Akai MPC Studio Testbericht
Portable Beats
Was ist es?
Das zentrale Feature der Akai MPC Studio sind die 16 anschlagsdynamischen, am Rand beleuchteten Pads, mit denen Du unter anderem Beats kreieren kannst. Knöpfe zur Transportsteuerung deiner DAW-Software oder der mitgelieferten MPC Software stehen ebenfalls zur Verfügung. Im Gegensatz zum großen Bruder (siehe hier: Akai MPC Renaissance Testbericht) finden sich hier keine 16 Drehregler, sondern vier große flache Drehscheiben zur Kontrolle von Parametern. Das Display (LCD) zeigt alle Parameter an und ermöglicht mit seinen Menüs die alleinige Navigation per Hardware, Du kannst das Gerät komplett von hier aus steuern.
Vor fast 25 Jahren erschuf Akai diese Geräteklasse mit der MPC 60. Jüngst sind drei MPCs mit neuen Philosophien erschienen, die das Spektrum verbreitern. Dabei setzt der Hersteller auf die Integration von Software und Hardware, um eine Abgrenzung zu den weiterhin produzierten, vollkommen eigenständigen MPCs zu schaffen.
Wie bei der Maschine von Native Instruments, die der Akai MPC Studio konzeptionell am Ähnlichsten ist, handelt es sich bei der Hardware um einen reinen Controller ohne Audio Interface. Im Folgenden ziehe ich die NI Maschine MK2 zum Vergleich heran. Ein Unterschied sind allerdings die zwei fünfpoligen MIDI-Buchsen am Gerät von Akai. Auch die Abmessungen sind kompakter.
Im deutschen Fachhandel war das Gerät zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Testberichts zum Straßenpreis von 499,- Euro (inkl. MwSt.) zu haben.
Passend dazu
- PreSonus Studio One 4 Prime: Kostenlose DAW ohne Spurenbegrenzung
- Loops & Samples
- Audio Plugins
- Akai iMPC: Die MPC App für das iPad
- Free Samples: 250 MB kostenlose Samples von Drums, Vocals & Co.
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Akai MPC Studio Testbericht
Akai MPC Software, Samples & Co.
Auf bis zu 128 Spuren und mit 8 Pad-Bänken kannst Du dich in der MPC Software gleich zu Beginn mit der Klangbibliothek von über 9 GB (zuzüglich der virtuellen Extrainstrumente) austoben. Unterstützt werden WAV, AIFF, MP3, SND und REX. Die Sequenzen und Samples aller MPC-Typen kannst Du importieren.
Darüber hinaus kannst Du Plugins über die Schnittstellen VST und AU einbinden. Die MPC Software lässt sich im Im eigenständigen Modus oder selbst als VST-, RTAS- oder AU-Plugin in deine DAW einbinden.
Die virtuelle Instrumente »The Bank« (7 GB, darunter Leads, Bässe, Effektsounds, Keyboardklänge und mehr) und »The 809« (Sounds analoger Drum Machines) sind enthalten.
Erster Eindruck
Nach der MPC Renaissance erreichte nun also auch der direkte Kontrahent der Maschine unsere Redaktion. Die Kontrollmöglichkeiten sind im Bereich der großen Maschine anzusiedeln sind, obwohl die Abmessungen und das Gewicht viel eher den Werten der Maschine Mikro ähneln. Da wir als Vergleichsobjekt also das große Modell aus dem Hause NI heranziehen, kann ich sagen, dass ich von der deutlich kompakteren, flacheren Hardware der Akai MPC Studio angetan bin – 28,4 x 25,7 x 1,8 bis 2,3 cm und 890 Gramm sind starke Argumente. Ein Vorteil in Sachen Mobilität tut sich auf, auch dank der mitgelieferten Polsterhülle im Akai-Rot.
Die Hardware ist gut bis sehr gut verarbeitet, qualitativ ist da kein Unterschied zur Maschine auszumachen. Und wenn, dann schlägt die Waage leicht in Richtung Akai aus. Die adrett geschwungene Faceplate ist aus Metall, der Unterboden aus Kunststoff. An vier Gummifüße, die den Halt auf dem Schreibtisch stark verbessern, wurde gedacht. Die Komponenten sitzen passgenau aneinander, da wackelt nichts. Auch die Drehscheiben (die flachen runden Bedienelemente mit der Riffelung) sitzen fest, was zu einer angenehmen Haptik führt.
Der deutlich zu spürende Druckpunkt und das sanfte Klickgeräusch der Knöpfe geben ein unmissverständliches Feedback, ob der betreffende Knopf nun gedrückt wurde oder nicht. Das Display ist identisch mit dem der Renaissance, allerdings lässt es sich nicht anwinkeln. Das vermisse ich schon, aber so ist es eben, wenn man einmal verwöhnt wurde.
Installation & Einrichtung
Mittlerweile sind auf der Website von Akai sowohl die aktualisierte MPC Software 1.2 als auch ein kleiner Link zur Vorgängerversion 1.1 zu finden. Das Setup der Erstgenannten bzw. das Update der bisherigen Version, die ich für den Akai MPC Renaissance Testbericht installiert hatte, verlief hier unter Windows 7 SP1 (64 Bit) problemlos. Weiter unten in diesem Akai MPC Studio Testbericht findest Du Anmerkungen zu meinen Praxiserfahrungen mit der neuen Version. Schade, dass die Software nur bei angesteckter Hardware funktioniert, der Hersteller sieht das wohl als eine Art Dongle-Lösung.
Sehr schade, dass einige Wochen nach erwähntem Testbericht des großen Bruders auch bei der MPC Studio noch kein deutsches PDF-Handbuch erhältlich ist. Das muss nicht sein. Immerhin ist die gedruckte Schnellstartanleitung im Lieferumfang bereits eingedeutscht.
Pads
Die Pads sind fein, das war zu erwarten. Schnell hereinprasselnde Anschläge werden gut umgesetzt, alle Treffer werden registriert, sofern der gesetzte Velocity-Schwellenwert überschritten wurde. Die Empfindlichkeit der Erkennung bleibt sich treu, will heißen, dass wiederholte, annähernd gleichharte Anschläge auch als annähernd gleichhart erkannt werden. Mit vier Transferkurven für die Velocity kannst Du die Software flexibel an persönliche Präferenzen bei der Schlaghärte anpassen. Darüber hinaus stehen je 16 Stufen für den Faktor der Empfindlichkeit insgesamt sowie für den schon erwähnten Schwellenwert zur Verfügung.
Zusammenfassend: Sowohl die Maschine MK2 als auch die bisher hier bei delamar getesteten MPCs sind diesbezüglich fein konstruiert und weitgehend frei anpassbar.Die am Rand beleuchteten Pads zeigen per Farbe an, wie stark der ausgeübte Druck ist. Als Alternative kannst Du einem Pad das ständige Leuchten in einer beliebigen Farbe befehlen – nützlich für dunkle Umgebungen (die Maschine macht das allerdings noch deutlicher durch die Beleuchtung der gesamten Fläche eines Pads).
Erste Schritte mit Software & Samples
Mir gefallen seit jeher die Vielfalt und der Charakter der Sample Library von Akai. Beim Versuch einer objektiven Bewertung im Vergleich zu der Library von Native Instruments kann ich bezüglich der Klangqualität keine bemerkenswerten Unterschiede feststellen. Mein persönlicher Geschmack tendiert leicht in die Richtung der klassischen, von Elementen des Oldschool Hip Hop gesättigten Freshness von Akai. Was die Reichhaltigkeit der verschiedenen Instrumententypen, also die breite der klanglichen Palette angeht, wirst Du wohl bei beiden nichts vermissen.
Nach dem Laden der Samples fiel mir auf, dass es nach wie vor einige Dinge gibt, die noch etwas Feinschliff vertragen könnten, Samples lassen sich beispielsweise noch nicht per Drag & Drop von Pad zu Pad verschieben/vertauschen, Kontextmenüs für die Pads (mit Cut, Copy & Paste für die Samples oder sonstigen Pad-spezifischen Befehlen) fehlen mir noch für den endgültigen Komfort.
Die Quantisierung ist standardmäßig aktiviert, die Beats werden daher automatisch anhand des Rasters getaktet, triolische 64stel bis Viertel. Für Techno, Electro und ähnliche Genres ist die Quantisierung gut, ansonsten schaltest Du sie aus, um deinem Gefühl für den Groove freien Lauf zu lassen.
Wenn die ersten Beats nicht so stimmig geraten sind, wie Du es dir vorgestellt hast, hilft die Erase-Taste, wobei Du praktischerweise mehrere Tasten gleichzeitig drücken kannst, um die entsprechenden Sequenzerspuren zu bereinigen.
Beat Making für Fortgeschrittene
Mit den »Layers« legst Du für einen bestimmten Bereich der Anschlaghärte fest, welches Sample gespielt werden soll. So lassen sich mehrere Samples mit einem Pad abspielen, je nachdem, wie stark Du draufhaust. Maximal vier solcher Layer gibt es pro Pad. Dabei können sich die Velocity-Bereiche auch überlappen, was zur Folge hat, dass unter Umständen mehrere Samples gleichzeitig abgespielt werden. Dazu kommen die alternativen Spielmodi, bei denen die Sample der Reihe nach oder zufällig getriggert werden. Acht frei belegbare Pad-Bänke bedeuten 8 x 16 Samples…mindestens, denn durch die angesprochenen Layer kannst Du das Ganzen noch vervierfachen. Somit kommen wir auf die theoretische Obergrenze von 512 Klängen in einem Projekt.
Selbstverständlich auch mit dabei ist Note Repeat, die rhythmische Wiederholung von Samples, während Du ein Pad ganz bequem gedrückt hältst. Der Takt dafür kann 1/4 bis 1/64 betragen, Triolen sind zuschaltbar). Dabei lässt sich der Aftertouch der Pads erforschen. Zu den weiteren Features, die wie erwartet geliefert werden, gehören einstellbare die Mono/Polyphonie und Mute Groups, also die Stummschaltung eines noch ausklingenden Samples, wenn ein bestimmtes Pad getriggert wird. Die bisher genannten Features sind, zusammen mit eigenen Filtersektionen für jedes Pad, den Einstellungen für die Umsetzung unterschiedlicher Anschlaghärten in diverse Parameter und weiteren Features auf einer Seite übersichtlich versammelt, wie Du im folgenden Screenshot sehen kannst.
Genau wie bei der Maschine gibt es bei der Akai MPC Studio einen Modus, mit dem Du die 16 Pads 16 Intensitäten verschiedener Parameter fest zuweisen kannst – als da wären Velocity, Attack & Decay eines Samples, Tonhöhen und Tiefpassfilter.
Das dürfte genügen, um zu illustrieren, dass es auch Experten an den Pads an nichts fehlen wird. Dazu kommen die frei gestaltbare Sequenzierung, bei der die Anzahl der Bars einer Sequenz nicht begrenzt ist und die Zeitsignatur von 1:4 bis 16:32 einstellbar ist. Solltest Du komplette Tracks innerhalb der MPC Software basteln wollen, ist der Weg frei.
Wie auch schon bei der MPC Renaissance empfinde ich die Platzierung des Shift-Buttons als ungünstig. Er befindet inmitten einer Vielzahl anderer Knöpfe – das ermöglicht zwar die Bedienung von Tastenkombinationen mit zwei Fingern einer Hand, doch ich würde es als bequemer empfinden, wenn sich der Shift-Knopf irgendwo an der Peripherie der Bedienoberfläche befinden würde, damit ich ihn gezielt mit der einen Hand halten kann, während ich mit der anderen Hand die gewünschte Alternativfunktion triggere.
Mitgelieferte Effekte
Effekte gibt es reichlich, wobei die mitgelieferten Plugins in sehr guter Qualität daherkommen. Angefangen bei EQs und Filtern über Kompressoren und Verzerren, gefolgt von Delays & Reverbs bis hin zu den Modulationseffekten (Phaser/Flanger und Chorus) gibt es stets mehrere Versionen mit leicht veränderten Features.
Die Bedienoberflächen sind angenehm schlicht sowie mit ausreichend großen Reglern, Beschriftungen und Zahlendarstellungen versehen. Jeder Effekt bietet einen Dry/Wet-Regler, womit Du die das Ursprungs- und das effektbeladene Signal stufenlos mischen kannst. Ich verwende das gerne bei der Master-Bus-Kompression oder bei der Distortion. Du kannst acht Submischungen erstellen, die sich an entsprechende Stereoausgänge leiten lassen.
Die Beschränkung auf eine geöffnete Plugin-Ansicht hindert mich ein wenig. Auch werden die Effekte nach wie vor in einer unnötig schwer zu überblickenden und eher träge zu navigierenden Liste dargestellt. Ein einfacher Bypass-Knopf wäre ähnlich nützlich wie die Dry/Wet-Regler. In Sachen Komfort steht die Software in meinen Augen noch am Anfang der Reise.
Wie es seit nicht allzu langer Zeit auch die Maschine beherrscht, lassen sich via VST oder AU virtuelle Instrumente und Effekte einbinden. Die Plugins, die ich testete, wurden zunächst alle geladen und funktionierten. Allerdings gibt es auch in dieser Version noch den reproduzierbaren Fehler der nicht-funktionierenden Bedienoberflächen (die Plugin-Fenster bleiben schwarz). Dieses Phänomen war teilweise auch bei den internen Plugins zu beobachten. Von einer 100%ig stabilen Umgebung für die Implementierung von Plugins kann ich auch bei der Version 1.2 nicht sprechen.
Sonstiges zur MPC Software
Bis auf die geschilderten Ungereimtheiten bei der Einbindung von Plugins lief das Programm stabil. Der Bug beim Duplizieren von Sequenzernoten, trat bei meinem Test nicht mehr auf. Kurz: Es sieht schon etwas freundlicher aus, aber es wartet noch Arbeit auf den Hersteller – gut, dass dieser fleißig weiter daran arbeitet.
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Fazit zum Akai MPC Studio Test
Die Akai MPC Studio ist gut verarbeitet, alles sitzt fest und die gebürstete Aluminiumoberfläche leistet obendrein ihren Beitrag für den insgesamt hochwertigen Eindruck der Hardware. Was für mich ebenso positiv herauszustreichen ist: Das Gerät ist überraschend kompakt, vor allem sehr flach und relativ leicht. Im Gegensatz zur Maschine ist das Verstauen im Rucksack locker möglich. Die Möglichkeiten für die Performance oder die Recording Session sind sehr ähnlich, obwohl die Abmessungen viel eher in Richtung Maschine Mikro tendieren.
Die MPC Software ist in meinen Augen strukturell sehr gelungen und übersichtlich gestaltet, umfangreich ohnehin. Mir gefällt sie in weiten Teilen etwas besser als die der Maschine, aber das ist auch Geschmackssache. Die Effekte sind klasse und zahlreich vorhanden, damit lässt sich durchaus eine komplette Produktion bestreiten. Auch die Samples gefallen mir gut – neben der großen Masse ist auch die Vielfältigkeit gegeben und satt produziert sind die Sounds sowieso.
Hier und da muss noch gefeilt werden: Die Software weist auch in Version 1.2 noch einige Ungereimtheiten auf, die in gewöhnlichen Arbeitsschritten zutage treten und den Workflow behindern oder einige Aktionen gleich ganz unmöglich machen (allem voran, dass die Plugin-Fenster oft nicht geladen werden). Abgesehen davon ist Besserung zu spüren und natürlich wird Akai die Software weiterhin pflegen. Schade ist zudem, dass es noch kein deutsches Handbuch gibt.
So erreicht das Gerät knappe viereinhalb von fünf Punkten im Akai MPC Studio Testbericht. Verarbeitung, Funktionalität und Formfaktor der Hardware, die Fähigkeiten der Software und die Sample Library sind so überzeugend, dass die Flunder von Akai mit »sehr gut« abschneidet.
Akai MPC Studio Features
- Groove Box mit 16 Pads & 4 Rädchen
- Kombination aus Hardware & Software
- MIDI-Interface integriert
- Stand-alone-Software & Plugin
- 9 GB Samples + drei Erweiterungspakete
zu 'Akai MPC Studio Testbericht: Portable Beats'
Alex 27. Dez 2012 13:19 Uhr
Wenn der Fokus des neuen MPC eher auf Beats liegt und weniger auf komplette Produktion, dann würde ich eher zum 100€ günstigeren Arturia Spark greifen. Keine Ahnung warum der so ein Schattendasein führt, bezweifle dass es momentan irgendein Gerät gibt, welches den Workflow eines Spark schlägt.
ARONES 24. Feb 2013 17:17 Uhr
mpc-studio swing ist bullshit.
das ding klingt genauso samplergenau steif wie maschine cubase ableton.
kein mpc swing - verarschung,
obwohl groovetemplates die sache lebendig machen würde ,
würde ich mir ein eingebautes microtiming verhalten wünschen .das den groove der mpc 60 oder 3000 simuliert.
die impc von retronym jedenfals groovt
da auch andere ipad anwendungen mehr grooven weis ich nicht ob das am betriebssystem liegt.