AKG P120 Test
Kondensatormikrofon für Einsteiger

AKG P120

Das kleine Schwarze: AKG P120 nennt sich das Kondensatormikrofon für aufstrebende Musiker, YouTuber, Spielefreunde auf Twitch und mehr - wie es klingt und alles Weitere hier und jetzt im Review ...

Was ist es?

Das AKG P120 ist ein Kondensatormikrofon mit der Richtcharakteristik Niere. Es kommt in einem Ganzmetallgehäuse daher und wird mit einem Stativadapter geliefert. Integriert sind Schalter zur Vorabschwächung des Pegels bei lauten Schallquellen und zur Hochpassfilterung (v.a. zur Abmilderung von Körperschall).

Bei einem Straßenpreis von 80 erscheint es wie die Antwort auf die Frage »Mit welchem Mikrofon kann ich mein erstes Homestudio einrichten«? Auch für Betreiber kleiner Projektstudios auf der Suche nach einem möglichst günstigen Zweit- oder Ersatz-Mikrofon könnte es eine gute Figur abgeben. Für YouTube, Twitch, YouTube, Google Hangouts & Co. ebenso.


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AKG P120 Testbericht

Erster Eindruck und Lieferumfang

Das Design ist schlicht und elegant. Die die schwarze Farbe gefällt mir persönlich besser als das silbrige Blaugrau des Vorgängermodells (»Perception 120«).


Passend dazu


Mitgeliefert wird noch ein Stativadapter, also eine Vorrichtung zur Montage des AKG P120 an einem Mikrofonständer. Das geht in Ordnung – die Dreingabe einer elastischen Halterung (»Mikrofonspinne«) zur Dämpfung von Körperschall kann man bei 80 Euro nicht verlangen.

Ein bisschen stutzig macht mich allerdings, dass die vom Hersteller angebotene Spinne AKG SH 100 mit 75 Euro fast genauso viel kostet wie das hier zum Review vorliegende Mikrofon. Immerhin sollte man dann davon stark ausgehen können, dass sie gefertigt und effektiv in der Dämpfung von Körperschall ist.

Verarbeitung des AKG P120

Die Verarbeitung ist durch und durch sehr gut. Das ist eine Einschätzung aus absoluter Perspektive und für die Verhältnisse derart günstiger Mikrofone ist die Fertigungsqualität schlichtweg überragend. Das massive Ganzmetallgehäuse ist piekfein gefertigt und der sehr feste Mikrofonkorb ist perfekt darin eingepasst.

Die kratzresistente mattschwarze Oberfläche sowie die fest einrastenden Pad- und Filterschalter (siehe unten) runden das Bild ab. Ich hielt schon vielfach teurere Mikrofone in den Händen, die nicht so gut verarbeitet waren.

Ausstattung

Wenn Du sehr laute Schallquellen ohne merkliche Verzerrungen aufnehmen willst, kannst Du die Pegel-Vorabschwächung von -20 dB zuschalten. Ein solcher Schalter (dieser bzw. dessen Funktion wird gerne »Pad« genannt) ist keine Selbstverständlichkeit bei Mikrofonen. Erst recht nicht bei so günstigen. Später mehr zum Recording von lauten Quellen.

Ebenfalls nett: Der zweite Schalter dient zur Absenkung der Bassfrequenzen. Praktisch, wenn direkt schon das aufgenommene Signal »schlankerer« sein soll, was einem späteren Equalizer-Einsatz in der Regel auch vorzuziehen wäre. Andererseits kannst Du dadurch Körperschall reduzieren, z.B. die Geräusche von Fußtritten auf dem Bühnen-/Studioboden oder das Rumpeln beim Hantieren am Stativ.

Da die passende Mikrofonspinne für das AKG P120 wie oben erwähnt recht kostspielig ist, könnte der Filterschalter noch wichtiger werden. Dazu passt, dass dieser bei 300 Hertz, also schon recht weit oben im Frequenzspektrum zu wirken beginnt (normalerweise sind eher 100 bis 150 Hertz üblich).

Klang des AKG P120

Gesang

Shaker

Sprache (weiblich)

Sprache (männlich)

Grundrauschen

Das AKG P120 weist ein überzeugend dezentes Hintergrundrauschen für seine Preisklasse auf. Auch absolut gesehen sollte das Rauschen – bei Aufnahmen mit kräftigem Nutzpegel – dezent genug ausfallen. Nur während sehr zart gesungener/gespielter Passagen kommt es meist untrüglich zum Vorschein. Doch das ist die Regel für ein Mikrofon unter 100 Euro, wie angedeutet.

Maximaler Schalldruck

Aktivierst Du den Pad-Schalter, kannst Du theoretisch ohrenbetäubende, nein, gesundheitsgefährdend laute Klänge aufnehmen – ohne dass diese dann nennenswert verzerrt werden. Selbst extreme Pegelausschläge von Blasinstrumenten oder Gitarren-/Bassverstärkern bzw. Combo-Amps werden damit nicht zum Problem.

In Zahlen und Fachbegriffen: Bei 150 dB SPL (Dezibel in Bezug auf den Schalldruckpegel) tritt lediglich eine gesamte harmonische Verzerrung (englisch »total harmonic distortion«, kurz »THD«) von 0,5% auf. In den aufgezeichneten Signalen wäre diese Verzerrung in aller Regel unhörbar oder vernachlässigbar. Es gibt nur wenige Studiomikrofone mit einer derartigen Schalldrucktoleranz, Respekt!

Passend zum Thema: Was ist der Klirrfaktor?

Frequenzgang

Fangen wir ganz unten an. Über weite Strecken ist der Bassbereich recht schwach ausgeprägt im Vergleich zu den Mitten und Höhen. So wirkt der Sound eher dünn. Hier zeigen sich die Grenzen der kleinen Membran, Großmembran-Mikrofone haben hier einen Vorsprung.

Frequenzgang und Polardiagramm des AKG P120

Die beschriebenen Eigenheiten des AKG P120 in Sachen Klangfarbe sind hier gut zu sehen

Wenn es um Vocals geht, würde ich das AKG P120 daher eher für Frauenstimmen empfehlen. Denn bei diesen ist der Tiefbassanteil ohnehin kaum vorhanden – der aufgenommene Klang entfernt sich in dieser Beziehung also wenig bis gar nicht von dem, was in natura zu hören ist.

In den mittleren Frequenzlagen geht alles recht ausgeglichen zu. Hier ist der Frequenzgang nicht übergebührlich »wellig«, entspricht also weitgehend dem natürlichen Klang.

In den Höhen ist bei rund 13.000 Hertz eine Anhebung um etwa 4 Dezibel zu hören. Das trägt zu einem recht »luftigen«, »funkelnden«, »glänzenden« Sound bei. Die Stärke dieser Akzentuierung würde ich gerade noch als Geschmackssache bezeichnen. Bei Bedarf lässt sie sich auch ganz gut per Equalizer abmildern. Maßgeblicher für den insgesamt sehr »hellen« Klang des AKG P120 der über weite Strecken zurückhaltende Bass, wie eingangs geschildert.

Impulsverhalten

Die sogenannte Impulstreue oder das Impulsverhalten besagt bei Mikrofonen, wie akkurat die Transienten von Klängen aufgezeichnet werden. Transienten sind perkussive, »zackige« Klänge oder Klanganteile wie das Auftreffen des Schlegels einer Kick-Drum auf das Fell. Wenn das in der Aufnahme nicht oder kaum »weicher« als in natura klingt, kann man grob von einem impulstreuen Mikrofon sprechen. Naturgemäß sind zur aussagekräftigen Beurteilung der Impulstreue eines Mikrofons auch hinreichend impulstreue Lautsprecher/Kopfhörer nötig.

Das AKPG P120 leistet hier gute Dienste in dieser Preisklasse. Wohl auch wegen der vergleichsweise kleinen 2/3-Zoll-Membran (je kleiner die Membran, desto leichter ist ein impulstreuer Sound technisch realisierbar). Will heißen: Klangimpulse verlieren hier so gut wie nichts von ihrer Dynamik und Sound ist generell recht detailfreudig.

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Fazit zum AKG P120 Test

Das AKG P120 überzeugt als günstiges Kondensatormikrofon in vielen Belangen. Es klingt für diese Preisklasse rauscharm. Das Klangbild ist ziemlich »hell«, also höhenlastig – die Bässe sind zurückhaltend und bei etwa 13 Kilohertz gibt es eine recht deutliche Anhebung. Somit würde ich das AKG P120 vor allem für Frauenstimmen empfehlen. Alternativ für Instrumente, deren Klänge sich hauptsächlich in den hohen Frequenzregionen abspielen, oder die in deinen Produktionen »untenrum« gerne etwas schlanker klingen dürfen. Je nach abgenommenem Instrument wird das ohnehin oft nachträglich per Equalizer gemacht.

Die Impulstreue ist überzeugend für ein günstiges Mikrofon, kein Zweifel. Kurze, perkussive Klänge bzw. Klanganteile erscheinen denn auch in der Aufnahme mehr oder weniger genau so kurz und knackig. Außerdem werden die klanglichen Details im Allgemeinen gut erhalten.

Außerordentlich stark zeigt sich der maximale Schalldruckpegel. Im Klartext: Du kannst Instrument mit extrem heftigen Pegelausschlägen aufnehmen, also zum Beispiel Blasinstrumente oder stark aufgerissene Gitarren-/Bassverstärker.

Die Verarbeitung ist regelrecht fantastisch für ein 80-Euro-Mikrofon. Das massive Vollmetallgehäuse hat keine Schwachstellen und ist kratzresistent, der Mikrofonkorb felsenfest und der XLR-Anschluss sauber gefertigt. Besser geht’s nicht.

Der erwähnt helle Klang drückt Aufnahmen einen Stempel auf, der in vielen Fällen nicht so recht passen mag und per Equalizer oft nur wenig überzeugend korrigiert werden kann. Eine gewisse Präsenz- oder Höhenbetonung ist prima, aber das 120er schießt für meine Begriffe zu weit übers Ziel hinaus.

Außerdem kostet die passende Mikrofonspinne (zur Dämpfung von Köperschall wie Tritt- und Stativgeräuschen) leider fast genau so viel wie das hier vorgestellte, an sich budgetfreundliche Mikrofon.

Alles in allem erntet der Kandidat im AKG P120 Test gute vier von fünf Punkten. Abgesehen von der Klangfarbe ist der Sound super für 80 Euro und mindestens ebenso toll ist die Verarbeitung Marke »Built like a tank«. Neben der eingeschränkten Tauglichkeit für die fortgeschrittene Musikproduktion kann ich mir das Teil sehr gut als erstes Mikrofon für Podcasts, Streaming sowie Videoproduktionen für YouTube & Co. vorstellen.

AKG P120 Features

  • Kondensatormikrofon
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Phantomspeisung mit 44–52 Volt nötig
  • Empfindlichkeit: 24 mV/Pa (-32,5 dBV)
  • Max. Schalldruck: 150 dB SPL @ 0,5% THD (mit aktivierter Vorabschwächung)
  • Äquivalentschalldruckpegel: 19 dB(A)
  • Signal-Rausch-Abstand: 75 dB(A) re 1 Pa
  • Vorabschwächung zuschaltbar (-20 dB)
  • Hochpassfilter zuschaltbar (6 dB/Oktave @ 300 Hz)
  • Anschluss: XLR (3-polig, male)
  • Maße: 165 x 54 mm
  • Gewicht: 455 g
  • Stativadapter mitgeliefert
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AKG P120 Test

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