenz, die im Projekt vorherrscht. Für Aufnahmen also eher ungeeignet.
In so fern ist auch für mich eine Mixersoftware bei einer Soundkarte Pflicht - aber meist auch Standard. Selbt die uralte M-Audio Audiophile hatte da was am Start, was auch unter Windows hervorragend funktionierte (WDM), da können sich andere aktuelle Hersteller noch eine gewaltige Scheibe von abschneiden, da z. B. ein Surroundrouting für den VLC vermutlich auf andere Kanäle geht, als ein Stereorouting, da zumindest bei mir die Stereo- und die Surroundabhöre unterschiedliche Systeme sind. Und wenn man dann noch mal Vergleichshören möchte, dann reicht das Windowsrouting keinesfalls...
fatman 12. Dez 2015 19:18 Uhr
Meine Meinung zur Mixer SW wahr sicher etwas missverständlich. Ich finde es besser, die SW würde nicht als Beigabe zur Verteuerung der Soundkarte beitragen, sondern getrennt zur HW verkauft werden. So kann jeder Anwender nach seinem Bedürfniss kaufen. Ob dann aber mehr als 10% der Käufer bei der SW zuschlagen?