AKG K812 Test
Offener Kopfhörer der Spitzenklasse

Von Felix Baarß am 25. September 2025
AKG K812 Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Der AKG K812 ist ein offener Referenz-Kopfhörer mit nüchternem, hochauflösendem Klangbild, das sich vor allem für Profis im Studio eignet.
Der Kopfhörer überzeugt mit ausgewogener Frequenzbalance, exzellenter Impulstreue und einer extrem klaren Separation einzelner Schallereignisse. Das macht ihn zu einem präzisen Werkzeug für Mixing und Mastering.
Der direkte, ehrliche Klang erlaubt eine verlässliche Beurteilung von Musikproduktionen, ohne Effekthascherei oder überzeichnete Höhen.
Verarbeitung und Materialqualität sind erstklassig, der Tragekomfort dank atmungsaktiver Polster und moderatem Anpressdruck hoch, lediglich das vergleichsweise hohe Gewicht schmälert den Komfort etwas.
Wer kompromisslose Studioqualität schätzt, findet hier eine hervorragende Wahl.
PRO
- Weiter und weitestgehend ausgewogener Frequenzgang
- Klar separierte, exakt lokalisierbare Einzelschallereignisse
- Sehr hohe Impulstreue für einen »trockenen« Sound
- Direktes Klangbild mit hoher Sprachverständlichkeit
- Perfekt verarbeitet mit feinen Materialien
- Langes Kabel mit hochwertigem Push-Pull-Stecker
- Sehr bequem, auch bei langen Sessions
- Nobles, eigenständiges Design mit traditionellen Anklängen
- Eleganter Kopfhörerständer im Lieferumfang
CONTRA
- Relativ hohes Gewicht
Für wen?
Anspruchsvolle Tonprofis & HiFi-Enthusiasten.
Was ist es?
Beim AKG K812 handelt es sich um einen dynamischen Kopfhörer in offener Bauweise mit umschließenden Polstern. Als Spitzenmodell des Herstellers, das in Wien individuell handgefertigt wird, möchte es unter anderem mit dem höchsten Dynamikumfang aller hauseigenen Kopfhörer überzeugen.
Das selbstjustierende Kopfband, ein hauseigenes Markenzeichen, ist hier nicht mit von der Partie, stattdessen lässt es sich auf beiden Seiten um gut zwei Zentimeter verstellen. Alle Ausstattungsmerkmale und Spezifikationen findest Du wie gewohnt in unserem Infokasten in diesem AKG K812 Review.
5 AKG K812 Features
- Offener Kopfhörer Referenz & Studio
- ohrumschließende Bauweise
- Nennimpedanz: 36 Ω
- Übertragungsbereich: 5–54.000 Hz
- Max. Schalldruck: 110 dB SPL/V
Update: In der Zwischenzeit wird dieses Modell nicht mehr in Österreich, sondern in der Slowakei gefertigt. Laut unserer Informationen fand die Verlagerung der Produktion von Österreich in die Slowakei aus Kostengründen statt.
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AKG K812 Test
Design & Verarbeitung
Das Design des AKG K812 erinnert in seinen Grundzügen an die Klassiker, kommt aber moderner und mit feiner ausgearbeiteten Details daher. Sehr schnittig das Ganze, zudem nicht so klobig wie etwa der Sennheiser HD 800 [Test].
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Erwartungsgemäß ist verarbeitungstechnisch alles bestens. Die teils edlen Materialien, sauber gefertigten Komponenten und die insgesamt sehr gute Konstruktion überzeugen.
Tragekomfort
Die Ohrpolster sind mit luftdurchlässigem Echtleder bespannt. In Verbindung mit der offenen Bauweise macht sich das bei langen Sessions insofern angenehm bemerkbar, als die Wärmeentwicklung erstaunlich niedrig ausfällt.
Zudem passt sich die Polsterfüllung sehr zurückhaltend an die Kopfform an, genau wie die Ohrmuscheln. Das Kopfband ist aus einem atmungsaktiven Netzstoff gefertigt, was weiterhin zum angenehmen Tragegefühl beiträgt. Auch der Anpressdruck ist sanft, aber fest genug für einen stabilen Halt.
Einzig das Gewicht von 390 Gramm (ohne Kabel) ist sehr hoch im Vergleich mit den meisten anderen Kopfhörern, auch der Sennheiser HD 800 bringt vergleichsweise mäßige 330 Gramm auf die Waage.
Lieferumfang
In der stoffbespannten, magnetisch verschließenden Box findet sich ein elegant geschwungener Kopfhörerständer aus schick gemasertem Holz. Es handelt sich um einen Sieveking Omega – ein schönes, praktisches Accessoire mit einem Straßenpreis von alleine knapp 100,- Euro.
In einem Schubfach steckt das drei Meter lange glatte Kabel, das ausreichend stark ummantelt und an den Übergängen zu den Steckern recht knickresistent erscheint. Wie üblich, ist es mit einem vergoldeten kleinen Klinkenstecker und einem schraubbaren 6,3-mm-Adapter ausgestattet.
Einseitige Kabelführung
Auf der anderen Seite wartet eine Überraschung: Die Steckverbindung zum Anschluss an die linke Ohrmuschel liegt nicht in Form von Mini-XLR vor, stattdessen wurde hier eine dreipolige Push-Pull- Verbindung des Herstellers Lemo verbaut.
Diese sonst in hochwertigem Equipment aus Messwesen, Medizintechnik & Co. verwendeten Stecker und Buchsen muten sehr stabil an. Zudem lässt sich das Kabel bequem anstecken und wieder abnehmen.
Das ist für mich ein klarer Vorteil gegenüber anderen Referenzkopfhörern, die in derselben Preisklasse mitspielen.
Klang im AKG K812 Test
Ähnlich wie beim bisherigen Spitzenmodell im AKG K712 Test wurde der Trend des kräftigeren Basses fortgesetzt.
Gut so, denn die anderen gehobenen Studiokopfhörer von AKG waren in meinen Ohren etwas zu zurückhaltend. So gibt es ein gediegenes, aber nie überbetontes oder verfärbendes Fundament.
Die tiefen Frequenzen liegen nicht im Clinch mit den unteren Mitten, wie es bei einigen anderen bassstarken Kopfhörern der Fall ist.
So verläuft der Frequenzgang in den gerne vernachlässigten Mitten über die gesamte Breite hinweg ruhig und ausgeglichen, die natürliche Fülle des Klangs und nicht zuletzt die Sprachverständlichkeit ist ohne Einschränkung gegeben.
Unaufgeregte, klare Höhen
Die Höhen reichten laut Datenblatt bis zu geradewegs surrealen 54.000 Hertz hinauf. Selbst wenn dieser Gipfel erklommen wird, ist das nur für Fledermäuse von Belang.
Was festzustellen bleibt, sind die bis ans Ende des hörbaren Spektrums ausgewogenen Klanganteile ohne nennenswerte Ausreißer in bestimmten Frequenzbereichen.
Sibilanten werden absolut unaufgeregt, höchste Höhen ohne eine Spur von künstlich überzeichneter Brillanz transportiert. So werden alle klanglichen Details offengelegt, führen aber nicht zu Ermüdungserscheinungen bei langen Sessions.
Räumlichkeit & Dynamik
Genauso interessant sind für mich die Qualitäten abseits des Frequenzgangs. Was Stereopanorama und Tiefenstaffelung, also die räumlichen Darstellung angeht, bietet der AKG K812 ein etwas anderes Bild als das mir am geeignetsten erscheinende Vergleichsmodell Sennheiser HD 800.
Der AKG K812 ist in der Breite ein klein wenig ausladend, die virtuelle Bühne erstreckt genauso weit. Dafür spielt das hier getestete Modell ein wenig direkter, unmittelbarer und greifbarer auf.
Separation im AKG K812 Test
Wer den kleineren Raum als Minuspunkt einschätzt, könnte in der Abhörpraxis durch die außerordentlich klar voneinander getrennten Klänge entschädigt werden.
Unglaublich beeindruckend, wie knallhart separiert alle Einzelschallereignisse ertönen.
Alles hat seinen Platz und lässt sich mit unübertroffener Präzision orten – darauf kommt es letztlich an, wenn ein Mixdown beurteilt werden soll. Oder wenn Du Musik so richtig genießen möchtest.
Impulstreue beim K812
Die Impulstreue dieses Studiokopfhörers ist ebenso beeindruckend und gehört zu den besten, die ich je hören konnte.
Außerordentlich »trocken« und nüchtern erklingen alle Anschläge, nirgend ziehen Sounds einen Schweif nach sich.
Besonders schön macht sich das bei Kickdrums bemerkbar, die vorbildlich kontrolliert daherkommen. Und das, ohne dabei auf eine gehörige Portion Punch verzichten zu müssen. Exzellent.
Einschätzung
Alles in allem wird ein praktisch ungeschöntes Bild der Musik gezeichnet – die Tauglichkeit als Studiokopfhörer zum Abhören von Abmischungen und Masterings ist in vollem Umfang gegeben. Du wirst kleinste Schwachstellen in Frequenzgang, Dynamik und Räumlichkeit entdecken.
Dieser Referenz-Kopfhörer ist gnadenlos ehrlich.
Für reine Musikgenießer mag dieser Kopfhörer durch seine Nüchternheit nicht perfekt sein. Ein gewisses Glattbügeln von Ungereimtheiten und das »Versüßen« des Klangs führt ja oft zu einem etwas gefälligeren Sound, den Du beim gnadenlos nüchternen AKG K812 nicht vorfinden wirst.
Andererseits ist diese Ehrlichkeit gerade im Tonstudio von Interesse, vielleicht auch bei so manchem zwanglosen Musikhören genau nach deinem Geschmack. Zudem wird das gute Stück durch den einen Röhrenverstärker gewiss etwas nachgiebiger.
BILDSTRECKE
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AKG K812 Test-Fazit
Der AKG K812 setzt sich klar an die Spitze des Unternehmensportfolios und zählt auch herstellerübergreifend zur Elite im Bereich der Premiumkopfhörer. Mit seiner weitgehend neutral verlaufenden Frequenzkurve, den außerordentlich deutlich voneinander getrennten Einzelklängen in einem Ensemble und der fabelhaften Impulstreue tönt der Neuling so nüchtern und differenziert wie kaum eine zweite Abhöre. Der Sound ist dabei vergleichsweise direkt, aber doch zur Genüge unaufgeregt, wie es sich für einen Studiokopfhörer ziemt.
Bei einem Gerät dieser Preisklasse darf man getrost höchste Ansprüche an Verarbeitungsqualität und Tragekomfort stellen. In beiden Kategorien erzielt der 812er Bestnoten – mit einer kleinen Einschränkung, die gleich noch erwähnt wird. Einen willkommenen Bonus stellt der hölzerne Kopfhörerständer dar. Zusammen mit dem markanten, filigranen Design des Kopfhörers selbst wird diese Combo in jedem Wohnzimmer zum Augenschmaus.
Bei einem Straßenpreis von knapp 1.500 Euro hätte ich aber schon noch ein weiteres Kabel und/oder ein Paar Ersatzohrpolster im Lieferumfang erwartet. Hier zu knausern, halte ich nicht für gerechtfertigt. Außerdem ist das Gewicht in der Klasse der dynamischen Kopfhörer relativ hoch, was dem Tragekomfort einen leichten Dämpfer verpasst.
Summa summarum haben wir es hier mit einem vor allem für den Studioeinsatz hervorragenden Kopfhörer zu tun. Allerdings möchte ich auf die Frage »Lohnt sich die Anschaffung?« mit einem sehr vorsichtigen »Unter Umständen.« antworten. Dieser Studiokopfhörer richtet sich zweifellos an alle Profis und Liebhaber mit höchsten Ansprüchen. Der Sennheiser HD 800, den ich als annähernd gleichwertig einschätze, ist derzeit allerdings deutlich günstiger im Einkauf, kommt dafür aber auch ohne den schicken Ständer daher.
Die Preisfrage bleibt dem geneigten Leser überlassen. Für sich genommen haben wir hier ein exzellentes Produkt vor uns. Daher verbleibe ich im AKG K812 Test auf delamar mit voller Punktzahl.
Features AKG K812 Review
- Hersteller: AKG
- offener Kopfhörer
- Referenz & Studio
- ohrumschließende Bauweise
- elektrodynamische Treiber
- Übertragungsbereich: 5 Hz – 54 kHz
- Max. Schalldruck: 110 dB SPL/V
- Nennimpedanz: 36 Ω
- Nennbelastbarkeit: 300 mW
- Einseitige Kabelführung
- Gewicht (ohne Kabel): 390 g
- Gewicht (mit Kabel): 456 g
- Glattes Kabel (3 m)
- Schraubadapter (3,5 → 6,3 mm)
- Kopfhörerständer aus Holz