Vocals doppeln
Tipps, Tricks und die Handgriffe der Profis

Vocals doppeln Tutorial

Fette Stimmung für deinen Track gesucht? Dann solltest Du vielleicht die Vocals verdoppeln. In diesem Tutorial haben wir gleich mehrere Optionen für dich!

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Vocals verdoppeln – für Rap und Gesang

Vocals doppeln ist im Grunde genommen gar nicht so schwierig: Man lässt den Sänger oder Rapper seinen Part einfach ein weiteres Mal performen und nimmt es auf. Fertig ist die Dopplung. Und damit auch dieser Artikel.

Aber natürlich kann ich noch viel mehr zum Thema erzählen, denn Vocals doppeln ist nicht gleich Stimme doppeln. Mit einer Dopplung einer Spur (es muss ja nicht immer der Leadgesang sein) steht dem geneigten Musikproduzenten ein überaus mächtiges Instrumentarium für mehr Kraft, Frische und beinahe hätte ich Ausdauer gesagt zur Verfügung.

So kann das Ergebnis klingen:

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Die Optionen zum Vocals doppeln:

  • Laute Dopplung
  • Dopplungen mit einem Equalizer unterscheiden
  • Unhörbare Unterstützung
  • Mehr Breite für die Vocals
  • Fettere Vocals durch mehr Spuren
  • Verzerrte Dopplungen

In diesem Artikel gehen wir auf die Punkte gleich ausführlich ein.

Profi-Sänger oder Erstproduktion?

Ich brauche wahrscheinlich nicht weiter zu erwähnen, dass die Ergebnisse einer auf dem Fussweg gedoppelten Spur den anderen beiden Optionen deutlich überlegen sind. Kein Delay, kein Reverb und kein Effektgerät vermögen so kreativ und spielerisch mit dem Doppeln von Vocals umzugehen wie ein guter Sänger oder MC.

Gleichwohl musst Du aber wissen, dass der erzielte Effekt einer Stimmdopplung stark von den Vokalisten abhängt. Bei einigen kann man fast keinen Effekt hören, weil sie so umheimlich tight und auf dem Tempo sind. Bei anderen (Amateursängern zumeist) variiert jedes einzelne Take unwahrscheinlich stark und Dopplungen sind kaum noch sinnvoll zu machen.

In beiden Fällen liegt es an dir, mit dem Sänger oder MC daran zu arbeiten, den richtigen Effekt hinzubekommen. Hier sind einige Anregungen für dich, um bei deiner nächsten Produktion die Vocals zu verdoppeln.

1. Laute Dopplung

Bei dieser Methode nimmst Du den Leadgesang mindestens zweifach auf und mischst beide Spuren gleichlaut mit ähnlicher Bearbeitung im EQ. Es ist wichtig, dass der Sänger oder Rapper hier besonders tight arbeitet, denn jede Ungenauigkeit im Timing wird in den Höhen sofort deutlich. Bei dieser Methode ist der Effekt sehr gut hörbar und klingt, naja, eben wie eine echte Dopplung.

Oftmals wird es notwendig sein, die Lautstärke zu automatisieren, um plötzliche Lautstärkesprünge zu vermeiden. Ist der Effekt für deinen Geschmack zu stark hörbar, so kannst Du das Vocal Double einfach in der Lautstärke im Mix zurücknehmen.

2. Dopplungen mit einem Equalizer unterscheiden

Viel häufiger findet man beim Vocals doppeln eine gewollt hörbare Unterscheidung zwischen Leadgesang und gedoppeltem Vocal. Je nach Vokalisten und Take kann es dadurch jedoch zu unschönen Effekten in Teilen des Frequenzspektrums kommen. Beispiel: Je mehr Takes Du aufnimmst, desto eher wird sich eine Absenkung des Bereichs um 250 Hz mit einem Equalizer aufdrängen. Diese räumt mit der Überbetonung dieses Frequenzbereichs auf und vermeidet den Matsch im Mix.

Eine weitere Bearbeitung, die ich häufig vornehme, ist das Absenken der Höhen in der zweiten Gesangsspur und das Filtern der tiefen Frequenzen. Am Ende bleiben im zweiten Take hauptsächlich die Mitten. Diese Bearbeitung hat einerseits einen unterstütztenden Effekt beim Leadgesang, lässt diesem andererseits aber auch genügend Raum zur freien Entfaltung.

3. Unhörbare Unterstützung

Eine sehr vielseitig einsetzbare Art des gedoppelten Gesangs ist die äußerst subtile Anwendung des Dopplungseffekts (bitte nicht verwechseln mit dem Doppler-Effekt). Hierzu wird die zweite, gedoppelte Gesangsspur derart leise zum Leadgesang hinzugemischt, dass erst beim stumm schalten der Zweitspur klar wird, dass eine Dopplung überhaupt vorhanden war. Lautstärkeunterschiede von bis zu 15 dB oder 20 dB sind keine Seltenheit bei dieser Methode.

Die geringen Anforderungen an das Timing und die Intonation hierbei führt oftmals dazu, dass diese Art die einzig verbleibende Lösung für das Doppeln von Vocals überhaupt ist.

4. Mehr Breite für die Vocals

Mit dieser Variante sorgst Du nicht nur bei HipHop-Vocals für die notwendige Breit im Mix. Du legst hierfür gleich zwei weitere Spuren mit Dopplungen des Leadgesangs an und nutzt den Panner, um besagte im Stereofeld zu positionieren. Meistens reicht ein Panning von 10 Uhr bis 15 Uhr aus. In einigen Fällen kannst Du aber auch über die volle Breite des Stereomixes gehen. Mit einem Blick auf den Korrelationsmesser oder einem Gegencheck in Mono kannst Du dich vergewissern, dass es zu keinen ungewollten Phasenauslöschungen kommt.

Je breiter die Dopplungen im Stereopanorama gestreut, desto mehr sollten die Höhen aus diesen zurückgenommen werden. Eine starke Komprimierung sorgt zudem für die notwendige Gleichmäßigkeit.

Lesetipp: Panning für deinen Mix »

5. Fettere Vocals durch mehr Spuren

Eines vorneweg: In meinen Produktionen habe ich diesen Trick zum Vocals doppeln bisher nur verwendet, um eine grössere Menschenmenge zu simulieren. Allerdings sollen die Produzenten des ersten Albums von Avril Lavigne diese Methode extensiv und zu einem anderen Zweck angewandt haben: Der Leadgesang wird wiederholt aufgenommen und mit bis zu 16 Spuren gedoppelt. Die Vocal Doubles werden anschliessend im gesamten Stereopanorama verteilt, jede an ihrem eigenen Platz.

Damit nicht der oben erwähnte Effekt der Menschenmenge entsteht, müssen die gedoppelten Spuren sehr, sehr tight sein. Je weiter “draussen” eine Spur im Mix angelegt wird, desto leiser wird sie. Bei dieser Methode haben die Produzenten von Avril Lavigne jede Spur etwas anders mit dem Equalizer bearbeitet.

Tipp: Split Harmonizer Effekt anwenden

Hier findest Du einen kleinen Video-Exkurs in Sachen Vocalbearbeitung:

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6. Verzerrte Dopplungen

In einigen Fällen bringt es einen sehr guten Effekt, wenn man die gedoppelten Gesangsspuren durch ein Overdrive oder Distorsion schickt. Die Schwierigkeit liegt in der Dosierung der Verzerrung und im Abschmecken der Lautstärke. Der erzielte Effekt kann sich zwischen mehr Fülle für die Background-Vocals, mehr Aggressivität und mehr Luft im Song bewegen.

Es ist wirklich sehr schwer, für diese Methode weitere Anhaltspunkte zu geben. Daher nur noch der Tipp, einfach heiter selbst auszuprobieren.

Abschließende Worte zum Thema Vocals doppeln

Die oben genannten Methoden können natürlich auch auf eine in der DAW kopierten Spur angewandt werden. Keine Frage. Halbwegs gute und menschlich-klingende Effekte erzielst Du allerdings erst, wenn die Eingriffe richtig dramatisch werden. Mehr Kompression, mehr Equalizing soll das heißen.

Für beste Ergebnisse gilt es, ein starkes Fundament zu bauen. Und das bedeutet bei den gedoppelten Vocals eine Menge händischer Automation in der Lautstärke des Ausgangsmaterials. Oftmals muss auch die durch Effekte hindurch gejagte Dopplung nochmals in der Lautstärke automatisiert werden, um plötzliche Überbetonungen zu vermeiden.

Hast Du selbst auch einen guten Tipp auf Lager oder hast Erfahrungen gesammelt und willst sie teilen? Dann schreib uns einen Kommentar!

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Lesermeinungen (18)

zu 'Vocals doppeln: Tipps, Tricks und die Handgriffe der Profis'

  • peter   14. Okt 2009   13:00 UhrAntworten

    ich möchte an dieser stelle auf das sehr gute kostenlose voice doppler plugin ADT hinweisen.

    http://www.vacuumsound.de/plugins.html

  • dreadmaul   14. Okt 2009   16:34 UhrAntworten

    Dankesehr! Wirklich äusserst hilfreich.

    Die Timing-Verzögerungen versuche ich zu umgehen, indem ich die Dopplungsspuren choppe und alle manuell versuche gleichzusetzen. Eine ganz schöne Frickelei^^

  • Czebo   14. Okt 2009   18:49 UhrAntworten

    Sehr schön für die kopierte Doppelspur ist auch ein leicht moduliertes Delay. Sowohl in der Tonhöhe (±7Cents) und dem Delay(zwischen 15 & 30ms). Damit sollte sich die Spur genug von der Originalspur absetzen und kann entsprechend mit EQ, Kompressor und evtl. noch einem Sättigungstool bzw. Verzerrer angereichert werden.

    Aber Achtung: Stets Phasenlage checken und Kammfilter vermeiden!

    Beste Grüße, Czebo

  • David Martini   14. Okt 2009   21:14 UhrAntworten

    Ich verwende überhaupt keine Lautstärkeautomation.

    Mann kann auch die entsprechenden Leisen Passagen eines Tracks mit der Schere in Cubase cutten, und diese Stelle oberhalb des Eventparts so laut ziehen, das die Wellenform sich an die anderen anpasst. Klappt wunderbar.

    lg

  • andreas   15. Okt 2009   09:03 UhrAntworten

    Tolle Tips! Da war noch einiges bei was ich nich nicht kannte!
    :o)

  • Martin Burkard   15. Okt 2009   11:14 UhrAntworten

    jo, coole sachen dabei.

    2 tips aus eigener erfahrung:
    wenn ich permanente doppler auf ner 2ten spur recorde, dann knall ich meistens n starken compressor drauf, nehm die höhen ein bisschen raus (+ leichter lowcut wg. frequenzbrei) und schraub an der lautstärke, bis ich einen angenehmen "teppich" habe, das funktioniert eig. wunderbar.

    Bei HipHop ganz cool, wenn man die Stereo-Dopplung bevorzugt:

    Immer nur die letzten paar worte der Textzeile doppeln... also quasi die "reimwörter".. hat man oft bei dt. hiphop-geschichten im zeitraum 1998-2004 oder so. dann die doppler relativ leise ziehen und n fettes panorama rein.

    an dieser stelle auch mal hut ab vorm delamar-team, die Arbeit die ihr hier leistet is echt super, bin eig. jeden tag auf der seite und zieh mir die artikel und podcasts rein... weiter so!

  • $hotty Balle   16. Okt 2009   15:59 UhrAntworten

    Ja, also zunächst mal wieder ein fettes Danke an das Delemar Team auch von meiner Seite. Für blutige Anfänger werdet ihr wohl sicher auch desöfteren mal vergöttert! ^^
    Dopplung ist eine wichtige Sache, ich dopple auch immer. Ich benutze keine Effekte wie Delay um einen "künstlichen" Doppler zu kreieren. Klar, die Dopplung muss man eben immer auf die Hauptspur zurecht cutten, falls untighte Doppelfehler vorhanden sind, die Arbeit ist es mir aber wert!
    Und so nebenbei, eigentlich ziemlich unwichtig: mir ist aufgefallen, dass es den Punkt 5 oben zweimal gibt.
    Kann passieren, ist ja nicht weiter schlimm!
    Grüße und macht weiter so!

  • Paul   16. Okt 2009   16:29 UhrAntworten

    Was eine sehr natürlich Dopplung ergibt ist, voraus gesetzt man singt recht sicher, das ich z.b. den Lead Gesang kopiere und die eine mit einem Pitching Programm bearbeite und die unbehandelte leiser dazumische. So klingt das nie elektronisch. ADT ist aber wirklich top.

  • Martin Burkard   16. Okt 2009   17:05 UhrAntworten

    hey paul,

    wie stark pitcht du denn deine voice-aufnahmen? nur um ein paar cents oder gleich ne quinte :) ?
    wenns nur ein paar cents sind... is das nicht in etwa das gleiche wie n chorus?

  • Paul   16. Okt 2009   18:41 UhrAntworten

    Hallo Markus,

    ich korrigiere den Gesang zu 100%, ohne Hardtuneeffekt, versteht sich ja von selbst. Du hast dadurch zusätzlich alle Optionen offen ob du nur einen Choruseffekt, Stimmandickung oder Dopplung haben willst. Je nach dem wie hoch du den Volumenfader ziehst. Ich empfinde alle Plug ins irgendwann als statisch, das kann so nicht passieren. Außerdem sparst du einiges an CPU.

  • Martin Burkard   16. Okt 2009   19:50 UhrAntworten

    jetz hab ichs gecheckt.
    du nimmst deine mainspur und korrigierst sie mit z.B. Melodyne, und mischt die unbearbeitete dann leise dazu... klingt auch gut.

    ich heiße btw. martin :)

  • Paul   16. Okt 2009   20:18 UhrAntworten

    Sorry, ...Martin :-)

  • Daniel   19. Okt 2009   13:12 UhrAntworten

    sehr schöner Artikel !!

    an alle: ich möchte gerne mal von euch wissen, wie ihr genau eine große Menschenmenge simulieren würdet. HIerbei gibt es auch diverse Vorgehensweisen.

    bitte mal um Feedback, da es mit Sicherheit interessante Meinungen dazu gibt !

    grüße
    Dan

  • Paul   23. Okt 2009   08:52 UhrAntworten

    Am schnellsten wird es wohl gehen wenn man es wie Abba macht.
    Einen sechsstimmigen Chor mehrfach einsingen lassen.
    Man kann heutzutage einen Vocalharmonizer nehmen. Danach die Einzelstimmen einsingen. Was sehr füllig klingt ist, eine Aussenstimme und Mittelstimme rechts pannen und die andere Aussenstimme und zweite Mittelstimme links pannen. Stichwort : Matt Bianco "Who side are you on"

  • Kerim Yagmurcu   07. Jun 2010   10:11 UhrAntworten

    Ich hab mir schon etwas länger mal vorgenommen, eine Hook zu doppeln, jedoch die Dopplungen( zu Fuß gedoppelt )in der Tonhöhe zu verändern, sprich ganz kleinen Tick -pitch und ganz wenig +pitch - weiss jemand, wie das rüberkommt? Hat schon jemand Erfahrung damit gemacht? Wüsste jetzt auch keinen Referenzsong oder so, war mal ne Idee, die ich hatte :)

  • Jay   02. Nov 2010   01:05 UhrAntworten

    wenn ich eine spur mittig laufen lasse und zwei dopplungsspuren links und rechts dann ist links die andere stimmen lage hörbar was würdet ihr mir empfehlen <?? für hilfreiche informationen würde ich mich freuen danke schon mal in voraus !!!
    gruss jay

  • Buddha   13. Mrz 2017   23:00 UhrAntworten

    Ich mag das alles nicht, weniger ist mehr.....

  • GeeFee   18. Okt 2020   15:03 UhrAntworten

    Danke für die guten Tipps.
    Ich habe auch mal gerne mit geflüsterten Dopplungen gearbeitet. Die nimmt man nicht wahr als das, was sie sind, sondern sie verleihen so etwas wie Suspense. Etwa, als würde man nicht nur das Ausgesprochene, sondern auch das Gedachte hören.
    War aber ein Tipp von jemand anderem, den ich mir zueigen gemacht habe, weil er funktioniert.

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